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Technik » Rost an den 1.1ern und den 601 von 1990 |
Autor | Thema: Rost an den 1.1ern und den 601 von 1990 |
TV P50
Beiträge: 3.959 |
Wie die meisten wissen ist es ja um die 1.1er und die letzten 601 um das Blech meist schlecht bestellt. Viele der heute noch übriggebliebenen sind mehr oder auch weniger stark von Rost befallen. Nach nunmehr endlosen Stunden des schweißenens und Blechtauschens an div. Fahrzeuge aus der Zeit ist mir persönlich eins aufgefallen was mich zu folgendem Schluß kommen läst: Besonders eindrucksvoll zu sehen an den Dachinnenrahmen der 1.1 (vorwiegend Kombi). Somit komme ich zu dem Fazit das es garnicht verwunderlich ist das die alle schneller rosten als sie fahren, wenn nicht direkt damals nach dem Kauf konserviert wurde. Ich bitte darum angeregt zu diskutieren. Gibts vielleicht hier jemand der damals im Werk war oder da gearbeitet hat und meine Aussage möglicherweise zu bestätigen. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Das würde also bedeuten, daß die nackten Karossen direkt in die Lackierstraße (oder eine extra Grundierkabine) hätten gehen müssen. Dann die Spritzgrundierung drauf, dann wieder raus aus der Lackierstraße, zurück zum Pappen kleben und anschließend wieder rein, nochmal grundieren (die Pappen) und dann der Decklack. Halte ich ehrlich gesagt für etwas seltsam, wenn man sich den Produktionsprozeß ansieht. Und dort gings ja eigentlich Elektrophorese (Tauchbad) - Pappenkleben - Lackierstraße Grundierung - Lackierstraße Decklack. Man hätte ja einen irrsinnigen logistischen Aufwand betreiben müssen und die Autos noch mehr hin und her transportiert. Außerdem zeigen beide Produktionsvideos (eins von 1990 - 601er und eins von 1991 - 1.1er), wie die Karossen ins Tauchbad kamen. Teilweise allerdings schon mit deutlich sichtbaren Roststellen. Blankes Blech in Hohlräumen beim 1.1er ist mir aber ebenso bekannt - kürzlich erst unterm Dachrahmen beim Kombi gefunden. Wie Tim sagte. Ich würde alles in allem eher die Theorie des minderwertigen Tauchgrundes unterstützen. Wie hieß der doch? Polybutadien oder so, Hersteller Fa. Hellag. Daß man das komplette Bad einfach rausgelassen haben soll, kann ich mir schwer vorstellen. |
heckman
Beiträge: 8.322 |
Meine Vorserie (bekanntlich 89) wurde zum Glück noch getaucht ...(mehr kann ich dazu nicht sagen..) |
Chris601
Beiträge: 9.390 |
Hinzu kommt meiner Meinung nach noch das "veränderte Verständnis" zum Fahrzeug der Menschen zur/nach der Wende. Gerade die letzten 1er, besonders die 444er, wurden damals oft wie "ein neues" Auto behandelt. Fahren und gut. Es ist ja neu und man muss nichts dran machen.. Im Gegensatz zu "anderen deutschen Autos dieser Zeit". Dankte es einem der Trabant seinerzeit mit rekordverdächtigem Schnellrosten.. Eigentlich nicht weiter verwunderlich bei mangelhafter Konservierung im Werk. In Russland ist das z.B. heute noch so |
TV P50
Beiträge: 3.959 |
Und warum sind dann zig Autos die ich kenne von teilweise weit vor 89 die nie Konserviert wurden nicht verrostet??????????
Aber selbst wenn sie durchs "schlechte" Tauchbad gegangen sind warum war in keinem der Fahrzeuge wenigstens ansatzweise was davon zu sehen???????? Fragen über Fragen [Bearbeitet von TV P50 (18-11-2005 - 16:32)] |
Alexxx
Beiträge: 673 |
Also meiner ist EZ 01/1990 und ich habe bisher keine Rostprobleme. Die einzige Problemstelle von leichten Rost war vorn im Radkasten und hinten am Übergang vom hinteren Kotflügel zur Heckstehwand. Ich muß natürlich dazusagen, daß meiner seit 1994 nichtmehr im Alltagbetrieb ist und mehr oder weniger nur noch im Sommer gefahren ist. |
Andre
Beiträge: 2.911 |
ich fahre einen 05/89er (Spritzwandprägung) 601 seit 8 Jahren nur im Winter, auch ohne Rostprobleme (inner- und äußerlich), der hat offenbar auch noch ne gute Grundierung erhalten |
Christian K
Beiträge: 3.150 |
Mein Kombi ist vom Dezember 1988 und auch sehr gut erhalten, das bestätigte sogar der Lackierer, dem ich den Trabant diese Woche hingebracht habe. Dies ist aber auch dem Vorbesitzer zu verdanken, der ziemlich alle Ecken mit Konservierungsmitteln vollgesaut hat, und so sah er auch von innen aus.
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Chris601
Beiträge: 9.390 |
Elaskon, dass dir die Klamotten versaut ist immer noch besser als Rost |
Muldentaler
Beiträge: 603 |
Das die Kombis nicht im Dachrahmen grundiert sind ist normal und rührt daher, dass in Zwickau die kpl. Bodengruppe gebaut und dann getaucht wurde. Danach wurden in Meerane die kombitypischen Teile angeschweißt und nur noch spritzgrundiert, siehe auch im Konservierungsbuch von Reichel. Das war aber bei älteren Bj. auch schon so. |
kupy
Beiträge: 7.303 |
Irgendwas mit der tauchgrundierung im Phosphatbad glaube ich mal in den späten 80ern/frühen 90er KFT gelesen zu haben, irgendwie in Verbindung mit den "schönen" Polybutadienzeug, aber frage nicht wann und wo. Kann aber auch gut sein, es wurde einfach mangels Motivation und wegen des Aufwands in der Endphase (man hatte eh kaum noch Kunden nach der Grenzöffnung) eingespart. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Trotzdem sind die Karossen (und zwar Kombikarossen!) in dem Film, den Werner Reichelt mit der privaten Videokamera in den letzten Tagen der Produktion gedreht hat, durchs Elektrophoresebad gelaufen. Mir ist ehrlich gesagt unklar, warum und wie man diesen Arbeitsgang hätte einfach weglassen sollen. |
TV P50
Beiträge: 3.959 |
Das ist ja möglich und schließe ich ja auch nicht aus nur hats eben nicht gehalten Das mit dem nicht richtig entfetten drängt sich mir mehr und mehr auf. |
601 Uncrowned
Beiträge: 4.632 |
Nun ja, für ein Video kann man das Arbeitsverhalten auch ein wenig verändern. Siehe hierzu: Nikolai Gogol "Der Revisor". Dass man aufgrund mangelnder Kundschaft den Produktionsprozess kostengünstiger gestaltet hat, scheint einleuchtend. Hierzu muss man aber auch bedenken, dass auch die Werktätigen sich in der Wendestimmung am Arbeitsplatz anders verhalten haben! War ja nicht mehr der Kampfplatz für den Frieden ... Ansonsten glaube ich beobachtet zu haben, dass bei vielen Wintertrabis, die Jahr für Jahr mit streusalzhaltigem Matsch beworfen werden (weshalb besitzen Westautos eigentlich keine Schmutzfänger?), die "Brillen" ein wenig zügiger rosten als üblich. |
heckman
Beiträge: 8.322 |
@TV Mein einser ist in den Hohlräumen sehr wohl "grundiert" und nicht blank |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Ich glaube eben nicht, daß das Weglassen des Tauchganges den Produktionsprozeß wirklich kostengünstiger gestaltet hätte! Aus einem einfachen Grund: man hätte mitten aus der Fließbandkette (wenn man es überhaupt so nennen kann im VEB Sachsenring) ein Glied entfernt, das man durch manuelle Transportleistung hätte ersetzen müssen. Die hätten doch bestenfalls Tauchgrundierung und Strom gespart, das alles aber durch den Mehraufwand für Spritzgrundierung und Extratransporte wieder zunichte gemacht. Ich behaupte, daß es entweder tatsächlich am Entfetten lag oder daß der Tauchgrund schlichtweg nichts taugte. Hinzu kommt die Theorie vom schlechten Stahl. Hat mir mal irgendwer gesagt, daß es in den letzten Jahren aufgrund sehr minderwertiger UdSSR-Lieferungen zu Problemen kam. Der Stahl war so schlecht verarbeitet, daß Sauerstoffeinschlüsse im Material für Rost "von innen" gesorgt haben - dagegen half natürlich auch keine Konservierung. Ob's stimt - wer weiß das schon so genau. |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Ich kann fuer meinen 1.1er (Kombi Baujahhr 1991, gekauft von mir 1996 mit 47000 km) Bei Kauf waren beide Einstiege durch, sonst noch ganz ok. Habe dann sofort Hohlraumkonserviert und die Einstiege tauschen lassen. 2003 beim Umbau zum Cabrio haben wir dann massiven Rostbefall an der Kombi Oberkante (wo die Scharniere sind) festgestellt. |
apollo11
Beiträge: 2.507 |
Ich selber habe beim 1.1er schon beides gesehen. Eine Total von Rost zerfressene Limo(Nullserie)bei der die komplette Karosserieunterkante einfach nicht mehr existent war. Dann erst vor kurzem bei einem Hauruckaufbau einen 1.1Uni der erstaunlich gut beisammen war und außer einer minimalen Oberflächenroststelle(unter den Rückleuchten)keinen weiteren Rost hatte.Und mein jetziger 1.1(444 Nr.409)bei dem entgegen aller vorher gemachten Vermutungen und Befürchtungen kein Rost war.(weder Geweih,Schweller,Radkästen etc.alles zum Glück i.O.) [Bearbeitet von apollo11 (19-11-2005 - 23:41)] |
POSTKUGEL
Beiträge: 2.620 |
Vielleicht liegt des Raetsels Loesung ja in der Frage, aus welchem Werk die Karosse kam, d.h. Mosel oder Zwickau? Wurden die Karossen vielleicht zeitweilig an beiden Standorten gefertigt? Interessant hier z.B. auch die Kuebelkarossen. Die Bodengruppen sind in Zwickau noch komplett durch's Tauchbad gelaufen, der Aufbau wurde dann in Meerane draufgeschweisst und lediglich gruen spritzlackiert. Entsprechend findet man sowohl blankes Blech als auch 1A-konservierte Stellen am selben Fahrzeug. Mein 89er Forstkuebel hat sogar noch vom Werk eine Hohlraumkonservierung des vorderen Quertraegers erhalten - dafuer dann am Heck innen zw. Radkasten und Seitenwand nichtmal Farbe [Bearbeitet von POSTKUGEL (19-11-2005 - 19:32)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Was die 1.1er Nullserien betrifft vielleicht mal ein Wort zu deren Entlastung: Die wurden ja allesamt im Werk zu Probezwecken gefahren - um nicht zu sagen zerschlazt. Man hat die Autos gebaut und ist dann mit denen auf die Piste - und auf was für welche! Da wurde nichts konserviert, da gings innerhalb von wenigen Monaten zweimal um den Tacho, durch Dreck, Schlamm, Teststrecken usw. Insofern kann man den echten Nullserien das Rosten kaum verübeln. Hm - ich vermisse WANNI hier in der Diskussion, der hat gerade die Nr.85 zerlegt und auch einige andere Erfahrungen... |
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