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Autor | Thema: Volkszorn ? |
friedmar
Beiträge: 1.195 |
... http://www.oaz-online.de/aktuell/content/20525.html ... [Bearbeitet von friedmar (07-05-2007 - 19:27)] |
standard
Beiträge: 19.357 |
Wer weiß... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Aber auch keine Lösung - schließlich ist der Wald ja für alle da und auch füe alle von Nutzen - nicht nur für die adeligen Spinner. Für Bodenreform, für Enteignung der Junker! |
friedmar
Beiträge: 1.195 |
stimmt ... fuer alle von Nutzen ... auch die ... "139 Gemälde aus den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden " ... ?!? |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Ja, auch die. Deshalb haben die gefälligst zu bleiben wo sie sind. in Staatshand und für jedermann frei zugänglich. Mich regen diese ganzen Glubschaugenprinzen maßlos auf. Außerdem sind die sich untereinander auch nicht grün, die 2 Wettiner Familienzweige. Einfach nur zum kotzen, was uns der Einheitskanzler mit seinem "Rückgabe vor Entschädigung" (denn auch das hier fällt irgendwie mit darunter) eingebrockt hat. Man hätte Leuten, die abgehauen sind, rein gar nichts zurückgeben dürfen. Und alle SBZ-Enteignungen zwischen 1945 und 1949 müßten vollkommen unangetastet bleiben. mine Meinung dazu. |
Wurstblinker
Beiträge: 613 |
Mal abgesehen davon, dass die sog. Besitztümer auch nichts anderes sind als in Jahrhunderten dem Volk abgepresste Fron. Man sollte sich mal fragen, worin denn die Leistung dieser Leute bestand außer Krieg führen (zu wessen Lasten wohl?), Prunkbauten errichten, Einwohner als Söldner verkaufen usw. usf. ... aber natürlich alles von Gottes Gnaden... `Tschuldigung, wenn ich erstmal kurz kotzen gehe... |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
Also etwas differenzierter muß man die Sache wohl betrachten! Zuallererst einmal bin natürlich auch ich dagegen, das die Herren des Hauses Wettin jetzt neue Besitzansprüche gegenüber den Kunstschätzen des sächsischen Freistaates stellen. Man muß aber auch fragen, warum das so geht, und das liegt im konkreten Fall wohl nicht am "Einheitskanzler", sondern viel mehr an einer Vereinbarung zwischen der Landesregierung und den Wettinern von vor x Jahren, in dem man den Wettinern die Möglichkeit eingeräumt hat, unter bestimmten Vorraussetzungen "Nachforderungen" zu stellen. Leidtragende dieser Vereinbarung sind jetzt natürlich das sächsische Volk und die Staatlichen Kunstsammlungen, die mit ihren wenigen Mitarbeiten nur noch damit beschäftigt sind, zu klären woher welches Kunstwerk stammt. Unserer Landesregierung unterstelle ich dabei einfach mal, das ihr das vollkommen egal ist, schließlich beschränkt sich deren kultureller Horizont auf tourismusfördernde Prestigobjekte wie das "Grüne Gewölbe" oder die Frauenkirche! Das generelle Rechtfertigen von Enteignung zu DDR-Zeiten halte ich aber für äußerst bedenklich. Die Leute als "abgehauene" zu bezeichnen, ist auch etwas zynisch, und passt geradezu zur Zonenretorik, die aus Vertriebenen der deutschen Ostgebiete auch gleich "Umgesiedelte" gemacht hat. Bei allen Degenerierungserscheinungen heutiger Adelsfamilien, sollte man nicht darüber hinwegtäuschen, das der Adel vor dem Jahre 1945 durchaus auch zum Guten des Landes beigetragen hat, und die von ihm errichteten "Prunkbauten" heute einen wesentlichen Teil der Schönheit unseres Landes, gerade in Sachsen, ausmachen. Ich selbst werde aller Vorausicht nach heute Abend in einen dieser "Prunkbauten" (Palais im Großen Garten) verweilen, und einer Musik lauschen, die NUR mit dem Geld dieser "bösen" Adelsfamilien von vor 300 Jahren entstehen konnte. Das schlimmste an den Enteignungen der DDR-Zeit ist für mich aber die Nutzung bzw. der Verfall oder die idiologisch bedingte sinnlose Zerstörung der Selbigen! Ich war erst letzten Freitag im Schloss Krobnitz (Niederschlesien). Im Park dieses Schlosses stand eine wunderschöne Neogotische Kapelle die 1980 vollkommen ohne Not und Sinn abgerissen wurde. Der Kapelle ist allein zum Verhängnis gewurden, das das Schloss ab 1873 Albrecht Theodor Emil Graf von Roon gehörte! Der Mann zählt mit Fürst Otto von Bismarck und Helmut von Moltke zu den Wegbereitern der deutschen Einheit von 1871... Nur das wir uns nicht falsch verstehen, ich habe arge Zweifel am derzeitigen System BRD und bin beileibe nicht damit restlos einverstanden. Ich halte es aber für einen großen Fehler, die Versagensgrößen dieses Systemes zum Anlass zu nehmen, ein anderes Unrechtssystem und seine Machenschaften zu verteidigen... Um wieder näher ans Thema zu kommen: Sollte jemand den Wald angezündet haben, dann handelt es sich um einen gewöhnlichen Verbrecher, dem ich die Ergreifung durch die Polizei von ganzen Herzen wünsche. Wald anzuzünden ist wahrlich das allerletzte, die verbrannten Tiere, Bäume und Sträucher können wohl am allerwenigsten für die Wettiner... |
Wurstblinker
Beiträge: 613 |
@limokombi: Wenn ich dir auch in vielem beipflichten kann, was das Vergammeln lassen oder die ideologisch motivierte Zerstörung betrifft, so muss ich dir doch unterstellen in einem wesentlichen Punkt Ursache und Wirkung zu verwechseln. Die Prunkbauten des Adels wurden höchstwahrscheinlich nicht dazu errichtet, damit wir sie heute "schön" finden und was zum angucken haben, sondern einzig und allein um das egozentrische Weltbild der Herrscher von Gottes Gnaden zu bedienen. Dass dazu eine Steuergeldverschwendung, wie wir Sie heute geiseln würden, notwendig war, ist unbestritten. Apropos Musik: Auch hier wurde keine Kunstförderung in der Breite betrieben, sondern eine einseitge, oft auch mangelhafte Förderung, nach Gutdünken eines Einzelnen. |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@ Wurstblinker Natürlich hast Du recht, das der Adel die Schlösser nicht hat bauen lassen, damit der Pöbel sich daran erfreut. Man muß diese Sachen aber aus ihrer Zeit heraus bewerten, und da muß man einfach feststellen, das die damalige Gesellschaftordnung von eigentlich allen Gesellschaftsschichten als "normal" angesehen wurde. Der Einwand zur Kunstförderung von damals ist richtig, schließlich habe ich genau für diesen Teil meines vorherigen Beitrags ja auch ein Smilie verwendet. Mann muß aber einfach anerkennen, das bei aller Verschwendung und ggf. Ungerechtigkeiten dieser alten Gesellschaftsordnungen, diese gerade in Europa eine Kulturleistung hervorgebracht hat, von der wir bis heute zehren. Zugegeben, ich bin da etwas konservativ, aber die Zeit nach 1933 war in Deutschland kaum noch eine kulturell produktive, egal ob Ost oder West. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Ich sprach extra NICHT von DDR-Enteignungen, sondern von SBZ-Enteignungen zwischen 1945 und 1949. Also alles von der Bodenreform bis zu den Enteignungen der Adelsfamilien. Das ist ein großer Unterschied, da diese Enteignungen unter der Regie der SMAD geschahen und mit DDR rein gar nichts zu tun hatten. Die DDR gabs zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht... Und was das "Abhauen" betrifft: Mit welchem Recht haben zum Beispiel Eltern 1989 ihre wehrlosen Kinder wochenlang gezwungen, im Schlamm der Prager Botschaft auszuhalten - in Kälte, hygienischer Unzumutbarkeit, bei vollem Infektionsrisiko und (falls es nicht gutgegangen wäre) mit der sicheren Aussicht auf Kinderheim statt intakter Familie? Ok - das gehört nicht hierher - zurück zum Thema: Die ersatzlose Enteignung des Adels finde ich nach wie vor richtig. Es gibt keinerlei Grund, daß diese Damen und Herren mehr wert sind oder waren als alle anderen Menschen. Letztlich waren das alles geraubte Güter. "Von Gottes Gnaden" gibts nicht, kein Mensch steht von Natur aus über dem anderen. T'schuldigung - aber dafür bin ich vielleicht doch zu rot... |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@ Deluxe Das die (ersten) Enteignungen von der SBZ veranlasst wurden, macht die Sache nicht besser. Mit welchem Recht bestimmt eine Besatzungsmacht wie die Eigentumsrechte in einem besetzten Land geregelt werden. "Letztlich waren das alles geraubte Güter." Falsch! Viele der Adelsfamilien hatten ihren Besitz über viele Jahrhunderte, und haben ihn irgendwann für einen besonderen Dienst verliehen bekommen. Man denke dabei vor allem an die Lehen im Mittelalter! Mit Flüchtlingen ist das auch differenziert zu betrachten. Die Leute die allein aus materiellen Überlegungen ihren Kindern und sich selbst so etwas zugemutet haben, sind sicher keine Helden. Aber es soll auch Leute gegeben haben, die tatsächlich aus ideellen Gründen die DDR verlassen haben / wollten! PS.: Ja, ich spreche von einem BESETZTEN Land, auch wenn einige Leute heute vielleicht den "Tag der Befreiung" begehen! |
Wurstblinker
Beiträge: 613 |
Die Besatzungsmacht war sogar verpflichtet, die Eigentumsrechte zu beeinflussen. Das wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn alle die die unter der Naziherrschaft und davor aus Zwangsarbeit, Enteignung der Juden und Rüstungsprodutkion einen erheblichen Profit geschlagen haben, diesen auch hätten behalten können. Das wäre ein Schlag ins Gesicht aller, die zwischen 33 und 45 von den Nazis beraubt wurden. Und gerade weil der Adel zu den Steigbügelhaltern Hitlers gehörte, war die Enteignung in der SBZ vollkommen gerechtfertigt. So, so, die Zeit nach 33 war also keine kulturell produktive? Stimmt, es sind relativ wenige Barockschlösser im Stile Versailles gebaut wurden. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@limokombi: Ich sprach ja auch nur von einem Großteil der Abhauer - nicht von allen. Und von WEM bekam denn vor hunderten von Jahren jemand einen Besitz? Und mit welchem Recht wurde dieser Besitz von demjenigen verliehen - der Verleiher hatte ihn ja auch irgendwoher... Und daß diese Typen sich heute, über 60 Jahre nach ihrer (schon damals überfälligen) Entmachtung hinstellen dürfen, und in allen Medien (inkl. den öfftl.-rechtl.) herumquäken und nach Rückgabe schreien dürfen, das ist schlicht nicht in Ordnung. Es unterstreicht lediglich, daß die Westadministration ihnen nahe steht. Sonst wäre es weder zu "Rückgabe vor Entschädigung" noch zu "Verträgen" zwischen Landesregierungen und ehem. Fürstenhäusern gekommen. Der Grund ist doch ein ganz anderer: Das ist sicher recht pauschal formuliert, trifft aber den Kern. Gerechterweise hätte nach 1990 keine Entscheidung einer der 4 Siegermächte rückgängig gemacht werden dürfen, die VOR diesem Tage getroffen wurde. Denn mit welchem Recht setzt die souveräne BRD nah dem 3. Oktober 1990 Besatzungsrecht außer Kraft, das einem Teil von ihr in Zeiten fehlender Souveränität auferlegt wurde? |
standard
Beiträge: 19.357 |
Zitat: "Das schlimmste an den Enteignungen der DDR-Zeit ist für mich aber die Nutzung bzw. der Verfall oder die idiologisch bedingte sinnlose Zerstörung der Selbigen!" Hm - dann fahre mal mit offenen Augen durch den neueren Teil der bunten Republik...und achte darauf, welche Gebäude heute vordergründig vergammeln/verfallen/leerstehen , bis zur Unkenntlichkeit umgebaut (teilweise verschandelt) wurden oder bereits abgerissen sind - der PdR ist da nur die Spitze eines riesigen Eisberges... |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@ Wurstblinker Ja, ich gebe zu, das man natürlich die Eigentumsansprüche derer Wiederherstellen mußte, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Aber im Grunde genommen ist das doch das Gleiche, ob man ungerechtfertigt zu NS-Zeiten enteignet wurde, oder eben später in der SBZ. Auch wenn ich, zugegebenen Maßen, eine konservative Einstellung zu Kunst habe, gibt es aber wohl gerade in Fragen der Architektur einige sachliche Argumente, für meine Behauptung. @ Deluxe "Die höheren Wirtschafts- und Verwaltungsebenen werden in der BRD seit jeher zu großen Teilen von diesen "von und zu" besetzt - also rekrutieren sich die Administrationen und ihre Korrumpanten wiederum aus deren Reihen." Das ist aber auch wieder sehr verallgemeinert, schließlich "könnte" es ja auch Adlige geben, die Ämter innehaben, weil sie dazu auch in der Lage sind. Nur das hier kein falscher Eindruck entsteht, ich habe hier nicht vor den Adel zu verteidigen, aber differenzieren muß man auch bei denen! @ standard Ich habe in anderen Beiträgen schon mehrfach darauf hingewiesen, das auch ich STRIKT gegen den Abriß des PdR und anderer bedeutender Bauten aus DDR-Zeiten bin. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, das man nicht gleich immer auf die Barikaden gehen muß, wenn irgendwo eine "Platte" geschliffen wird, und mal ganz frei von Idiologie wage ich schon zu behaupten, das es einen "kleinen" Unterschied gibt, zwischen Barock- oder Renaissanceschlössern bzw. Kirchen auf der einen Seite, und Funktional- bzw. Gebrauchsbauten auf der anderen Seite. PS.: Das Konzert im Großen Garten war übrigens erwartungsgemäß wieder Spitzenmäßig. Ich war wieder sehr dankbar darüber, das Kurfürst Johann-Georg II. mit dem Geld seiner armen, entrechteten Menschen so etwas Schönes errichtet hat. |
Schumi
Beiträge: 3.544 |
quote: Ein Barock- oder Renaissance-Schloss oder eine Kirche war zu seiner Entstehungszeit auch nichts anderes als ein Funktional- bzw. Gebrauchsbau. Eine materielle Bewertung der jeweiligen Immobilie allein kann den "Wert" sowieso nicht bestimmen. Alles andere sind ideelle bzw. ideologische Werte. |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@ Schumi Der Unterschied besteht m. E. im wesentlichen in der "Verfügbarkeit" und im historischen "Wert" von Gebäuden! Denkmalschutz wird gemacht, um sehr wertvolle bzw. sehr seltene Objekte für die Nachwelt zu erhalten, und da spielt dann logischer Weise natürlich auch das Alter der Selbigen ein große Rolle. Einfache Wohn-Plattenbauten aus DDR-Zeiten werden, zumindestens in Dresden, jedenfalls innerhalb der nächsten 100 Jahre dabei wohl keine Rolle spielen! Schließlich stehen die meisten Funktional- bzw. Gebrauchsbauten der letzten 200 Jahr auch nicht unter Denkmalschutz! Mancherorts dürfen ja auch Fachwerkhäuser oder Umgebindehäuser abgerissen werden, einfach weil es zu viele davon gibt, und sich der Erhalt deshalb nicht "lohnt". [Bearbeitet von limokombi (09-05-2007 - 13:37)] |
wilhelminus
Beiträge: 1.980 |
Endlich wieder eine spannende Diskussion! Wie Limokombi schon sagte: Tragisch wars für Bauern in der SBZ, deren Grundbesitz 101 Hektar betrug. Wer 99 ha hatte, durfte (zunächst) alles behalten. Der andere verlor ALLES (nicht nur das überzählige) Ist es nicht nachvollziehbar, dass Menschen dann weit weg ziehen?
nach der Bodenreform folgte die Zwangskollektivierung (LPG), später die Verstaatlichung von Kleinindustrie und Handel
Stichwort Staatsjagd: wo liegt da der Unterschied zwischen Erich H. und meinethalben Kaiser Willy zwo??? Für die heutigen Adligen sollen sich die Leser(innen ) von "Gala" und "Bunte" interessieren... Unter den Adligen vergangener Zeiten gab es solche und solche. Die einen, die von der Welt da draußen keine Ahnung hatten ( sollen sie doch Kuchen essen) und andere, denen das Wohl der Untertanen am Herzen lag. Unlängst durfte ich (dank standard) Einblick in das Leben und Werk des Gutsherrn Friedrich Eberhard von Rochow nehmen. Ob nun uneigennützig oder nicht lag ihm das Wohl seiner Untertanen am Herzen (Hier mehr: www.rochow-museum.de/ Warum also nicht einen Herren haben, der sicher auch den Gewinn steigern möchte, aber auf der andern Seite seine Untertanen gebildet und ohne Hunger wissen möchte! Machen wir uns nichts vor: Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wird nicht enden solange die Erde sich dreht. Und es ist völlig egal, welches Etikett drauf steht: Gottesstaat, Feudalismus, globalisierter Kapitalismus oder Kommunismus. Die Spielregeln variieren, aber die Zahl der Verlierer geht nirgens gegen Null. Hoffnungslos, nicht wahr? [Bearbeitet von wilhelminus (09-05-2007 - 19:13)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Du bist ein wahrer Schelm...im letzten Satz verrätst Du uns Deine wahren Absichten...zumindest denen, die um Deine Weltanschauung wissen... Und daß die klerikalen Kreise die Idee von Herren und Untertanen seit jeher bevorzugt haben, um selbst ihre Parteinahme und -zugehörigkeit zu rechtfertigen, ist auch nicht neu...
quote: Nichts wird denen unterstellt. Gar nichts. Weil diejenigen nämlich nicht zum Großteil gehören, von dem ich ausdrücklich sprach. Natürlich gab es echte Gründe zu gehen - das zweifelt niemand an. Wenn man aber einmal nachrechnen würde, wieviel Prozent der Abhauer aus rein wirtschaftlichen Interessen gegangen sind - ich würde wetten, daß es eine deutliche Mehrheit war. Wieviele haben Haus, Hof, Auto, Arbeitsplatz und sichere Zukunft ihrer Kinder aufs Spiel gesetzt, nur um jeden Tag Bananen zu essen oder einmal im Jahr nach Spanien in den Urlaub zu fliegen? Zugegeben: Außerdem glaube ich nicht, daß das Welthungerproblem dadurch zu lösen ist, daß jeder seine 3ha allein umackert und sich dafür einen eigenen Maschinenpark leistet. Wer das Problem wirklich und ehrlichen Herzens lösen will, kommt an industrieller Landwirtschaft, Großbauflächen und genossenschaftlicher Strukturierung nicht vorbei. Für mich bleibt der bittere Beigeschmack später "Rache" durch die Wettiner. Denn was soll man davon halten, wenn mit großem Tamtam Rückforderungen an Kunstschätzen und ach so wertvollem Familienbesitz laut werden, aber wenige Wochen später der ganze Krempel in Londoner Auktionshäusern verschachert wird? Mit der Bewahrung von Kulturhistorie oder mit einer empfundenen historischen Verpflichtung gegenüber Sachsen, seinem Volk oder seiner Kultur hat das wahrlich nichts zu tun. Ich halte diesen ganzen Adelskram einfach für überholt - man sollte doch im 21. Jahrhundert irgendwie weiter sein... [Bearbeitet von Deluxe (09-05-2007 - 20:15)] |
Schumi
Beiträge: 3.544 |
@ Wilhelminus: Wahre Worte. Sehr schön gesagt. Irgendwie dreht man sich immer im Kreis. Die Barockschlösser wurden (mal überspitzt gesagt) genauso mit dem Blut des Volkes gebaut wie der PdR. Der ist nur nicht so alt, was ihm bekanntlich zum Verhängnis wurde. @ Limokombi: Mir ging es auch nicht in erster Linie um die Plattenbauten. Das die eher weniger "historisch wertvoll" sind, ist mir völlig bewusst. Ich dachte eher an Bauwerke wie den schon erwähnten Palast der Republik, oder Denkmäler wie die Fäuste am Riebeckplatz (Thälmannplatz) in Halle, die 2005 (?) beseitigt wurden. Wer maßt sich an zu bestimmen, was erhaltenswert ist und was nicht? Muss das immer nach dem Alter gehen? Vielleicht könnten Wissenschaftler in 300 oder 400 Jahren anhand des PdR wertvolle Rückschlüsse auf Architektur und Technologie der DDR-Zeit ziehen. Vielleicht wäre der PdR in 300 oder 400 Jahren Weltkulturerbe? Anderes Beispiel: Das Bauhaus in Dessau ist nach meinem Geschmack ein hässlicher Kasten. Weder besonders alt, noch Barock, noch Renaissance oder ähnliches. Aber von "der Allgemeinheit" trotzdem als erhaltenswert angesehen und sogar als Welterbe anerkannt. |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@ Schumi "Wer maßt sich an zu bestimmen, was erhaltenswert ist und was nicht? Muss das immer nach dem Alter gehen?" Da sind wir völlig einer Meinung, ich habe ja auch schon vielfach darauf hingewiesen, das ich mit dem Abriß von bedeutender Architektur aus DDR-Zeiten ganz und gar nicht einverstanden bin! Allein das Alter darf da natürlich nicht ausschlaggebend sein, das schrieb ich ja aber schon bereits (Fachwerkhäuser). @ deluxe "... daß jeder seine 3ha allein umackert ... Die entscheidende Frage dabei ist aber, WEM das Land gehört, und wenn es eben die 3 Hektar sind, oder willst Du etwas Privatgrund verbieten? Ich bin sofort dafür, von Menschen den Besitz einzuziehen, die zum Nachteil der Gesellschaft wirken bzw. ihrer Verantwortung für ihr Eigentum nicht gerecht werden. So zum Beispiel wenn jemand eine für die Gesellschaft wertvolle Immobilie besitzt, und diese dann verfallen läßt (Schloss Übigau), oder jemand Privatwald besitzt und z. B. keine Waidpflege oder Bodenschutzkalkungen durchführt. Zu Rechtfertigen ist eine solche Handlung mit dem guten altem Spruch: "Eigentum verpflichtet". PS.: Man stelle sich mal vor, wir würden über die offiziellen Stellen der DDR mit diesem Spruch "richten"! Wenn man aber generell Landbesitz verbieten will, wäre eigentlich dann auch JEDE andere Art von Eigentum in Frage zu stellen. Und noch einmal zum Beispiel Adel, natürlich kann man sagen der Herr von und zu x hat sich das Schloss oder das Grundstück x nicht verdient, sondern "nur" geerbt. Wenn man diesen Besitz aber dann generell in Frage stellt, muß man das auch bei dem eigenen Besitz machen. Dann wäre es nämlich auch nicht gerechtfertigt, z. B. das Sparbuch von Omi oder die Taschenuhr von Opi zu erben? Zum Thema Wettiner brauchen wir uns glaube ich nicht länger auszutauschen, da haben hier wohl alle Beteiligten so ziemlich die gleiche Meinung. @ wilhelminus Stichwort Staatsjagd: wo liegt da der Unterschied zwischen Erich H. und meinethalben Kaiser Willy zwo???
Eine weitere Gemeinsamkeit wäre, das beide im Exil gestorben sind, und das beide in gewissem Sinne von Teilen der Bevölkerung zurückgewünscht wurden. Mal im Ernst, |
wilhelminus
Beiträge: 1.980 |
... Willy zwo hatte aber leider nicht die außenpolitische Weitsicht wie sein (Vor-)Vorgänger... (aber kunstsinniger Zeitgenosse? Zugegeben, diese Facette verschweigt nun mal der schulische Geschichtsunterricht) Stichwort Bauhaus: Frage: Worin liegt im Hinblick auf die Linieienführung der Unterschied zwischen Bauhaus und PdR? Ich kann keinen erkennen... Waagerechte und senkrechte Linien... Die letzten Großentwürfe in D, die nicht nach Bauhaus errichtet wurden, waren die Gebäude der Stalinalle in Berlin, am Roßplatz in Leipzig, am Altmarkt in Dresden... Weiterhin: Gut, mit der Leibeigenschaft ist das Problem noch ein wenig anders geartet. Da musste der kleine Bauer sehen, dass er dem Lehnsherrn seinen Tribut zahlen kann... Jedoch möchte ich nicht, dass Eigentum verteufelt wird. Und drittes: |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
In der Tat - ich halte die Möglichkeit privaten Grundeigentums zumindest für fragwürdig. Begründung: Ich bin natürlich NICHT gegen Privateigentum - und zwar an Sachen und Gegenständen. Aber das Privateigentum an Grund und Boden halte ich für eine doch sehr schwierige Sache, die wahrscheinlich ins Philosophisch-ideologische abgleitet, wenn man sie allumfassend bewerten will. Sicher ist wilhelminus' Einwand mit der Sorgsamkeit naheliegend - und hundertfach erwiesen hat es sich auch, daß er damit prinzipiell Recht hat. Aber: Stellt sich die Frage, welche Form das kleinere Übel ist. Abschließend beantworten kann man diese Frage wohl kaum. Aber ich zweifle nunmal daran, daß Menschen das Recht haben, ein willkürlich ausgewähltes Stück der Erdoberfläche als ihr Eigentum zu betrachten, während andere Menschen diese Möglichkeit nie hatten und auch nie haben werden. Und die einzige Begründung ist dann auch noch der Umstand, daß die Vorfahren eben dieses Stück Boden auch schon als ihr Eigentum gesehen und bewirtschaftet haben. Wer war der Erste? Wann? Und warum? Von wem? Mit welcher Begründung? Besitzen - ja, das sollte natürlich genauso erlaubt sein wie bisher. Jeder der mag, sollte seine Krume haben, seinen Wald und wenn er Lust hat, auch einen Zaun drum herum bauen. Fragen über Fragen...das würde ich gern diskutieren - ganz ohne Dogmen, denn ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen... |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
"Fragen über Fragen...das würde ich gern diskutieren - ganz ohne Dogmen, denn ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen... " Das wird hier sicher niemanden gelingen, Dich vom Gegenteil zu überzeugen! Mal im Ernst, es geht wohl deshalb nicht, weil wir, wie Du so schön sagst, über "Philosophisch-ideologische" Dinge sprechen, und da gibt es objektiv wohl keine "richtige" oder "falsche" Meinung. Das Prinzip von Gleichheit von allen Menschen ist zwar sehr idealistisch gedacht, meiner Meinung nach aber (noch?) nicht durchsetzbar. Man muß wohl leider anerkennen, das gerade die Möglichkeit "reicher" als andere Menschen zu werden, einer der wesentlichsten Motivationen für Leistungen bei Menschen war und ist, was ich als jemand der nicht von Reichtum träumt, irgendwie immer wieder hübsch zu beobachten und komisch finde. |
standard
Beiträge: 19.357 |
Als Grundbesitzer (nicht Groß-...aber immerhin ) leuchtet mir auch nicht so ganz ein, warum man Dinge besitzen dürfen soll - Grund und Boden aber nicht Das hat ja schließlich auch etwas mit Wurzeln, ja nicht zuletzt auch mit einer gewissen Sicherheit für die Familie zu tun, eine "eigene Scholle" zu besitzen (die übrigens durch alle Zeitalter hindurch irgendwo einen Wert darstellte/behielt - allen Wirren der Zeit zum Trotz. Auf die meisten materiellen Güter trifft dies in dem Maße eher selten zu ). Nun stelle man sich z.B. vor, ALLER Grund und Boden hätte in der DDR dem Staate gehört - und wäre dann also nach der Wende über die Treuhand (wie so manch anderes) verramscht worden...eine unangenehme Vorstellung! - Annährend ebenso unangenehm wie die, daß diesem merkwürdig-unersättlichen Staat, der sich aktuell auf deutschen Boden breit macht, aller Grund und Boden gehören würde... [Bearbeitet von standard (10-05-2007 - 18:18)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@standard: Wobei Du den Fehler machst, den viele machen: Du sprichst vonBesitz, meinst aber Eigentum. Ich habe nichts gegen Grundbesitz - sondern ich stelle die Frage, ob Eigentum an Grund und Boden einem allgemeinen Gerechtigkeitsgrundsatz entsprechen kann. @limokombi: Warum ich diese Unterscheidung treffe? Ganz einfach: Nur der Grund und Boden - der wurde dem Menschen sozusagen geschenkt - ihm zur Verfügung gestellt. Von der Natur, von Gott, vom Urknall - das kann jeder sehen wie er will. Warum? Wer gab diesem ersten Grundsückseigentümer das Recht dazu? Er hat es sich letztlich selbst genommen. Und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob Privateigentum an Grund und Boden nicht vielleicht ethisch-moralisch bedenklich ist. Keine Angst - ich will die Welt nicht umkrempeln und auch niemandem sein Häusle mit Gärtchen vermiesen. Vielleicht kauf ich mir ja auch mal sowas... Nur finde ich den gedanklichen Ansatz dieser Betrachtungen einfach interessant - ich grüble darüber schon längere Zeit nach. |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@deluxe Ich möchte aber ehrlich gesagt kein Haus als Eigentum haben, wenn der Grund und Boden auf dem es steht, nicht auch mein Eigentum ist. Habe das gerade erst wieder mit "meiner" Garage erlebt, wenn gleich die Ursache dabei wohl am derzeitigen Regime liegt. Die Garage hatte man mir jahrlang zum Kauf angeboten, was ich aber nicht wollte, genau aus der Angst vor späterer "Landwegnahme". Jetzt hat sich die Angst bestätigt, die Garagen werden weggerissen, ich habe dabei "nur" meine Mietgarage verloren, der Vermieter dagegen sein "Eigentum" (Er hat wohl supertoll 300,00 Euro "Entschädigung" bekommen, und darf dem Neubesitzer noch danken, das er den Abriß nicht bezahlen muß)! "Keine Angst - ich will die Welt nicht umkrempeln und auch niemandem sein Häusle mit Gärtchen vermiesen." Doch, kremple die Welt ruhig um, vielleicht werden wir uns noch über eine Richtung einig, dann bin ich gern mit dabei! PS.: An Grund und Boden kann man mir weder jetzt und vermutlich auch langfristig nichts wegnehmen, da ist nichts. Alles was ich an materiellem Gut besitze, beschränkt sich auf den Inhalt von zwei Garagen und meiner Einraum-Platten-Wohnung, und hat wohl eher ideellen Wert. Noch mal im Ernst, ich kann den Ansatz Deines Denkens durchaus nachvollziehen, glaube aber einfach, das sich das mit den Menschen und ihren Neigungen (zumindest derzeit) nicht verträgt. @ standard Du als Grundbesitzer (vielleicht doch Großgrundbesitzer?) darfst gar nicht mitreden! Wenn ich der Herr von der Telekom wäre, müßte ich Dir jetzt sowieso den Vorwurf der "Besitzstandserhaltung" vorwerfen! Deluxe und ich, wir diskutieren das jetzt gemeinsam aus, und informieren Dich dann, ob der Grund und Boden dann noch Dir ist oder nicht. Das Haus darfst Du ja in jedem Fall als Eigentum behalten, könnte eben nur sein, das dort wo jetzt noch Deine Rosen wachsen nächstes Jahr Schafe grasen oder Sommerweizen wächst, natürlich alles nur zum guten der Volksgemeinschaft! Schönen Tag noch ...
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standard
Beiträge: 19.357 |
Das sind ja tolle Aussichten... Allerdings sind bei mir Grund und Boden sicherlich etwas mehr wert, als die alte Hütte - drum behalte ich lieber ALLES! |
Porschekiller
Beiträge: 2.220 |
Ich sag dazu nur folgendes: Irgend was niederbrennen ist keine Lösung. Wenn ich Wut auf jemaden habe oder denjenigen nicht ab kann, dann kann ich darüber reden. Wenns danach geht, müsste ich so einiges niederbrennen. Das sähe aus... nee, ich bin eben lieber lieb. Thema Besitz: Wenn wir wieder einer staatlichen bzw. Firmenwillkür unterstehen, dann sehe ich schwarz. |
wilhelminus
Beiträge: 1.980 |
Und bis in welche Tiefe der Erde reicht mein Grundeigentum? Historisches Problem: Wer war der Erste, der ein Stück Land zu seinem Eigentum erklärt. Das führt zu einem weiteren historischen Problem: Wenn ich ein fremdes wildes Land entdecke, brauche ich nur die besseren Argumente (Feuerwaffen) oder das beeindruckendere Zahlungsmittel (Glasperlen) gegenüber den unzivilisierten Ureinwohnern und schon besitze ich Grund und Boden. Aber das nur am Rande
Grundeigentum ist also auch einer gewissen Fluktuation unterworfen. Der eine gewinnt ihn, der andere verliert ihn (und wer bislang keinen hatte, kann mit Hilfe der nötigen ökonomischen Mittel sich solchen legal verschaffen) Aber nun die Frage nach der Legitimation von Besitz und Eigentum: Außerdem: Warum sollten nur menschlich geschaffene Produkte dem Menschen als Eigentum gehören??? Wem gehören also die Bodenschätze??? Daraus folgt: Mit welchem Recht also besitzt Du, @ Deluxe, ein veredeltes Endprodukt aus Eisenerz, Baumwolle, Quarzsand, Kautschuk und Erdöl? Oder anders: Warum ist mein eigener Grund und Boden nicht auch Produkt meiner Hände: Wie gesagt, alles sehr philosophisch. Wo wir uns aber alle einig sein dürfen: Und noch eins: wahrscheinlich war Diogenes der glücklichste Mensch auf Erden (außer: der große Alexander stand vor seiner Tonne ) |
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