Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
Seite: 1 2 Nächste Seite »
Autor Thema: Volkszorn ?
friedmar

Beiträge: 1.195
Registriert am: 22.01.2003


...

http://www.oaz-online.de/aktuell/content/20525.html

...

[Bearbeitet von friedmar (07-05-2007 - 19:27)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Wer weiß...
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Aber auch keine Lösung - schließlich ist der Wald ja für alle da und auch füe alle von Nutzen - nicht nur für die adeligen Spinner.

Für Bodenreform, für Enteignung der Junker!

friedmar

Beiträge: 1.195
Registriert am: 22.01.2003


stimmt ... fuer alle von Nutzen ... auch die ... "139 Gemälde aus den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden " ... ?!?
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Ja, auch die.

Deshalb haben die gefälligst zu bleiben wo sie sind. in Staatshand und für jedermann frei zugänglich.

Mich regen diese ganzen Glubschaugenprinzen maßlos auf. Außerdem sind die sich untereinander auch nicht grün, die 2 Wettiner Familienzweige. Einfach nur zum kotzen, was uns der Einheitskanzler mit seinem "Rückgabe vor Entschädigung" (denn auch das hier fällt irgendwie mit darunter) eingebrockt hat.

Man hätte Leuten, die abgehauen sind, rein gar nichts zurückgeben dürfen. Und alle SBZ-Enteignungen zwischen 1945 und 1949 müßten vollkommen unangetastet bleiben. mine Meinung dazu.
Adelsfamilien bringen uns jedenfalls nicht voran. Und solche gleich gar nicht.

Wurstblinker

Beiträge: 613
Registriert am: 30.07.2002


Mal abgesehen davon, dass die sog. Besitztümer auch nichts anderes sind als in Jahrhunderten dem Volk abgepresste Fron. Man sollte sich mal fragen, worin denn die Leistung dieser Leute bestand außer Krieg führen (zu wessen Lasten wohl?), Prunkbauten errichten, Einwohner als Söldner verkaufen usw. usf. ... aber natürlich alles von Gottes Gnaden...
`Tschuldigung, wenn ich erstmal kurz kotzen gehe...
limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


Also etwas differenzierter muß man die Sache wohl betrachten! Zuallererst einmal bin natürlich auch ich dagegen, das die Herren des Hauses Wettin jetzt neue Besitzansprüche gegenüber den Kunstschätzen des sächsischen Freistaates stellen. Man muß aber auch fragen, warum das so geht, und das liegt im konkreten Fall wohl nicht am "Einheitskanzler", sondern viel mehr an einer Vereinbarung zwischen der Landesregierung und den Wettinern von vor x Jahren, in dem man den Wettinern die Möglichkeit eingeräumt hat, unter bestimmten Vorraussetzungen "Nachforderungen" zu stellen. Leidtragende dieser Vereinbarung sind jetzt natürlich das sächsische Volk und die Staatlichen Kunstsammlungen, die mit ihren wenigen Mitarbeiten nur noch damit beschäftigt sind, zu klären woher welches Kunstwerk stammt. Unserer Landesregierung unterstelle ich dabei einfach mal, das ihr das vollkommen egal ist, schließlich beschränkt sich deren kultureller Horizont auf tourismusfördernde Prestigobjekte wie das "Grüne Gewölbe" oder die Frauenkirche!

Das generelle Rechtfertigen von Enteignung zu DDR-Zeiten halte ich aber für äußerst bedenklich. Die Leute als "abgehauene" zu bezeichnen, ist auch etwas zynisch, und passt geradezu zur Zonenretorik, die aus Vertriebenen der deutschen Ostgebiete auch gleich "Umgesiedelte" gemacht hat. Bei allen Degenerierungserscheinungen heutiger Adelsfamilien, sollte man nicht darüber hinwegtäuschen, das der Adel vor dem Jahre 1945 durchaus auch zum Guten des Landes beigetragen hat, und die von ihm errichteten "Prunkbauten" heute einen wesentlichen Teil der Schönheit unseres Landes, gerade in Sachsen, ausmachen. Ich selbst werde aller Vorausicht nach heute Abend in einen dieser "Prunkbauten" (Palais im Großen Garten) verweilen, und einer Musik lauschen, die NUR mit dem Geld dieser "bösen" Adelsfamilien von vor 300 Jahren entstehen konnte.

Das schlimmste an den Enteignungen der DDR-Zeit ist für mich aber die Nutzung bzw. der Verfall oder die idiologisch bedingte sinnlose Zerstörung der Selbigen! Ich war erst letzten Freitag im Schloss Krobnitz (Niederschlesien). Im Park dieses Schlosses stand eine wunderschöne Neogotische Kapelle die 1980 vollkommen ohne Not und Sinn abgerissen wurde. Der Kapelle ist allein zum Verhängnis gewurden, das das Schloss ab 1873 Albrecht Theodor Emil Graf von Roon gehörte! Der Mann zählt mit Fürst Otto von Bismarck und Helmut von Moltke zu den Wegbereitern der deutschen Einheit von 1871...
Das auch das (jetzt wieder) wunderschöne Schloss Krobnitz keine weiteren 20 Jahre DDR überlebt hätte, muß ich hier wohl nicht erst näher ausführen...

Nur das wir uns nicht falsch verstehen, ich habe arge Zweifel am derzeitigen System BRD und bin beileibe nicht damit restlos einverstanden. Ich halte es aber für einen großen Fehler, die Versagensgrößen dieses Systemes zum Anlass zu nehmen, ein anderes Unrechtssystem und seine Machenschaften zu verteidigen...

Um wieder näher ans Thema zu kommen: Sollte jemand den Wald angezündet haben, dann handelt es sich um einen gewöhnlichen Verbrecher, dem ich die Ergreifung durch die Polizei von ganzen Herzen wünsche. Wald anzuzünden ist wahrlich das allerletzte, die verbrannten Tiere, Bäume und Sträucher können wohl am allerwenigsten für die Wettiner...

Wurstblinker

Beiträge: 613
Registriert am: 30.07.2002


@limokombi: Wenn ich dir auch in vielem beipflichten kann, was das Vergammeln lassen oder die ideologisch motivierte Zerstörung betrifft, so muss ich dir doch unterstellen in einem wesentlichen Punkt Ursache und Wirkung zu verwechseln. Die Prunkbauten des Adels wurden höchstwahrscheinlich nicht dazu errichtet, damit wir sie heute "schön" finden und was zum angucken haben, sondern einzig und allein um das egozentrische Weltbild der Herrscher von Gottes Gnaden zu bedienen. Dass dazu eine Steuergeldverschwendung, wie wir Sie heute geiseln würden, notwendig war, ist unbestritten.
Apropos Musik:
Auch hier wurde keine Kunstförderung in der Breite betrieben, sondern eine einseitge, oft auch mangelhafte Förderung, nach Gutdünken eines Einzelnen.
limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@ Wurstblinker

Natürlich hast Du recht, das der Adel die Schlösser nicht hat bauen lassen, damit der Pöbel sich daran erfreut. Man muß diese Sachen aber aus ihrer Zeit heraus bewerten, und da muß man einfach feststellen, das die damalige Gesellschaftordnung von eigentlich allen Gesellschaftsschichten als "normal" angesehen wurde.

Der Einwand zur Kunstförderung von damals ist richtig, schließlich habe ich genau für diesen Teil meines vorherigen Beitrags ja auch ein Smilie verwendet.

Mann muß aber einfach anerkennen, das bei aller Verschwendung und ggf. Ungerechtigkeiten dieser alten Gesellschaftsordnungen, diese gerade in Europa eine Kulturleistung hervorgebracht hat, von der wir bis heute zehren. Zugegeben, ich bin da etwas konservativ, aber die Zeit nach 1933 war in Deutschland kaum noch eine kulturell produktive, egal ob Ost oder West.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Ich sprach extra NICHT von DDR-Enteignungen, sondern von SBZ-Enteignungen zwischen 1945 und 1949. Also alles von der Bodenreform bis zu den Enteignungen der Adelsfamilien.

Das ist ein großer Unterschied, da diese Enteignungen unter der Regie der SMAD geschahen und mit DDR rein gar nichts zu tun hatten. Die DDR gabs zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht...

Und was das "Abhauen" betrifft:
Für mich ist ein Abhauer ein Abhauer - und ich betrachte auch einen Großteil der Wahnsinnigen, die mit Kind und Kegel nach 1961 verschwunden sind und dabei nicht nur ihr eigenes, sondern das Leben ihrer wehrlosen Kinder aufs Spiel gesetzt haben, nicht als Helden sondern als Abhauer.

Mit welchem Recht haben zum Beispiel Eltern 1989 ihre wehrlosen Kinder wochenlang gezwungen, im Schlamm der Prager Botschaft auszuhalten - in Kälte, hygienischer Unzumutbarkeit, bei vollem Infektionsrisiko und (falls es nicht gutgegangen wäre) mit der sicheren Aussicht auf Kinderheim statt intakter Familie?

Ok - das gehört nicht hierher - zurück zum Thema:

Die ersatzlose Enteignung des Adels finde ich nach wie vor richtig. Es gibt keinerlei Grund, daß diese Damen und Herren mehr wert sind oder waren als alle anderen Menschen. Letztlich waren das alles geraubte Güter. "Von Gottes Gnaden" gibts nicht, kein Mensch steht von Natur aus über dem anderen.
Der einfache Mann mußte dafür geradestehen, um der Bourgeoisie diesen Prunk zu ermöglichen. Für mich sind das keine kulturellen Hochleistungen, sondern Ausbeutung.

T'schuldigung - aber dafür bin ich vielleicht doch zu rot...

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@ Deluxe

Das die (ersten) Enteignungen von der SBZ veranlasst wurden, macht die Sache nicht besser. Mit welchem Recht bestimmt eine Besatzungsmacht wie die Eigentumsrechte in einem besetzten Land geregelt werden.

"Letztlich waren das alles geraubte Güter."

Falsch! Viele der Adelsfamilien hatten ihren Besitz über viele Jahrhunderte, und haben ihn irgendwann für einen besonderen Dienst verliehen bekommen. Man denke dabei vor allem an die Lehen im Mittelalter!

Mit Flüchtlingen ist das auch differenziert zu betrachten. Die Leute die allein aus materiellen Überlegungen ihren Kindern und sich selbst so etwas zugemutet haben, sind sicher keine Helden. Aber es soll auch Leute gegeben haben, die tatsächlich aus ideellen Gründen die DDR verlassen haben / wollten!

PS.: Ja, ich spreche von einem BESETZTEN Land, auch wenn einige Leute heute vielleicht den "Tag der Befreiung" begehen!

Wurstblinker

Beiträge: 613
Registriert am: 30.07.2002


Die Besatzungsmacht war sogar verpflichtet, die Eigentumsrechte zu beeinflussen. Das wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn alle die die unter der Naziherrschaft und davor aus Zwangsarbeit, Enteignung der Juden und Rüstungsprodutkion einen erheblichen Profit geschlagen haben, diesen auch hätten behalten können. Das wäre ein Schlag ins Gesicht aller, die zwischen 33 und 45 von den Nazis beraubt wurden.
Und gerade weil der Adel zu den Steigbügelhaltern Hitlers gehörte, war die Enteignung in der SBZ vollkommen gerechtfertigt.

So, so, die Zeit nach 33 war also keine kulturell produktive? Stimmt, es sind relativ wenige Barockschlösser im Stile Versailles gebaut wurden.
Aber nur weil Du mit moderner Kunst nichts anfangen kannst, kann man so eine Verallgemeinerung nicht bringen. Moderne Glaspaläste á la Berlin Hbf. sagen mir auch nichts, aber deswegen würde ich unsere Zeit nicht kulturell unproduktiv bezeichnen.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


@limokombi:
Ich sprach ja auch nur von einem Großteil der Abhauer - nicht von allen.

Und von WEM bekam denn vor hunderten von Jahren jemand einen Besitz? Und mit welchem Recht wurde dieser Besitz von demjenigen verliehen - der Verleiher hatte ihn ja auch irgendwoher...
Fakt ist, daß seit der Verwendung von Geld die Reichtümer des Adels zu großen Teilen über frei erfundene Steuern zusammengerafft wurden. und die hatte der "kleine Mann" zu zahlen - oder er kam auf den Königstein, um in Sachsen zu bleiben.

Und daß diese Typen sich heute, über 60 Jahre nach ihrer (schon damals überfälligen) Entmachtung hinstellen dürfen, und in allen Medien (inkl. den öfftl.-rechtl.) herumquäken und nach Rückgabe schreien dürfen, das ist schlicht nicht in Ordnung.

Es unterstreicht lediglich, daß die Westadministration ihnen nahe steht. Sonst wäre es weder zu "Rückgabe vor Entschädigung" noch zu "Verträgen" zwischen Landesregierungen und ehem. Fürstenhäusern gekommen.

Der Grund ist doch ein ganz anderer:
Die höheren Wirtschafts- und Verwaltungsebenen werden in der BRD seit jeher zu großen Teilen von diesen "von und zu" besetzt - also rekrutieren sich die Administrationen und ihre Korrumpanten wiederum aus deren Reihen.
Nicht umsonst hat der eine oder andere Prinz von und zu eine "Immobilien Consult GmbH" oder auch nur eine gut laufende Anwaltskanzlei. Es bleibt wiedermal Klüngel.

Das ist sicher recht pauschal formuliert, trifft aber den Kern. Gerechterweise hätte nach 1990 keine Entscheidung einer der 4 Siegermächte rückgängig gemacht werden dürfen, die VOR diesem Tage getroffen wurde. Denn mit welchem Recht setzt die souveräne BRD nah dem 3. Oktober 1990 Besatzungsrecht außer Kraft, das einem Teil von ihr in Zeiten fehlender Souveränität auferlegt wurde?

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Zitat: "Das schlimmste an den Enteignungen der DDR-Zeit ist für mich aber die Nutzung bzw. der Verfall oder die idiologisch bedingte sinnlose Zerstörung der Selbigen!"

Hm - dann fahre mal mit offenen Augen durch den neueren Teil der bunten Republik...und achte darauf, welche Gebäude heute vordergründig vergammeln/verfallen/leerstehen , bis zur Unkenntlichkeit umgebaut (teilweise verschandelt) wurden oder bereits abgerissen sind - der PdR ist da nur die Spitze eines riesigen Eisberges...
Was ich damit sagen will: sonderlich feinfühlig wird im neuen Deutschland mit dem jüngeren architektonischen Erbe auch nicht gerade umgegangen, ideologische Gründe dürften dabei durchaus auch eine Rolle spielen...

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@ Wurstblinker

Ja, ich gebe zu, das man natürlich die Eigentumsansprüche derer Wiederherstellen mußte, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Aber im Grunde genommen ist das doch das Gleiche, ob man ungerechtfertigt zu NS-Zeiten enteignet wurde, oder eben später in der SBZ.

Auch wenn ich, zugegebenen Maßen, eine konservative Einstellung zu Kunst habe, gibt es aber wohl gerade in Fragen der Architektur einige sachliche Argumente, für meine Behauptung.

@ Deluxe

"Die höheren Wirtschafts- und Verwaltungsebenen werden in der BRD seit jeher zu großen Teilen von diesen "von und zu" besetzt - also rekrutieren sich die Administrationen und ihre Korrumpanten wiederum aus deren Reihen."

Das ist aber auch wieder sehr verallgemeinert, schließlich "könnte" es ja auch Adlige geben, die Ämter innehaben, weil sie dazu auch in der Lage sind.
Sollte man die Leute nicht generell erst einmal an ihren Leistungen messen, und nicht an "von und zu"?

Nur das hier kein falscher Eindruck entsteht, ich habe hier nicht vor den Adel zu verteidigen, aber differenzieren muß man auch bei denen!

@ standard

Ich habe in anderen Beiträgen schon mehrfach darauf hingewiesen, das auch ich STRIKT gegen den Abriß des PdR und anderer bedeutender Bauten aus DDR-Zeiten bin. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, das man nicht gleich immer auf die Barikaden gehen muß, wenn irgendwo eine "Platte" geschliffen wird, und mal ganz frei von Idiologie wage ich schon zu behaupten, das es einen "kleinen" Unterschied gibt, zwischen Barock- oder Renaissanceschlössern bzw. Kirchen auf der einen Seite, und Funktional- bzw. Gebrauchsbauten auf der anderen Seite.

PS.: Das Konzert im Großen Garten war übrigens erwartungsgemäß wieder Spitzenmäßig. Ich war wieder sehr dankbar darüber, das Kurfürst Johann-Georg II. mit dem Geld seiner armen, entrechteten Menschen so etwas Schönes errichtet hat.

Schumi

Beiträge: 3.544
Registriert am: 08.11.2004


quote:
mal ganz frei von Idiologie wage ich schon zu behaupten, das es einen "kleinen" Unterschied gibt, zwischen Barock- oder Renaissanceschlössern bzw. Kirchen auf der einen Seite, und Funktional- bzw. Gebrauchsbauten auf der anderen Seite.

Ein Barock- oder Renaissance-Schloss oder eine Kirche war zu seiner Entstehungszeit auch nichts anderes als ein Funktional- bzw. Gebrauchsbau. Eine materielle Bewertung der jeweiligen Immobilie allein kann den "Wert" sowieso nicht bestimmen. Alles andere sind ideelle bzw. ideologische Werte.

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@ Schumi

Der Unterschied besteht m. E. im wesentlichen in der "Verfügbarkeit" und im historischen "Wert" von Gebäuden! Denkmalschutz wird gemacht, um sehr wertvolle bzw. sehr seltene Objekte für die Nachwelt zu erhalten, und da spielt dann logischer Weise natürlich auch das Alter der Selbigen ein große Rolle. Einfache Wohn-Plattenbauten aus DDR-Zeiten werden, zumindestens in Dresden, jedenfalls innerhalb der nächsten 100 Jahre dabei wohl keine Rolle spielen! Schließlich stehen die meisten Funktional- bzw. Gebrauchsbauten der letzten 200 Jahr auch nicht unter Denkmalschutz! Mancherorts dürfen ja auch Fachwerkhäuser oder Umgebindehäuser abgerissen werden, einfach weil es zu viele davon gibt, und sich der Erhalt deshalb nicht "lohnt".

[Bearbeitet von limokombi (09-05-2007 - 13:37)]

wilhelminus

Beiträge: 1.980
Registriert am: 28.06.2004


Endlich wieder eine spannende Diskussion!

Wie Limokombi schon sagte:
Zum „Abhauen“ gab es wohl durchaus vielerlei Gründe. Gut, oft genug mögen es Abenteuerlust oder der Wunsch nach ökonomischer Verbesserung gewesen sein.
Was aber wird jenen unterstellt, die schlichtweg in der DDR nicht mehr als soziale Wesen existieren konnten? Deren Alltag aus erlittenen Denunzierung und Verleumdung bestand?
Aber egal, ist ein anders Thema!

Tragisch war’s für Bauern in der SBZ, deren Grundbesitz 101 Hektar betrug. Wer 99 ha hatte, durfte (zunächst) alles behalten. Der andere verlor ALLES (nicht nur das überzählige)

Ist es nicht nachvollziehbar, dass Menschen dann weit weg ziehen?
Hinkender Vergleich: Bisweilen wäre es besser, man verkauft seinen Trabant weit weg und nicht an einen Zeitgenossen aus der Nachbarschaft, um nicht den Verfall des einstigen Besitzes ansehen zu müssen?

… nach der Bodenreform folgte die Zwangskollektivierung (LPG), später die Verstaatlichung von Kleinindustrie und Handel…
Dem Adel von Gottes Gnaden folgten die Gutsherren mit dem Parteibuch. Oh, was waren einige Genossen gleicher als die anderen "unseren Menschen".

Stichwort Staatsjagd: wo liegt da der Unterschied zwischen Erich H. und meinethalben Kaiser Willy zwo???

Für die heutigen Adligen sollen sich die Leser(innen ) von "Gala" und "Bunte" interessieren...

Unter den Adligen vergangener Zeiten gab es solche und solche. Die einen, die von der Welt da draußen keine Ahnung hatten („…sollen sie doch Kuchen essen“) und andere, denen das Wohl der Untertanen am Herzen lag.

Unlängst durfte ich (dank standard) Einblick in das Leben und Werk des Gutsherrn Friedrich Eberhard von Rochow nehmen. Ob nun uneigennützig oder nicht lag ihm das Wohl seiner Untertanen am Herzen (Hier mehr: www.rochow-museum.de/

Warum also nicht einen Herren haben, der sicher auch den Gewinn steigern möchte, aber auf der andern Seite seine Untertanen gebildet und ohne Hunger wissen möchte!

Machen wir uns nichts vor: Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wird nicht enden solange die Erde sich dreht.

Und es ist völlig egal, welches Etikett drauf steht: Gottesstaat, Feudalismus, globalisierter Kapitalismus oder Kommunismus. Die Spielregeln variieren, aber die Zahl der Verlierer geht nirgens gegen Null.

Hoffnungslos, nicht wahr?

[Bearbeitet von wilhelminus (09-05-2007 - 19:13)]

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Du bist ein wahrer Schelm...im letzten Satz verrätst Du uns Deine wahren Absichten...zumindest denen, die um Deine Weltanschauung wissen...

Und daß die klerikalen Kreise die Idee von Herren und Untertanen seit jeher bevorzugt haben, um selbst ihre Parteinahme und -zugehörigkeit zu rechtfertigen, ist auch nicht neu...

quote:
Was aber wird jenen unterstellt, die schlichtweg in der DDR nicht mehr als soziale Wesen existieren konnten? Deren Alltag aus erlittenen Denunzierung und Verleumdung bestand?

Nichts wird denen unterstellt. Gar nichts.
Weil diejenigen nämlich nicht zum Großteil gehören, von dem ich ausdrücklich sprach. Natürlich gab es echte Gründe zu gehen - das zweifelt niemand an.

Wenn man aber einmal nachrechnen würde, wieviel Prozent der Abhauer aus rein wirtschaftlichen Interessen gegangen sind - ich würde wetten, daß es eine deutliche Mehrheit war. Wieviele haben Haus, Hof, Auto, Arbeitsplatz und sichere Zukunft ihrer Kinder aufs Spiel gesetzt, nur um jeden Tag Bananen zu essen oder einmal im Jahr nach Spanien in den Urlaub zu fliegen?

Zugegeben:
Das waren in den späten 70er und 80er Jahren sicher mehr als in den 50ern, als es noch ums "Eingemachte" ging. Aber der 101ha-Bauer ist eben auf 40 Jahre gerechnet auch nicht wirklich repräsentativ...

Außerdem glaube ich nicht, daß das Welthungerproblem dadurch zu lösen ist, daß jeder seine 3ha allein umackert und sich dafür einen eigenen Maschinenpark leistet. Wer das Problem wirklich und ehrlichen Herzens lösen will, kommt an industrieller Landwirtschaft, Großbauflächen und genossenschaftlicher Strukturierung nicht vorbei.

Für mich bleibt der bittere Beigeschmack später "Rache" durch die Wettiner. Denn was soll man davon halten, wenn mit großem Tamtam Rückforderungen an Kunstschätzen und ach so wertvollem Familienbesitz laut werden, aber wenige Wochen später der ganze Krempel in Londoner Auktionshäusern verschachert wird?

Mit der Bewahrung von Kulturhistorie oder mit einer empfundenen historischen Verpflichtung gegenüber Sachsen, seinem Volk oder seiner Kultur hat das wahrlich nichts zu tun.

Ich halte diesen ganzen Adelskram einfach für überholt - man sollte doch im 21. Jahrhundert irgendwie weiter sein...

[Bearbeitet von Deluxe (09-05-2007 - 20:15)]

Schumi

Beiträge: 3.544
Registriert am: 08.11.2004


@ Wilhelminus: Wahre Worte. Sehr schön gesagt. Irgendwie dreht man sich immer im Kreis. Die Barockschlösser wurden (mal überspitzt gesagt) genauso mit dem Blut des Volkes gebaut wie der PdR. Der ist nur nicht so alt, was ihm bekanntlich zum Verhängnis wurde.

@ Limokombi:

Mir ging es auch nicht in erster Linie um die Plattenbauten. Das die eher weniger "historisch wertvoll" sind, ist mir völlig bewusst.

Ich dachte eher an Bauwerke wie den schon erwähnten Palast der Republik, oder Denkmäler wie die Fäuste am Riebeckplatz (Thälmannplatz) in Halle, die 2005 (?) beseitigt wurden. Wer maßt sich an zu bestimmen, was erhaltenswert ist und was nicht? Muss das immer nach dem Alter gehen?

Vielleicht könnten Wissenschaftler in 300 oder 400 Jahren anhand des PdR wertvolle Rückschlüsse auf Architektur und Technologie der DDR-Zeit ziehen. Vielleicht wäre der PdR in 300 oder 400 Jahren Weltkulturerbe?

Anderes Beispiel: Das Bauhaus in Dessau ist nach meinem Geschmack ein hässlicher Kasten. Weder besonders alt, noch Barock, noch Renaissance oder ähnliches. Aber von "der Allgemeinheit" trotzdem als erhaltenswert angesehen und sogar als Welterbe anerkannt.

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@ Schumi

"Wer maßt sich an zu bestimmen, was erhaltenswert ist und was nicht? Muss das immer nach dem Alter gehen?"

Da sind wir völlig einer Meinung, ich habe ja auch schon vielfach darauf hingewiesen, das ich mit dem Abriß von bedeutender Architektur aus DDR-Zeiten ganz und gar nicht einverstanden bin! Allein das Alter darf da natürlich nicht ausschlaggebend sein, das schrieb ich ja aber schon bereits (Fachwerkhäuser).

@ deluxe

"... daß jeder seine 3ha allein umackert ...

Die entscheidende Frage dabei ist aber, WEM das Land gehört, und wenn es eben die 3 Hektar sind, oder willst Du etwas Privatgrund verbieten? Ich bin sofort dafür, von Menschen den Besitz einzuziehen, die zum Nachteil der Gesellschaft wirken bzw. ihrer Verantwortung für ihr Eigentum nicht gerecht werden. So zum Beispiel wenn jemand eine für die Gesellschaft wertvolle Immobilie besitzt, und diese dann verfallen läßt (Schloss Übigau), oder jemand Privatwald besitzt und z. B. keine Waidpflege oder Bodenschutzkalkungen durchführt. Zu Rechtfertigen ist eine solche Handlung mit dem guten altem Spruch: "Eigentum verpflichtet". PS.: Man stelle sich mal vor, wir würden über die offiziellen Stellen der DDR mit diesem Spruch "richten"!

Wenn man aber generell Landbesitz verbieten will, wäre eigentlich dann auch JEDE andere Art von Eigentum in Frage zu stellen. Und noch einmal zum Beispiel Adel, natürlich kann man sagen der Herr von und zu x hat sich das Schloss oder das Grundstück x nicht verdient, sondern "nur" geerbt. Wenn man diesen Besitz aber dann generell in Frage stellt, muß man das auch bei dem eigenen Besitz machen. Dann wäre es nämlich auch nicht gerechtfertigt, z. B. das Sparbuch von Omi oder die Taschenuhr von Opi zu erben?

Zum Thema Wettiner brauchen wir uns glaube ich nicht länger auszutauschen, da haben hier wohl alle Beteiligten so ziemlich die gleiche Meinung.

@ wilhelminus

Stichwort Staatsjagd: wo liegt da der Unterschied zwischen Erich H. und meinethalben Kaiser Willy zwo???

Eine weitere Gemeinsamkeit wäre, das beide im Exil gestorben sind, und das beide in gewissem Sinne von Teilen der Bevölkerung zurückgewünscht wurden. Mal im Ernst,
Wilhelm der II. war Kunstmensch, hatte persönlichen Kontakt zu Malern, Komponisten und Architekten und wird auch in dieser BRD ganz bewust immer nur zum Militaristen gemacht. Wer sich für den Mann interessiert, sollte seine Erinnerungen lesen, "Ereignisse und Gestalten 1878 bis 1918", sehr zu empfehlen!

wilhelminus

Beiträge: 1.980
Registriert am: 28.06.2004


... Willy zwo hatte aber leider nicht die außenpolitische Weitsicht wie sein (Vor-)Vorgänger... (aber kunstsinniger Zeitgenosse? Zugegeben, diese Facette verschweigt nun mal der schulische Geschichtsunterricht)

Stichwort Bauhaus:
Das Bauhaus war seinerzeit bahnbrechend: schnörkellose Archtektur mit hohem Nutzwert.
Kein Wunder, dass heute noch so gebaut wird.

Frage: Worin liegt im Hinblick auf die Linieienführung der Unterschied zwischen Bauhaus und PdR? Ich kann keinen erkennen... Waagerechte und senkrechte Linien...

Die letzten Großentwürfe in D, die nicht nach Bauhaus errichtet wurden, waren die Gebäude der Stalinalle in Berlin, am Roßplatz in Leipzig, am Altmarkt in Dresden...

Weiterhin:
Natürlich ist es effektiver große landwirtschaftliche Flächen zu betreiben. Wenn aber der Acker mein Eigentum ist, gehe ich sorgsamer damit um, bzw. lasse ich sorgsamer damit umgehen, als wenn ich nur LPG-Vorsitzender bin.
Wenn die Planerfüllung drückt, wird auf Teufel-komm-raus gewütet. Egal, nächstes Jahr ist ein anderer Vorsitzender...
Ist's aber mein Acker, trage ich Sorge, dass er mich auch künftig "ernähren" möge.

Gut, mit der Leibeigenschaft ist das Problem noch ein wenig anders geartet. Da musste der kleine Bauer sehen, dass er dem Lehnsherrn seinen Tribut zahlen kann...
... keine Frage, es geht nicht darum, die alte Zeiten wieder haben zu wollen.

Jedoch möchte ich nicht, dass Eigentum verteufelt wird.
Gehört alles allen, gehört es letztlich keinem und keiner übernimmt Verantwortung. Die klassenmäßige Umverteilung der Produktionsmittel ist m.E. kein Allheilmittel.

Und drittes:
Ja, das ist meine Weltanschauung: Eine bessere Welt ist m.E. auf Erden kaum realisierbar. Allein die Pluralität der menschlichen Wertevorstellungen lässt sich nicht vereinen, zumindest nicht ohne Zwang in ein Schema sperren - sonst gibt es eine Gruppe von Verlierern, die im Idealfall geduldet werden, meist jedoch vertrieben oder aufgeknüpft...
... die Verwirklicher einer besseren Welt auf Erden müssen als erstes Ideal die Freiwilligkeit auf ihre Fahnen schreiben - und somit zugestehen, dass es Opposition geben wird.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


In der Tat - ich halte die Möglichkeit privaten Grundeigentums zumindest für fragwürdig.

Begründung:
Mit welchem Recht betrachtet jemand ein bestimmtes Stück Grund und Boden als sein privates Eigentum? Ist der Boden nicht Teil unserer Erdoberfläche - folglich Eigentum JEDES Erdenbürgers gleichermaßen?
Wann und wie hat der erste Mensch einstmals bestimmt, daß dieses oder jenes Stück Boden SEIN Eigentum ist? Mit welcher Berechtigung? Und warum hat der eine diesen Grund und Boden, aber der andere hat nichts?

Ich bin natürlich NICHT gegen Privateigentum - und zwar an Sachen und Gegenständen. Aber das Privateigentum an Grund und Boden halte ich für eine doch sehr schwierige Sache, die wahrscheinlich ins Philosophisch-ideologische abgleitet, wenn man sie allumfassend bewerten will.

Sicher ist wilhelminus' Einwand mit der Sorgsamkeit naheliegend - und hundertfach erwiesen hat es sich auch, daß er damit prinzipiell Recht hat.

Aber:
Das trifft doch immer nur auf den (die) direkten Eigentümer zu. Nicht nur volkseigener Boden wird zertrampelt - auch der des Nachbarn ist den meisten nicht viel mehr wert. Jeder ist sorgsam - aber immer nur mit seinem eigenen Eigentum. Und während er sich darum sorgt, zerpflügt er ohne Gewissensbisse (oder gar ohne es zu wollen und zu bemerken) das Eigentum oder auch die Seele seines Nächsten.
Genauso, wie er es mit Allgemeingut, dem Volkseigentum oder wie man es nennen mag, das allen (also keinem) gehört, tun würde.

Stellt sich die Frage, welche Form das kleinere Übel ist. Abschließend beantworten kann man diese Frage wohl kaum. Aber ich zweifle nunmal daran, daß Menschen das Recht haben, ein willkürlich ausgewähltes Stück der Erdoberfläche als ihr Eigentum zu betrachten, während andere Menschen diese Möglichkeit nie hatten und auch nie haben werden. Und die einzige Begründung ist dann auch noch der Umstand, daß die Vorfahren eben dieses Stück Boden auch schon als ihr Eigentum gesehen und bewirtschaftet haben. Wer war der Erste? Wann? Und warum? Von wem? Mit welcher Begründung?

Besitzen - ja, das sollte natürlich genauso erlaubt sein wie bisher. Jeder der mag, sollte seine Krume haben, seinen Wald und wenn er Lust hat, auch einen Zaun drum herum bauen.
Aber muß es unbedingt Eigentum sein? Sollte nicht eine übergeordnete Instanz (in diesem Falle der Staat bzw. das Staatswesen) das Grundrecht auf EIGENTUM an Grund und Boden allein wahrnehmen, während sich ALLE Bürger lediglich mit dem BESITZ des Landes, auf dem ihre Häuser, Pflanzen, Garagen, Fahrzeuge, Nutztiere natürlich als ihr Eigentum stehen, zufriedengeben? Könnte das nicht evtl. mehr Gerechtigkeit schaffen, weil dadurch alle die gleichen Voraussetzungen haben? Weil keiner von "Gottes Gnaden" oder warum auch immer Herrenmensch spielt, während andere die Untertanen spielen müssen - von "Gottes Ungnaden" vielleicht...?

Fragen über Fragen...das würde ich gern diskutieren - ganz ohne Dogmen, denn ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen...

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


"Fragen über Fragen...das würde ich gern diskutieren - ganz ohne Dogmen, denn ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen... "

Das wird hier sicher niemanden gelingen, Dich vom Gegenteil zu überzeugen!

Mal im Ernst, es geht wohl deshalb nicht, weil wir, wie Du so schön sagst, über "Philosophisch-ideologische" Dinge sprechen, und da gibt es objektiv wohl keine "richtige" oder "falsche" Meinung.
Ich halte es aber für fragwürdig, mit welchem Recht man mobile Gegenstände lt. Deiner Meinung besitzen darf, immobile hingegen nicht. Der Staat könnte ja dann eigentlich auch die mobilen Dinge nach Verdienst bzw. Notwendigkeit an seine Bürger vergeben, z. B. Autos oder Möbel. Übrigens ist es ja sowieso so, das der Staat unter gewissen Vorraussetzungen auch immobiles Eigentum faktisch Enteignen kann, auch in der BRD. Ich denke da gerade an den permanenten (Über)Ausbau von Verkehrsinfrastruktur, vor allem beim Autobahnbau. Da werden auch Menschen mit dem Hinweis auf das "Allgemeinwohl" enteignet, wenn gleich auch nicht entschädigungslos!

Das Prinzip von Gleichheit von allen Menschen ist zwar sehr idealistisch gedacht, meiner Meinung nach aber (noch?) nicht durchsetzbar. Man muß wohl leider anerkennen, das gerade die Möglichkeit "reicher" als andere Menschen zu werden, einer der wesentlichsten Motivationen für Leistungen bei Menschen war und ist, was ich als jemand der nicht von Reichtum träumt, irgendwie immer wieder hübsch zu beobachten und komisch finde.

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Als Grundbesitzer (nicht Groß-...aber immerhin ) leuchtet mir auch nicht so ganz ein, warum man Dinge besitzen dürfen soll - Grund und Boden aber nicht Das hat ja schließlich auch etwas mit Wurzeln, ja nicht zuletzt auch mit einer gewissen Sicherheit für die Familie zu tun, eine "eigene Scholle" zu besitzen (die übrigens durch alle Zeitalter hindurch irgendwo einen Wert darstellte/behielt - allen Wirren der Zeit zum Trotz. Auf die meisten materiellen Güter trifft dies in dem Maße eher selten zu ).
Nun stelle man sich z.B. vor, ALLER Grund und Boden hätte in der DDR dem Staate gehört - und wäre dann also nach der Wende über die Treuhand (wie so manch anderes) verramscht worden...eine unangenehme Vorstellung! - Annährend ebenso unangenehm wie die, daß diesem merkwürdig-unersättlichen Staat, der sich aktuell auf deutschen Boden breit macht, aller Grund und Boden gehören würde...

[Bearbeitet von standard (10-05-2007 - 18:18)]

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


@standard:
Wobei Du den Fehler machst, den viele machen:

Du sprichst vonBesitz, meinst aber Eigentum.
Und das ist ein gewaltiger Unterschied, bei näherem Hinsehen.

Ich habe nichts gegen Grundbesitz - sondern ich stelle die Frage, ob Eigentum an Grund und Boden einem allgemeinen Gerechtigkeitsgrundsatz entsprechen kann.

@limokombi:
Ich unterscheide gar nicht zwischen mobilen und immobilen Gütern - nur zwischen Grund/Boden und dem Rest. Auch ein Haus ist immobil - trotzdem soll es durchaus jemandes Eigentum sein.

Warum ich diese Unterscheidung treffe? Ganz einfach:
Alles, was an materiellen und handelbaren Gütern auf Erden existiert (mit Ausnahme von tierischen und pflanzlichen Ur-Produkten, aber wir wollen man nicht spitzfindig werden ), ist von Menschenhand geschaffen. Warum also sollte es nicht auch Eigentum des Menschen sein?

Nur der Grund und Boden - der wurde dem Menschen sozusagen geschenkt - ihm zur Verfügung gestellt. Von der Natur, von Gott, vom Urknall - das kann jeder sehen wie er will.
Aber irgendwann hat mal irgendein Mensch beschlossen, daß dieser und jener Teil des Bodens jetzt ihm allein gehört und er jeden bestrafen (lassen) kann, der ihm diesen Boden wieder wegnehmen will.

Warum? Wer gab diesem ersten Grundsückseigentümer das Recht dazu? Er hat es sich letztlich selbst genommen.

Und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob Privateigentum an Grund und Boden nicht vielleicht ethisch-moralisch bedenklich ist.

Keine Angst - ich will die Welt nicht umkrempeln und auch niemandem sein Häusle mit Gärtchen vermiesen. Vielleicht kauf ich mir ja auch mal sowas...

Nur finde ich den gedanklichen Ansatz dieser Betrachtungen einfach interessant - ich grüble darüber schon längere Zeit nach.

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@deluxe

Ich möchte aber ehrlich gesagt kein Haus als Eigentum haben, wenn der Grund und Boden auf dem es steht, nicht auch mein Eigentum ist. Habe das gerade erst wieder mit "meiner" Garage erlebt, wenn gleich die Ursache dabei wohl am derzeitigen Regime liegt. Die Garage hatte man mir jahrlang zum Kauf angeboten, was ich aber nicht wollte, genau aus der Angst vor späterer "Landwegnahme". Jetzt hat sich die Angst bestätigt, die Garagen werden weggerissen, ich habe dabei "nur" meine Mietgarage verloren, der Vermieter dagegen sein "Eigentum" (Er hat wohl supertoll 300,00 Euro "Entschädigung" bekommen, und darf dem Neubesitzer noch danken, das er den Abriß nicht bezahlen muß)!

"Keine Angst - ich will die Welt nicht umkrempeln und auch niemandem sein Häusle mit Gärtchen vermiesen."

Doch, kremple die Welt ruhig um, vielleicht werden wir uns noch über eine Richtung einig, dann bin ich gern mit dabei! PS.: An Grund und Boden kann man mir weder jetzt und vermutlich auch langfristig nichts wegnehmen, da ist nichts. Alles was ich an materiellem Gut besitze, beschränkt sich auf den Inhalt von zwei Garagen und meiner Einraum-Platten-Wohnung, und hat wohl eher ideellen Wert.

Noch mal im Ernst, ich kann den Ansatz Deines Denkens durchaus nachvollziehen, glaube aber einfach, das sich das mit den Menschen und ihren Neigungen (zumindest derzeit) nicht verträgt.

@ standard

Du als Grundbesitzer (vielleicht doch Großgrundbesitzer?) darfst gar nicht mitreden! Wenn ich der Herr von der Telekom wäre, müßte ich Dir jetzt sowieso den Vorwurf der "Besitzstandserhaltung" vorwerfen! Deluxe und ich, wir diskutieren das jetzt gemeinsam aus, und informieren Dich dann, ob der Grund und Boden dann noch Dir ist oder nicht. Das Haus darfst Du ja in jedem Fall als Eigentum behalten, könnte eben nur sein, das dort wo jetzt noch Deine Rosen wachsen nächstes Jahr Schafe grasen oder Sommerweizen wächst, natürlich alles nur zum guten der Volksgemeinschaft! Schönen Tag noch ...

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Das sind ja tolle Aussichten...
Allerdings sind bei mir Grund und Boden sicherlich etwas mehr wert, als die alte Hütte - drum behalte ich lieber ALLES!
Porschekiller

Beiträge: 2.220
Registriert am: 04.12.2003


Ich sag dazu nur folgendes: Irgend was niederbrennen ist keine Lösung. Wenn ich Wut auf jemaden habe oder denjenigen nicht ab kann, dann kann ich darüber reden. Wenns danach geht, müsste ich so einiges niederbrennen. Das sähe aus... nee, ich bin eben lieber lieb.

Thema Besitz: Wenn wir wieder einer staatlichen bzw. Firmenwillkür unterstehen, dann sehe ich schwarz.
Ich selbst könnte demnächst 2100qm haben (Opa sein Garten). Für Garagen ist das völlig ungeeignetes Land, da außerhalb der Ortschaft und eben öfter Ziel von Randale. Darf man überhaupt noch Garagen bauen oder soll so was Stück für Stück abgeschafft werden? Ich hab den Eindruck, dass da gezielt gegen Garagen gearbeitet wird.

wilhelminus

Beiträge: 1.980
Registriert am: 28.06.2004


Und bis in welche Tiefe der Erde reicht mein Grundeigentum?

Historisches Problem: Wer war der Erste, der ein Stück Land zu seinem Eigentum erklärt.
… tja, wenn man das ergründen könnte…
Möglicherweise war’s der Stärkste einer Gruppe, der sich das Recht herausnahm…

Das führt zu einem weiteren historischen Problem: Wenn ich ein fremdes wildes Land entdecke, brauche ich nur die besseren Argumente (Feuerwaffen) oder das beeindruckendere Zahlungsmittel (Glasperlen) gegenüber den „unzivilisierten“ Ureinwohnern – und schon besitze ich Grund und Boden. Aber das nur am Rande…

Nun aber leben wir (hier im Forum und darüber hinaus) in stabilen demokratischen Verhältnissen. Und da wird Eigentum an Grund und Boden vererbt, verkauft oder in bösen Fällen vom Kreditinstitut eingezogen (und dann bisweilen versteigert)

Grundeigentum ist also auch einer gewissen Fluktuation unterworfen. Der eine gewinnt ihn, der andere verliert ihn… (und wer bislang keinen hatte, kann mit Hilfe der nötigen ökonomischen Mittel sich solchen legal verschaffen)

Aber nun die Frage nach der Legitimation von Besitz und Eigentum:
Wenn es kein privates sondern nur staatliches Eigentum an Grund und Boden gäbe, nach welcher Maßgabe würde dann ein Gemeinwesen dem einen Pächter ein Wassergrundstück erteilen und dem anderen nicht. Nach welcher Ordnung wird mir ein sandiger Acker verliehen und dem anderen eine fette Scholle???
Zugegeben, das Problem ist nur auf einer anderen Ebene.
Die Schnellsten hätten die besten Stücke ergattert, die Übrigen hätten keine Lust auf Pachtland.
Selbst wenn man eine Fluktuation nach festgesetzten Zeiträumen vorschreibt, hätte man das Problem mit dem o.g. LPG-Vorsitzenden-Beispiel.
Kein Privateigentum würde die Welt also auch nicht gerechter machen.

Außerdem: Warum sollten nur menschlich geschaffene Produkte dem Menschen als Eigentum gehören???
Allen „materiellen und handelbaren Gütern auf Erden“ (Zitat Deluxe) liegen Naturprodukte zu Grunde: Bodenschätze, Wasser, Holz…

Wem gehören also die Bodenschätze???

Daraus folgt: Mit welchem Recht also besitzt Du, @ Deluxe, ein veredeltes Endprodukt aus Eisenerz, Baumwolle, Quarzsand, Kautschuk und Erdöl?
Alles geschaffen vom lieben Gott oder dem Urknall

Oder anders: Warum ist mein eigener Grund und Boden nicht auch Produkt meiner Hände:
Sobald ich Rasen mähe, den Acker umgrabe, jäte, gieße, Äpfelbäume beschneide – kurz mein Eigentum kultiviere, schaffe ich Kultur. ICH mache Kultur aus der wilden, mir vorfindlichen Natur. ICH veredle ein Naturprodukt.
… das auch geschaffen ist vom lieben Gott oder dem Urknall

Wie gesagt, alles sehr philosophisch. Wo wir uns aber alle einig sein dürfen:
Letztlich ist jede Art von Besitz und Eigentum endlich.
Nicht nur Verschleiß (Rost und Motten – Matthäus 6,20 ), Diebstähle, auslaufende Pachtverträge oder Eigenbedarf…
… spätestens das letzte Hemd hat keine Taschen, weder für Pachtland noch für privates Eigentum an Grund und Boden.

Und noch eins: wahrscheinlich war Diogenes der glücklichste Mensch auf Erden (außer: der große Alexander stand vor seiner Tonne )

Seite: 1 2 Nächste Seite »

Springe zu:

Impressum | Datenschutz