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Trabiklatsch » 8,2milliarden$oderWie pleite war die DDR? |
Autor | Thema: 8,2milliarden$oderWie pleite war die DDR? |
standard
Beiträge: 19.357 |
Bin heute bei der Morgenlektüre in der MAZ auf einen interessanten Artikel von A.Steiner (Dozent an der Uni Potsdam, Autor "Von Plan zu Plan-eine Wirtschaftsgeschichte der DDR" /DVA München) gestoßen:"Gründlich verplant". Dieser handelt von der Wirtschaftsmisere der DDR und wie es dazu kam. Interessant folgende Passage: "...Die polit. relevante Außenverschuldung in konvert.Devisen belief sich auf 8,2Milliarden$. Das entsprach `89 175% der in freien Devisen abgewickelten Exporte und etwa einem 5tel des `89 erwirtschafteten Bruttoinl.produktes. Diese Größenordnung war, quantitativ betrachtet, durchaus beherrschbar und insofern war die DDR im engeren Sinne (noch) nicht "pleite". ..." Ich kann mir nicht helfen - irgendwie erscheint diese Summe lächerlich gegen die unaussprechlichen Zahlenmonster von Schulden, welche die BRD auch ohne Wiedervereinigung bis `89 schon auf dem Kerbholz hatte. |
kupy
Beiträge: 7.303 |
Sehe ich auch so. Und spontan fällt mir dazu der Spruch ein, den ich mal an einem Trabi gesehen habe: "Der Kapitalismus hat nicht gesiegt! Er ist nur übriggeblieben." |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Das ist ja interessant. Und wieder so ein Punkt, der die Zweifel aufkeimen läßt an der sogenannten Überlegenheit der Marktwirtschaft neuerer Art. Wirklich spannend wirds aber, wenn auch des Kapitalismus' letztes Stündlein geschlagen haben wird. |
pwb601
Beiträge: 3.903 |
Dazu das Phänomen, daß die Entwicklung der Wirtschaft nach 1973 in fast allen Bereichen in der DDR besser (!) verlaufen ist als in der BRD ... ein interessantes Phänomen, das von der westlichen Seite aus gerne mal absichtlich übersehen wird |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Hier mal der ganze Text. Ist zwar ziemlich lang, aber kann ja nicht schaden:
quote: |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
Nenene, der Deluxe. So lange Dinger zu lesen ist nicht so der Hammer. Ich lasse es diesmal auch. Das ist doch mal wieder das beste Beispiel, daß die Menschen alles glauben, was sie zu glauben haben. Die DDR wird als arm in allen Sichtweisen hingestellt, damit kein Wessi über die "auserhalb unsrer BRD ist alles Scheiße"-Sichtweise nachdenken muß. Hat doch bisher sehr gut gefunzt. Die traurige Propaganda ist doch überall zu sehen. Das geht im Fernsehen los (seit der Wende Motzki, Harald-Schmidt-Show, TV Total, Ei verbibbsch,...). Einfach schlecht gemacht, keiner muß darüber nachdenken und wenn man dumm genug ist, kann man sogar noch darüber lachen. Ich jedenfalls habe die DDR als Kind und später als Jungpionier kennengelernt. Ich muß sagen, das war nicht schlecht. Jedenfalls hatten die Kinder ein geregeltes soziales Umfeld (Kinderkrippe-Kindergarten-Jungpioniere-Thälmannpioniere) und die Jugend hatte eine Perspektive (FDJ) und auch eine Chance nach der Schule. Im Fernsehen und in der Zeitung wurde man nicht nur verblödet und ich habe den Eindruck, die "Zonenkinder" haben mehr drauf, also höhere Allgemeinbildung, bessere Sprachkenntnisse (ich kenne Leute aus dem Ruhrgebiet - deutsche Eltern, also selbst Deutsche - die können nicht richtig deutsch sprechen, die reden tatsächlich mit einer Art Akzent, klingt ähnlich wie Erkan und Stefan) und besseres Sozialverständnis, da nicht nur das Ich-denken vorhanden ist. Der beste Vergleich im Fernsehen ist Kinderfernsehen Ost - Kinderfernsehen West. |
kupy
Beiträge: 7.303 |
Man muß bloß aufpassen, daß man nicht wieder in Ossi-Wessi-Klischees abgleitet oder alles Vergangene vergoldet oder alles andere verteufelt. Dann ist man nicht anders als das, worüber man urteilt. Kritisch bleiben, Leute! (nur so als Randnotiz ) |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@Porschekiller: Naja - hin und wieder ist es aber ganz nützlich, mal so lange Dinger zu lesen. Dadurch entdeckt man nämlich auch Zusammenhänge statt Einzelfakten... Aber hast ja Recht: Bildschirmlesen ist unangenehm... |
standard
Beiträge: 19.357 |
@kupy: Besser konnte man´s nicht sagen! @porsche: Wie von den Vorrednern prinzipiell schon gesagt: wichtig ist immer die Betrachtung von BEIDEN Seiten der Medaille, um nicht in einseitige Polemik abzudriften. Mit dem "geregelten sozialen Umfeld" der Kinder und Jugendlichen gebe ich Dir Recht, dessen Fehlen führt weitgehend zu den extremen Auswüchsen an Gewaltbereitschaft und Kriminalität in unserer aktuellen Gesellschaft. Für die Jugend sehe ich die Perspektive seinerzeit allerdings weniger in der FDJ, als vielmehr in einem damals selbstverständlichen Einstieg ins Berufsleben über eine gesicherte Ausbildung (auch wenn´s beileibe nicht immer der Traumjob war). Kein Recht gebe ich Dir in Sachen Motzki - besser konnte man den verbohrten, von Vorurteilen zerfressenen West-Berliner (der auch nur eine Minderheit repräsentiert) eigentlich kaum darstellen. Oder wenn ich an seine "intelligente" Schwägerin aus Bonn zurückdenke..."brüll" |
CASI
Beiträge: 1.551 |
Ich möchte bei dieser Diskussion auch einmal zu bedenken geben, das es im "westen" nicht immer so abgegangen ist, wie es zur Zeit der Fall ist. In den 70´ern war hier sozusagen "Vollbeschäftigung". Wer arbeitslos war, hatte entweder keine Lust zu arbeiten, konnte dieses aus Gesundheitlichen Gründen nicht, oder hatte ein Pause weil er sich einen anderen Arbeitgeber gesucht hat. (Das hat auch früher nicht immer nahtlos geklappt ) Es gab genau 3 Fernsehprogramme und in diesen gab es ab 16.00 die Kinderstunde. Da liefen die "Rappelkiste",die "Sesamstraße" (nicht mit der heutigen zu vergleichen) der "Rosarote Panther", "Robby, Tobby und das Fliewatüt", etc. - Von Pokemons, Power Rangers, etc. war nichts zu hören und zu sehen. Der normale Werdegang eines Jugendlichen bestand aus Schule (damals ging da noch die Post ab, aber umgekehrt proportional zu heute ), dann mit 14-16 Jahren in die Lehre (Der Azubi fegte noch !!) - Dann kam in manchen Fällen das Studium, oder aber ein relativ ruhiges Berufsleben. Zum Thema, die Pütti´s können nicht sprechen, das unterschreibe ich Blanko - Nur muss dann auch so mancher Sachse nochmal zur Sprachschule *Nur um mal dieser mythenbildung ein wenig entgegenzuwirken, es ist kein Problem des "Systems", sondern ein Problem der Leute, wie diese mit dem "System" umgehen.) |
steppi
Beiträge: 683 |
...am besten mit unseren bayrischen Mitbürgern und vor allem denen aus dem Ländle!!! |
Deor
Beiträge: 189 |
Wo Bayrisch doch erst zum erotischten Dialekt gewählt wurde... |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
@Deluxe: Meine Augen sind so schon nicht der Überhammer. So lange Texte werden die wenigsten hier lesen, vermute ich. OK, ich würde die FDJ als einzige Organisation auch nicht sonderlich prickelnd finden, was momentan hier so abgeht, ist der absolute Misstand. Wenn sich Jugendliche versuchen selbst zu organisieren, werden ihnen Steine in den Weg gelegt, gefördert wird das ja sowieso nicht. Ich meine dabei nicht mal nur finanziell, sondern einfach mit Geben und Nehmen, also ihr bekomt ein leerstehendes Stadt-Gebäude auserhalb der Stadt und macht was draus oder so. In meiner alten Heimat Glashütte ging es sogar so weit, daß der Spielplatz abgerissen werden sollte, weil sich ein paar alte Schachteln (ich glaube, die arbeiten bei der Stadtvergewaltigung) über den Lärm aufregten. Und was passiert mit den Kindern in der Schule? Den Lehrern ist das Zusammenleben und die Leistungen in der Schule scheißegal, die Schulen an sich sind übervoll, die Lehrer viel zu alt und schlecht mit allem ausgestattet. Das geht mit dem Material los und hört bei den Rechten auf. Heutzutage darf ein Lehrer einem Schüler nicht mal mehr bei gröbster Widersetzung eine Scheuern. Währe in vielen Fällen sicherlich angebracht. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Wobei man dem Artikel eins vorwerfen kann: Zum einen behandelt er nur auf etwa 15 Zeilen das eigentliche Thema. Der Rest ist eine Kurzfassung der DDR-Geschichte. Und zum anderen hat der Herr Professor vergessen, daß seine Rechnung nicht aufgeht, weil die Mark der DDR keine frei konvertierbare Währung war. Das heißt, daß den 8 Mrd. Devisen-Schulden kein ebenbürtiges Zahlungsmittel entgegenstand und damit auch kein Gegenwert... @porschekiller: [Bearbeitet von Deluxe (12-02-2004 - 20:29)] |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Ich wuensche mir keine DDR zurueck und ich mag auch diesen Staat nicht. Wir haben 1990 die historische Chance verpasst eine NEUEN Staat zu schaffen. Stattdessen brach das Gegengewicht zum Kapitalismus weg und nun offenbart er sein grausames Gesicht. Oder wie mein Vater immer sagt "Der Kapitalismus ist gar nicht so schlimm wie man es uns in der Schule beigebracht hat, er ist noch viel schlimmer " In diesem Sinne |
standard
Beiträge: 19.357 |
@Deli, ich lese dort, daß die 8.2Mill.$ 1989 175% der in freien Devisen (also"Westgeld"/Dollar) abgewickelten Exporte (also Warenlieferungen aus der DDR an eben damit zahlende Auslandskunden) entsprachen . Wieso also stand den Devisenschulden dann Deiner Meinung nach "kein ebenbürtiges Zahlungsmittel gegenüber" Zur Bezahlung der laufenden Kreditkosten sollten diese Einnahmen wohl - zumindest zu jenem Zeitpunkt - dicke ausgereicht haben. Sicherlich hätte es später irgendwann trüber ausgesehen...Ich denke schon, daß der Prof. seine Hausaufgaben halbwegs gemacht hat! Zum Thema "Erziehungskern/Eltern": sicher auch ein Grund. Aber Fakt ist, daß in der DDR wohl doch ein Großteil der Erziehungsarbeit von gut aúsgebildeten und im Gegensatz zu heute am Wohl und Wehe ihrer Zöglinge sehr interssierten Pädagogen geleistet wurde - schon weil eigentlich grundsätzlich BEIDE Elternteile arbeiten gingen und die Kinder meist ganztags in Betreuung waren (Kinderkrippe/-garten, Schule und Hort). Trotz unbestrittener Rotlichtbestrahlung und leider auch teilweiser Militarisierung: es hat funktioniert! |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
Ja doch! Die Ellies werden nicht vergessen. Bei mir war es damals allerdings so, daß auch nach der Wende beide Elternteile arbeiteten (selbständig). Keine Angst, aus mir ist trotzdem was geworden. Wenn ich mir jetzt aber mal die "Nachwendekinder" (ab 1989/90) angucke, fällt mir erschreckenderweise auf, daß es da viele gibt, die mit 12...14 Jahren immer noch reden wie 5...6 jährige, bzw. eine Rechtschreibung an den Tag legen, die mir die Zehennägel aufrollen lässt. Da sind meiner Meinung nach zum Großteil die Lehrer gefragt, die den Kindern das Lesen und Schreiben nun mal beibringen. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@standard: Vergiß nicht, daß die sog. "freien Devisen" am Ende auch nur geliehen waren. Wie willste das in Devisen umgesetzte Exportgut denn gegenrechnen, wenn die Stammwährung nicht konvertierbar ist??? Das funktioniert eben nicht, weil man konvertierbare und nicht konvertierbare Währungen nicht gegeneinander aufrechnen kann. Jeder Umtauschkurs ist ein künstlich herbeigeführter Kurs. Und deswegen bin ich der Meinung, daß die Rechnung nicht aufgeht. Aber versteht mich nicht falsch: ich behaupte nicht, daß es mir jetzt besser gefällt... |
standard
Beiträge: 19.357 |
@deli: Irgendwie reden wir aneinander vorbei (oder ich bin zu doof ) Wenn heute ein Betrieb aufgebaut wird, geschieht dies i.d.R. auch immer auf Pump (Kredite). Der Betrieb verkauft dann seine Waren und bekommt dafür Geld - und damit bezahlt er seine Leute und zahlt seinen Kredit ab. Neue Investitionen werden i.d.R. auch wieder - zumindest teilweise - kreditfinanziert. Zugegeben - die DDR war ein schlecht geführter VEB... Aber dennoch: ich verstehe die "in freien Devisen abgewickelten Exporte" als Verkäufe ins mit Dollar/Westgeld zahlende NSW (im Gegensatz zum "Tauschhandel", der mit den "Bruderstaaten" üblich war). Also kam doch dieses Geld sozusagen "cash" auf den (klammen) Tisch des Hauses und konnte u.a. die laufenden Kredite bedienen. Oder nich, oder wie, oder was... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@standard: Im Prinzip hast Du vollkommen Recht. Aber die Sache geht nur dann auf, wenn die im Betrieb produzierten Waren in frei konvertierbarer Währung abgerechnet werden UND dies in einem Wirtschaftsgebiet abläuft, das seinerseits wiederum auf frei konvertierbarer Währung basiert. Wenn Du ein Wirtschaftssystem hast, dessen Währung nicht konvertierbar ist, wird der Devisenhandel sozusagen zu einer "Insellösung". Praktisch so eine Art Schattenwirtschaft (halt eben legal), die auf das erzielte Bruttoinlandsprodukt des restlichen Wirtschaftsgebietes (das ohne richtiges Geld) keine Wirkung hat und selbständig funktioniert, ohne Folgen (gleich welcher Art) für das Restgebiet zu haben. So ähnlich wie die Schattenwirtschaft heute: die existiert zwar und die bringt auch Geld in bestimmte Taschen. Aber sie geht völlig an der großen Abrechnung vorbei und taucht nirgendwo auf. Bedeutet nichts anderes, als daß die damit erarbeitete und real existierende Wirtschaftskraft Null Bedeutung für die legale Wirtschaft hat. Und deshalb der legalen Wirtschaft absolut nichts nützt, bei der Bilanz. Wir kennen das ja von der Diskussion um die Schwarzarbeit, gell? Heißt für den Fall DDR: Alle Klarheiten beseitigt? |
standard
Beiträge: 19.357 |
Äh - nöh - so richtig nicht!Mit den unter Wert verscherbelten Waren stimme ich zu (u.a.Quelle und Neckermann trauern diesen paradisischen Zeiten sicher immer noch nach). Aber: es wird wohl kaum alles eingenommene West-Money gleich in Bananen etc. umgesetzt worden sein. Das eine oder andere Milliönchen zur Kreditbezahlung sollte schon übrig geblieben sein - bis zur Wende war auch im Westen nicht von einer direkt bevorstehenden Zahlungsunfähigkeit der Deutschen Demokratischen die Rede,daß stand erst danach plötzlich überall geschrieben... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Ich sage ja auch nicht, daß die DDR pleite war. Aber so wie der Professor das berechnet hat halte ich es für sehr gewagt. Er hat nämlich den von mir beschriebenen Faktor einfach rausgelassen. Und das mit dem Kresitablösen ist sicher schwer zu beurteilen für uns. Aber Devisen wurden für derart viele Dinge verbraucht, daß ich nicht weiß, ob da wirklich etwas zur Tilgung verwendet wurde. |
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