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Trabiklatsch » Ein Psychotherapeut sagt: Viele Ostdeutsche sind nicht geheilt |
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Autor | Thema: Ein Psychotherapeut sagt: Viele Ostdeutsche sind nicht geheilt |
wolfi
Beiträge: 290 |
Entschuldigung für diesen reißerischen Titel, aber genau das sagt der Psychotherapeut und "Bestsellerautor" Hans-Joachim Maas pünktlich zum 20ten Jahrestag der "Nicht - Revolution: http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/4748/_es_war_keine_revolution.html Ein recht hintergründiger und provokativer, nicht unbedingt Wessi oder Kapitalismus - freundlicher Artikel über die Gefühlswelt und die Nachwendeprobleme in ganz Deutschland... |
standard
Beiträge: 19.357 |
...und ein gar nicht mal so schlechter... [zitat]: "Wir Ostdeutschen hätten die Macht übernehmen müssen, statt sie zu verkaufen und zu verschenken. Wir hätten die Fehler des DDR-Systems kritisch analysieren und die Verantwortlichen bestrafen sollen. Wir hätten dafür sorgen sollen, dass das Volkseigentum wirklich in das Eigentum des Volkes überführt wird. Stattdessen kamen Begrüßungsgeld und Beitritt. " Einige derartige Weisheiten stecken dort drin, diskussionswürdig - wie so manches andere auch... |
Murphy
Beiträge: 1.775 |
... und für alle, die die "Wende" bewusst erlebt haben, da in einem Alter, wo man meinte seinen Stand im System gefunden zu haben. Die Lehre abgeschlossen, knapp zehn Jahre in der Wirtschaft tätig und dan Knall auf Fall vom Systemwechsel überrumpelt zu werden. Und wie so schön beschrieben, knapp zwanzig Jahre später stellt der gemeine Westdeutsche fest..... achja, auch in der DDR gab es Sachen, die gar nicht so schlecht gedacht waren. Wohl aber wird niemals jemand sagen.... Diese DDR Sache machen wir wieder..... nein, nur in kleinen Trippelschritten erfinden wir diese Dinge neu. Haben wir das eigentlich nötig? |
kat
Beiträge: 1.194 |
Die DDR war halt pleite. Die, die heute jammern, hätten sich damals vielleicht doch nicht vom "glitzernden Tinnef" beeindrucken lassen sollen und besser nicht CDU gewählt. |
YA
Beiträge: 810 |
Sicher liegt die Wahrheit, wie so oft, in der Mitte. Denn die Leute hier und dort haben die politischen Ereignisse im Herbst 1989 auf ihre Art erlebt: Bananenkisten und Trabanten. Umarmungen und Ächtungen. Zunächst wahrscheinlich ehrliche Sympathie füreinander. Knallharter Geschäftssinn in der "Zeit danach". Medienberichte. Wahrheit und Dichtung. Systemkritik. Grenzenlose Freiheit. Südfrüchte für alle. Wer gegen die DDR war, war wer. Zumindest damals, im kalten Herbst. Flugblätter. Neue Parteien. Unterstützung. Antipathie. Stimmungsmache. Westgeld in Aussicht. Neue Märkte. Vielleicht ein BMW anstelle des Lada. Reisefreiheit. REISEFREIHEIT - Wort des Jahres 1989. Reisefreiheit. ReiseFREIheit. REISEfreiheit. ReisefreiHEIT. Geil. Helmut statt Hoch statt Honni statt Hohenerxleben. Mit dem Wartburg von Wismar nach Lübeck. Mit dem Opel von Lübeck nach Wismar. Emotionen kochten über, Meinungen wurden gefertigt, manche begruben sich wieder, andere werden immer noch zelebriert. Unparteiismus war nicht gefragt. Anbei meine Schilderung, wie ich die wilde Zeit erlebt habe; wer sie nicht lesen mag, blättere einfach weiter: Anfang November 1989, genauer gesagt, einen Tag, nach dem uns die Nachrichten erklärten, dass man nun in den "Westen" reisen dürfe, hatten wir als vier Lausebengels nichts Besseres zu tun, als in den nächstbesten Zug, der nach Hof fährt, einzusteigen, um uns dort unser Begrüssungsgeld auszahlen zu lassen. Merkwürdigerweise konnten mindestens 50 % von uns (unsere Vierergruppe aus Enrico, Hendrik, Uwe und meiner Wenigkeit teilte sich irgendwann nach ein paar allgemeinen Meinungsverschiedenheiten auf) rein gar nichts mit dem Westgeld anfangen. Hendrik und ich schauten und schauten und fanden im Prinzip nichts zum Kaufen. Irgendwann habe ich ein 1989er MARKT-Sonderheft über Kombis geklaut und mein Kumpel ein, zwei Herpa-Modelle käuflich erworben. Nebenbei mussten wir noch einem NPD- oder Rep-Verteter, der uns das Vaterland erklären wollte, das grosse Maul zeigen, da wir auf solche Typen keinen Bock hatten. Und dann, nach Stunden voller Impressionen, aber ohne ernsthafte Einkäufe standen wir mit relativ leerem Gepäck auf dem Bahnhof von Hof, bereit zur Heimreise mit fast leerem Rucksack, und mussten erstmal kotzen: Wir waren umgeben von all den neidischen Zoni-Familien, Mama und Papa und Schackeline, die vor lauter Apfelsinen im Netz, Billig-Radios in den Umhänge-Taschen und NEID, NEID, NEID in den Herzen fast auseinanderbrachen und die sich gegenseitig mit bebenden Schnauzbärten anschriehen in ihren Stone-washed-Jeans. Wir hatten sogar ernste Probleme, den Zug nach Hause zu besteigen, aber dank ein paar gezielter Armbeugen in die Bananentüten gelangten wir irgendwann nach drinnen. Wir fanden das alles peinlich, viel zu viel für uns jugendliche Horcher und Kucker, noch naiv mit achtzehn Jahren; wir wollten auf einmal nur noch nach Hause, unser letztes Ost-Bier im Zug öffnen, anstossen und hoffen, dass es zwischen Gutenfürst und Chemnitz Hbf (ich glaube, wir haben damals nicht wirklich reguläre Fahrkarten gekauft) keine größeren Kontrollen geben werde... Und, wie wir kurz vor Silvester 1989 nach Baden-Württemberg gereist sind, wieder per Zug, diese Mal die Mama, die noch nicht im "Westen" war und ich gemeinsam, um auch die mütterliche Verwandtschaft am Begrüssungsgeld teilhaben zu lassen, und vor allem was ganz Spezielles zu erleben: Unter gezielter Anleitung der dort seit vierzig Jahren einheimischen Verwandtschaft ECHTE Schnäppchen in den Supermärkten und Kaufhäusern fernab des allgemein geleiteten und zelebrierten Zoni-Tourismusses in den Randgebieten zu tätigen. Sogar meinem damaligen Mädel hatte ich etwas mitgebracht... DAS war wirklich eine geile Zeit. PS und EDIT: Dank meines Tochter-Kindes durfte ich mir vorhin eine KiKa-Reportage zum Thema "Mauerfall vor fast zwanzig Jahren" anschauen. Im öffentlich-rechtlichen Programm. Abgesehen von der obligatorischen Einheitsmeinung, die für unser Fernsehprogramm so typisch geworden ist (alles, was früher einmal schlecht und menschenverachtend war, lenkt uns von unseren tatsächlichen politischen Problemen ab), besonders in Bezug auf die Ereignisse von vor fast zwanzig Jahren, wurden doch tatsächlich die Leute, die 1979 mit einem selbstgebastelten Heissluftballon im zweiten Versuch die Grenze von Thüringen zu Bayern überschritten, mehr oder weniger als Helden dargestellt. Man sollte sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Diese "Familienväter" hatten damals nicht Interessanteres zu tun, als sich aus irgendwelchen Stoffbahnen einen Ballon zurechtzuzimmern, von dem sie selber nicht wussten, ob er überhaupt fliegt; kurzerhand vier kleine Kinder mit an Bord nahmen und im guten Glauben, dass der Wind sie schon in die ersehnte "Freiheit" tragen werde, das Abenteuer angingen. Natürlich, die Sache ging gut aus. Man darf sich immer noch als Helden feiern lassen. Hätte dieser Leichtsinn damals ein, zwei Leben - gerne auch das des Nachwuchses - gekostet, sähe die Sache GANZ anders aus... [Bearbeitet von YA (16-08-2009 - 12:11)] |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Immerhin haben wir Ostdeutschen den Vorteil, in zwei Systemen gelebt zu haben. Daher waere es wirklich von Vorteil diese Erfahrung zu nutzen und einen besseren Staat zu bauen.
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wolfi
Beiträge: 290 |
Danke an alle für die Berichte, speziell@YA! Ich habe auch noch einige Erinnerungen: Zum "Tag der Befreiung/Reisefreiheit" selbst (habe ich vielleicht schon mal erwähnt): Wir waren in USA auf einer Rundreise durch den Westen (Las Vegas, Grand Canyon, Death Valley, usw.) und hatten gerade in einem Motel irgendwo in der Wüste eingecheckt. Ich holte unser Gepäck aus dem Wagen, als ich meine Frau hörte: Die Mauer ist weg! Ich erinnere mich noch, dass ich meinte, das sei so ein Fernsehfil, aber dann merkte ich es waren tatsächlich die Nachrichten . Ortszeit 18 Uhr, also 2 oder 3 Uhr morgens in Deutschland. Als wir zurückkamen, herrschte im Westen "Goldgräber"-Stimmung, einige jüngere Leute (auch mein Neffe war dabei) fuhren regelmäßig mit Schrottautos rüber, die sie (zumindest am Anfang) für gutes Geld den Unwissenden andrehten... Irgendwann merkten es die Leute aber, dass ein 10 Jahre alter BMW oder Golf mit 200.000 km nix mehr wert ist... Ähnlich ist es auch hier in Ungarn gelaufen, erzählt mir meine Partnerin, die meisten Leute haben den Kapitalismus sehr schnell "verinnerlicht" [Bearbeitet von wolfi (16-08-2009 - 13:50)] |
standard
Beiträge: 19.357 |
- Wohl wahr! Und am Allermeisten regen mich dabei die Leute auf, die früher ziemlich (mitunter sogar sehr!) System-konform waren - heute aber den Kapitalismus und insbesondere die (im Sinne des ureigensten Vorteils natürlich...) "freie" Marktwirtschaft quasi neu erfunden haben. Aber, wie heißt es so schön: Wer seine Vergangenheit nicht mehr kennt (oder kennen will...), der hat auch keine Zukunft. |
framaus
Beiträge: 4.316 |
Moin Moin Wenn man alles vorher wüßte,wäre man Hellseher. Im Nachhinein betrachtet ist viel zwischenmenschliche Beziehung auf Kosten des Commerz den Bach runtergegangen. Das letzte was ich will,ist die DDR zurück,aber es ist eben Schade,das gute Sachen mit abgeschafft wurden. Wenn ich vom Treffen mit meinen Warti zurück komme merke ich immer das mir eigentlich nichts fehlt. Den Blinker ausschalten zu müssen und die Scheibe mit der Hand runterzukurbeln sind kein Problem. Wenn man sich ein bischen an das eigentliche Leben besinnt und es schafft dem Commerz zu trotzen ,kann man aber ganz gut leben. mfg fm |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Der Fehler war - und das sagt der Herr Maaz (seines Zeichens "Ossi") ganz richtig - daß die Ostdeutschen sofort das Heft an die vermeintlich "schlaueren" (weil augenscheinlich erfolgreicheren/wohlstandsgesättigten) Westdeutschen aus der Hand gegeben haben, nachdem die Mauer offen war. Das Ziel nummer 1 war erreicht - und schon hat man (erneut) nach Führern und Idolen gesucht, die einen an die Hand nehmen und die Kiste schon zum Ziel bringen. Es war noch genug Energie vorhanden, die Zustände im eigenen Lande umzuwälzen - aber als der erste Schritt gemacht war, wollte das Straßenvolk ganz schnell so leben, wie es den Westen aus der "Schwarzwaldklinik" kannte... Das hatte viel mit jahrzehntelang gewachsenen Positiv-Vorurteilen gegenüber dem westlichen System zu tun, ein Stück mit Dummheit bzw. eher mit provinzieller Naivität gegenüber der "großen weiten Welt", aber auch mit Ignoranz gegenüber der einen oder anderen Wahrheit, die man Stabü-Lehrern und Schnitzler'scher Propagandahetze nicht glauben wollte, deren Gehalt man aber kurze Zeit später am eigenen Leibe erfahren mußte: Arbeitslosigkeit, Fall ins soziale Nichts, der bitterböse Kampf um sozialen Status, der Wandel vom (Arbeits)-Kollegen zum schärfsten Konkurrenten, der Zwang den Anderen bei Strafe des eigenen Untergangs ausstechen zu MÜSSEN, weil man sonst selbst der Ausgestochene ist usw. Die intellektuelle Führungsschicht des Wendeherbstes 1989 hatte nicht die Kraft und die Erfahrung, sich hörbar und verständlich gegen diese Entwicklungen einzubringen. D-Mark und die Kohl'sche Beschützermanier kamen beim Straßenvolk besser an als warnende Zeigefinger und mahnende Worte. Die einstigen Bügerrechtler (die nicht grundlos seit fast 20 Jahren mehrheitlich in der Versenkung verschwunden sind) teilten sich ironischerweise ihr Schicksal mit einigen SED-PDS-Persölichkeiten: Die Leute wollten nicht hören, was auf sie zukommen sollte. Und nach der Wahl dieser unsäglichen de Maizière-Regierung, die nur deshalb Wahlsieger wurde, weil die West-CDU einen abscheulichen Wahlkampf für ihr Ost-Derivat finanzierte (und letztlich wohl auch führte) war alles zu spät. Die Regierungen der DDR und das Politbüro haben für 40 Jahre viel zu verantworten. Aber die Verbrechen (in meinen Augen sind es welche), die von der "Allianz für Deutschland"-Regierung unter dem Hugenotten-Nachkomme am Volk und dessen Eigentum begangen wurden, stellen einiges davon in den Schatten. Ein Land mit Mann und Maus zu verschenken, Werte und von Menschen Geschaffenes pauschal in die Tonne zu werfen und zu allem Überfluß auch noch diejenigen durch "Rückgabe vor Entschädigung" zu bevorzugen, die 40 Jahre zuvor abgehauen waren, das grenzt meiner Meinung nach an Hochverrat. Insbesondere der Umstand, daß Milliarden Volksvermögen am Volk vorbei in Privathand verhökert wurden - zum Symbolpreis von einer mMrk uns ähnlichem. Die DDR-Pleite kaufe ich ihnen nämlich nicht ab. Überhaupt nicht. Wenn wir mit unsern paar süßen Milliärdchen Valutaschulden Pleite gewesen wären - was sind wir dann bitteschön jetzt? Die Ostdeutschen sind zum reinen Konsumenten, zum "Verbraucher" im Wortsinne degradiert worden. Heute rächt sich das in Form größen Mangels an wertschöpfender Struktur und an dauerhaft fehlenden Sparvermögen. Die Geldverteilung haut nicht hin im Lande. Es ist viel schiefgelaufen - aber nun leben wir schon 20 Jahre damit und spüren so allmählich, welches Tier der Kapitalismus ist, wenn ihm die Konkurrenz abhanden kommt. Der real existierende (und leider gescheiterte) Sozialismus hatte auf den ebenfalls real existierenden Kapitalimus WEST nämlich eine gewisse zähmende Wirkung...und die ist nun weggefallen... |
Darkfish
Beiträge: 81 |
@ deluxe ..treffend formuliert! kann ich absolut mitgehen ! Daumen hoch.. wir werden es leider nicht mehr verändern...oder bin ich schon zu alt!? denkt ihr wir drehen es wieder in eine andre brssere Richtung? |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
@deluxe: naja du malst aber auch ganz schoen schwarz und weiss. Ich finde hier muss man genau differenzieren. Was waere zum Beispiel passiert, wenn wir heutzutage noch zwei eigenstaendige deutsche Staaten haetten ? Die Leistungstraeger waeren doch eh alle dahin abgewandert wo es Geld zu verdienen gibt. Das man unser Industrievermoegen allerdings serh oft verschleudert hat finde ich auch einen Skandal. |
das moss
Beiträge: 7.651 |
tja Zoni, so ist es aber nicht..... und wenn man dir mal rein hypothetisch ein Kind anhängen würde, dir den Arbeitsplatz nehmen und vielleicht noch eine Anzeige wg. Volksverhetzung anhängt möchte ich gerne Wissen wie weit es denn um deine Freiheit (in jeder Hinsicht) ist...... die Reisefreiheit ist dann noch dein kleinstes Problem.... Ähnlich dem von Deluxe ist mir neulich auch durch den Kopf gegangen...... das was wir haben ist eigentlich ein Koloss auf tönernden Füßen..... er steht..... aber der Boden sollte nicht wackeln.... |
framaus
Beiträge: 4.316 |
Moin Ich finde auch das deluxe das ganz gut getroffen hat.Es geht ja um die Psyche.Wenn man alleine mal anschaut wieviele Menschen in Behandlung sind,das fällt schon auf. Finanziell geht es wohl den meisten besser.Harz4-Leute haben Farbfernseher,Auto u.s.w.,verglichen mit den arbeitenden ist das sicher eng,aber verglichen mit einem normalen DDR-Bürger damals gehts den Harz4lern ganz gut,finanziell. Aber psychisch ?? Verlierer,egal ob schuld oder nicht,fallen durch die soziale Roste wie ein Stein,aber die haben ja nen Farbfernseher und nen Auto !? Die menschlichen Werte sind abhanden gekommen.Die Fähigkeit logisch denken zu können,die uns ja vom Tier unterscheidet,wird ausschließlich für den Commerz verbraucht,und das ist Schade. mfg fm |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Wer mich kennt weiss das ich weissgott kein Freund des Kapitalismus bin. Aber ich will auch diesen alten DDR Staat nicht wieder zurueck, auch wenn ich behaupten kann das es mir gut ging in diesem Staate. Ich haette aber zum Beispiel keine Chance gehabt, trotz sehr guter Noten, mein Abitur zu machen. Stichwort : Delegierung. Um noch mal auf Mossi zurueckzukommen : Meine Schwester ist Hartz 4 Empfaengerin und alleinerziehend. Wir leben JETZT und sollten JETZT was aendern anstatt staendig den alten Zeiten NACHZUTRAUERN. Es gibt genug Moeglichkeiten was zu aendern. Aber bitte nicht die brauen Sosse waehlen...
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kat
Beiträge: 1.194 |
@ deluxe Im Prinzip wurde alles in der DDR auf Verschleiß (z.B. Betriebsanlagen etc.) gefahren. Ewig wäre das sowieso nicht gut gegangen. Das heißt aber nicht, daß z.B. das Bildungswesen nicht besser organisiert war als in Westdeutschland. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Das bestreite ich auch nicht. Dennoch hat aber auch eine veraltete Infrastruktur einen Wert - und sei es nur eine Art Rest-Wert. Auch eine löchrige Straße ist eine Straße, auch eine veraltete Maschine ist eine Maschine, insbesondere dann, wenn sie sogar noch produziert. Wenn man den DDR-Bürgern von westlicher Seite nicht auf so schlimme Weise immer wieder erklärt hätte, daß ihre Lebensleistung nichts taugt und sie im "falschen Staat" gelebt hätten,. auf der "falschen Seite" - und als seien sie daran auch noch selbst schuld gewesen... ...dann hätte man heute keine Probleme mit auffäligen psychischen Störungen. Wenn dem Drittel eines Volkes, das gemeinsam einen Angriffskrieg verloren hat (zu Recht, wie ich meine), das hinterher aber allein die Zeche für ALLE gezahlt hat, die draus folgenden, logischen Wohlstandsdefizite auch noch vorgeworfen werden... |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Naja ganz so isses aber nicht deluxe Sicher ich bin auch nicht einverstanden wie unser Staat verscherbelt wurde. Allerdings finde ich noch eine viel groessere Sauerei, das viele ehemalige Bonzen der DDR jetzt eine fette Rente kassieren und viele eheamlige politsiche gefangene bis letzten Jahres vor den Gerichten kaempfen mussten um eine kleine Zusatzrente zu erhalten ! |
kat
Beiträge: 1.194 |
Also mir hat noch niemand erklärt, daß ich im "falschen Staat" gelebt hätte ... |
Obelix
Beiträge: 653 |
@kat: "Die DDR war pleite" ist eine widerlegbare Legende zur Legitimierung des Umganges der Kohl-Regierung mit dem ehemaligen Volkseigentum. Der Rückstand der DDR betrug 1950 etwa 60% des westdeutschen BIP. Im Jahr 1989 waren es nur noch 44% Rückstand. Wie kann man sowas schaffen in einer "Pleite-Misswirtschaft"? @Zoni: @framaus |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
Sehr interessante Sache die Herr Maas da schildert. Vor allem der Hinweis daß das "Westsystem" auch krank macht, und die "Ossis" mental nicht so sehr von der aktuellen Krise getroffen werden, weil sie das Ende eines Systems schon einmal erlebt haben. Ich denke, das vorhandene System hat ebenfalls abgewirtschaftet und wird früher oder später zusammenbrechen, mit oder ohne Staatshilfen. Freuen wir uns auf eine Zeit, in der materielle Güter nur noch in angemessenen, psychisch verkraftbaren Mengen vorhanden sind.... Die Wiedervereinigung 1990 ist m. E. auch keine Revolution, obgleich es 1989 als Revolution begonnen hat. Aber am Ende ist der eine Staat in den anderen Staat abgenommen wurden, wäre es eine "wirkliche" Revolution gewesen, hätte aus Gesamtdeutschland ein neues System werden müssen. Was nicht ist, kann ja aber durchaus irgendwann noch werden, schließlich handelt es sich sowohl bei der DDR als auch bei der BRD um von den Allierten gegründete Vasallenstaaten mit vorgeschriebenen Staatssystemen. Was 1949 vielleicht notwendig war, hat sich aber heute überlebt. Es wäre Zeit, sich gewissermaßen zu emanzipieren... Aber bei aller Einheitskritik, lieber schlecht vereinigt, als gar nicht vereinigt. Man kann und muß sicher über die gemachten "Fehler" (bis hin zu Verbrechen) noch viel reden, aber jene Leute, welche die Vereinigung an sich als Fehler bezeichnen, sind meiner Meinung nach Vaterlandsveräter. Man hat 1990 zumindest das Bismarcksche Einheitsdeutschland in den politisch machbaren Grenzen wiederhergestellt. Hätte man mit langsamer Angleichung gearbeitet, wäre es vielleicht niemals zur Einheit gekommen. @deluxe In Deinen ideelen Ansätzen kann ich Dir ja noch zustimmen, was allerdings Deine Vermutungen zum Volksvermögen angeht, sehe ich das nach wie vor anders. Der Investitionsbedarf war so gewaltig, das wir ja heute allerorts noch genug nachzuholen haben (und dabei gelegentlich wieder übertreiben). Man denke nur mal an die Flutkatastrophe welche sich jetzt zum siebten Male jährt. Ich glaube nicht, das der Staat DDR auch nur annähernd in der Lage gewesen wäre, die Folgen einer solchen Katastrophe zu beseitigen. Und ob die von Dir beschriebene "veraltete Infrastruktur" einen "Restwert" hat, hing (und hängt wohl nach wie vor) allein am "Angebot". In einem katastrophen- oder kriegszerstörten Land, wäre der "Restwert" sicher gegeben, aber in einem Staat mit gewaltiger Überproduktion sieht die Sache eben doch anders aus... "Wir leben JETZT und sollten JETZT was aendern anstatt staendig den alten Zeiten NACHZUTRAUERN." Sehr schön, sehe ich auch so! [Bearbeitet von limokombi (17-08-2009 - 15:20)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
quote: @framaus: Es fragt sich nur, ob ein Farbfernseher im Europa des Jahres 2009 wirklich noch ein verläßlicher indikator für Wohlstand ist... Wenn es danach geht, wäre jede Wellblechhütte in Rio auch "Wohlstand" - denn auch da finden sich Farbfernseher. Ein sehr stark hinkender Maßstab, finde ich. @limokombi: |
wolfi
Beiträge: 290 |
Manche Leute hier sind m. E. nicht ganz auf dem Boden der Tatsachen! GTanz knallhart: Schaut Euch mal an, wie es den anderen "vasallenstaaten der Udssr" gegangen ist, denen wurde wesentlich weniger geholfen als der DDR, obwohl sie genauso Verlierer des zwiten Weltkriegs waren. Ich kenne ja die ungarischen Verhältnisse recht gut (über meine Partnerin) - also da haben die Ostdeutschen noch großes Glück gehabt. Natürlich ist insgesamt viel schief gelaufen nach dem Ende des Ostblocks, aber wie einige anmerken, lasst uns nach vorne schauen, das vereinte Europa ist schon Realität, ich denke es wird (langsam) in der ganzen Welt bergaufgehen. PS: Wenn mir jemand vor 25 Jahren vorhergesagt hätte, was so alles auf uns zu kommt, ich hätte es nicht geglaubt. Als Science Fiction Fan (nicht nur Asimov, auch Lem und die Strugatzkis habe ich damals schon gelesen) hatte ich schon so viele Dystopien (3. Weltkrieg etc.) gelesen, ich war wirklich von den Socken, als 1989 und folgende passierten... |
limokombi
Beiträge: 1.050 |
@Deluxe Ist doch aber schön daß wir drüber sprechen. Ich bin mir ziemlich sicher, das schon die uns nachfolgende Generation das in Ost und West viel ruhiger angehen wird. Dann gehts den so, wie mir einst mit Opa. Seine Geschichten von der Flak fand ich sehr spannend, aber es waren halt nur "Geschichten", da man es ja selbst nicht erleben mußte... |
Beppo
Beiträge: 12.828 |
Ich gehe mit den Aussagen von Deluxe mit, ohne wenn und aber. Weil hier ab und zu der Satz auftaucht: "...die alte DDR wieder zurück...". Was die angeblich so maroden Maschinen und Werkhallen angeht: Die waren aber scheinbar modern genug, um Produkte herzustellen, die dann in den Westen exportiert wurden. Nach der Wende sind mir z.B. Elektronikprodukte untergekommen, auf denen prangte aussen ein westlicher Markenname - und auf dem Boden fand sich das Logo von AKA-Elektrik. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Zur Überschrift "Viele Ostdeutsche sind nicht geheilt": |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Bestes Beispiel: Unser Küchenrührgerät Marke "hanseatic" - anno 1992 bei Otto gekauft. Guckt man sich das Ding mal an, entpuppt es sich als AKA RG 28 und trägt sogar noch die Prägung "Made in GDR". |
Marlene
Beiträge: 1.083 |
Hallo, es mag sein, daß die Produktionsbedingungen noch nicht so miserabel waren, daß nicht ein erheblicher Export in das NSW möglich gewesen wäre, aber a) wie lange wäre das bei dem Investitionsrückstau noch gutgegangen, b) war das ja Teil des Zerfallsprozesses: Was man exportierte, fehlte den eigenen Leuten am Konsum, c) der Export wurde ohne Rücksicht auf die geringe Rentabilität der Produktion zu im Weltmaßstab günstigen Preisen realisiert, sprich: Was eigentlich wegen hohen Arbeitskräfteeinsatzes hätte teurer sein müssen, wurde um der Devisen willen verschleudert. So ein System kann nicht auf Dauer funktionieren. Ich war auch lange ein Anhänger der These, daß der Osten nach Brandts "es wächst zusammen, was zusammen gehört", im Wege einer allmählichen und selbstbestimmten Reform den Weg nach Westen hätte machen sollen. Aber wie ist das mit den anderen COMECON- Staaten? Haben die Leute da auch Komplexe? Oder wenn nein, warum? So sehr dürfte sich das Leben heute meinethalben in Tschechien von dem im Beitrittsgebiet nicht unterscheiden. Und schließlich: Mehr als 45 % der Wähler stimmten im März 90 für die CDU/DSU, die klar für eine schnelle Vereinigung eintraten. Das kann man nicht einfach mit Wahlwerbung wegdiskutieren. Die Leute hatten damals die Schnauze offenbar so voll, daß einzig eine schnelle Wiedervereinigung ihnen die Garantie für das Beheben der Mißstände schien. Gruß, Marlene |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Und genau das glaube ich nicht. Oder warum flogen schon im Frühjahr 1991 (!) Eier auf den Herrn Bundeskanzler? War "Schnauze voll" da etwa schon wieder vorbei? Die Leute hatten einfach nur zuwenig Vorstellungen von dem, was da auf sie wartet. Das, was sie hätten wissen MÜSSEN, weil sie es in der DDR-Schule gelernt hatten, haben sie nicht geglaubt. Oft aus gutem Grund. Nee - die Menschen haben sich vom bunten Warenangebot, der Busreise nach Paris und anderem blenden lassen. Daß sowas ganz fix zum Massenphänomen wird, ist ja nichts Neues. Ein Leithammel findet sich immer - und das böse Erwachen kommt später. Und es kam - für viele. Daß es uns jetzt (mich eingeschlossen) im Durchschnitt materiell besser geht, bleibt davon unberührt. Denn die eigentliche Angst macht mir nicht mein Kontostand heute, sondern daß ich nicht sicher sein kann, wie es in der Zukunft darum steht. |
standard
Beiträge: 19.357 |
Ich sehe das insgesamt ähnlich...(und ich war übrigens auch schon in recht jungen Jahren ein großer Fan von "Kennzeichen D", "Panorama", "Report" und Co. - schon wegen des hier erworbenen Halbwissens über den "goldenen westen" krempelten sich mir seinerzeit ein Wenig die Fußnägel hoch, als die "D.land einig Vaterland"-Rufe immer lauter wurden - zumeist übrigens in südbezirklicher Mundart skandiert... ) Es wurde ein ganz großer Kardinalfehler gemacht - und das war (keiner von uns hätte es natürlich seinerzeit wahrhaben wollen - schon klar!) die Umstellung in D-Mark "1:1". Damit erst wurde nämlich den zumeist sehr wohl auch export-orientierten Betrieben der Garaus gemacht, deshalb mußten sämtliche östlichen Absatzmärkte quasi sofort zusammenbrechen. Hinzu kam jenes unglaubliche "Altschuldengesetz", welches viele der evtl. gerade noch die Exportklippe umschiffenden Betriebe (und auch so manche Kommune!) an den Rand der Existenz brachte - oder eben auch darüber hinaus... [zitat zoni:] "Wir leben JETZT und sollten JETZT was aendern anstatt staendig den alten Zeiten NACHZUTRAUERN." Wie wollen wir denn am Besten etwas "ändern" - mit wählen vielleicht? - Hier passt eines meiner Lieblingszitate: "Wenn wählen wirklich etwas ändern würde, wäre es längst verboten!" Ist es tatsächl. immer gleich "nachtrauern", wenn man gemachte Fehler benennt/kritisiert? Wenn man Drum abschließend nochmals ein weiteres meiner Lieblingszitate, weil´s eben so schön herpasst: [Bearbeitet von standard (17-08-2009 - 20:39)] |
framaus
Beiträge: 4.316 |
Nabend Leider hatte man keine Zeit für eine Generalprobe,deshalb ist wohl einiges schief gelaufen. Da der großte Teil seinen Weg gemacht hat wars wohl alles nicht so verkehrt. Sicher hätte man vieles besser machen können,nur helfen tuts heut nicht mehr. Deshalb sollte man sich der Realität stellen und für sich das beste daraus machen.Dabei kann dieser Fred vielleicht ein bischen helfen. mfg fm |
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