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Trabiklatsch » Wieder Krach am Kosovo |
Autor | Thema: Wieder Krach am Kosovo |
standard
Beiträge: 19.357 |
Nach längerer scheinbar friedlicher Ruhe ist die Gewalt dort unten nun doch wieder ausgebrochen. Was mich immer wieder verwundert: wieso konnten diese Leute zu Zeiten Jugoslawiens problemlos miteinander leben? "Kommunistische Unterdrückung" -So sehr weit soll es mit der unter Tito und später ja auch nicht hergewesen sein... Das gleiche Phänomen läßt sich in der Ex-SU, z.B.Georgien oder tschetschenien beobachten. Diese Beispiele lassen mich zu der provokanten Frage kommen: Wieviel Freiheit verträgt der Mensch? - Offenbar nicht allzu viel, zumindest, sobald starke religiöse Gegensätze oder gar - Extremismus dazu kommen. Solange zu Ostzeiten alle die gleichen Arbeits-und Lebensbedingungen (und somit zumindest satt zu essen) hatten, spielten diese Gegensätze offenbar kaum eine Rolle. Erst als nach dem Umbruch einige reicher, die Mehrheit jedoch erstmal sozial schlechter gestellt wurde, brachen diese kaum beherrschbar erscheinenden Gegensätze auf und aus Freunden und Nachbarn wurden leider oft (Bürger-)Kriegsgegner. Wo soll das hinführen? Sollen - unter anderem unsere Jungs - ewig ihren Kopf in eine völlig fremde Schußlinie halten |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Literaturempfehlung: Marx, Karl: Da sollte die Antwort eigentlich relativ klar drin stehen. |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
Gab es eigentlich mal eine Zeit richtig Ruhe auf dem Balkan? Ich denke mal, dort zoffen sich die Leute schon seit Menschengedenken. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Das ist wohl so. In "sozialistischen" Zeiten war nur offiziell Ruhe da unten. Ärger gabs permanent zwischen Moslems und Christen, Serben und Bosniern etc. Aber das hatte man mittels großem Sicherheitsaufwand halbwegs im griff. Und es kam auch nicht jeder frei nach Laune an Waffen ran... |
601 Uncrowned
Beiträge: 4.632 |
Bleibt wohl nur, den Leuten beizubringen, dass nicht sie sich bekämpfen müssen, sondern sie die Erben derer, die in Aussicht auf ein noch tolleres Leben beim Religionsvertreter an der Palasttür den Vertrag für ein schönes Paket Staatsreligion unterschrieben haben. Soll ick 'n Comic draus machen? |
standard
Beiträge: 19.357 |
Also ich denke schon, daß dort Ruhe war, solange es Jugoslawien gab. Erst mit dessen Zersplitterung in "Kleinstaaten" ging der uralte, eigentlich überwunden scheinende, Konflikt unter den verschiedenen Bevölkerungs- und Religionsgruppen wieder los. Es ist offensichtlich nur die halbe Miete, "unterdrückten Völkern" einfach "Freiheit" und (sogenannte)"Demokratie" westlicher Lesart überzustülpen und dann den Dingen ihren Lauf zu lassen. Spätestens, wenn religiöse Differenzen dazu kommen, funktioniert das so einfach schon nicht mehr. |
pwb601
Beiträge: 3.903 |
Standard: stimmt genau. Siehe dazu auch, was aus der politischen Freiheit der afrikanischen Kolonien nach etwa 1950 geworden ist... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Es gibt Völker, die die Freiheit nicht vertragen - soweit sind wir uns einig. Aber das mit der Ruhe aufm Balkan stimmt nicht. @standard: wie Du schon sagst: überwunden scheinende Probleme. Die waren gezwungenermaßen unterbunden worden, aber die gabs trotzdem. Vorm 2. Wk ganz massiv und nachm Sozialismus wieder. Was solls also. Es gibt einfach Volksgruppen, die eine straffe Diktatur brauchen, weil sie sonst aufgrund ihrer Mentalitäten permanent aufeinander einschlagen. Hat wohl auch was mit kultureller Entwicklung zu tun... |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
Es gab schon immer Krach zwischen bestimmten Völkern und Volksgruppen. Dies zu unterdrücken ist nicht der richtige Weg, eher sinnvolle Lösungen für die Probleme finden. In Jugoslawien war dieser übergestülpte Staat definitiv falsch, in Afrika sind die Grenzziehungen nach europäischen Interessen falsch, in Amerika war die fast vollständige Ausrottung der Ureinwohner falsch. Aber was soll man dagegen tun? |
Rex
Beiträge: 1.449 |
Vielleicht sollte man Albanien und Serbien Beitrittsverhandlungen für die Europäische Union in Aussicht stellen. Und sicher wären später auch Irak, Afghanistan, Israel und China als Beitrittskandidaten zu gewinnen. [Bearbeitet von Rex (22-03-2004 - 12:12)] |
standard
Beiträge: 19.357 |
@deli: Nichts anderes habe ich gemeint - zu Zeiten Jugoslawiens war dort Ruhe. Weniger wegen staatlichen Drucks, sondern wohl eher, weil alle ihr gemeinsames (auch materielles) Auskommen hatten. @poki: Warum war Deiner Meinung nach der "übergestülpte Staat Jugoslawien" so falsch DER hat - im Gegensatz zu dem heutigen Chaos - gut funktioniert, vor allem zu Tito´s Zeiten. (Es gab da mal ein interessantes Interview mit "unserem Oberindianer" Gojko Mitic, der aus Jugoslawien stammt. Er - als wirklicher Insider - sah´s auch so. ) |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Oder man dreht den Spieß um: Alle Länder, in denen nach 1990 kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden haben, verlieren automatisch das Recht, Oblekte von Beitrittsverhandlungen zu werden. Dann ist Ruhe... |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
Aber es war doch reichlichkurz nach 1990, daß der Knoten platzte. Ich habe den großen (auch schon durch dort mal wohnhafte Leute bestätigten Verdacht), daß es unter der "Sozialistisch-Harmonischen Oberfläche" schon immer brodelte. In Spanien ist das doch mit den Basken genau das selbe. Das herrscht auch nur oberflächlich relative Ruhe. |
das moss
Beiträge: 7.651 |
die meisten Viel-Völker-Nationen haben "ethnische Probleme" die dann wenn ein Hauch von Möglichkeit besteht oder genug "Nährboden" für "ethnische Argumente" da ist wird scheinbar jeder zum Patriot oder besser gesagt fühlt sich berufen....... schließlich "ruft" der Islam ja auch seine Jünger auf etwas gegen den gottlosen Westen zu unternehemen....... Bsp. gefällig?? ehem. SU, CSSR, Jugoslawien Spananien, die USA, UK+Commonwealth, Sri Lanka, China + Taiwan etc. pp.......
jeder arme Tropf der nichts mehr hat als die Nation in der er lebt wird sich als letztes immer darauf berufen...... PS: Patriot hört sich immer an wie eine Mischung aus PATRiarch und IdiOT....... kommt wwohl nicht von ungefähr.... |
standard
Beiträge: 19.357 |
Fakt scheint zu sein, daß sich besagte ethnische Probleme unter der "kommunistischen Knute" bisher nachweislich am besten beherrschen ließen. @mossi: Die Sache mit dem Patr...i(di)ot ist wiedermal ein typisch "moss-limisches" rethorisches Meisterstück! |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@standard: Ich bin wirklich ein Freund diktatorischer Ideen. Das hängt aber wahrscheinlich damit zusammen, daß ich nie als erwachsener Mensch diktatorische Verhältnisse erlebt habe. Außer der Diktatur des Kapitals jedenfalls keine... Aber: Ich weiß allerdings auch nicht, wie man es anders hinkriegen könnte. Die Menschen sind fürs Gute nachweislich zu dumm. Und zwar überall. Man darf nur zwei Dinge nicht vergessen, bei deren Betrachtung: Ich sage klar: JA! |
das moss
Beiträge: 7.651 |
leider sind die guten Sprüche nicht alle von mir sondern eben von dem (aus meiner sicht besten) Kabarettisten Volker Pispers..... kann ich nur empfehlen....... Bsp: Möllemann: ein Fallschirmspringer der an einem Flugblatt zugrunde geht...... |
CASI
Beiträge: 1.551 |
@Mossi: Heftig aber gut ... und ein Funken Wahrheit wird wohl auch drinstecken |
standard
Beiträge: 19.357 |
Ja mossi, den Pispers kenn ích auch - nun weiß ich auch, warum mir der Patri..(di)ot irgendwie entfernt bekannt vorkam! @Deli: Auch, wenn Du´s als Erwachsener nicht mehr erlebt hast: unter Umständen lebte es sich doch relativ passabel unter der "Diktatur des Proletariats" . Heute alltägliche Sorgen wie das Fehlen einer Lehr-bzw.Arbeitsstelle (nach der Ausbildung)oder die allgegenwärtige Angst vor Jobverlust und dem damit verbundenen sozialen Abstieg waren dort zumindest unbekannt. Es war beileibe nicht alles gut...aber eben auch nicht alles schlecht. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@standard: DAS allerdings vermute ich auch. Und gerade die Sache mit der Angst vorm sozialen Abstieg, den Zukunftsängsten überhaupt etc. kommt mir sehr, sehr bekannt vor... Gerade im Moment ist es besonders intensiv... Wie auch immer: |
standard
Beiträge: 19.357 |
Genau! Das sind die, die mit relativ hohem materiellen Wohlstand und bisher ggf. auch guten Sozialleistungen ruhiggestellt wurden. - Zumindest letzteres bröckelt derzeit rapide... [Bearbeitet von standard (24-03-2004 - 08:03)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Ersteres bröckelt genauso. Meine Frau sollte jetzt auch einen Job annehmen, in dem sie für 4,30 (brotto) die Stunde hätte arbeiten müssen. Und zwar Minimum 48h/Woche+unbezahlte Überstunden und jeden Samstag arbeiten... |
standard
Beiträge: 19.357 |
Wenn man überlegt, was diese 4,30us unterm Strich noch "wert" sind...eine Frechheit! Aber es verdeutlicht, wohin der Zug - vor allem im wilden Osten - fährt. |
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