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Autor Thema: Steuerhinterziehung als Kavaliersdelikt?
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Vor dem Hintergrund der Ereignisse um eine gewisse Hauptfigur aus der schönen Fußballwelt wird es evtl. Zeit, das Thema auch hier mal etwas zu erörtern.
Nun wäre der genannte Vorgang mit und um den Herrn aus Bayern ja "gar nicht mal so schlimm" - wenn der Kollege sich nicht vorher bei jeder sich bietenden Gelegenheit als steuerlicher Saubermann, als quasi Gallionsfigur der Steuerehrlichkeit in D aufgespielt hätte. Was er offenbar absolut nicht war... (auch das Verhalten des dazugehörigen Spitzenpersonals der dortigen Landesregierung spricht für sich)

Der eigentliche Aufhänger für dieses Thema soll aber sein: kann es wirklich richtig und gerecht/rechtens sein, daß man wiedermal die kleinen Übeltäter ´hängt´, während man die wirkl. großen, millionenschweren Fische quasi laufen läßt?
Während man z.B. dem säumigen Kfz-Steuerpflichtigen ggf. ruck-zuck die Plaketten vom Kennz. kratzt, bei jeder kleinen Steuerschuld hart zugegriffen wird und sich außerdem jeder kleine Steuerhinterzieher (dem die großen Möglichkeiten und Tricks der wohlhabenden Leute diesbezüglich zumeist gar nicht zur Verfügung stehen) prinzipiell vom ersten hinterzogenen Euro an STRAFbar macht, kann der 100000e und Millionen an Steuern Hinterziehende via einfacher Selbstanzeige straffrei ausgehen.
Ist dieses Prozedere durch die damit erzielbaren "Doch noch Steuereinnahmen" eigentlich wirklich zu rechtfertigen? Oder sollte nicht besser bei der Steuerfahndung personell und qualitativ aufgstockt und dann auch `richtig´ durchgegriffen werden?
Keine Frage, daß wir wohl mehr oder minder alle hierzulande unter einer recht gewaltigen Steuerlast zu ächzen haben (an direkten und indirekten Steuern - es läppert sich bekanntlich recht ordentlich...).
Keine Frage auch, daß von diesen Steuer"groschen" so mancher nicht sonderlich sinnvoll oder auch nur nachvollziehbar verwendet wird, was das Zahlen von (hohen) Steuern nicht eben angenehmer macht...
Ist es aber wirklich nur eine Bagatelle/ein "Kavaliersdelikt" eben, dem Staat (und damit letzten Endes der Allgemeinheit) Abgaben vorzuenthalten, die diesem nunmal laut geltendem Recht zustehen?
Durch die Praxis der selbstanzeigebedingten Straffreiheit wird m.E. genau dieses (falsche) Signal an die Steuerbürger ausgesendet. Mehr (wirkliche) Steuerehrlichkeit wird so vmtl. kaum erzielt werden - eher das Gegenteil, denke ich...

[Bearbeitet von standard (30-04-2013 - 23:03)]

pwb601

Beiträge: 3.903
Registriert am: 07.10.2001


M. E. hätte er offiziell in ein Land seiner Wahl übersiedeln sollen, in dem die Steuern günstiger wären. Das mag moralisch fraglich sein, ist aber legal und günstiger wäre es unterm Strich auch gewesen. Ein gewisser Russofranzose hat's ganz richtig vorgemacht (sofern er nicht nach Landessitte in Zypern investiert hat jedenfalls )

Wirklich verdenken ... schwierig. Ich selber würde vermutlich meine Staatsbürgerschaft wechseln, sobald mein Vermögen (hypothetisch, leider ) eine gewisse Grenze überschreitet (innerhalb der EU würde ich jedenfalls kein Geld anlegen bzw. halten wollen, gibts genug Gründe für, wenn man die Tagespresse der letzten Jahre so verfolgt ... ) - so sehr überzeugter Deutscher bin ich dann doch nicht (mit holländischen und polnischen Vorfahren, Verwandten von USA bis Malaysia und einer Frau mit spanischen Wurzeln)

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Guck an, der pwb ist vergeben. Das ist mir dann doch einen Eintrag in diesem Thema wert. Herzlichen Glückwunsch.

Für den Rest des Themas gilt: Geld regiert die Welt. Der Steuerschuldner wird nach dem Pokalfinale zurücktreten, aber erst danach. Damit er sich als Gallionsfigur in die Geschichte des Vereins eintragen kann.
Danach gibt es eine Gerichtsverhandlung (wenn überhaupt, vielleicht einigt man sich auch so) und die Sache gerät nach Zahlung einer Summe X in Vergessenheit.

guidolenz123

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Wie immer,kommts drauf an von welcher Seite der Mauer man schaut.
Fazit:
Die konkrtete Lebenssituation macht die Moral..das Sein macht das Bewußtsein..oder andersrum ???
Deluxe

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Registriert am: 13.12.2001


Was gibt es Schöneres, als ein Marx-Zitat aus einem Alt-BRD-sozialisierten Mund?

framaus

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Letztendlich gilt wieder:
Wenn jeder an sich denkt,ist an jeden ausreichend gedacht .
Was ich nicht verstehe,wenn man so ein Vermögen hat,was man wohl nie alle kriegt,warum muß man dann alles aufs Spiel setzen um noch mehr zu kriegen .
Gier frißt Hirn.Ist so,war so und wird wohl immer so sein .
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Wahrscheinlich ist es so wie immer: man kann ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr anders. Maßlosigkeit ist ohnehin eines der Hauptmerkmale der modernen Gesellschaft...
Fatal dabei ist m.E. aber, daß die letzten Jahre/Jahrzehnte eigentlich immer nur zugunsten hoher Vermögen und Einkommen "reformiert" wurde (z.B. durch die Abschaffung der Vermögenssteuer). Das damit evtl. ja tatsächl. verfolgte Ziel, die Vermögenden nebst ihrer gesamten Rücklagen und brav steuerzahlend im Lande zu halten, scheint wohl irgendwie nicht so recht funktioniert zu haben...
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


@Micha
Da ist es doch schön,das wir so bescheiden geblieben sind .
Ich kann zur Zeit nichtmal jeden Tag mit einem anderen Auto zur Arbeit fahrn .
Professor

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Registriert am: 14.04.2001


Das Problem ist, das die Einnahmen aus Kapitalvermögen im Nachhinein versteuert werden. Also wenn man schon mal eine Summe X in der Hand hat und sein eigen nennt, dann gibt man nicht so freiwillig die Hälfte an den Staat. Bei uns Gehaltsbeziehern ist das nicht so, wir bekommen nicht mal die Hälfte vom Brutto ausbezahlt und müssen darum kämpfen, das wir wieder was zurück bekommen.
Bei dem jetztigen Fall finde ich es eher problematisch, das der sich immer als Moralapostel aufgespielt hat.
Es wird auch immer auch so getan, als würden die "Reichen" immer nur ihr Geld stapeln. Aber sie beschäftigen auch Leute oder lassen sie Villen bauen und kurbeln damit die Wirtschaft an. Würde gern mal wissen, wer die ganzen Luxusgüter kauft, die in Deutschland hergestellt werden, wenn es keine Reichen mehr gibt.
Da in Deutschland die Steuern so hoch sind, spenden diese Leute auch nicht so viel, wie es zum Bsp. in den USA üblich ist. Da legen die mal schnell paar Millionen für ein Uni-Gebäude oder ein Stadion auf den Tisch.



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pwb601

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Danke Beppo
 

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