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Trabiklatsch » Andre Greiner Pol - Freygang ist tot !!! |
Autor | Thema: Andre Greiner Pol - Freygang ist tot !!! |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Der Koenig ist tot ! RIP - einer delr letzten unbequemen Musiker der DDR und jetzigen Zeit erlag am 15. Dezember in den Armen seiner Freundin einem Herzinfarkt »Na, ihr CDU-Schweine!« Irgendwann im Sommer 2007 war es, da rief ich ihn an auf dem Handy: »Mensch, André, ich stehe gerade im Deutschen Historischen Museum und du ahnst ja nicht, wessen Plakat hier an der Wand hängt « Er aber meinte nur: »Schon wieder? Wen interessierts?« »Parteidiktatur und Alltag in der DDR« hieß die Ausstellung und hatte zumindest für mich als angehenden Historiker einen hohen Unterhaltungswert. Zu den ersten Exponaten, auf die der Besucher stieß, gehörte Ulbrichts Pudelmütze. Und nur wenige Schritte weiter fand sich in einer Glasvitrine die geblümte Kittelschürze von Frida Hockauf, der Mutter der DDR-Aktivistenbewegung. Ihr wird der Satz zugeschrieben: »Denn so, wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben!« Ach, wie recht sie doch hatte.
Auf dem alten Poster sieht man die Christinenstraße, an der Bezirksgrenze zwischen Prenzlauer Berg und Mitte. Offenbar muß André dort seit Ewigkeiten gewohnt haben, in Zeiten, als es dort noch jede Menge freie Parkplätze gegeben hat. Und was noch auffällt: André Greiner-Pol, kurz AGP, ist der einzige bei Freygang, der keinen Bart hat. Eine schwarze Chopperjacke trägt er. »Wo hattest du denn die Klamotten her?« wollte ich wissen. »Ist doch egal. Auf jeden Fall werde er sich diesen »Dreck« nicht mehr anschauen. Geschichte sei geschehen, aus und vorbei. Dennoch bat er mich, »nur so, zur Information«, ihm den Bildkommentar vorzulesen. Zum Glück habe ich an dem Tag den Katalog gekauft: »Plakat der Gruppe Freygang. Deutsche Demokratische Republik, 1982/1983, Papier, Siebdruck, 39 x 57,5, Inv.-Nr.98/1824. 1977 gründete André Greiner-Pol die Berliner Blues-Band. Ihre Auftritte in Jugendklubs und Gaststätten waren Happenings. Der Magistrat erteilte in den 80er Jahren mehrere Spielverbote, die die Kultband unterlief, indem sie ihre Namen wechselte. Beispielsweise gastierte sie als »OK« 1987 in der Sowjetunion und spielte 14 Tage an der Erdgastrasse im Ural. Freygang tritt auch heute noch auf. Eben dieser letzte Satz war das Problem und beinahe schon eine kleine Unverschämtheit. Sämtliche der neun Alben wurden nach 89 veröffentlicht. Ohne jede Reklame und Rezension in der Presse hat Freygang all die Jahre immer vor zwei-, dreihundert Leuten gespielt, und zwar vierzig Konzerte im Jahr! Und im Museum steht geschrieben: » tritt auch heute noch auf.
Oft wurde die Band mit Ton-Steine-Scherben verglichen. Und wie so viele Vergleiche hinkt auch dieser. Bei den Scherben stand das »Wir« im Mittelpunkt. Man denke nur an: »Die letzte Schlacht gewinnen wir!« Bei Freygang ging es dagegen immer um das »Ich«; der einzelne emanzipiert sich von der Mehrheit, hält Abstand zur Masse, denn im Ernstfall kann er sich nicht auf sie verlassen. Anders als die von Rio Reiser wird man diese Songs nie auf einer NPD-Demo hören. Das Material ist einfach zu undeutsch.
Der König ist tot
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Chris601
Beiträge: 9.390 |
Wenn du schon in der "ich"-Form schreibst, solltest du wenigstens dazuschreiben, wer ICH ist. Zoni sicher nicht, oder? |
ingo
Beiträge: 424 |
irgendwie erwischt es immer die falschen kaum vorstellbar, nachdem sie noch am 21.11. bei uns im bc-club gestanden haben. es war ein klasse konzert. ich kannte die band davor nicht, aber der abend war wirklich gut... [Bearbeitet von ingo (18-12-2008 - 09:31)] |
standard
Beiträge: 19.357 |
Andre Greiner Pol, Freygang? - nie gehört, sorry. In Frieden ruhen möge er dennoch... Zitat: "Ihr wird der Satz zugeschrieben: »Denn so, wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben!« Ach, wie recht sie doch hatte." Kleiner Irrtum, fürchte ich - der Spruch dürfte (ursprünglich) eher dem Spitzbart zuzuschreiben sein. Und SO falsch war der Kern dieses Spruches im Ansatz auch nicht! Wirklich wirtschaftlich bergab ging es erst unter Herrn E.H., unter dessen Ägide der größere Teil fataler Fehlentscheidungen zu finden sein dürfte. U.a. auch, daß sich (bei vielen - beileibe nicht bei allen!) die Philosophie verfestigte: "Egal, wie wir arbeiten - gut leben wollen wir trotzdem!". |
YA
Beiträge: 810 |
AGP - erinnert mich fast ein wenig an AG Geige aus Karl-Marx-Stadt. Wobei: Deren Name erscheint mir eher an den A. G. Geiger aus Chandlers "Der große Schlaf" (Marlowe) angelehnt zu sein. |
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