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Autor Thema: Kompression verringern und billigen Fusel fahren
trabi1995bis1999

Beiträge: 155
Registriert am: 08.07.2003


Hi!

Wie wär's, wenn man mal das Umgekehrte von dem macht, was sonst so üblich ist? Nämlich die Kompression verringern!

Kriegt man da einen Motor auch mit 50%Biodiesel zum Laufen? (Normalbenzin:Biodiesel(RME)1:1)

Aufs Schmieröl könnte man dann ganz verzichten, weil RME ja hervorragend schmiert.

Leistung und Wirkungsgrad gehen natürlich etwas in den Keller, aber einen Versuch wär's wert. Na, wie wär's?

gruß

kupy

Beiträge: 7.303
Registriert am: 11.10.1999


Die Schmiereigenschaften von RME und Diesel dürften bei weitem nicht den längeren Betrieb des Motors ermöglichen, die Nebelwolke hinter Dir animiert die Herren in Grün möglichweise zur sofortigen Stillegung des Autos. Die Verbrennung dürfte nämlich so schlecht sein, daß der Wirkungsgrad womöglich gerade zur Fortbewegung reicht. Dafür brauchst Du dann aber wieder mehr Kraftstoff. Oder Du baust Dir einen 10l-Lanz-Einzylinder in den Motorraum (5l reichen auch). Wirklichen Billigfusel wie einst Waschbenzin gibt es leider nicht mehr.
kupy

Beiträge: 7.303
Registriert am: 11.10.1999


Bei der niedrigen Kompression, die der Motor für Diesel hat, und abgesehen von der Zerstäubung im Vergaser, die mit 50% auch schlechter sein dürfte, könnte es passieren, daß Du ein 50:50-Mix ohne Vorglühen des Motors gar nicht zum Zünden bekommst.
trabi1995bis1999

Beiträge: 155
Registriert am: 08.07.2003


Was ich an diesem Forum liebe, ist, daß man manchmal auch ein wenig rumspinnen kann, ohne gleich von bierernsten Katalog-Teilenummer-Sucher rausgeschmissen zu werden

Also kupy, spinnen wir weiter: RME hat erheblich bessere Schmiereigenschaften als Diesel. Das ist etwa so wie Nähmaschinenöl. Also Schmierung kein Problem, dafür leg ich die Hand ins Feuer.

Zerstäubung schon. Vielleicht wird sie besser, wenn man die ganze Suppe vor dem Vergaser erhitzt? Naja, wird zu gefährlich.

Aber mal was anderes: Kennst Du noch die alten Glühkopfmotoren? Das waren weder echte Diesel- noch echte Ottomotoren. So ein Zwischending eben. Der Kraftstoff wurde im Zylinderkopf "thermisch" vergast bzw. verdampft, indem er in die glühende Mulde des Glühkopfes gespritzt wurde. Ab einer bestimmten Dampfkonzentration zündete der ganze Mist (innerhalb von Millisekunden natürlich)

Oh mann, das wäre doch mal ein Projekt: Trabi mit umgebauten Glühkopf-Motor als Allesfresser!

[Bearbeitet von trabi1995bis1999 (18-09-2003 - 10:32)]

trabi1995bis1999

Beiträge: 155
Registriert am: 08.07.2003


Hier noch ein hochinteressanter Link über Aufbau und Arbeitsweise des Glühkopfmotors:

http://home.germany.net/101-27793/glhkopf.htm
klickbar gemacht, Beppo/Moderator (Chris hats sicher übersehen )

Daß der Trabimotor beste Voraussetzungen für's Glühkopfen hat, zeigt dieses Zitat:

"Glühkopfmotoren sind liegende oder stehende Ein- oder Mehrzylindermotoren, die im Zweitaktverfahren mit Kurbelgehäuse-Vorverdichtung und Schlitzsteuerung arbeiten. "

Oh mann, ich würd am liebsten gleich beginnen mit dem Projekt.

[Bearbeitet von Beppo (21-09-2003 - 11:36)]

ingo

Beiträge: 424
Registriert am: 26.12.2000


Ich hab derletzt im Museum (Nautineum Stralsund) einen Motor gesehen: ein 4 Takt Ottomotor mit doppelvergaser, der mit Benzin angefahren wurde und dann mit Diesel weiterlief: es war ein bootsmotor. wie das funktionieren sollte stand aber leider nicht da. vielleicht über einen glühkopf, der über die ersten minuten mit benzin erhitzt wird?
Man könnte ja zum Beispiel einen Glühkopf mit M14 Gewinde basteln und einsetzen. ist die kompression beim trabi so hoch wie bei den alten glühzündern?
die leistung geht natürlich in den keller: die glühzündermaschinen hatten bei 1 l hubraum oft nur 10 PS.

ingo

kupy

Beiträge: 7.303
Registriert am: 11.10.1999


Klar ist spinnen erlaubt! Und, Du sagtest es schon, der Glühkopfmotor ist ein echter Zweitakt-Diesel. Aber erinnern wir uns: Diesel enzündet sich nur bei guter Zerstäubung, hoher Kompression und/oder Zündquelle. In dem Fall der Glühkopf bzw. erhitzte Strukturen im Kopf, könnte also auch eine Glühkerze sein. Glühkopf-Prinzip ist aber nur dann mit vernünftigem Wirkungsgrad realisierbar, wenn genügend Zeit bleibt für die Gemischaufbereitung und Spülung (und da wird luftgespült und vorkammerinjiziert.) Daher wird zwischen langsam- (Ackerschlepper z.B.) und schnellaufenden 2T-Motoren (Trabant z.B.) unterschieden. Das Saugprinzip klappt also hier nicht. Somit besser zur Einspritzversion übergehen, aber das erhöht den Aufwand.
Zur Schmierwirkung von RME bin ich anderer Meinung, außerdem wird ja im Kurbelgehäuse trocken angesaugt, also ist ein Fremdöler erforderlich. Aber die Ansichten über eine "gute Schmierung" sind ohnehin immer anwendungsspezifisch. Gerade bei geforderter guter Benetzung, Scherstabilität auch unter hoher Temperatur und rascher Gleitpaarbewegung ist auch Feinmechaniköl bald an der Grenze. Dafür eignen sich dann Motoröle wiederum für andere Einsatzfälle nicht. Soweit ich weiß, werden auch bei Biosieselaggregaten trotzdem immernoch die Zylinderwandungen mit Motoröl angespritzt.
Nur mal so ewähnt, dafür verbürge ich mich nicht: mir wurde mal erzählt, in Zwickau sei einer mit auf Diesel umgebauten Zweitakter erschienen...
Viel Spaß beim Basteln und bitte immer auf dem laufenden halten! Möchte nichts verpassen! Und zum Thema Gasantrieb empfehle ich "Der Betrieb gemischgespülter Zweitaktmotoren mit Flüssiggas", VDI 1942 Da steht was zu einem einfachen Öler.
Guter Artikel, das mit dem Glühkopf, übrigens!
Otto Sykora

Beiträge: 397
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Schmierfähigkeit von RME mag gut sein, aber wenn es so ist wie von Nähmaschinenöl dann ist natürlich zu bedenken dies bezieht sich auf normale Temperaturen und nicht auf mehrere hundert Grad im Zylinder.

In den 80gern durfte ich mal eine spezielle Version von Chevi Corvette bestaunen. Da war ein experimentalmotor drin, es nahm Benzin und auch Diesel und auch Petrol was auch immer. War zwar bei keinem Betrieb besonders stark und schnell, aber der Besitzer konnte von der Schweiz nach weit ins asiatische Udssr damit fahren.
Bei der Umstellung von Benzin auf Diesel musste man irgendetwas abschrauben und woanders anschrauben, also es ging nicht durch die gleichen Wege.
Irgendwie wurden die schwereren Treibstoffe vorgeheizt und dann eingesprizt etc.
Die Karrosserie war so wie ein Trabi, aus Kunststoff. Und wir mussten dem Typ dann noch diverse Antennen für die damaligen Mobiltelefonnetze drauf installieren, das war wirklich eine Herausforderung.

Soviel ich es in Erinerung habe, war es eine Versuchsanordung vom Chevi, nichts aus der Serie.

kupy

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Klingt interessant! Gibts da Bilder von?
Otto Sykora

Beiträge: 397
Registriert am: 20.06.2002


also ich habe keine Bilder davon, liegt auch schon einige Jahre zurück, wo der Besitzer geblieben ist weiss ich auch nicht, eigentlich war es ein Schweitzer, aber hatte angeblich einen US und einen Udssr Passport und hat irgendwelche Geschäfte auf dieser Achse betrieben.
Ich habe nur an der Telfonanlage für das CH Netz gearbeitet. Es war so um 1985.

kupy

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Das waren die goldenen Zeiten der Motorforschung. Keramik und Mehrstoffmotoren... *träum*
trabi1995bis1999

Beiträge: 155
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Mit der Leistungsausbeute habt Ihr natürlich recht. Ein zum Glühlkopf umgebauter Trabi würde vielleicht mit ach und krach 50 km/h schaffen - dafür aber im 4.Gang.

Das faszinierende am Glühkopfmotor ist eigentlich, daß er ein echter Allesfresser ist: Er schluckt:

Diesel/RME
Pflanzenöl
altes Frittieröl
Fett
Paraffin
Butter
Schokolade

Na gut, hier mache ich mal Schluß

@kupy: Mit dem Dieselmotor irrst Du Dich: Der Glühkopfmotor ist tatsächlich eine dritte (eigenständige) Art Verbrennungsmotor. Er ist sozusagen ein direkteinspritzender Ottomotor mit Glühzündung. Deswegen ist der Spritzbeginn ja auch 120° (!!!) vor o.T. Der wesentliche Unterschied zum Dieselmotor ist, daß der Glühkopf eine Fremdzündung darstellt und daß in der Zeit von 120° vor o.T. bis kurz vor o.T. ein homogenes Kraftstoff-Luft-Gemisch entsteht, indem der Kraftstoff kontinuierlich auf der Glühschale verdampft. Gegen die Definition als Ottomotor spricht, daß das K-L-Gemisch nicht in jedem Lastzustand stöchiometrisch sein muß. Bei Teillast wird der Spritzkegel verstellt (schmaler), die Spritzmenge verringert und der Spritzbeginn mehr zu o.T. verlegt. Dann arbeitet er also mehr als Diesel.

Wie Ihr merkt, ist so ein Teil schwer zu regeln. Ist deswegen für den Stadtverkehr wohl weniger geeignet. Mehr für Fischerboote (12h nonstop Volllast) oder Stromaggregate.

kupy

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Es ist trotzdem nur ein frischluftgespülter Zweitakter, wenn auch mit Direkteinspritzung. Oder was macht ihn denn so anders, wenn nicht bloß das Zünd- und Einspritzprinzip? Daß er fast alles schluckt, finde ich prima. Die Schokolade würde ich allerdings als Fahrer eher mir zuführen zur Verwertung.
kupy

Beiträge: 7.303
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Als Mehrstoffmaschine eignet sie sich dann vermutlich besser zur Umsetzung des "dieselelektrischen" Prinzips (muß nicht unbedingt Diesel im Sinne des Wortes sein): Antrieb eines Generators bei konstantem Arbeitspunkt und mit dem (und damit wesentlich besser regel- oder steuerbar) Antrieb eines E-Motors. (So ähnlich wie letztens der Beitrag von Beppo über die Zwickauer.)
Schorschle

Beiträge: 688
Registriert am: 18.03.2003


...und wieso hat dann noch keiner einen Trabi mit Verbrennungsmotor, Generator, und Elektroantrieb gebaut?
Otto Sykora

Beiträge: 397
Registriert am: 20.06.2002


Da ist wohl das Problem was soll man dann damit machen. Verkaufen ? Wem ?

Wenn so was konstruiert wird, dann wird immer überlegt ob sich die Entwicklung nicht irgendwie vermarkten liesse. Also nimmt man dann irgendein etwas durchschnittlich zeitgemässes Fahrzeug als Basis. Gehen würde es alles schon. Auch der Smart war mit einem hybrid geplant, nur als man dann wegen dem Elchtest die Hinterachse wesentlich ändern musste, war plötzlich kein Platz mehr für die Teile da.

 

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