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Autor Thema: Kindheitserinnerungen
Porschekiller

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Registriert am: 04.12.2003


Mir geistert schon seit langem was im Kopf rum. Es geht um die Zeit, in der man die Größenordnung Tischkante bis so 13 oder 14 Jahre.
Wieso komme ich auf die Gedanken?
Vor kurzem wurde in Glashütte die Straße ans Abwasser angeschlossen, in der ich wohnte. Und das, bis ich 20 war.
Der Asphalt war aus der Zeit 1959/60.
Zum Schluß war auch nicht mehr viel davon übrig.
Aber: Meine ersten Fahrrad-, Moped- und Trabantfahrversuche geschahen auf eben diesem Boden. Meine ersten aufgeschürften Knie, die erste zünftige Schotterflechte im Gesicht habe ich mir auf dem Belag zugezogen. Ja, man musste schnell lernen, mit dem Fahrrad Balance zu halten.
Nun wurde der alte Belag vollständig abgetragen und damit auch die geschichtsträchtigen Flicken und zugekitteten Löcher aus 4 Jahrzehnten.
Das macht mich dann doch etwas nachdenklich, zumal ich mir kein Stück für meine Sammlung reservieren konnte.
Nein, ich sammle keine Straßen, sondern eher besondere Erinnerungen, wie ein Stück Berliner Mauer oder den Plüschhasen, den es zum Schulanfang vor 19 Jahren gab und noch solche Kleinigkeiten.
Fay_von_kleinestinker

Beiträge: 1.774
Registriert am: 14.10.2002


Mach dir nix draus - bei mir wurde der ganze "Kindheits"-Wohnblock abgerissen, aber zumindest gibt es noch das Feld vorm Haus und den Stein, auf dem mein Kater jeden Abend um 7 Uhr gesessen hat, damit wir ihn reinlassen. Naja bis wieder ein Monstereinkaufzentrum o.ä. gbnaut wird, schätze ich .
Mein Dresden gibt es ja eh nimmer... und immerwieder neu..
C'est la vie!
pesechszig

Beiträge: 211
Registriert am: 06.10.2007


Und im Alter von 7Jahren haben meine Eltern beim Umzug mein erstes Fahrrad vergessen
apollo11

Beiträge: 2.507
Registriert am: 25.05.2005


Na super.
Jetzt muss ich in die Heimat reisen und mir noch nen paar Brocken aus meinem ehemaligen Wohngebiet holen.
Da wurde alles 1982 angefangen zu bauen und seit 2005 Straßen,Wohnblöcke,Kindergärten,die gutste Altstoffsammelstelle,Bahnhof,Turnhalle,meine hemalige Schule,der schöne Intershop,PGHs und unsere "geliebte" Kaufhalle abgerissen.
Daß kann ja was werden,wenn da von jedem erinnerungsträchtigem Grundstück/Immobilie ein Stein aufgehoben werden muss.
Warscheinlich jibbet danach auch noch Stress mit dem Umweltamt,weil im Hinterhof sich dann die Berge von "Erinnerungsstücken" häufen die wegen Ihrer Größe eine eigene Baugenemigung benötigen...

@P60

P.S. reicht eigentlich auch ne Hand voll Kies,um die Erinnerungen an unsere rekultivierten Kiesgruben an denen wir in den 80ern mit Mopped rumgeheizt sind,zur allgemeinen Geschichtsstückarchivierung aus?

[Bearbeitet von apollo11 (20-10-2007 - 23:31)]

Saxonier

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Registriert am: 10.09.2000


ich werd mich dann mal auf zeitreise begeben und mit dynamit das wohngebiet eliminieren,auf welchem sich unsere erste,1978 gebaute hütte(so richtig mit geklautem holz und kanonenofen)befand.
desweiteren werde ich das strassenpflaster aufreißen,an dem mein erster Trabi 1985 3 tropfen Öl verloren hatte
Poki,deine ideen überraschen einen immer wieder

[Bearbeitet von Saxonier (21-10-2007 - 20:11)]

Deluxe

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Registriert am: 13.12.2001


Ich will ja nichts sagen und die ironische Stimmung nicht zerstören - aber vor etwa 15 Jahren hat man meinen ehem. Kindergarten, eine eher behelfsmäßig anmutende aber urgemütliche Holzbaracke, abgerissen.

Von der Wand, an der ich immer meinen Roller parkte, besitze ich ein etwa 30cm langes Stück Brett der Außenverkleidung mitsamt Datum und Kurzwidmung.

Hat mir meine Mutter damals mitgebracht - sie war beim Abriß zufällig in der Nähe. Ich fand's ganz nett eigentlich - allerdings ist das Brett irgendwo in einer Raritätenkiste der Aservatenkammer.

[Bearbeitet von Deluxe (21-10-2007 - 17:59)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Ich habe ein Asphaltbröckchen von der Route 66 in der Vitrine liegen. - Man soll ja nicht...aber irgendwie konnte ich damals nicht wiederstehen (zumal man ja auch nicht weis, ob man dort jemals wieder einen Fuß bzw. Reifen hinsetzen wird...
Murphy

Beiträge: 1.775
Registriert am: 21.03.2006


Ja, das Unternehmen, ein Maschinenbaubetrieb, in dem ich meine Lehre absolvierte und ich mich zum Kundendienstmonteur qualifizierte wurde schon kurz nach 1990 abgewickelt und die Halle zum Baumarkt umgebaut. Oft habe ich daran gedacht, wo meine Werkbank stand, wo ich in welcher Abteilung geschraubt habe... Und letztes Jahr brannte der ganze Baumarkt bis auf die Grundmauern ab.

Und ich kann mich noch gut daran erinnern, daß in der Straße, wo ich als Kind wohnte nur zwei PKW geparkt waren. Da gab es mächtig Probleme beim Versteckespielen. Aber Kinder gab`s in jedem Haus einige. Heute ist kaum ein Parkplatz zu finden. Und Kinder sowieso nicht.

[Bearbeitet von Murphy (21-10-2007 - 20:16)]

Saxonier

Beiträge: 3.515
Registriert am: 10.09.2000


nee,im ernst.
wenns danach geht,könnte man jeden tag irgendwelchen müll einsammeln,nur weil er in 20 jahren erinnerungen hervorbringen könnte.
wenn jemand nen mauerstück in der vitrine hast,oder wie standard ein stück route 66,so ist das angemessen und verständlich.
aber nur weil ich anno knips mal mit dem fahrrad mir ne schotterflechte auf einer strasse geholt habe,muß ich nicht gleich in tränen der verzeiflung ausbrechen,weil die straße ausgebessert wird.
echt schizophren
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Der folgende Text ist nicht von mir, kann evtl. auch bissel am Thema vorbeigehen, aber trotzdem

quote:

Hurra, wir leben noch!
...was für Nostalgiker...

Wenn du nach 1980 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun...

Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70 Jahren lebtest, ist es
zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!

Als Kinder sassen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.
Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium.

Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten
öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.

Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen.

Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.

Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.

Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter,
dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir verliessen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein,
wenn die Strassenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt.
Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld ausser wir selbst.
Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht" . Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern?
Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau.
Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht.

Wir assen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick.

Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.

Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64Fernsehkanäle, Filme auf Video,
Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms.

Wir hatten Freunde.
Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Strasse. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim
und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein.
Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern.
Keiner brachte uns und keiner holte uns... Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Ausserdem assen wir Würmer.
Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter
und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus.

Beim Strassenfussball durfte nur mitmachen, wer gut war.
Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen.

Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen.
Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken.
Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstossen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen.

Und du gehörst auch dazu.
Herzlichen Glückwunsch!


Manche Sachen aus dem Text decken sich 100%ig mit meinen Kindheitserinnerungen.

Und ansonsten: Mein Kindergarten ist jetzt staatliches Amt für Landwirtschaft, meine Grundschule eine Bibliothek, meine POS ein Gymnasium, meine Berufsschule immer noch Berufsschule. Nur meinen Schacht und die WISMUT gibts nicht mehr
Elternhaus, späteres Wohnhaus und auch alles andere gibts immer noch - nur eben ordentlich saniert und auf dem aktuellen Stand der Zeit.

601 Uncrowned

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Registriert am: 23.12.2003


Bestimmte Düfte erinnern mich an meine Kindheit:
- die Mischung aus Zigarettenrauch im Freien und dem brackigen Wasser an den Tierpark
- unser Bioladen duftet nach Konsum/HO
- die nicht ausgespülten Scheuerlappen, mit denen der Milchdienst verplemperte Milch aufgewischt hat
- der Klebstoff und das Leder in der Werkstatt meines Vaters
- der göttliche Duft, wenn meine Omi kochte
...

Bildlich erinnere ich mich fast immer spontan an unser Altbauviertel im Friedrichshain und dort speziell an die ausrangierten Autos, die schon lange vor der Wende herumstanden. Während gleichaltrige Jungs von Westautos oder Melkus träumten, hatten es mir z.B. F9, W311 und Skoda 1202 angetan.
Irgendwann flog alles weg - und nu steh ich da mit meinem Trauma!

Fay_von_kleinestinker

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Registriert am: 14.10.2002


Saxonier: es gibt eben auch Leute, die sich an kleinen Dingen des Lebens erfreuen und nicht nur an einer Route 66-Tour oder einer Mauer (die sie, als sie noch stand nich ein einziges mal gesehen haben)...
apollo11

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Registriert am: 25.05.2005


@Fay_von_kleinestinker Na dann viel Spaß...
Erfreuen kann man sich doch an kleinen Dingen des Lebens.
Nur wenn man alles sammeln wollte was einem irgendwann im Leben schöne Stunden oder auch nur eine Schotterflechte bereitet hat,dann wirds irgendwann schlimmer in den eigenen vier Wänden aussehen wie bei den Ludolfs.
Saxonier

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Genau Apollo 11,

es bereitet mir genauso eine freude,mal wieder an längst vergessene orte zu kommen,ohne gleich irgendein mitbringsel zu hamstern.ich hab meine DDR-Ecke zu hause und das reicht mir.sonst endet man irgendwann wirklich als messi

apollo11

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@Saxonier Wie Du siehst kann man seine täglichen Erlebnisse immer mit sich führen

Saxonier

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und das sind nur die erlebnisse von einem tag
standard

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Ich kann mich nebenbei bemerkt an kleinen Dingen ebenso gut erfreuen, wie eben auch an besagter Tour damals. Das schönste, was man von solchen Touren mitnimmt, sind all die schönen Erlebnnisse und Erinnerungen. - DIE kann einem auch keiner nehmen (außer vielleicht der Alois Alzheimer...).
Porschekiller

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Ich heb mir ja nun auch nicht alles von jedem etwas auf.
Aber ich hab mir z.B. eben ein Stück Berliner Mauer, ein kleines Nutellaglas DM-Münzen (außerhalb der Sammlung), diverse CDs aus den 90ern, den zerdepperten Lmapenring vom ersten Trabi-Unfall und noch paar Kleinigkeiten, die aber kaum Platz wegnehmen. Kleine Dinge eben.

Es ist nur so, dass ich eben genau dort aufgewachsen bin und es gewohnt war, dass es dort immer etwas holpriger war als anderswo. Und jetzt ist eben alles glatt und ordentlich. Na ja... ich werd mich dran gewöhnen müssen...

601 Uncrowned

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Dazu empfehle ich den Film "Alles ist erleuchtet". Der Hauptdarsteller hat auch eine dermaßen skurrile Sammlung von Gegenständen seiner Ahnen - allein deshalb ist der Film schon sehenswert.
Porschekiller

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Registriert am: 04.12.2003


@Uncrowned: Werd ich mir mal zu Gemüte führen.

Meine Münzsammelwut hat mir auch diverse fast neue 1 DM-Münzen eingebracht, 1955 D und G, 1956 J, 1961 J, 1962 J und F und ein paar 70er, 80er und 90er.
Ja, der Winter geht los und das Silber kommt raus...

Murphy

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Registriert am: 21.03.2006


Beppos Beitrag kommt der Wirklichkeit schon sehr nahe. Muss ich nun wirklich alles sammeln, was mich irgendwann einmal an vergangene Zeiten erinnert? Die Erinnerung lebt in mir selbst. Niemand kann sie mir nehmen und nur ich hab es erlebt. Auch ein Gegenstand kann meine Emotionen, die ich zu diesem Ereignis hatte, anderen Personen nicht näherbringen.
Nur eine Frage habe ich... Wer spendiert von seinem Fahrrad den nächsten Klingeldeckel??
Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


Jetzt, wo ich es lese, erinnere ich mich sofort an das Spiel!
Ich habe lange keine Kinder mehr so mit ihren Fahrrädern spielen gesehen!
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich schon, allerdings war es ein DDR-Dreirad - mit Klingel! Der original Klingeldeckel aus Blech mit dem eingestanzten Blümchen, der Hebel aus Plast, und es steht "IFA" drauf. Die neue Besitzerin war absolut begeistert davon und ich hab mich drüber freuen dürfen. War übrigens am "Tag der Republik" am 7.Oktober in Pirna.

@Murphy - ich glaube allerdings, der Klingeldeckel wird dort bleiben, wo er ist. Wobei, wenn ich mir dieses Bild anschaue, bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher

[Bearbeitet von Beppo (27-10-2007 - 16:59)]

 

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