Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
Seite: 1 2 Nächste Seite »
Autor Thema: Der 7. Oktober
Darkfish

Beiträge: 81
Registriert am: 04.04.2008


Ich habe über die Hälfte meines Lebens in der DDR gelebt. Bald steht der 60. Jahrestag ins Haus. Im Gedenken an die Menschen die mir lieb und teuer waren oder sind und die mit mir in diesem Land groß geworden sind, stelle ich mir nun die Frage : Wie geht man angemessen mit diesem Datum um?

Wir alle hier kennen die dunklen Seiten aber auch die fröhlichen, ironischen Seiten der DDR. Ich denke, darüber müssen wir nicht reden. Ich möchte an diesem Datum zeigen, dass auch „ordentliche Menschen“ in den NBL groß geworden sind. Definitiv werde ich an diesem Datum hier im Westen mit dem Trabi fahren, um an unsere Geschichte zu erinnern.

Was meint ihr? Was tut Ihr?

Chris601

Beiträge: 9.390
Registriert am: 19.11.1999


Das ist die Frage.. Was will man machen, wenn es nicht in Kitsch abgleiten soll oder als solcher verstanden und belächelt wird.

Mit dem Trabant durch den Westen (und mittlerweile nicht nur da!) fahren bringt dir im Idealfall ein Lächeln in den Gesichertern der Leute.
ERNST nehmen wird dich damit kaum einer. Sich zurückerinnern und über die Geschichte nachdenken werden die Wenigsten. Da hat die "Ostaglie-Welle" ganze Arbeit geleistet.
Nicht nur der Trabant sondern die meisten Gegenstände des Alltags werden belechelt und als völlig wertlos betrachtet. Das beispielsweise mit dem Trabant ganze Familien mit 2 großen Kindern samt Zelt und Boot in den Urlaub fahren MUSSTEN, realisiert kein Mensch. Was heute ein freiwilliges Abenteuer ist, war früher harter Alltag. Nicht jeder findet daran gefallen.

Will man den Geburtstag feiern? Das könnte man auch. Man muss da ja auch nicht alles so ernst nehmen und kann auch über die DDR und sich selbst schmunzeln. Warum auch nicht. Ernsthaft begehen und wirklich an den "real existierenden Sozialismus" erinnern ist da eher schwierig. An einem Ehrentag muss man ja auch nicht mit hunderten Mauertoten und dem "einsperren im eigenen Land" kommen.
Ich denke, wenn man für sich selbst weiß, wo man herkommt und wie man damals lebte und vielleicht sogar ein bissle stolz darauf ist, genügt es, um diesen Tag ehrenvoll zu verbringen und auch mal über das vergangene zu schmunzeln.

Man muss ja auch nicht gleich nen Neubau der Mauer fordern

pwb601

Beiträge: 3.903
Registriert am: 07.10.2001


@chris, der "MUSSTEN"-effekt ist in bezug auf autos fast nie gegeben. spätestens nach zehn jahren "moderne" wirst du mit jedem auto ein lächeln ernten, wenns gut läuft, oder ein auslachen, wenn es schlecht läuft ... ich erinner mich noch an den "harten alltag" ganz ohne auto, es geht auch mit fahrrad, bahn und kleinen kindern, alles kein problem. so gesehen kann man aus jedem auto "luxus" definieren oder umgekehrt "wir hatten nichts anderes". auch ein s-klasse-fahrer, der früher nur ne e-klasse hatte, wird sagen, "damals MUSSTE ich mit dem kleinen ding da klarkommen"
Chris601

Beiträge: 9.390
Registriert am: 19.11.1999


ja. stimmt auch.

Wir hatten das Glück, immer ein Auto gehabt zu haben.

wolfi

Beiträge: 290
Registriert am: 31.07.2007


Mein Vater hatte einen VW Käfer (ab 1962), der war technisch genauso veraltet wie der Trabant und mit dem sind meine Schwestern, mein Freund und ich 1967 über Silvester noch nach London gefahren, das war auch "kein richtiges Auto", aber es lief auch (fast) ohne Heizung. Insofern kann ich die Situation der Trabantfahrenden Familie nachvollziehen.

Dass man mit einer Trabant - Fahrt in den wilden Westen jetzt an den 7. Oktober erinnert, finde ich sogar eine ganz gute Idee...

PS: Vielleicht solltest Du aber ein Schild auf die Hutablage machen, das an dieses Datum und seine Bedeutung erinnert - viele Wessis werden gar nicht mehr wissen, was damals passiert ist...

framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Nabend
Sich an die gute alte Zeit erinnern ist die eine Sache,positive Merkmale zu suchen auch,aber das unzählige Menschen wegen der falschen Meinung Jahre ihres Lebens im Gegängnis verbrachten und oder starben ist die andere.
Die Menschen der DDR waren in Ordnung,aber das Regime war alles andere als das.
Wenn ich den 7Oktober feiere weil 60 !! dann könnten wir 2013 auch 80 Jahre Nationalsozialismus feiern,denn auch dort war nicht alles schlecht.Das Regime allerdings ließ keine Fragen offen.
Für viele hier im Forum war die DDR lange ihre Heimat verbunden mit vielen schönen Erinnerungen,die ihnen auch keiner nehmen kann.
Allerdings ein Grund zum "wirklichem" feiern gibt dieses Datum wohl eher nicht.
Als Gag bin ich dabei,dann dürfen die Leute aber auch lächeln .
mfg fm
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


quote:
dann könnten wir 2013 auch 80 Jahre Nationalsozialismus feiern

Nein, nein und nochmals: NEIN!!!

Auch wenn ich mich zum -zigsten Male wiederhole:
Ich finde den direkten Vergleich bzw. die de facto Gleichsetzung des Dritten Reiches und der DDR unerträglich und v.a. historisch unverantwortlich.

Auch wenn beides Diktaturen waren, so sind sie nicht gleich und auch nicht vergleichbar!

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Richtig, das wollte ich auch noch erwähnen - dieser Vergleich hinkt gewaltig (obwohl er heutzutage auch offiziell nur allzu gerne immer wieder angebracht wird). Er soll wohl zur "Deligitimierung" der DDR beitragen , verharmlost aber eher nur all das Unglaubliche, was vor `45 passiert ist. Soviel erstmal dazu...
Zum 7.10.2009:
Ich sag´s mal so: ich habe nach wie vor den größeren Teil meines Lebens in jener verflossenen Republik verbracht, und ja: ich habe in ihr "ganz normal" gelebt. Ich hatte zwar keine großartigen Privilegien (es sei denn, man sieht eine überwiegend sorgenfreie und schöne Kinder- und Jugendzeit als solche an... ), war nicht sonderlich "überzeugt" (geschweige denn das, was man damals als "rot" bezeichnete) und nein, ich habe dort auch nicht gelitten, absolut nicht... - sorry...
Ich weiß um die guten wie auch um die schlechten Seiten jener Zeit - missen möchte ich diese Jahre keineswegs (mit Ausnahme der 1,5 Jahre Asche evtl., auf die hätte ich gut und gerne verzichten können...), sie waren ein wichtiger Teil meines Lebens.
Was ich (nochmals...) sagen will: ich trage der verflossenen DDR nicht viel nach, habe längst meinen "Frieden" mit ihr gemacht...
Der 7.Oktober ist ja nunmal kein Feiertag mehr, ich werde wohl auch keinen draus machen.
Es sei denn, es würde wieder so eine sehr nette und lustige Party angeboten, wie ich sie zum 50. seinerzeit (zünftig im Trabi vorgefahren natürlich! ) besucht habe - mit ABV als Eingengskontrolle, 20 DM "Zwangsumtausch" und echten Essenmarken für die 3 Wahlessen (die es nur mit anstehen gab, auf den echten 3-Kammer-Tellern). Die Bier- und Fuselpreise waren auch wie "damals", von den 20 DM waren wir sitt und satt. Es war ein sehr lustiger Abend, alles wurde augenzwinkernd betrachtet und "zelebriert". So hat´s viel Spaß gemacht, und SO würde ich den 7.Okt. ggf. auch gerne mal wieder begehen, gerne mit Bier - aber nicht bierernst...

[Bearbeitet von standard (19-08-2009 - 21:51)]

Rudi

Beiträge: 1.595
Registriert am: 06.05.2000


dann frag ich mich doch allen ernstes,was das gefeier um den 9.nov soll?der einzige grund für mich,mit dem trabi an dem tag richtung grenze zu fahren währe,um nen hänger voll steine und zement hin zubringen...

und wenn wir schon am vergleichen sind,dann fällt mir immer mehr auf,daß mir das auch so schlechte regime der ddr hundertmal lieber war,als das verlogene lumpenpack das wir heutzutage an der regierung haben...

so, und jetzt könnt ihr mich steinigen...

heckman

Beiträge: 8.322
Registriert am: 06.02.2005



Nö...
Genau das hört man oft auf beiden Seiten, Mauer wieder rauf....
Wenn ich könnte, würd ich mich selber einmauern.
Der Ost-Westquatsch endet nie solange es Generationen gibt, die es kennen und eine Seite glorifizieren....
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Das letzte was ich möchte ist die DDR mit dem dritten Reich zu vergleichen.War auch nicht meine Absicht!!!
Es ging nur darum das man das viele Leid vergessen hat,weil die schönen Momente fest in der Erinnerung sind,das ging dem normalen Volk von damals nicht anders.
Die Erinnerungen an alte Zeiten sind ok,aber die Zellebrierung der Gründung eines Staates der in der Anfangszeit Andersdenkende hinrichten ließ und sie später unter unmenschlichen Bedingungen inhaftierte,das kanns ja wohl auch nicht sein.
mfg fm
Darkfish

Beiträge: 81
Registriert am: 04.04.2008


Ja, das sind genau diese Argumente, welche ich erwartet habe. Jedes einzelne hat seine Berechtigung! Genau dort liegt ja auch mein Problem. Ich möchte für mich und evtl. den einen oder anderen Freund ne kleine Party machen. Ich habe hier den einen oder anderen, der ebenfalls in der DDR gelebt hat oder aus dem Osten kommt.
Geschichte ist das, was GEWESEN ist. Man kann sie nicht ändern. Genau so wenig kann man subjektives Unrechtsempfinden oder eben Glorifizierung vereinheitlichen oder vermischen. Ich habe auch ( wie jeder andere) schlechte und schlechteste Erinnerungen an die Zeit in der DDR. Genau so aber auch schöne, rührende, die es eben nur in der DDR gab...oder nur da stattgefunden haben. Ich hatte meinen Disput mit der DVP und Monate später hat eben einer dieser Menschen das Leben meiner Tochter gerettet, indem er eben den Befehl aus Menschlichkeit nicht umgesetzt hat. Ich weiß nicht, ob ihr das könnt, einfach vergessen und sagen „scheiß DDR“...wenn ihr eben in manchen Belangen anders empfindet.
Das Leben polarisiert. Immer! Nicht nur in der DDR. Überall auf der Welt sind Menschen mit Gegebenheiten zufrieden, weil sie in ihre Ziele passen, oder eben empört, weil ihrer Meinung nach Ungerechtigkeiten herrschen, von denen sie persönlich betroffen sind. Der Mensch neigt nun mal dazu seine Interessen zuerst zu vertreten.
In unserem derzeitigen ach so demokratischen Land, werden ebenfalls Fehler gemacht, die Andersdenkende diskriminieren, oder zu Menschen 2. Oder 3. Klasse machen, weil sie vor Vorrausetzungen gestellt werden, mit denen sie nicht zurecht kommen. Gutes Beispiel hier ist die Bildungspolitik oder eben der unterschwellige Zwang in kirchlichen Einrichtungen, wo Kinder ohne ( kirchlich bestätigtem) Glauben vorsichtig gesagt nebenanstehen...
Ich bin kein Mitläufer. Weder hier noch da. Ich mache meine Zähne auseinander. Deshalb kann ich auch beurteilen, was in der DDR möglich war, ohne „abgeführt“ zu werden. Nicht immer hat das geklappt Ich achte das Leid der Menschen, die ihre Rechte verteidigt haben. Ich achte jedoch auch die positiven Erinnerungen, die viele erlebt haben und evtl einfach nur als selbstverständlich ansahen...

Ich sehe neben den dunklen Schatten der damaligen Zeit, eben auch das Licht. Dieses Licht gehört zu meinem Leben. Ich fühle mich wohl, wenn ich an das jährliche Zeltlager meiner Schule denke. Kann mich erinnern was ich im Schulhort mit meinen Kumpels angestellt habe, kann mich an die Standpauken der Staatsorgane erinnern als ich im „Centrum Warenhaus“ was in die Tasche gesteckt hatte und nachher nicht als Vorbestrafter galt. Die Mühe die sich meine Lehrer mit dem etwas unterforderten Jugendlichen gaben, ist aller ehrenwert.

Ich denke, die meinen Alters sind, können nachvollziehen, dass die „genossene“ Erziehung ( bei aller kritischen Betrachtung meinerseits) nicht ganz spurlos an uns vorbei gehen konnte.

Ich kann bei weitem nichts Schlechtes an ner weißen Friedenstaube finden.

[Bearbeitet von Darkfish (20-08-2009 - 09:10)]

Whysker

Beiträge: 534
Registriert am: 01.05.2007


@all, ihr habt alle Recht, und ich hab am 7. Oktober, weil Feiertag, immer meine Äppel gepflückt. Mache ich jetzt am 3. Oktober, weil Feiertag .
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Die eigene Geschichte zu leben ist doch in Ordnung,und dazu zu stehen noch besser.
Den 7.Okt. zu feiern aus oben genannten Gründen mit einem Lächeln auf den Lippen ist doch ok.
Den 7.Okt zu feiern als Gründung der DDR wäre politisch,und für die Opfer eine Schelle!!
Man muß halt differenzieren.
mfg fm
das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


Wenn man sich den Tag als Gründungstag eines Gedankens und dessen Umsetzung im historischen Kontext betrachtet, ist es alles mögliche, aber sicherlich keine Ohrfeige.....
Man gehe doch mal von der Pervertierung des Originalgedankes zurück zu den Anfängen und lasse auf sich dessen Grundlagen, Ideen und Vision wirken......
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Das ist das Problem von Therorie und Praxis.
Sicherlich war der Grundgedanke gut,die Umsetzung führte nach 4 Jahren zu den ersten Todesurteilen und davor schon zu vielen unsinnigen Verhaftungen.
Wir könnten auch den 31.1.33 feiern.Die Theorie war gut,die Praxis leider nicht.
Soll kein Vergleich sein,aber den Hinterbliebenden der Opfer ist es egal ob es einer von 1000 oder von Mios war.
mfg fm
601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


Im Lauf meines Berufslebens habe ich etliche Leute kennengelernt, die von der Gründungszeit der DDR mit wirklich leuchtenden Augen erzählen konnten. Das war Aufbruchsstimmung! Endlich mal was neues aufzubauen, wofür man vorher Jahrzehnte blutig gekämpft hat (ich durfte auch eine Dame kennenlernen, die ein Foto von sich und Teddy vom Roten Frontkämpferbund-Treffen 1928 zu hängen hatte!), alte verkrustete, starre, festgerostete Strukturen aufzubrechen - leider kam's ja ein wenig anders ...


Zitat Framaus: "Wir könnten auch den 31.1.33 feiern"

Wenigstens können wir sammeln, damit die Potsdamer Garnisonkirche, in der der Herr Hitler seinen ersten vernünftigen Posten übertragen bekam, und von der NICHTS mehr steht, wieder aufgebaut wird.

Wenn das Ding steht und ich endlich dement bin, hör ich mir auch gern von den ganzen weichen Lutschern an, dass die DDR die schlimmere der beiden Diktaturen war ...

framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Moin
Die schlimmere mit Sicherheit nicht,da es von der NS-Zeit glücklicher Weise keine Steigerung gibt.
Sicherlich ansatzweise auch nicht vergleichbar,gar keine Frage.
Würdest du aber Leute aus der anderen Gründerzeit befragen,so war da auch eine Aufbruch-Stimmung .Und was für eine ,leider.
Es geht auch nicht darum alles schlecht zu machen,war ja nicht alles schlecht,im Gegenteil,aber es war nunmal eine Diktatur.
Tausende mußten unter ihr leiden oder sind sogar gestorben,und dieses Unrecht am Gründungstag zu zellebrieren halte ich für taktlos gegenüber den Betroffenen.
Im übrigen war ja eine Vielzahl der hier schreibenden User 1989 noch nichtmal erwachsen,manche noch nichtmal geboren .
mfg fm
Darkfish

Beiträge: 81
Registriert am: 04.04.2008


ZITAT(weiß nicht wie das richtig geht): Wenn man sich den Tag als Gründungstag eines Gedankens und dessen Umsetzung im historischen Kontext betrachtet, ist es alles mögliche, aber sicherlich keine Ohrfeige.....
Man gehe doch mal von der Pervertierung des Originalgedankes zurück zu den Anfängen und lasse auf sich dessen Grundlagen, Ideen und Vision wirken......

Ich denke, genau hier sollte der Ansatz sein!Danke Mossi.
Wie überall gibt es dynamische Entwicklungen, so auch in der Politik. Nur dort sind sie um so verheerender je mehr sie entgleisen.
Ich glaube nicht, wenn man zum damaligen Zeitpunkt betrachtet einen Schnitt durch alle Staatsformen macht, dass die Todesstrafe ungewöhnlich ist. Es geht hierbei um die gewaltsame Beendigung eines Lebens auf grund existierender Gesetzte. Man wird feststellen, dass dies eher die Regel war.
Darum geht es aber gar nicht!!! Wir sind Erwachsene (und scheinbar zumindest hier im TF einer höheren Diskussionskultur mächtig)und können auch mal nur an Fakten denken. Die Fakten sagen, dass Todesurteile auf breiter Ebene eine Lösung waren. Für welche Probleme auch immer. Opposition dazu gab es immer. Also wieder nur eine Frage der Betrachtung.
Man sollte in jeder Zielrichtung einer Bewegung selektieren können und sogar müssen, was ist den wirklich ethisch, humanitär und demokratisch richtig. Man wird feststellen, dass die unterschiewde anfangs eher gering sind. Was die führenden Fanatiker mit Macht in der Hand daraus machen, ist geschichtlich belegt.

Ich kann es nicht leiden, wenn man alles nur schwarz weiß sieht. Das hatte ich bis 1990
Ich glaube, dass wir und beim "1000 jährigen Reich" alle einig sind. Das Ergebnis relativiert JEDEN anfänglichen Gedanken an ein gutes Programm.
Jedoch zu unterstellen, dass es bei Gründung der DDR einzig und allein um die Eliminierung Anderdenkender und Gleichschaltung aller Menschen ging, finde ich überzogen. Der Staat schützt seine Interessen. Das ist legitim. Was letztendlich die Betonköpfe der SED-Führung daraus gemacht haben, findet auch nicht meine Zustimmung. Obwohl gegen die Partei, was ja in meiner Zeit nachvollziehbar war, habe ich mich doch oft ( ja auch manchmal gern, denn ich hatte auch solche Freunde)mit gemeinen Genossen unterhalten.... Ich kannte also auch welche, die den eingeschlagenen Weg ihrer Partei nicht gut fanden.

Die demokratische Kultur der DDR war nicht soo schlecht, jedoch ließen die Machtstrukturen und deren Möglichkeiten nicht allzu viel Spielraum für Opposition.

Um zurückzukommen auf das Thema: es geht hier um Erinnerungen an Gemeinsamkeiten. Die hatten wir alle in der DDR. Damals haben wir gerufen ( ich in Dresden vor dem Hbf.) "Wir sind das Volk"

Sind wir das nun nicht mehr?

Auch das war die DDR!

Saxonier

Beiträge: 3.515
Registriert am: 10.09.2000


um zurück zur eigentlichen frage zu kommen,ich werd den Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik wie jedes Jahr seit 1987 feiern,nämlich mit meiner Frau.An diesem denkwürdigen Tag vor 22 Jahren haben wir Polterabend gefeiert,um dann am 9.10. in den Bund der Ehe zu treten(und Erich ist mein Trauzeuge gewesen,wie wohl bei allen,welche vor 1990 geheiratet haben).
limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


@601 Uncrowned

Es war aber nicht die Potsdamer Garnisonkirche, die Herrn Hitler einen "vernünftigen Posten" übertragen hat, sondern das deutsche Volk, leider. Ich glaube auch nicht, daß die Garnisionkirche gefragt wurde, ob Sie für dieses Schauspiel genutzt werden möchte... Die preußischen Könige und Kaiser hätten sich beim Anblick des "Tages von Potsdam" sicher als erste im Grab herumgedreht.
Die Garnisionkirche steht für die Werte des alten Preußens und nicht für den Nationalsozialismus. Im Gegensatz zur Schlosskopie in Berlin, würde einem Neubau auch keine bedeutende Bausubstanz zum Opfer fallen. Die für den Wiederaufbau veranschlagten Gelder sollen außerdem komplett oder zumindestens größtenteils aus Spenden zusammenkommen, und sind in Zeiten der Bankenrettung eher als Portokosten zu verbuchen...

Ob Du den Wiederaufbau übrigens jemals sehen wirst, darf seit 2005 wohl als sehr fraglich angesehen werden (Quelle: Wikipedia). Da die evangelische Landeskirche Brandenburg nicht bereit war, die Kirche originalgetreu wiederaufzubauen, sondern sie lieber der "volkspädagogisch-politischen Instrumentalisierung" zu widmen, hat sich der Förderverein zurückgezogen, m. E. mit Fug und Recht. Der Ausgang des Ganzen ist daher völlig ungewiss...

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Der Herr Hindenburg war aber auch nicht so ganz unbeteiligt an jenem "Vollzug" damals. Ich glaube aber eher nicht, daß der auch nur ansatzweise wußte, was er da eigentlich tat...
icke WES

Beiträge: 767
Registriert am: 12.11.2004


Zumindest aus westlicher Sicht ist die DDR nie ein Land gewesen, sondern immer "nur" ein Teil eines ganzen Deutschlands.

Vom Zeitpunkt der Alliierten Besetzung Deutschlands an war es die Ostzone oder die sovietisch besetzte Zone. Russische Zone wurde auch ab und an gesagt.
Auch nach Gründung der beiden deutschen Staaten änderte sich hieran ersteinmal nichts, bis die DDR anfang der 70er Jahre zwar als suveräner Staat, nicht jedoch als Ausland anerkannt wurde.

Dieser Zustand hielt sich bis zur Wiedervereinigung nzw. bis zum Beitritt.

Ich will damit sagen: Ein Land DDR hat es nie gegeben, wohl aber den Staat DDR. Die Zeit zwischen dem 7. Oktober 1949 und dem 3. Oktober 1990 ist als ein Abschnitt deutscher Geschichte anzusehen. Die damalige DDR muss man nicht unbedingt als einen reinen Unrechtsstaat bezeichnen, sie war aber auch kein Rechtsstaat.

Am 7. Oktober, dem 60. Jahrestag der Staatsgründung sollte man sich schon an die DDR erinnern. Natürlich an alle Opfer dieser Diktatur, egal, in welcher Form sie zu Opfern wurden.
Aber natürlich auch an den Wiederaufbau nach dem Krieg und dem auch in der DDR langsam auftretenden bescheidenen Wohlstand. An die vielen Freuden, die die Menschen gehabt hatten genau so wie an die Tränen.
Natürlich auch daran, wie immer wieder der sozialistischen Mangelwirtschaft ein Schnippchen geschlagen wurde und auch immer wieder an die vielen, vielen kleinen gewonnenen Machtkämpfe mit der Obrigkeit, zum Beispiel, wenn es darum ging, West-Rundfunk oder West-Fernsehen zu empfangen.

Ich könnte mir vorstellen, dass am 7. Oktober in Erinnerung an diese Zeiten noch so manche Anekdote und dass so manche Bierflasche geköpft wird. Und wenn das dann auch noch ein Radeberger, ein Hasseröder oder aber auch ein anderes Ostbier ist ...

Gruß

icke WES!

601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


Zitat: "sie war aber auch kein Rechtsstaat."

Und dieser Staat hier? Ist eher ein Rechtsmittel- und Rechtswegestaat ...

Obelix

Beiträge: 653
Registriert am: 29.09.2004


@icke WES
Abgeschrieben aus dem BILD-Bestzeller "20 Jahre Siegergeschichte"?

Da war ja jetzt alles drin: Unrechtsstaat, Opfer, Diktatur, soz. Mangelwirtschaft etc

wenn es darum ging, West-Rundfunk oder West-Fernsehen zu empfangen
Jaaa...da musste man "die Obrigkeit" natürlich um Erlaubnis fragen und einen Antrag stellen, nicht wahr?

Wir könnten am 7. Oktober auch den 60.Jahrestag der Gründung des ersten deutschen Staates feiern, welcher niemals Krieg geführt hat.

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Den 60.Jahrestag der Gründung der DDR kann man ruhigen Gewissens feiern, die Idee war (und ist) ja nicht schlecht.

Was daraus wurde, steht auf einem anderen Blatt (und wurde schon ausgiebig diskutiert).

icke WES

Beiträge: 767
Registriert am: 12.11.2004


@Obelix,

das hab ich mit Sicherheit nicht aus der BILD abgeschrieben. Diese Zeitung gehört nicht zu meiner täglichen Lektüre. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich dafür mal Geld ausgegeben habe.

Fakt ist aber, dass die Deutsche Demokratische Republik nicht wirklich demokratisch war.

Und der ganze Stasi-Apperat? Okey. Wir steuern zur Zeit wieder in die Richtung Überwachungsstaat. Aber die Stasi hatte auch so einige Festnahmen getätigt oder tätigen lassen. Und ihre Verhörmethoden waren nicht ganz ohne.

Wer sich dagegen mit den Verhältnissen arrangiert hatte, der hatte schon die Möglichkeit gehabt, ein zufriedenes Leben zu führen.

Darkfish

Beiträge: 81
Registriert am: 04.04.2008


Zitat: Icke wes
Wer sich dagegen mit den Verhältnissen arrangiert hatte, der hatte schon die Möglichkeit gehabt, ein zufriedenes Leben zu führen.

das wiederum ist erklärungsbedürftig! Nicht jeder konnte wollte oder war so mutig...es gab viel Menschen die "wie du und ich" waren und sich den Zwängen und Gegebenheiten beugen mussten. Anreifbar da sie kinder hatten, zu alt waren, oder der intellekt nicht ausreichte...ich möchte alle die sich trotzdem in ihrer heimat wohl fühlten achten.

601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


Dass sich die Stasi zur "Klärung eines Sachverhalts" nicht mit dem Probanden zu einem Yogi-Tee mit Honig und Milch zusammengesetzt hat, ist sicherlich klar. Ohne Frage ...

Aber ich bin trotzdem schon echt gespannt, was so alles aufgedeckt wird, wenn dieser Staat irgendwann mal abgewickelt wird

[Bearbeitet von 601 Uncrowned (22-08-2009 - 22:42)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


JEDER Staat hat so seine Leichen im Keller...

[Zitat:] Icke wes:
"Wer sich dagegen mit den Verhältnissen arrangiert hatte, der hatte schon die Möglichkeit gehabt, ein zufriedenes Leben zu führen."

"Arrangiert" hört sich irgendwie allerdings doch sehr nach Opportunismus, wenn nicht "Kriechertum" an - was es aber nicht zwangsläufig war...
Wenn ich z.B. meine Generation (in den 60ern geboren) betrachte:
in die bestehenden Verhältnisse des "real existierenden Sozialismus" hineingeboren, nie etwas anderes als ein aus 2 souveränen Staaten bestehendes Deutschland und eben von innen nur die DDR kennengelernt - dabei gut, sehr behütet (im positiven Sinne...) und überwiegend glücklich und zufrieden in dieser DDR erwachsen geworden...
Natürlich war man längst nicht mit allem einverstanden und zufrieden - so mancher (zumeist allerdings doch eher materielle) Mißstand kotzte einen auch an. ABER: insgesamt lebte man sein (für damalige Verhältnisse) ganz normales Leben - wuchs weitestgehend sorgenfrei auf, hatte ein recht gutes Auskommen.
Schule/Lehre/Ausbildung/Beruf - alles zumeist nicht das mitunter recht substantielle Problem, welches es heute nicht selten darstellt. Da war es eher schon schwieriger, eine adäquate Wohnung oder den 1. + mögl. auch noch bezahlbaren Trabi zu finden...
Mal im Ernst: wer (egal, ob in Ost oder West) hätte jemals auch nur halbwegs ernsthaft daran geglaubt, daß es irgendwann mal "anders" käme?
Insofern lebte man auch in der DDR nichts anderes, als sein "normales" Leben (dieses eine, was uns allen vmtl. wohl nur gegeben ist) - und logischerweise versuchte jeder, das Beste daraus zu machen.
Ich persönl. denke auch nicht, daß man sich als "Nichtoppositioneller" heutzutage unbedingt schämen muß. (als ggf. "Täter" wohl schon eher - keine Frage...)
Daß der damaligen Opposition , den sogen. Bürgerrechtlern, die ganze Sache schon ganz kurz nach der Wende absolut aus den Händen geglitten ist, dürfte man als Tatsache betrachten, denke ich. Das abrupte Ende der DDR incl. "Anschluß" an die BRD war wohl jedenfalls nicht das ursprüngliche Ziel dieser "friedl. Revolution" - es hat sich (siehe einige der obigen Beiträge) halt so "gefügt"...

[Bearbeitet von standard (23-08-2009 - 12:43)]

Seite: 1 2 Nächste Seite »

Springe zu:

Impressum | Datenschutz