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Autor Thema: Geschichtspflege - Wie weit darf es gehen?
POSTKUGEL

Beiträge: 2.620
Registriert am: 24.04.2002


Wir waren an diesem WE zum Oldtimertreffen in Strahwalde. Eigentlich alle Jahre wieder ein sehr schoenes Treffen, grosser Teilemarkt und Fahrzeuge alle Art.

Auch edliche Militaerfahrzeuge bis hin zu funktionsfaehiger Technik aus dem 2. WK. Wenn die Besitzer dann in den dazugehoerigen Uniformen herumlaufen, kann man allerdings schon geteilter Meinung sein. Nungut, beim Fasching laufen manch Leute auch bunt herum. Was soll's (mal abgesehen davon, dass eine NVA-Jacke gepaart mit einer Bundeswehrhose irgendwie...nunja).

Was ich aber absolut geschmacklos finde: Wenn dort jemand in einer SS-Uniform posiert und ganz unverbluemt das Totenkopfsymbol auf dem Kragenspiegel traegt. Ich finde, so etwas ist reichlich "unter der Guertellinie" und hat m.E. auch nichts mehr mit kraftfahrttechnischer Kulturpflege zu tun.

Aber irgendwie scheint das die Leute nicht weiter gestoert zu haben...

[Bearbeitet von POSTKUGEL (15-06-2008 - 19:46)]

Andi

Beiträge: 3.836
Registriert am: 22.01.2001


Ich bin ja auch ab und zu auf Militärfahrzeugtreffen unterwegs. Bis jetzt habe ich aber immer gesehen, das die verfassungfeindlichen Symbole entweder entfernt oder unkenntlich gemacht wurden.

Ich finde auch, das da die Geschichtspflege etwas zu weit geht. In einem Museum hier in der Nähe haben sie Uniformen und Fahrzeuge aus dem 2. Weltkrieg ausgestellt mit den Symbolen aber da finde ich, ist es was anderes als auf einem Treffen.

Saxonier

Beiträge: 3.515
Registriert am: 10.09.2000


ich finde es geschmacklos,in nazi-uniformen rumzurennen.originalität hin oder her.
Schwarzrmannschwarz

Beiträge: 215
Registriert am: 06.10.2007


Richtig mit diesen SS sachen das habe ich auch schon öffter beobachtet naja es gibt immer Menschen da ist nur Luft in Kopf Leider
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Moin Moin
Uniformen an denen soviel Blut klebt wie an SS-Uniformen haben mit Spass wohl sicher nichts zu tun.Denn unser Hobby soll doch auch Spass sein,oder?Aber wo bleibt die Polizei?Mußte wahrscheinlich wieder eine Nazi-Demo schützen???
mfg fm
Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Also, ich habe nichts dagegen, wenn ich auf einem Treffen von Fahrzeugen des 2. WK auf Personen in Nazi-Uniformen begegne.
Ich denke, es kommt darauf an, wie die Träger der Uniformen damit umgehen. Stolzes Posieren und Angeberei geht natürlich überhaupt nicht. Und das man diese Kleider bei einer Ausfahrt auch nicht tragen sollte, dürfte auch klar sein. Aber innerhalb des Geländes? Und wer sich als Besucher daran stört, darf eben nicht hingehen.

@framaus:
Es gibt noch viele andere Uniformen, "an denen Blut klebt".
NVA- und Sowjet-Uniformen gehören für mich dazu. Und? Soll man die jetzt auch nicht mehr tragen dürfen?
Jawohl, stolzes Posieren und das Tragen außerhalb von Veranstaltungen lehne ich in NVA-Uniform genauso ab, wie in SS-Uniform. Nicht mehr und nicht weniger.

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


Zwischen SS und NVA-Uniformen sollte aber schon deutlich unterschieden werden, die NVA war keine Massenmörderorganisation die die industrielle Verwertung menschlichen Lebens unterstützt und betrieben hat!

Die zwei gehören nicht in einen Topf!

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Mir fielen in Kirchberg auch allerhand Wehrmachts-Anzüge auf.

Das muß nicht zwingend sein, wie ich finde.

Und allen, die nicht zwischen denen und jenen unterscheiden können, sei mal ins Stammbuch geschrieben:

Die NVA hat niemals an einem Krieg teilgenommen. An einem Angriffs- und Eroberungskrieg schon gar nicht.

Währenddessen hat die Deutsche Wehrmacht genau DAS getan und hinter hier kamen die schwarz Uniformierten und haben die überlebenden Zivilisten in Ghettos, KZ's und letztlich ins die Gaskammern gebracht.

Was an diesen beiden Armeen gleichwertig sein soll, muß mir mal jemand erklären. Außer dem grundlegenden Uniformschnitt nämlich nichts.

pwb601

Beiträge: 3.903
Registriert am: 07.10.2001


Ganz ehrlich, genug Selbstbewußtsein, um auch mal ne Naziuniform zu ertragen, sollte man mittlerweile in Deutschland doch wohl haben oder? Ich find den lockeren Umgang mit der Geschichte gut und richtig, und man sollte noch viel weiter gehen damit als nur ein paar Parodien durch Uniformen darzustellen. Denn grade durch die Verteufelung, das Darstellen als das ultimativ böse und das Duckmäusertum in der Gesellschaft ... "guck dir DEN an, der hat das böse Wort mit Hit** gesagt!!!" ... schmeißt man haufenweise Dünger auf den Komposthaufen, aus dem die ganzen Neonazis schlüpfen
das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


es sei die neue NEON empfohlen.... kann man den Zweifingerbart noch (oder besser schon wieder) tragen?
601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


*saxonier, framaus, hegau und deluxe anschließ*

In einem anderen Forum fragte unlängst jemand, wo man einen Mantel der "Sturmstaffel" (sic!) herbekommt.
DAS sind Kandidaten!

heckman

Beiträge: 8.322
Registriert am: 06.02.2005


Scheint sich nach mehr als 60 Jahren mal wieder zu normalisieren...
Wie Poku und Saxonier schon sagten, einfach nur geschmacklos..
Wer es aus geschichtlichen Gründen tut bitte nur zu Hause im Kreis derer, die damit umgehen können, aber nicht öffentlich, es vertreibt andere Besucher wie mich z.B. und lockt Andere die es nicht mehr einordnen können, aus welchen Gründen auch immer...

[Bearbeitet von heckman (16-06-2008 - 22:44)]

pwb601

Beiträge: 3.903
Registriert am: 07.10.2001


Fragt euch bitte mal im Stillen, ob euch folgendes genauso stören würde: Jemand rennt, sagen wir zum Beispiel, in einer napoleonischen Gardeuniform rum. Auf nem Militärtreffen zum Bespiel. Ganz ehrlich bitte. Nein? Korrekt, ich wette, die meisten würden es nicht wirklich schlimm finden. Sind ja auch nur 16 Millionen Tote, die diese Uniform verursacht hat, das ist natürlich was ganz anderes als die Wehrmacht ...
POSTKUGEL

Beiträge: 2.620
Registriert am: 24.04.2002


Wie schon geschrieben, bei den Uniformen kann man oft geteilter Meinung sein. Ich persoenlich sehe die Sache halbwegs liberal.

Bei der Vorstellung eines guterhaltenen Seitenwagengespanns des Afrikakorps kann man die dazugehoerige Uniform des Fahrers durchaus noch unter "Gesamtbild" einordnen.
Und solange es sich dabei um die Uniform eines gemeinen Soldaten handelt, der ja im Prinzip oft auch nur so "wie die Jungfrau zum Kinde" in den damaligen Schlamassel hineingeraten ist, kann ich damit noch ganz gut leben. Mit einem Fahrer in Zivil natuerlich auch.

Das Unverstaendniss faengt fuer mich aber dort an, wo der Bezug Uniform<->Fahrzeug verloren geht. Also z.B. am Abend im Festzelt. Dort muss man nun wirklich nicht mehr mit so etwas posieren. Aber auch hier koennte man ja noch tolerant sein.

Bei der Uniform der Totenkopfstandarten sehe ich allerdings NULL Toleranz. Diese Leute waren Verbrecher aus Ueberzeugung. Und es gibt. m.E. auch keine Fahrzeuge, fuer deren Vorstellung nicht eine andere Uniform ebenfalls geeignet ist, wenn es denn unbedingt eine Uniform sein muss.

Nun kann man in solchen Faellen natuerlich nach der Polizei rufen (der Veranstalter haette das im Eigeninteresse ggf. auch besser tun sollen). Was mich aber am meisten stoert: Die fehlende "Selbstregulierung". Es war jede Menge Militaertechnik auf dem Platz. Warum kommt dort nicht von Seiten der Treffenteilnehmer des selben Genres Kritik? Warum bittet man die betreffende Person nicht "unter sich" darum, ein anderes Outfit an den Tag zu legen?

Sollte die oeffentliche Toleranz wirklich schon so weit gehen? Eschreckend!

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Richtig - das finde ich auch erschreckend!

@pwb601: Nunja - man kann aber nicht mit der Logik kommen: eine Holzkeule aus dieser Zeit ist nicht schlimmer als eine aus jener Zeit.
- Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, wer wen, wann , wieviele und unter welchen Umständen/VORSÄTZEN damit erschlagen hat (um´s mal bewußt bildhaft darzustellen).
Und es ist (und bleibt!) nunmal so, daß 33-45 UNSERE ureigene Geschichte ist - was auf "Nappi" nur sehr indirekt zutrifft...

Als bei uns vor einigen Jahren die 825-Jahrfeier und der große Festumzug anstand, kam die Frage auch auf. Es wurde folgendes beschlossen: diese Zeit (33-45/incl.2.WK) wird selbstverständlich NICHT ausgeblendet - sondern entsprechend dargestellt.
Somit fuhren mit: 1 (nachgemachtes, da Dnepr) WM-Gespann, ein Mercedes 170 Cabrio mit "Fahrer und Offizier", etwas Fußvolk und u.a. ein russ. Panje-Wagen (Pferdegespann). Das Tragen von Nazi-Uniformen hingegen wurde nicht beführwortet - es wurde auf (die ohnehin recht ähnlichen - aber eben doch weit unverfänglicheren) NVA-Uniformen ausgewichen, die Fzge. erhielten zeitgenössischen Kennzeichen.
Auf die Idee, jemanden in SS-Uniform mitlaufen oder -fahren zu lassen, wäre schon gar keiner gekommen.

[Bearbeitet von standard (17-06-2008 - 09:18)]

das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


@Benny: lügen wir uns doch nicht in die eigenen Tasche..... wer außer einigen wenigen weiß denn um die "Kollateralschäden" französicher Expansionsgelüste der Vorzeit?

Hast du Verwandte verloren? Kam Uropa wg. General Winter nicht mehr nach Hause?
Ist das Darstellen römischer Uniformen (unter deren Schwert auch der Eine oder Andere dahinschied) denn ebenso unmittlebar vorbelastet wie die "Beschaffungstouren" für den GröFaZ? Ich denke nicht......

also schön lässig bleiben..... was mir Mut macht, das es tatsächlich knapp 70 Jahre nach Kriegdsende in der heutigen Gesellschaft noch jemanden gibt, der Wehrmachts von NVA-Uniformen trennen kann.....

das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


einmal zuviel

[Bearbeitet von das moss (17-06-2008 - 09:19)]

pwb601

Beiträge: 3.903
Registriert am: 07.10.2001


@Standard "Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, wer wen, wann , wieviele und unter welchen Umständen/VORSÄTZEN damit erschlagen hat (um´s mal bewußt bildhaft darzustellen)":

Naja, Napoleon war darauf aus, Lebensraum im Osten zu gewinnen. Achso, und ein bißchen Weltherrschaft wollte er auch. Das ist jetzt sehr plakativ formuliert, trifft aber den Kern der Sache ganz gut, gerade Napoleon und Hitler haben so einige Parallelen, die weit über die Unfähigkeit, in russischen Wintern zu bestehen, hinausgehen

@Moss:

Klar stimmt das, Napoleon ist als Massenschlächter weniger bekannt als Hitler, aber das macht es doch nicht besser ...

Ich finde nur, über das "stark vorbelastet" sollte man langsam mal wegkommen. Was drei Generationen vor mir passiert ist, habe ich nicht zu verantworten, nicht zu rechtfertigen, mich dessen nicht zu schämen. Eine kollektive Verantwortung, sorgsam mit diesem Erbe umzugehen, habe ich und haben wir alle, natürlich. Das hat aber jede Nation, die irgendwann in ihrer Geschichte mal Krieg geführt hat **). Eine kollektive Mit_schuld_ an einem Krieg, an dem ich nicht aktiv teilgenommen habe, habe ich ganz sicher nicht. Ich bin nur für mein eigenes Tun verantwortlich. Nicht für das fremder Leute. So weit kommts noch

**) ich finde, man kann nicht einen Krieg gegen den anderen aufwiegen. Auch jemand, der nur einen einzigen Menschen umbringt, ist ein Mörder. Jemand, der zehn Millionen umbringt, ist ein Massenmörder, aber moralisch stehen beide auf der gleichen untersten Stufe.

und noch mal @Moss

"was mir Mut macht, das es tatsächlich knapp 70 Jahre nach Kriegdsende in der heutigen Gesellschaft noch jemanden gibt, der Wehrmachts von NVA-Uniformen trennen kann....."

Da stimm ich Dir 100% zu.

framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Hier geht es doch nicht nur um Krieg,die SS hat Menschen aus ihren eigenen Reihen nur wegen einer anderen Meinung oder Religion schon zu Friedenszeiten eingesperrt,gefoltert und ermordet.Dazu kommt das man zur SS freiwillig gegangen ist.
Wenn also aus geschichtlichen Aspekt das tragen dieser Uniformen notwendig ist (z.B.Filmaufnahmen) ist das ok,aber privat ist und bleibt es geschmacklos.Toleranz hin oder her.
Man sollte sich mit seinem äußeren Erscheinungsbild schon identifizieren,spätestens dann müßte sich diese Frage von selbst klären.
mfg fm
 

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