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Autor Thema: Sonderabgabe für Kinderlose?
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Der Gedanke ist nicht ganz neu, wird aber aktuell wiedermal zur Diskussion gestellt:
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article13867495/Streit-ueber-Sonderabgabe-fuer-Kinderlose.html
Meine Meinung dazu ist gespalten:
einerseits ist es unbestreitbar so, daß die "Aufzucht" von Kindern einen schönen Batzen Geld kostet - das wissen wir als Betroffene wohl nur allzu gut.
Andererseits sind´s ja nicht nur egoistisch-karrieregeil-vergnügungssüchtige Yuppies, die ganz bewußt auf den "Stress" und die finanz. Mehrbelastungen mit Kindern verzichten. Es gibt auch mehr als genug Paare, die gerne würden, aber nicht können.
Und spätestens bei denen würde eine noch obendrauf gesetzte `finazielle Abstrafung´ ein mieses Geschmäckle bekommen.
Der mittelfristig "aus demografischen Gründen drohenden Schieflage" bei der Finazierung der Sozialsysteme wird man mit einer solchen Sonderabgabe vmtl. eher nicht merklich beikommen können. Oder?
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich zitiere zu dieser Idee mal meinen Kollegen, der übrigens von der DDR nicht allzuviel hielt:
"Kümmert sich der Politiker, der sowas raushaut, dann auch um ausreichende und bezahlbare Krippen- und Kindergartenplätze und sorgt dafür, das die Frauen anschließend wieder in ihrem Job arbeiten können? Das alles hat in der DDR nämlich hervorragend geklappt."

Dem kann ich mich einfach anschließen.

Denn sollte es so eine Abgabe geben, würde sie irgendwo in dem großen Schuldenloch verschwinden oder würde mit vollen Händen irgendwohin in der EU rausgeworfen...

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Die Idee wäre nicht schlecht...

...wenn sie das Problem ursächlich lösen würde. tut sie aber nicht - sie doktert ein bißchen an den Sympthomen herum. Die Ursachen für die Kinderfaulheit der Leute bekämpft sie keinesfalls - und das ist und bleiben die sozialen Nachteile, die man mit Kindern automatisch hat.

Und je mehr Kinder man hat, desto größer werden diese Nachteile.

phi

Beiträge: 2.760
Registriert am: 08.03.2000


Klar, kosten Kinder viel Geld (aktuell geht ungefähr gut 20% unseres Bruttolohnes inkl. Familienzulage [2 x 80% Pensum] für 3 Tage Krippe / Woche drauf) - aber eigentlich muss man sich auch bewusst sein, dass unsere Eltern und Grosseltern das teilweise noch ohne staatliche Subvention hinbekommen haben und oft noch viel mehr Kinder hatten.

Früher musste man sparen - ein Auto oder ein Fernseher oder auch Telefonie war eine wohlüberlegte Anschaffung. Heute wird sowas schon als "Grundbedarf" angesehen und wenn die Geduld beim Sparen nicht reicht, ist alles überall gegen Kredit erhältlich.

Ich wäre eher für eine Woche mehr Urlaub pro Kind Die Kinder werden viel zu schnell gross und Zeit mit ihnen zu verbringen ist wichtig und nicht nachholbar.

Wer nicht arbeiten geht, wird dann nicht noch zusätzlich künstlich gefördert und 48 Kinder zu bekommen, um nicht mehr arbeiten gehen zu müssen, wäre eher schwierig...

Anne

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Registriert am: 26.02.2001


Ich würde gern Kinder haben, aber mir fehlt der Mann Also würde ich auch bestraft werden, obwohl ich nix dafür kann
YA

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Echt?
phi

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@ Anne: Sag YA
das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


"aber eigentlich muss man sich auch bewusst sein, dass unsere Eltern und Grosseltern das teilweise noch ohne staatliche Subvention hinbekommen haben und oft noch viel mehr Kinder hatten."

Und da ist der wieder - der "ewige Adenauer-Kalauer": "Kinder - machen die Leute doch immer!"

Unsere Großeltern hatten in erster Linie das Problem, die Nachwuchsmenge nicht wirklich steuern zu können.

Letztendlich muß es jeder selber wissen.
Bei manch einem, der auf dieses Thema mit den üblichen Platitüden antwortet, fallen mir nur folgende Sachverhalte ein: Es wäre besser gewesen, den Vorsatz der Nichtfortpflanzung hätten schon die Eltern befolgt.

Letztendlich heißt es nicht nur "die Entsagung dem luxuriösen Lebensstile" sondern auch Übernahme von Verantwortwortung - etwas, was man weder großrtig trainieren kann, noch was einem im Vorfeld eigentlich wirklich klar(gemacht) wird.

Und ja, manchmal ist vielleicht auch gar nicht sooo verkehrt, wenn manches nicht in den Genpool kommt - Machen an sich ist recht nett - Aufzucht ist die Herausforderung.....

[Bearbeitet von das moss (15-02-2012 - 08:27)]

Butcherbird

Beiträge: 440
Registriert am: 29.06.2008


Ach, das war wieder so ein Schnellschuß von der jungen Union. Mutti hat sie schon zurückgepfiffen.
http://www.tagesspiegel.de/politik/familienfoerderung-merkel-will-keine-kinderlosen-abgabe/6209604.html

Die müssen doch bescheuert sein. Warum gibt's denn die Kinderfaulheit? Weil niemand die sozialen Benachteiligungen, die Deluxe oben anspricht auf sich nehmen will, und weil es in diesen Zeiten wohlüberlegt sein möchte, Kinder in die Welt zu setzen.
Wie soll man denn an Familienplanung denken, wenn man nicht mal weiß, ob man sich selbt nächstes Jahr noch ohne fremde Hilfe unterhalten kann?
Solche Hampel.

Wäre das nicht die CDU, sondern die FDP gewesen, hätte ich zynischerweise schon gewusst warum das plötzlich auf's Tapet kommt. Dann hätte höchstwahrscheinlich ein Privatsender ein bisschen Geld fließen lassen, weil sie mehr Assi-Familien für ihre Formate brauchen.

Ich frage mich wo diese Weltfremde in den Parteien herkommt. Die sollen mal einen Blick um sich bzw. auf die Straße werfen.

Christian K

Beiträge: 3.150
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Die Ursache in der Kinderfaulheit der Deutschen liegt nicht darin, weil es diese derzeit wieder diskutiert Strafe noch nicht gibt.
Es hat ganz natürliche Gründe. Fortpflanzung setzt erstmal eine sichere Lebensgrundlage der Eltern vorraus, was in Deutschland eben nicht so sehr der Fall ist. Über die Tierwelt wird uns schließlich auch ständig erzählt, das da jedes Jahr irgendwelche Arten aussterben, weil ihr Lebensraum zerstört wird, Regenwälder abgeholzt werden usw.. Und der Deutsche pflanzt sich aus selbigen Gründen eben nicht fort, wenn er nicht weiß, wie er eben selbst erstmal überleben soll.
hotwheelz

Beiträge: 979
Registriert am: 23.02.2009


Die Frage ist ja wirklich was eine solche Abgabe bezwecken sollte. Den gesicherten Normal- und etwas Besserverdienern kommt man so nicht bei, die werden deswegen trotzdem keine Kinder bekommen um ihren "Stand" halten zu können. Den Hartzern ist es egal, da kann man sich ja eh vermehren wie man will und kriegt ja auch noch Geld dafür.
Ich zähle mich eher zur ersten Gruppe, mit jetzt noch 31 Lenzen wäre ich zwar prinzipiell nicht abgeneigt, aber einige persönliche Umstände sprechen erstmal noch dagegen. Erste wohne wir etwas fern der Heimat, womit schon mal 4 potenzielle Babysitter in Personalunion der späteren Großeltern wegfallen. Also muss jedesmal wenn der Nachwuchs schwächelt oder die Kita geschlossen ist einer zuhaus bleiben. Ich kann das meinem derzeitigen Arbeitgeber nicht zumuten und wenn immmer nur die Mutter daheim bleiben muss wird die sich auch irgendwann beschweren.
So führt halt eins zum anderen und meine LAG und ich bleiben erstmal noch zu zweit. Erst wenn wir wieder in der Heimat wohnen wird das noch mal zum Thema, wie gesagt, abgeneigt sind wir beide nicht.
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Solange man von LAG spricht, sollte man Kinder vielleicht überhaupt nicht erst in Erwägung ziehen...nichtmal theoretisch...weil wenn das A aus dem LAG frühzeitig dem Ende zugeht, haben's die Kinder nicht direkt besser....
phi

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Naja, ob eine Trennung von LAG oder Ehefrau schlimmer bzw. teurer ist, nimmt sich wohl nicht viel

@ moss: Das Problem ist einerseits, dass finanzielle Anreize bzw. Unterstützungen von gewissen Leuten falsch verstanden werden können und diese dann des Geldes wegen eine unnatürlich hohe Zahl von Nachkommen zeugen...

Andererseits muss man sich aber auch fragen, was falsch läuft, wenn der Durchschnittsbürger mit seinem Lohn die Familie wirklich nicht durchbringt. Genau da liegt aber auch das Problem der inidviduellen Wahrnehmung. Während die einen mit 1500-2000 Euro gut über die Runden kommen, fühlen sich andere mit 3000-4000 Euro eingeschränkt und "arm"...

trabi

Beiträge: 2.162
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oh. dann möchte ich eingeschränkt und arm sein.

heute bei spon: "jeder 5te verbringt den valentinstag lieber mit seinen haustieren". ich bin ja so mainstream...

Deluxe

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Registriert am: 13.12.2001


quote:
Naja, ob eine Trennung von LAG oder Ehefrau schlimmer bzw. teurer ist, nimmt sich wohl nicht viel

So meinte ich das auch nicht.
Aber in unserer Zeit der unverbindlichen Beziehungen drücken Begriffe wie Lebensabschnittsgefährte etc.pp. schließlich das aus, was in den Menschen vorgeht:

Sich nämlich schon von vornherein nicht festlegen zu wollen, nichts verbindlich zu gestalten und sich immer ein Hintertürchen offen zu halten.
Und das sind nunmal schlechtere Bedingungen für Kinder, als wenn man zumindest das Ziel hat, gemeinsam nicht nur durch dick, sondern auch durch dünn zu gehen.

Ob das dann immer klappt, steht auf einem anderen Blatt...das weiß wiederum auch jeder...

hotwheelz

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Registriert am: 23.02.2009


Dann nenn ich sie halt Schatzi, Mausi oder wie auch immer statt LAG. Nach mittlerweile 10,5 Jahren weiß man was man am anderen hat und braucht nicht unbedingt nen Trauschein. Wobei dieses Damokles-Schwert natürlich auch über mir schwebt, aber das ist ne andere Geschichte. Wenn ich so schau dann sind wir scheinbar auch eingeschränkt und "arm", das liegt aber wohl eher an nicht gerade geringen Lebensunterhaltskosten und harten Sparmaßnahmen um das BaföG-Amt mit ner Rückzahlung befriedigen zu können.
Naja, wenn die Abgabe kommen sollte, sitze ich wenigstens nicht allein im Boot. Unsere Angie hat sich ja auch nicht vermehrt und muss genauso blechen.
ingo

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Ich kenn einige Leute, die jammern herum, dass Sie sich keine Kinder leisten könnten - Alles so teuer, die Lebenshaltungskosten usw. Wenn man etwas genauer nachfragt, dann stellt man fest, dass es natürlich der dicke Skiurlaub im schicken Hotel sein muss, der riesige Flatscreen, die ledercouch, die überdimensioonierte Wohnung im Stadtzentrum ja auch zum lebensnotwendigen gehört und das steakhouse mit den dicken rindersteaks auch einmal die woche sein MUSS. Das iphone hab ich ja ganz vergessen...
Die sozialen Benachteiligungen sind zum Teil auch völlig überzogene Ansprüche. Ich will da nicht über Geringverdiener herziehen, aber ich kenne genügend, die ganz gut verdienen und ein Kind für völlig unbezahlbar halten.

Wenn man sich rechtzeitig anmeldet ist zumindest hier im Osten der Kindergartenplatz kein Problem. Ab 2 Jahre alter ca. 160 im Monat. Es ist übrigens keine Gegend wo keine Sau wohnen will.

LAG passt auch hervoragend in die Zeit, da ist das Ende der Beziehung schon im Begriff enthalten... Ich bin kein Anhänger von "Bis das der Tod euch scheidet" aber zu Beginn und währenddessen ist eine Beziehung doch eigentlich auf Ewigkeit ausgelegt... Wenn es nicht mehr geht, dann kann man immer noch Schluss machen.

Deluxe

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quote:
LAG passt auch hervoragend in die Zeit, da ist das Ende der Beziehung schon im Begriff enthalten...

Danke für die Formulierung - genau das meinte ich nämlich. Und für Kinder ist diese Grundhaltung nunmal eine denkbar schlechte Basis.

Ob Trauschein oder nicht, hat damit rein gar nichts zu tun.

[Bearbeitet von Deluxe (15-02-2012 - 10:07)]

601 Uncrowned

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Zitat hotwheelz: "4 potenzielle Babysitter in Personalunion"

Oha! Wer mag das sein? Eine acht Zentner schwere Spinne?

TV P50

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Wer ein gutbürgerliches Leben führt, einen Arbeitsplatz hat und nicht am Hungertuch nagen muß, wer biologisch keine Einschränkungen hat und sich trotzdem gegen Kinder entscheidet, der soll auch etwas dafür bezahlen.

Warum den nicht? Erst wer wirklich Kinder hat und wer sich auch ein wenig auskennt, der wird feststellen, dass es nicht so teuer sein muß wie man vermutet.

Beispielsweise zahlt das Jugendamt die Kosten für den Kindergarten, wenn man nicht das Rieseneinkommen hat. Selbst ich zahle derzeit nur soviel für den Kindergarten, wie ein Empfänger vorn Hartz IV. Dazu hab ich einfach nen Antrag beim Jugendamt gestellt und derzeit zahl ich dann noch 21€ Monatsbeitrag.

Beim derzeitigen Sozialsystem funktioniert der Generationsvertrag nur, wenn es auch eine entsprechden Anzahl an Nachkommen gibt.

Wir können ja auch die Abgabe für Kinderlose weglassen und verzinsen dann die Rentenbeträge der kinderlosen zu einem üblichen Zinssatz und zahlen das ersparte dann ab 65 als Rente aus. Kommt mir dann aber keiner wenns nach 15 Jahren Rente alle ist. Dann gibts nichts mehr.

Ich habe beim letzten Kind ein paar tausend Euro bezahlt damit es das Licht der Welt erblicken darf. Meine Rente ist sicher

hotwheelz

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@601 uncrowned
Nicht alles aus dem Zusammenhang reissen, der Satz ging ja noch weiter.

Und was bringt mir ne Kita wo ich das Kind erst mit zwei Jahren hinbringen kann? Wer soll denn so lange aus dem Berufsleben scheiden und dann den Wiedereinstieg schaffen? Für meine Freundin, die derzeit bei der in der Forschung arbeitet wird das nix, da ist man erstmal weg vom Fenster. Aber da ihr Vetrag sowieso befristet ist und wir eh in die Heimat zurückwollen (u.a. wegen den potenziellen Babysittern) wird sich dann zeigen ob es mit der Arbeit vereinbar ist. Ein Leben einzig als Hausfrau und Mutter will ich meiner Freundin nunmal nicht aufbürden, alles andere wäre fast zweitrangig.

Wurstblinker

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Das mit den potentiellen Babysittern klappt eigentlich schon deshalb nicht, weil die Großeltern vielleicht auch noch arbeiten gehen. Ob man da in der Heimat ist oder nicht, spielt keine Rolle. Nicht jeder bekommt seine ersten Kinder mit 35.
hotwheelz

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Hach, mach dir da mal bei mir keine Sorgen, beide "Großväter" sind schon daheim wegen Invaliden- bzw. Altersrente, die Schwiemu hat auch nicht mehr ewig. Man muss halt sehen wie man zurecht kommt, aber wenn ich da einige meiner Kollegen oder meine Schwester anschau, da gibt es immer mal wieder Probleme mit der Betreuung. Sei es ne geschlossene Kita, ne kranke Tagesmutti oder halt das kranke Kind.
Trotzdem werden wir es dann wagen, so denn die Biologie nicht verquer kommt.
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Ich denke auch - wie eingangs gesagt, daß man mit einer Art "Strafabgabe" dem eigentl. Problem - zu wenig geborene Kinder - kaum beikommen wird. Hier müssen - wie viele bereits richtig gesagt haben - bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Diese unsere Gesellschaft ist sicherlich alles mögliche... - wirklich KinderFREUNDLICH ist sie definitiv nicht! Da ist z.B. diese Rumschotterei im Bildungsbereich, der die letzten Jahrzehnte ziemlich an die Wand gefahren wurde. Zu wenige (und zu teure!) Betreuungsangebote für Kinder berufstätiger Mütter/Eltern kommen hinzu .
Und eben eine oft kinderfeindliche Grundeinstellung (welche sich z.B. in Gerichtsurteilen äußert, die Kitas zum Wegzug [!!!] von einem genervten Nachbargrundstück zwingen ).
Das Elterngeld halte ich für eine zumeist völlig kontraproduktive Angelegenheit, da es sicher sehr sehr oft von Eltern wahrgenommen wird, deren Kinder in der Kita deutlich besser aufgehoben wären, als eben zuhause.
Hinzu kommen Zeiten, die zwar derzeit materiell zumeist noch relativ gut sind, für die nähere und weitere Zukunft allerdings einen merklichen sozialen Abstieg für breite Bevölkerungsschichten befürchten lassen. Wem will man also verdenken, dementsprechend vorerst oder auch überhaupt die Füße (oder eben andere dazu nötige Körperteile ) "still zu halten" ?
Wir z.B. haben vor der Wende geheiratet, ZWEI Kinder waren fest eingeplant. Das nie geborene 2. Kind darf man getrost unter "Wendeopfer" verbuchen - bei etlichen Leuten im Bekanntenkreis war´s ganz genauso...
Ich sehe es übrigens ganz so wie Phi:

"Ich wäre eher für eine Woche mehr Urlaub pro Kind Die Kinder werden viel zu schnell gross und Zeit mit ihnen zu verbringen ist wichtig und nicht nachholbar."

Auch ich/wir haben durch dieses "immer eingespannt sein", beruflichen Stress etc. viel zu viel von dieser so wertvollen, unwiederbringlichen Zeit verpasst, die man mit seinem heranwachsenden Kind verbringen sollte. Mir tut es Leid um jeden (so oft verspäteten) Feierabend und um so manchen gearbeiteten Sa, den ich lieber mit meinem Sohn verbracht hätte...
Nunmehr ist das "Kind" schon 22 Lenze und das ist eben nie und nimmer mehr die Beziehung, die man vor 8, 10 oder 15 Jahren zueinander hatte.
Insofern freue ich mich inzwischen tatsächlich schon sehr auf Enkelkind(er), das/die hoffentlich irgendwann mal kommen werden. DANN wird so manches nachgeholt, hoffentlich...

[Bearbeitet von standard (16-02-2012 - 20:13)]

Beppo

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quote:
Wir z.B. haben vor der Wende geheiratet, ZWEI Kinder waren fest eingeplant. Das nie geborene 2. Kind darf man getrost unter "Wendeopfer" verbuchen

War bei uns ganz genau so! Und auch dem Rest des Postings von Standard kann ich zustimmen.
TV P50

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quote:
Das Elterngeld halte ich für eine zumeist völlig kontraproduktive Angelegenheit, da es sicher sehr sehr oft von Eltern wahrgenommen wird, deren Kinder in der Kita deutlich besser aufgehoben wären, als eben zuhause.

Das gibts doch aber nur ein Jahr lang, bzw. zwei Jahre wenn man nur je 50% auszahlen läßt.
Und mit der Höhe in Abhängigkeit des davor verdienten Gehalts, als mit dem Festwert (von lächerlichen 300€) vorher, ist es sicher auch deutlich attraktiver geworden als es war.

Das dieses Land nicht das kinderfreundlichste ist bleibt unbestritten, so sollte man doch aber beim Gedanken an Kinder, bei der Planung auch alle Möglichkeiten betrachten. Dazu gehört auch die Selbstinformation über die Angebote des Systems.
Ganz so schlimm und dramatisch,wie einem oft suggeriert wird, ist es aus meiner Sicht nicht.

(ich habe drei Kinder 15, 13, 4)

ingo

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@TV P50: Danke für den Kommentar. Manche schreiben über das Elterngeld ohne Ahnung davon zu haben. Ich denke, es ist durchaus jedem sein gutes Recht, sein Kind ein oder zwei Jahre daheim zu betreuen. Kindergarten sollte danach schon sein, schon für die soziale Kompetenz, Freunde finden usw...

@Standard: Oder meinst du die geplanten Zahlungen danach - Betreuungsgeld genannt? Die halte ich auch für kontraproduktiv. Da wäre es sinnvoller, das Geld in Kindergartenplätze zu stecken.

Wir haben uns für 2 Jahre entschieden und ich nehme ich den zwei Jahren zusätzlich jeweils 3 Monate Elternzeit (ohne E-Geld im 2. Jahr). Das geht alles mit einem normalen Gehalt als Ingenieur im Osten. Es ist alles eine Frage der Ansprüche.
Man bekommt bei ebay günstig riesige Klamottenpacken für Babys, viele andere Dinge gibts auch gebraucht - Das ein Kind zu teuer ist, kauf ich eigentlich nur einem 400 € Minijob Paar ab.

@hotwheelz: Falls deine Freundin an einer Uni oder anderen öffentlichen Einrichtung nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz beschäftigt ist dann verlängert sich die Befristung übrigens um die Dauer von Mutterschutz und Elternzeit. d.h. wenn die Befristung 2 Jahre gilt und sie nach nem halben in den Mutterschutz geht, dann hat sie nach Ende der Elternzeit noch 1,5 Jahre Arbeit. --> WissZeitVG §2 Absatz 5

trabantini

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Ohne alles gelesen zu haben:

Im Moment weiß ich nicht wie ich dazu stehen soll. Rein vom Gerechtigkeitsempfinden her ist es subjektiv gesehen ja so, dass Eltern materielle Entbehrungen auf sich nehmen sollen und Leute ohne Kinder später ebenfalls Rente bekommen ohne jemals etwas für das Generationenmodell getan zu haben? (wie schon vor mir erwähnt wurde) Wenn man es so sieht, bin ich für eine Beteiligung der Kinderlosen (auf welche Art auch immer).

Ein aber nicht zu vernachlässigender Punkt ist allerdings der "Nachweis eines Kinderwollens aber nicht Können" ohne Eingriff in die Privatsphäre bzw. Verletzung der Gleichstellung aller Menschen.

Ehrlichgesagt pfeiff ich auf materielle Dinge und genieße dafür die Momente mit den Kleinen.

Ist nicht die Erhaltung der eigenen Art das oberste Ziel der Existenz? Wenn also ein Gesellschaftmodell als Bremse der Arterhaltung wirkt muss doch was falsch laufen (lassen wir mal die globale Betrachtung raus)

Aber Gebärmel über Kinderbetreuungsplätze und -Kosten hin oder her: Ich nörgle auch gerne über die Kinderunfreundlichkeit im eigenen Land. Aber Gespräche mit Kollegen aus den USA, Irland oder der Schweiz zeigen immer wieder wie gut es uns eigentlich geht. USA: 6 Wochen "Elternzeit", unbezahlt. Danach Day-Care oder Nanny. Irland: 8 Monate "Elternzeit". In allen Ländern abartige Kita-Kosten und keine zuzahlungsfreien Medikamente. Danke - da zahl ich lieber ein Bündel mehr Steuern und muss mir darum keinen Kopf machen.

das moss

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"Das ein Kind zu teuer ist, kauf ich eigentlich nur einem 400 € Minijob Paar ab."

Schonmal mit 2 (dicht aufeinanderfolgenden) Kindern und einer Teilzeitarbeitskraft gerechnet?

Und monatlich über 500,- € an die Kita überwiesen?
Kitakosten sind Landessache.....


Was sind eigentlich hohe Ansprüche? Was macht man eigentlich als "Normalarbeitskraft" mit 900,- € netto im Osten?

Im Rahmen der zwanghaften Individualisierung um jeden Preis ist es nachvollziehbar, das mancheiner das macht, was schon immer von einigen als das praktikabelste angesehen wurde - den einfachsten Weg gehen.

Sinn des Lebens?

[Bearbeitet von das moss (17-02-2012 - 14:30)]

standard

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Registriert am: 26.01.2002


@ingo: Du hast mich erwischt, natürlich meine ich jenes ab nächstes Jahr angedachte >Betreuungsgeld< - man fragt sich, wer sich sowas ausdenkt (bzw., ob dabei weiter als von 12 bis Mittag gedacht wurde...)
Erst recht, wenn offenbar deswegen auch noch über "drastische Kürzungen beim (natürlich wiederum sinnvollen ) Elterngeld nachgedacht wird:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-02/finanzministerium-elterngeld-betreuungsgeld

@trabantini: 1:1 Vergleiche mit dem Ausland pflegen bekanntlich nicht selten Gehfehler zu haben - sie hinken...
Warst Du z.B. schonmal in den USA - auch und gerade mit Kind? Da staunt das in D insofern mit 2-3 quasi wie notgedrungen auf die Restaurant-Karte geratenen Kindergerichten nicht eben verwöhnte Elternpaar über quasi beinahe überall angebotene Kinder-Speisekarten - mit etlichen Gerichten und auch noch Buntstiften zum Ausmalen oder Bastelbeilage. Oder über kreuz und quer durchs Land gondelnde Schulbusse (jene berühmten gelben Busse, die NUR für Schüler und kostenlos unterwegs sind - und über dazugehörige Haltestellen, die mit Personal etc. gesichert werden, wie Fort Knox (nicht wegen Kriminalität, sondern dafür, daß ja niemand an- oder gar überfahren wird).
Hinzu kommen sehr oft noch freie oder drastisch(er als hier) reduzierte Eintrittsgelder für Kinder bis 12 oder 14, etc.pp..
- Kinder haben dort einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft, als sie es hier zu haben scheinen. Und Du siehst auch weit mehr Familien unterwegs, wo 2 und 3 `Kids´ ganz normal sind. Hierzulande gilt eine Familie mit 3 Kindern ja mitunter schon beinahe als ´asozial´ - traurig, aber wahr...
Ich will damit nix beschönigen - in Sachen Bildungs- und gesundheitssystem liegt dort mit Sicherheit auch sehr, sehr viel im Argen. Es geht um diese kinderfreundliche Grundstimmung, die man hierzulande irgendwo mehr und mehr vermisst...

[Bearbeitet von standard (17-02-2012 - 20:06)]

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