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Autor Thema: Hört unsre Lieder, hell klingt Musik - Festtag ist in unsrer Republik!
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


65 Jahre.
Erich wäre nun schon 102 Jahre alt. Wer wohl heute Chef wäre?
Und wie die Fahrzeuge aus volkseigener Produktion heute wohl aussähen?
Vermutlich würden sich alle über die anachronistischen VW-Motoren Marke Uralt aufregen, die seit 26 Jahren unverändert eingebaut würden.

Da gab es letzte Woche eine Ausgabe von Frau Maischberger im Fernsehen, bei der "Zeitzeugen" zu Wort kamen.

Das heißt - in unserer freien Medienwelt, in der es ja bekanntlich keinerlei Zensur gibt, kamen von den geladenen 7 Gästen genau 5 wirklich zu Wort - diejenigen nämlich, die in irgendeiner Form Fluchtgeschichten, Knast- und Stasiepisoden und sonstiges zum Thema "Unrechtsstaat" beizutragen hatten.

Die anderen beiden - keine geringeren als Dagmar Frederic und Peter-Michael Diestel - wurden gnadenlos unterbrochen, abgewürgt und ausgepfuit weil sie der DDR bzw. ihrem Leben in dieser DDR auch Positives abgewonnen haben.
Und das geht ja nunmal gar nicht. Schließlich ist ausschließlich ein dunkelgraues Bild von einem Staat zu malen, der seit 25 Jahren faktisch nicht mehr existiert aber dessen zweifelsfrei vorhandene Schattenseiten immer noch gut genug sind, um in den heutigen Wahlkämpfen verwendet - um nicht zu sagen mißbraucht - zu werden.

Wer es sehen will - hier der Link zur Sendung:
http://www.daserste.de/unterhaltung/talk/menschen-bei-maischberger/sendung/30092014-25-jahre-wende-100.html

Die gesamte heutige historische Betrachtung der DDR darf ausschließlich unter den Aspekten Mauer, Stasi, Flucht geschehen.
Die Mehrheit der Bevölkerung, die im Lande geblieben ist und bis auf das normale und durchaus berechtigte "Meckern" (meist hatte das ja weniger mit "Freiheit" sondern mehr mit Versorgungsengpässen zu tun) kommt einfach nicht zu Wort.
Und wenn, dann nur um sie als Ewiggestrige abzustempeln und zu diffamieren.
Niemand darf sagen, daß die Mauer oder die Stasi für die Mehrheit der Bevökerung nicht 24h am Tag Thema Nummer 1 war. Obwohl das einfach nur die nackten Tatsachen sind.

So nötig hat das der heutige deutsche Staat...nach einem geschlagenen Vierteljahrhundert. Erschreckend, irgendwie...

Marlene

Beiträge: 1.083
Registriert am: 17.01.2007


Ich stimme Dir in fast allen Punkten zu, nur: Die einseitige Betrachtungsweise ist weniger "staatlich verordnet" als dem Interesse an "Stories" geschuldet. Wer will das denn hören, daß 98 Prozent der DDR- Bürger ein ganz normales Leben mit alltäglichen Freuden und Leiden geführt haben? Sowas normales ist doch total öde; viel besser klingt dies: Weil wir in der DDR nie was zu essen hatten, haben uns die Westverwandten immer Ananas in Dosen rübergeschickt. Die Stasi hat dann die Ananas aus dem Paket getan, und als ich mich bei der Post beschwert hab, bin ich für drei Jahre nach Bautzen gekommen. Das wollen die Leute hören! Aber doch nicht, daß Dir z.B. die Schule Spaß gemacht hat, ogottogott, diese totalitäre kommunistische Schule! Oder daß es im Urlaub schön war - wie, im Urlaub war es schön? In der DDR? Wo man nicht mal nach Malle konnte? Kommunist!
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Beifall!!
Das sehe ich ganz genauso.
Ich frage mich oft ob ich doch woanders gewohnt habe,denn mit den Reportagen aus dem Fernsehen kann ich kaum Erinnerungen verbinden.
Es war sicher eine Menge im argen,aber ist das heute eigentlich anders ??
Heute meckern auch viele,obwohl nun jeder nach Malle kann .
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Malle ist eben auch nicht alles...und wenn man bedenkt, wieviele Leute heute so auf der Strecke bleiben, dann ist eben nicht alles Gold was glänzt.
Aber das ist letztlich auch keine neue Erkenntnis...
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Auch ich frage mich bei all dieser (nennen wir´s mal "leicht tendenziösen" ) Berichterstattung immer wieder mal, ob ich damals womöglich ganz woanders gelebt habe. Keine Frage dabei, daß es all diese Kehrseiten tatsächlich gegeben hat (Stasi nebst Repressalien, Schießbefehl, Militarismus, eingeschränkte Meinungs- und Reisefreiheit, Umweltverschmutzung, Versorgungsmängel, Verfall, desolate Infrastruktur [- ups, dahin sind wir derzeit schon wieder unterwegs... ] , etc.pp..).
Aber - das ist eben nur EINE Seite der Medaille - die andere, ein (damals) ganz normales Leben ermöglichende, wird fast völlig unter den Tisch gekehrt. Während wir das ggf. noch wissen/erlebt haben, wird schon die nächste Generation mit dem völlig einseitigen Bild ´gefüttert´ und nur dieses als einzig wahres (und entsprechend grauenhaftes) akzeptieren. - Voausgestetzt, daß sie sich überhaupt noch dafür interessiert...
Bestes Beispiel war kürzlich (anlässlich einer großen Umfrage zur Einheit) eine 10-seitige Sonderbeilage in der Tagespresse: darin kamen durch die Bank nur fröhlich-dankbare Erfolgsmenschen zu Wort und solche, die damals ´angeeckt´ sind. Keiner, der früher ´ganz normal gelebt/geliebt/sich gefreut/geärgert und gelitten´ hat - und schon gar keiner, der nach der Wende evtl. durch die eine oder andere Masche gefallen sein könnte. Warum auch - würde ja nicht ins zu vermittelnde Bild passen...

Wie sagt mein Kumpel immer so schön: "Wir hatten doch nüscht - nich mal Hunger..."

[Bearbeitet von standard (07-10-2014 - 21:52)]

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Und wieder 7. Oktober...

Man kann ja sagen was man will, aber ohne die Fehler der DDR hätten wir alle heute dieses Hobby wohl nicht.
Insofern...

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Jepp! (früher wär´ heute frei gewesen - und schon haben wir einen glasklar-unbestreitbaren Nachteil ermittelt, den das Verbleichen der verblichenen Rep. nach sich gezogen hat... )
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


quote:
Man kann ja sagen was man will, aber ohne die Fehler der DDR hätten wir alle heute dieses Hobby wohl nicht.
Insofern...

Man kann das auch umdrehen und sagen: "Ohne alles, was richtig war oder werden sollte..."

Ich habe die letzten Tage bei Telefonaten mit meist älteren Leuten, welche für heute Termine hatten, desöfteren gesagt: "Also am Tag der Republik" und es gab dabei immer nur positive Reaktionen.

framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Also ich hatte frei,es war typisches Geburtstagswetter und am Abend hab ich leider vergessen auf diesen Termin anzustoßen .
Das mach ich dann jetzt noch nachträglich .Prost
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Ich muß (auch) ganz ehrlich zugeben, daß ich´s beim aktuellen Arbeitsstress glatt vergessen hätte - wenn mich nicht ein (obendrein deutlich jüngerer! ) Koll. dran erinnert hätte.
das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


Ein Kumpel, der früher in der Straße der Befreiung gewohnt hat, feiert immer am 7. Oktober Geburtstag....
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Mein (ehem.) Kumpel, der ebenfalls am 7.10. Geb.tag hatte, kann nicht mehr feiern...
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Und ich hätte immer am 7. Oktober feiern können, wenn sie uns den Feiertag nicht gestrichen hätten...
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