Beiträge: 1.551
Registriert am: 26.11.1999

Beiträge: 9.390
Registriert am: 19.11.1999

Beiträge: 424
Registriert am: 26.12.2000

Umbereifung am Barkas:
Viele Fragen, wenig Lösungen
Die Originalreifen für den Barkas werden langsam rar – und teuer. Zudem sind die meist gut abgehangenen und/oder runderneuerten Diagonalreifen auch beim Fahren kein großes Vergnügen: Die Bodenhaftung ist eher flau, was man vor allem in der Kurve, beim Bremsen sowie bei Seitenwind merkt; und der Rundlauf und die Fertigungsqualität sind auch nicht durchgängig erstklassig. Also umbereifen auf moderne Gürtelreifen? Leichter gesagt als getan. Zwei Dinge sind es, die beim B1000 der Experimentierfreude im Weg stehen – die Traglast und der Abrollumfang.
Die empfehlenswerteste Umbereifung für Barkas-Fahrer, die aus Gründen der Originaltreue oder der Optik die originalen 13-Zoll-Felgen beibehalten wollen, ist das Aufziehen von Transporterreifen in der Größe 6,70 R 13 C (8PR). Sie entsprechen in Dimensionen und Tragkraft recht exakt den Original-Pneus, bieten aber bessere Fahreigenschaften. Noch vor ein paar Jahren konnte man diese (teuren) Pneus bei jedem Reifenhändler bestellen, heute ist die Liefersituation ungewiss. Nur mit Glück treibt man einen Händler auf, der noch einen Satz am Lager hat. Der regelmäßige Nachschub ist zum Erliegen gekommen; die Reifen werden nur noch schubweise gefertigt – einige Monate Lieferzeit können vorkommen.
Da könnte man auf die Idee kommen, einfach normale Pkw-Reifen zu verwenden. 175 R 13 scheint sich beispielsweise anzubieten – nicht zu breit, und auf den 5-Zoll-Felgen gut zu montieren. Doch in Wahrheit nicht brauchbar für den Barkas: Die Traglast der normalen Pkw-Ausführung liegt bei 530 Kilo pro Rad, die der verstärkten (reinforced) Version bei 580 Kilo. Das reicht nicht für die 1250 Kilo Achslast des B1000. Man kann nur dann eine regelmäßige Eintragung erreichen, wenn man die Achslasten entsprechend herabsetzen – und damit das zulässige Gesamtgewicht und die Nutzlast verringern lässt.
Geeignet sind die Reifen für den Barkas aber dennoch nicht wirklich – selbst wenn man die Eintragung hinbekommt: Als nicht übertrieben kräftig motorisierter Transporter ist der B1000 schon von Hause aus sehr kurz übersetzt, um für genug Zugkraft am Berg und bei voller Beladung zu sorgen. So dreht der Motor schon mit den Serienrädern recht hoch, wenn man schnell fährt: Bei einer angenommenen Höchstgeschwindigkeit von echten 100 km/h muss die Kurbelwelle schon 4300 mal pro Minute rotieren – deutlich über der Nenndrehzahl. Folge: Verschleiß und Spritverbrauch steigen deutlich an, und der Motor läuft in einem ungünstigen Drehzahlbereich, wo die Leistung schon wieder abfällt. Montiert man nun auch noch Reifen mit kleinerem Abrollumfang, wird es noch schlimmer: Mit den 175ern dreht der arme Motor schon über 4600 Touren; käme jemand gar auf die bizarre Idee, flache 175/70er aufzuziehen, wären es schon über 4800.
Beim Fahren merkt man das natürlich nicht sofort; denn der Tacho weiß ja nicht, dass die Reifen kleiner sind und das Auto mit einer Radumdrehung weniger weit kommt. Subjektiv kann einem der kleiner bereifte B1000 sogar munterer vorkommen, weil einfach der Tacho zu viel anzeigt. Misst man aber einmal nach – etwa mit der Stoppuhr und den Kilometertäfelchen an der Autobahn – stellt man fest, dass man in Wahrheit deutlich langsamer unterwegs ist, oder aber mit entsprechend höherer Drehzahl. Das Gleiche mit dem Verbrauch: Wer selbst Verbrauchsmessungen mit Hilfe des eingebauten Kilometerzählers durchführt, ohne dessen Abweichung vorher zu ermitteln, stellt mit kleineren Reifen oft einen niedrigeren Verbrauch fest. Auch das liegt daran, dass das Auto in Wahrheit nicht so weit gefahren ist, wie der km-Zähler vortäuscht.
Wie aus der Tabelle abzulesen ist, sind die über die IG erhältlichen 14-Zoll-Felgen mit 185er Reifen tatsächlich die empfehlenswerteste Umbereifungsmöglichkeit: Sie sind im Abrollumfang nur minimal kleiner als die originalen 6,70-13er Diagonalis und haben eine ausreichende Traglast: Üblicherweise Load-Index 90 (600 kg), je nach Fabrikat können die 185er (neue Bezeichnung: 185/80 R 14) auch den Load-Index 91 haben, was einer Traglast von 615 kg pro Rad entspricht. Für den KK mit seiner verringerten Vorderachslast genügen in jedem Fall normale Pkw-Reifen, für die anderen nimmt man eben „reinforced“ – oder lastet um ein paar Kilo ab. Spezielle Transporterreifen sind nicht unbedingt nötig; sie haben zwar bis zu 1600 Kilo Tragkraft pro Reifen, aber die braucht man ja nicht – und insofern besteht keine Notwendigkeit, die schlechteren Fahreigenschaften und den geringeren Abrollkomfort der Transporterpneus in Kauf zu nehmen. Die Versorgungslage für die 185er Reifen ist generell gut; es gibt viele verschiedene Fabrikate, und man kann ordentliche Neureifen für 100 Mark pro Stück bekommen. Eine gute Bezugsquelle für Reifen, wenn man Internetanschluss hat, ist übrigens www.reifendirekt.de. Dort gibt es 185/80er im Angebot oft schon für 80 Mark.
Wesentliche Nachteile handelt man sich mit der Umbereifung nicht ein. Dank der „Plausibilitätsbetrachtung“, die den über die IG gekauften den Felgen beiliegen, macht die Eintragung in der Regel keine Probleme. Die Rundlaufqualität der Felgen ist recht gut, keinesfalls schlechter als die der Originalräder. Die durch die andere Einpresstiefe etwas breitere Spur verbessert prinzipiell die Fahreigenschaften, führt aber andererseits dazu, dass Probleme durch schief ziehende Vorderbremsen einen deutlicheren Einfluss auf das Lenkverhalten haben; denn der Lenkrollradius (Hebelarm, um den das Rad beim Einschlagen schwenkt) ist mit den breiteren Rädern größer, die Störkräfte haben mehr wirksamen Hebel. Ein spürbarer Nachteil können die höheren Lenkkräfte beim Einparken sein; der breitere Reifen lässt sich einfach nicht so leicht auf der Stelle schwenken. Wer einen feinfühligen Po hat, wird außerdem den leicht verringerten Abrollkomfort – beispielsweise auf Kopfsteinpflaster – feststellen, der durch die steifere Lauffläche der Gürtelreifen bedingt ist.
Unter dem Strich überwiegen aber auf jeden Fall die Vorteile.

Denkbare Reifengrößen am B1000
Größe Fabrikat/Typ Reifentragkraft /
max. Achslast (kg) Abroll-
Umfang (mm) Drehzahl bei 100 km/h
6.70 – 13 (Original) 2000 4300
13-Zoll-Größen (auf Originalfelgen)
6,70 R 13 Michelin XCA
/ XC M+S4 Bis 1500/3000 kg
(je nach Luftdruck) 2000 4300
175/70 R13 475 / 950 1770 4860
185/70 R 13 500-530 / 1000-1060 1825 4710
175 R 13 530 / 1060 1855 4635
175 R 13 (reinf.) 580 / 1160 1855 4635
195/70 R 13 580 1855 4635
185 R 13 560 / 1120 1910 4500
6.40 (7.00) R 13 Michelin ZX 545-560 / 1090-1120 1952 4410
7.25 R 13 Michelin X / ZX 600 / 1200 1995 4310
14-Zoll-Größen (Umrüstfelgen notwendig)
175/70 R 14 500 / 1000 1850 4650
185/70 R 14 560 / 1120 1905 4515
175 R 14 560-615 / 1120-1230 1935 4450
195/70 R 14 560-615 / 1120-1230 1940 4435
185 R 14 600-615 / 1200-1230 1985 4335
185 R 14 (reinf.) 670 / 1340 1985 4335
Quellen und weiterführende Literatur: Backfisch, K.P./Heinz, D.: Das Reifenbuch (Motorbuch Verlag, Stuttgart 1992); Shell Autobuch (Ullstein Verlag, Frankfurt/M. 1969); Staudt, Wilfried: Kraftfahrzeug Technik (Vieweg Verlag, Braunschweig 1988); Weller, Peter A. et. al.: Fachkunde Kraftfahrtechnik (Holland + Josenhans Verlag, Stuttgart 1984; Continental AG: Umbereifung; Michelin KgaA: Betriebsanleitung für Michelin-Reifen; dies.: Katalog „Reifen für Oldtimer und Liebhaberfahrzeuge“

Beiträge: 7.303
Registriert am: 11.10.1999

Beiträge: 4
Registriert am: 03.09.2002