Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
Seite: 1 2 « Vorherige Seite
Autor Thema: Urlaub ´21 - Oma Helga kennt den Weg
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Keine Frage, es wird nicht einfach, meine Mädels in ein Kloster zu bekommen – und billig sicher schon gar nicht. Vielleicht stehen die Zeichen dafür irgendwann mal günstiger Nach dem Schalter werd ich die nächsten Tage mal schauen, heute war aber erst einmal „Badetag“ angesagt. Wegen der günstigen Gelegenheit nicht in der heimischen Wanne, sondern in meiner alten, ehemaligen Lieblingsbucht. In den letzten 15 Jahren hat die sich massiv verändert, da, wo es früher noch so richtig abgelegen und urig war, rollte der russische Oligarchenrubel herein und veränderte alles …

Mitte der Neunziger hatte ich in dieser Hütte Quartier bezogen, drin eine Küche, daneben Schlafzimmer und von dort ging es hinter die Küche in ein Bad.

Das war damals vollkommen in Ordnung, zumal ich da direkt neben Iokaims Restaurant „Molos“ (das rote Teil am rechten Bildrand) untergekommen war. Verdursten oder verhungern war damit prinzipiell ausgeschlossen. Heute ist das Hüttchen nur schwer wiederzufinden. Es ist Teil eines Gebäudeensembles aus eben dieser Hütte und dem alten „Molos“, ich hab mal einen Pfeil hingemacht.

Auch der ganze Platz und natürlich auch der Strand sind kaum wieder zu erkennen, eines der ältesten Gebäude in Agios Spiridon ist die heutige „Villa Viktoria“ – und wieder ein „Damals – Heute – Vergleich“:

Freilich, wäre der Sonnenschirm geschlossen, könnte man die Villa besser sehen, aber da steht sie wirklich.

Es wird Zeit für die Komakiste, morgen wollen wir nach Korfu – Stadt, ich freu mich darauf

Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


@beppo: Deine Vermutung war richtig. Einer der beiden unteren Befestigungsschrauben fehlt, zwei andere waren schhon lose. Das war eben ganz fix wieder in Ordnung gebracht.

Jetzt werd ich mal langsam die Mädels wecken, wir frühstücken nett und ehe wir in die Stadt fahren, mach ich an deren Sfchlafzimmertür noch schnell die Blende von der Drückergarnitur fest - ich hab ja einmal Werkzeug zur Hand

trabi

Beiträge: 2.162
Registriert am: 26.12.1999


Wie schön! jetzt erst gemerkt, das der Bericht quasi live erfolgt. Viel Spaß dort noch!

LSS: Wenn lose, dann schwer, ja. hatte ich auch mal. Alternativ zum festschrauben: nicht so viel drängeln, dann brauch man die Lichthupe nicht immer

[Bearbeitet von trabi (27-07-2021 - 14:55)]

Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Gestern hatte ich es vergessen, heute schreib ich natürlich die Auflösung des Suchbildes, jepp, Oma Helga steht so ziemlich genau in der Bildmitte. Glückwunsch Beppo, wenn die Gelegenheit mal passen sollte, geb ich einen Ouzo aus, wenn sie nicht passt, trink ich einen auf Dich .

@trabi: Ich drängel hier wirklich nicht, weiß freilich auch, dass das nur ein Spaß war. Aber die Straßen sind hier wirklich glatt. Direkt vor unserer Einfahrt ist die kreisrund ummauerte alte Pumpstation von Acharavi mitten auf der Straße. Durchmesser geschätzte acht, neun Meter. Wenn ich da mit ein wenig mehr als Schritttempo drumherum fahre, quietschen mir die Pneus wie bei Inspector Heller in den Straßen von San Francisco …

Nach ein wenig Sightseeing und Shoppen stand mir heute der Sinn. Wie verabredet weckte ich die Mädels dazu kurz nach zehn. Bei Jana klappte das recht problemlos, Anna ließ dagegen recht feinfühlig / schweigsam bei Tisch das Heranziehen einer ordentlichen pubertären Schlechtwetterfront erahnen. Die lichtete sich auch nicht, als wir uns eine halbe Ewigkeit später bei strahlendem Sonnenschein in die auf angenehme 58,5 °C vortemperierte Familienlimousine schweißnass „hinein kleben“ ließen. Noch eine gute Stunde später fragten wir uns dann nach dem Eingang zum Gelände des Schlosses „Mon Repos“ durch, ich hatte ihn tatsächlich nur um wenige hundert Meter verfehlt. In all den Jahren meiner Besuche zuvor auf der Insel, bin ich fast jedesmal daran vorbei gefahren auf dem Weg zum Kloster Vlacherna und zur Mäuseinsel „Pontokinissi“. Auf die Idee eines Besuches der Anlage kam ich erst im April diesen Jahres, als ich im Zusammenhang mit dem Ableben des Ehemanns von Queen Elisabeth, Prinz Phillip, daran erinnert wurde, dass dieser hier auf Korfu 1921 geboren wurde. Den Mädels hatte ich schon daheim verkündet, dass ich u.a. hier mal für einen Besuch herkommen mag, dem Internet entnommen, dass zumindest 2019 Dienstag kein Ruhetag ist. Autsch, wir standen vor verschlossener Tür. Jetzt entglitt meiner Jüngsten vollends ihr sonst recht liebreizendes Antlitz und brachte damit meinen Geduldsfaden zum Zerreißen. Es folgte die väterliche Zurechtweisung Teil 1.

Das Vorfahren mit Oma Helga ist nicht erlaubt. Okay. Rauchen im gesamten Gelände auch nicht. Was soll das???????? Grad jetzt brauch ich eine Fluppe!!!!!

Ich machte mich nun allein auf den Weg, die Mädels verblieben im Schatten des Eingangsportals vor dem Schloss, und suchte die Überreste des Hera- und dann die des Kardaki – Tempels. Ersteren fand ich schnell, den zweiten leider gar nicht. Mit den Gedanken war ich eh woanders.

Der Hera – Tempel war 20 x 40 m groß, mehr ist aber trotzdem nicht mehr übrig.

Auf dem Rückweg zum Schloss kam ich u.a. an diesem Gebäude vorbei. Wie das mal zu der Zeit ausgesehen mag, als es noch regelmäßig genutzt wurde?

Ob Prinz Phillip da auch regelmäßig hineingegangen ist?

Weiter ging es nun an die Südspitze der Halbinsel Kanoni. Dort findet man einer Gelegenheit eine recht spektakuläre Perspektive auf die ankommenden Urlaubsflieger während des Endanflugs auf die Insel zu werfen. Oder das Kloster Vlacherna zu besuchen bzw. mit einem kleinen Schiff für 3,- € zur Mäuseinsel hinüberzusetzen. Der Mimik meiner Jüngsten entnahm ich, dass dies jetzt möglicherweise keine gute Idee sein könnte, ihr das vorzuschlagen. Wir nahmen in der Taverne dort in gemütlichen Sofas Platz und bestellten erfrischende Kaltgetränke. Mein Frappé hatte beim Anblick von Anna einen … irgendwie bitteren Beigeschmack, okay, weil es sein musste, folgte die väterliche Zurechtweisung 2.0 . Die ist dann etwas deutlicher gewesen.

Das Shoppen in den Altstadtgassen hatte sich jedoch in der Folge erledigt. Alternativ schlug ich einen Besuch einer Bar unterhalb des alten Gouverneurs – Palastes vor. Dort kann man die Hitze des Tages recht gut bei neumodscher Mucke, coolen Drinks und teuren Snacks verbringen. Nebenbei kann man aber auch direkt vom Tisch mit wenigen Schritten ins Wasser zum Baden gehen. Das hat schon seinen Reiz und den nutzten wir dann auch für über drei Stunden.

Ich wollt nicht jeden Gast um eine Fotoerlaubnis bitten und wartete deshalb 42 min bis niemand mehr in die Linse blickte

Auf dem Weg zum Auto knipste ich dann noch die Alte Festung. Von dort oben hat man einen herrlichen Bucht über die Bucht des Hafens oder wahlweise über die Altstadt. Zusammen mit dem Angelokastro bildete sie übrigens viele Jahrhunderte das Rückgrat der Verteidigung der Insel.

Für morgen hab ich noch nichts geplant … ich lad jetzt den Bericht hier ins Forum und dann geh ich mal zu den Mädels. Mei ist das spannend und aufregend, ich fühl mich dabei glatt wie im Einsatz beim Munitionsbergungsdienst

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


trabi

Beiträge: 2.162
Registriert am: 26.12.1999


Ich hab noch ein paar Jahre bis Ina in das explosive Alter kommt, aber ich denke, ich sollte mir bei Gelegenheit mal Tipps von erfahrenen Frontkämpfern holen. Irgendwann ist ja auch mal wieder MHL
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Freut mich, dass ich mit meinem Tip helfen konnte (und dass ich keine Pubertiere zu betreuen habe ).

Danke für den Ouzo und trink den erstmal selbst auf mein Wohl, sonst wird der noch schlecht.

Andi

Beiträge: 3.836
Registriert am: 22.01.2001


Sehr schöner Bericht Weiterhin einen schönen Urlaub
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Besten Dank in die Alpenrepublik und @beppo, jau dann trink ich ihn mal auf Dich, wir wollen beide nicht, dass er verdirbt

Das Wecken war heute für um elf vereinbart gewesen, gegen neun hatte ich aber schon Bock darauf, den Schalter der Kaffeemaschine mit einem lässigen Fingerschnippsen gegen selben umzulegen. Yeah, augenblicklich begann das geliebte Röcheln und alsbald duftete die ganze Bude nach der Krönung. Mein Raucherbalkon wird morgens bis weit in den Vormittag hinein übrigens ausgiebig von der Sonne geküsst. Morgens zu duschen, ehe man sich dort bei Kaffee und Zigarette zum Aschenbecher gesellt, nun, man kann das machen. Muss es aber nicht. Nach vier, fünf Schlucken heißen Kaffee und wenigen Minuten Aufenthalt hier hat man die Aura von gut beschuhten Füßen eines Marathonläufers bei der Zielankunft.

Irgendwann war es elf und ich ging zu den Mädels, um sie zu wecken. Ob es Müdigkeit oder etwas anderes war, ich weiß es nicht. Prompt zogen beide die Decke bis kurz unter die Augen und drehten sich weg. Oha, das könnte in Corona – Zeiten vielleicht ein hilfreicher Reflex werden, kaum stehe ich bei den Kindern, ziehen sie bald ohne ein Wort den Mund – Nasen – Schutz ordentlich aufs Gesicht. So vollkommen hatte sich die Schlechtwetterlage von gestern noch nicht ganz verzogen. Das Frühstück verlief nicht mehr so still wie gestern, aber immer noch ruhig. Nach dem anschließenden Duschen fuhr ich allein nach Agios Spiridon um Spiridoula in ihrem neuen Büro zu besuchen.

Für mich ist diese nette Dame eine sogenannte „feste Bank“ auf Korfu. Wenn es irgendwie mal Probleme gab, wenn ich für meinen Urlaub mal irgendetwas brauchte, dann war Spiridoula immer mein allererster Ansprechpartner. Kennengelernt haben wir uns als junge Leute, sie hatte neben dem Supermarkt vom alten Herrn Dimitrias eine kleine Wechselstube, später managte sie von dort aus den Verleih von Mietwagen, vermittelte Ferienunterkünfte oder Ausflugstouren zu Schiff bzw. mit dem Bus. Irgendwann ging ich zuhause gar nicht mehr in ein Reisebüro, ich rief nur noch im Frühling Spiridoula an und sagte ihr am Telefon von wann bis wann ich mit wie vielen Leuten im Sommer nach Korfu komme. Vor Ort war dann alles bestens organisiert.

Es ist diese besondere Herzlichkeit, die mir auch heute wieder so gefiel, als ich ihr „Hallo“ sagte. Sie hatte mitbekommen, dass ich wieder „mit dem alten Auto“ gekommen war, ganz schnell standen wir bei Oma Helga und erinnerten uns an den „Rutsche – Trabbi“, einem Bobby-Car im Trabant – Design, den wir ihrem Sohn damals bei unserer ersten Tour mitgebracht hatten. Der Junge ist inzwischen achtzehn Jahre alt und arbeitet in Acharavi in einem Schnellrestaurant für Nudelgerichte. Später will er dann studieren, ich drück ihm alle beide Daumen. Spiridoula kümmert sich inzwischen nur noch um Mietwagen und Ausflüge mit einem Boot. Genug zu tun hat sie damit immer noch, aber Corona hat auch hier deutliche Auswirkungen. Und ich sah und sehe es ja auch allerorten - trotz Hauptsaison, es ist leer überall. Als ich Sonntagmittag ein paar Besorgungen in Acharavi erledigte, der Ort war beinahe ausgestorben. Hier am Strand bzw. in dessen unmittelbarer Nähe, es war auch nicht vergleichbar “mit normalen Zeiten“.

Nach einer knappen Stunde machte ich mich wieder auf den Heimweg, es war schön gewesen, mit ihr über die alten, aber auch über die heutigen Zeiten zu reden. Die alte Oliven - Presse liegt immer noch am Wegesrand und war zwischenzeitlich mal ein ganz angenehmes Restaurant gewesen, das zeitweise von einer deutschen Auswanderin mit betrieben wurde - nun verfällt sie immer mehr. Gegenüber ist eine ehemals verfallene Bungalow – Hotel – Anlage wieder zum Leben erwacht, bei Gelegenheit werde ich mir die in den nächsten Tagen mal genauer anschauen, vielleicht ist sie was für kommende Urlaube.

Gegen vier am Nachmittag brachen wir dann wieder zum Strand von Agios Spiridon auf, langsam besserte sich hier auch die allgemeine Stimmungslage. Hier auf Korfu fällt Oma Helga insgesamt weniger auf, als auf der Anreise, gelegentlich ist sie aber bei Touristen ein augenscheinlich begehrtes Fotomotiv. Begehrt bei uns ist dagegen der Strand, das Wasser ist sauber und klar und überlaufen ist es hier auch nicht. Kein Vergleich mit den Hotelpools auf Rhodos, wie angenehm.

Auf dem abendlichen Heimweg stoppten wir nicht ohne Absicht vor einer Nudelbude in Acharavi um uns ein Abendessen zum Mitnehmen zu bestellen. Wir waren noch nicht alle ausgestiegen, als ein Grieche zu uns kam und meinte „… nice car … Go Trabi go …“ und freundlich dabei lachte. Jetzt hatte ich dann doch ein paar Fragen an diesen Herren, aber er redete schon weiter, „Wo kommt ihr her? Mühlheim? Was? Muhlhausen? Sachsen – Anhalt?“ Ohauaha, der gute Mann kennt sich schon etwas besser aus, der erkennt nicht nur einen Trabant, der kennt tatsächlich den dreißig Jahre alten Film mit Wolfgang Stumph, ich war ehrlich beeindruckt. „Aah, von Thuringia, yea, Rostwurst, yea, good!“ Okay, ich brauchte ein paar Sekunden, um meine Kinnlade wieder dort zu sortieren, wo sie hingehört. Im weiteren Gespräch löste sich alles ganz schnell auf, Anfang der 2000er, auch in dem Jahr, als Chris zusammen mit Lausi, Ramona und mir im Trabi hier unten war, arbeitete eine Martina bei Spiridoula im Büro. Sie ist übriges auch auf dem Abschiedsbild auf Chris seiner 2takter – Seite in der Korfu – Abteilung (Bild 140) zu sehen, es ist die junge Dame ganz rechts – sie ist inzwischen die Frau dieses netten Griechen.

In der Nudelbude bediente uns ganz höflich und zuvorkommend ein ganz junger Mann, es musste nach meinem Dafürhalten Spiridoulas Sohn sein. Wenn ich eben schon so überrumpelt wurde, dann wollte ich das nun gerne weitergeben. Nach einigen Überlegen fragte ich ihn, ob er sich an ein rotes Bobby – Car erinnern konnte, das aussah, wie das Auto vor ihm. Er konnte und ahnte da schon, dass wir Bekannte von seiner Mutter sein müssten und ließ die Getränke auf´s Haus gehen. Efgharisto poly. Die Nudeln mit Hähnchen waren übrigens lecker, wir kommen da gerne nochmal hin. Der Laden ist übrigens, wenn man aus Richtung Kassiopi kommt, bald nach dem Ortseingang, gegenüber dem ersten Supermarkt auf der linken Seite gelegen. Neben dem Tierarzt.

Vor lauter Tippen wird mir hier mein Bier warm. Geht ja gar nicht sowas Schluss für heute, Yamas! Auf Beppo

Wieder Edit, weil ich beim Schreiben zunehmend weniger nüchtern bin ... tilt

[Bearbeitet von Oma Helga Pilot (28-07-2021 - 23:26)]

Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Oma Helga, meinen beiden Mädels und mir geht es hier bestens. Gut, die Hitze am Tag ist hier schon heftig, aber zum einen haben wir uns den Urlaub im Süden ja ausgesucht und zum anderen ist das Meer hier aber als Abkühlung soweit weg auch nicht. Vor einer Woche hatte ich zwei Bekannten aus Deutschland, die ich hier auf der Insel vor vielen Jahren Dank Ioakim kennengelernt hatte, kurz nach meiner Ankunft hier in der Unterkunft eine Nachricht mit einem Bild von Oma Helga geschickt. Da wir es in den letzten 15 Jahren nicht geschafft hatten, uns in Deutschland zu treffen, entschieden die Beiden recht spontan, alle Hebel in Bewegung zu setzen um so schnell wie möglich für ein paar Tage nocheinmal hier runter zu kommen. Noch einmal, weil sie mir gerade erst vor fünf, sechs Wochen nette Urlaubsnachrichten von hier sendeten. Sie schafften es tatsächlich über das Wochenende einen Flug und eine Unterkunft hier in Acharavi zu finden, für den Mietwagen brauchten sie ein paar Tage länger.

Gestern trafen wir uns also nach Jahren wieder, dieses Mal am Strand von Acharavi und hatten uns beim Frühstück natürlich eine Menge zu erzählen. Mit meiner Großen ging ich dann am Nachmittag an den Strand, schauten am Abend noch kurz bei Spiridoula herein und wurden am Abend dann von Rolf und Sabine, unseren neu angekommenen Freunden zum Abendessen bei Dora im „Alegria“ am anderen Ortsrand von Acharavi abgeholt. Rolf wollte gerne mal Oma Helga mit eigenen Augen sehen, bisher kannte er sie nur vom erzählen.

Angekommen im „Alegria“ gab es als erstes ein unvermeidliches, riesiges, überraschtes und umso herzliches „Hallo“, mit Rolf und Sabine hatte man eigentlich erst im Herbst wieder hier gerechnet. Ioakim, inzwischen mit längeren, weißen Haaren war auch da und etwas später bei einer Zigarette vor dem Restaurant fiel mir auf, dass mit ihm für mich und für Rolf und Sabine unsere Korfu – Affinität angefangen hat: dreißig Jahre später kommen wir in das Restaurant seiner Tochter und ihrer Mutter, seinen Sohn haben wir als sieben-, achtjährigen rotzfrechen Bengel kennengelernt – der ist heute ein gestandener Familienvater. Die Rechnung für den Abend brachte uns Ioakims Enkelin, du lieber Himmel, ich habe jahrelang im Urlaub noch seine Eltern getroffen, gelegentlich mit seinem Vater noch ein paar Worte gewechselt. Rolf und Sabine hätte ich ohne Ioakim nicht kennengelernt, das meiste von dem, was Korfu heute für mich ist, wäre ohne ihm einfach nicht da. Dieser Typ hat inzwischen schlohweiße Haare und immer noch dieses verschlagene Grinsen zum Abschied im Gesicht. Er ging zeitig, schon kurz nach unserer Ankunft.

Das Essen im „Alegria“ war ein Traum, es wurden viele Sachen bestellt und dann mittig auf den Tisch gestellt. Wer etwas von der Mousaka versuchen wollte griff zu, wer vom Saganaki oder einfach nur dem Tzatziki, der tat es bei diesen Sachen ebenso. Mein Bier teilte ich freilich nicht. Später am Abend, wir saßen inzwischen draußen vor der Tür wurde noch ein warmer Honiglikör serviert. Meine Jana ist ja von mir meistenteils grundanständig erzogen worden. Und sagte demzufolge erst einmal ganz artig „Nein, danke“, als ihr dieser böse Alkohol angeboten wurde. Braves Mädel, dachte ich mir noch. Doch kaum stand die zweite Runde auf dem Tisch, hatte doch die Gute schneller als ich auch nur „Halt“ denken konnte das erste, ganz flink ein zweites und zur Krönung – weil mein Protest in der Runde nun so rein gar nichts mehr brachte – auch ein drittes Glas in den Hals gekippt. Dieser süße Likör richtet in der hier ausgeschenkten Menge garantiert keinen Schaden an, der ist einfach nur mordslecker – interessanter war kurz darauf nur das stille Lächeln von Jana, so als freue sie sich darüber, ein kleines Stück erwachsener zu sein.

Gegen zwölf haute ich meine Mädels heute liebevoll aus den Betten heraus und gegen zwei machten wir uns zusammen mit Rolf und Sabine auf den Weg zu einem anderen Strand. Der in Agios Spiridon hatten sie kurz zuvor recht überfüllt vorgefunden, es ist hier aber auch eben allerbestes Badewetter. Wir entschieden uns auf ihren Vorschlag hin für den etwas weiter in Richtung Kassiopi gelegenen Kalamaki – Strand, aus Sorge um Oma Helga boten uns unsere Freunde auch an, uns dorthin mitzunehmen. Es wär halt schon sehr steil, dort hinunter … . Eine gute halbe Stunde bin ich den Weg zum Strand hinunter gefahren. Noch während ein Fremder anerkennend hinsichtlich Oma Helgas Erscheinung auf dieser wunderschönen griechischen Insel im Vorbeigehen die Daumen hob stellten sich mir zwei Fragen:

1. Wieso steht am Beginn der Abfahrt kein Warnschild mit der prozentualen Angabe des Gefälles, wie ich es in Deutschland verdammt noch mal gewohnt bin?

Okay, die Frage kassiere ich gleich wieder ein. Ich weiß wo ich bin, ich bin vorher gewarnt worden. Nächste Frage:

2. Wie krieg ich Oma Helga dort wieder hinauf?

Da hatte ich weniger eine Antwort. Während der nächsten fünf, sechs Stunden gingen mir aber eine Menge Überlegungen dazu durch den Kopf. Fest stand, dass ich keinen Gegenverkehr haben durfte, ein erneutes Anfahren am Hang hätte definitiv nicht geklappt. Von der Liege am Strand aus versuchte ich mich erfolglos im Schätzen … waren das sieben oder acht Meter Steigung auf 40 – 50 m Streckenlänge. Verdammt, wäre ich doch nur zur NVA gegangen. Ich unterstellte Oma Helga einfach, dass sie mit voller Urlaubsbeladung 15 % Steigung schaffen würde, hatte aber das Gefühl, die Steigung hier wäre zwar kurz, aber eben heftiger. Die Mädels hoch laufen lassen und damit nach der Urlaubsvöllerei den Wagen um 378 kg zu entlasten – das erschien mir etwas zu optimistisch, so schwer sind meine Kinder dann doch nicht und es hätte außerdem meinen Stolz verletzt. Es war noch nicht ganz dunkel, yeah, ich lass einfach das Licht aus, dann schafft Oma Helga es bis hinauf…

Sie hat es gepackt. Der Weg hätte aber auch keine zehn Meter mit dieser Steigung länger sein sollen. Nochmal tu ich das der alten Dame nicht an. Das ist amtlich.

Oma Helga unterhalb von Nikolas Restaurant am Kalamaki – Strand

Die steile Anfahrt zurück zur Straße knipse ich nochmal bei anderer Gelegenheit, heute hatte ich die irgendwie nicht, Erst waren wir baden (hier kommt pures Balaton – Feeling auf, man läuft gefühlte drei Kilometer, ehe man endlich schwimmen kann), dann ganz lecker bei Nikolas essen (richtig leckeres Essen, fairer Preis und saubere Toiletten), dann fanden die Kinder noch einen Seestern … ich hatte echt keine Gelegenheit dazu.

Edit wegen ... ihr wisst schon ...

[Bearbeitet von Oma Helga Pilot (30-07-2021 - 22:14)]

Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Zwei Dinge muss ich hier an dieser Stelle einräumen, die erstere fällt mir deutlich leichter: Es gab nichts Neues zu lesen hier. Εντάξει. Damit komm ich gut zurecht . Etwas mehr tut es mir selbst leid, dass wegen dieser knallenden Hitze hier tatsächlich so gut wie nichts passiert ist. Oma Helga befand sich in den letzten Tagen fast ausschließlich im Pendelverkehr zwischen unserer Unterkunft und dem Strand. Beinahe alle Ausflugsziele und Unternehmungen sind wegen der Hitze hier bei jedem Baden im inzwischen recht warmen Meer buchstäblich ins Wasser gefallen.

Weggefallen ist dadurch freilich auch beinahe jede Möglichkeit, etwas zu erleben, worüber es sich zu schreiben oder daheim in geselliger Runde zu erzählen lohnt. Ebenso schicke Urlaubsbilder mit einem gelben Trabant irgendwo im Bild. Ein wenig ist passiert, viel ist es aber nicht. Wir hatten ja Besuch von langjährigen Korfu – Bekannten hier auf der Insel und mit denen waren wir, neben den Strandbesuchen auch abends unterwegs. Meistens im „Alegria“, einem richtig feinen griechischen Restaurant am Ortsausgang von Acharavi in Richtung Roda auf der linken Seite gelegen. Nach einem richtig guten Essen, bei dem jeder etwas bestellte und das Essen dann für alle am Tisch erreichbar, mitten auf den Tisch stellte, endeten die Abende bei ausgelassener Stimmung und dezenter Musik im Hintergrund hin und wieder mit Zipero, Ouzo und selbstgemachten Rakomelo. Ich seh noch heute, wie meine Älteste energisch den Kopf schüttelte, als dieser Trank der griechischen Götterwelt erstmals unseren Tisch erreichte. Ich schüttel noch heut fassungslos mein ergrautes Haupt, wenn ich sehe, wie schnell sie inzwischen ein Glas davon in den Hals kippt, sobald es nur in ihre Reichweite kommt! Wehe, wenn sie im Urlaub mit ihrer Mutter diese unter den Tisch säuft, das würde dann alles auf mich zurückfallen …

Passiert ist außerdem noch ein weiterer Besuch des kleinen Hafenortes Kassiopi. In den Straßen, den Bars und den Restaurants war es letzten Montag deutlich voller, als in der Woche davor. Obwohl von der abendlichen Abkühlung noch nicht viel zu spüren war, deckten wir uns mit ein paar Klamotten ein, gingen dann lecker am Hafen essen und schauten später nochmal bei Kostas vorbei. Dieses Mal war seine Musik – Bar recht gut gefüllt und am späten Abend gab es dann wirklich seine bekannte „Greek-Dance Show“. Zum Abschied gab es von Kostas noch einen Kurzen, der mir augenblicklich sämtliche Fußnägel senkrecht in die Höhe klappen ließ, aber da muss man irgendwie immer durch.

Die Stimmung während der Show gibt das Bild nicht wieder, sehenswert ist sie trotzdem allemale.

Kurz vor Mitternacht brachen wir auf, um das Pantokrator – Festival auf dem höchsten Berg der Insel zu besuchen. Für einige Tage im Jahr ist dann das Kloster auf dem Berg rund um die besuchbar und eventuell in den umliegenden Dörfern, in jedem Fall aber in Strinilas feiern die Einheimischen an diesen Tagen bis weit in die Nachtstunden. Selbst gegen eins kamen sie noch nach uns aus Perithia uns sonstwas für Dörfern, auch aus der weiteren Umgebung zum Essen und Feiern in die Berge. Je jünger die Leute waren, die dann aus den Autos stiegen, desto mehr hatten sie sich auch „in Schale geworfen“. Wegen der Corona – Einschränkungen gab es leider keine Musik, seitens der Behörden wäre die zwar genehmigt, es hätte von den Gästen aber niemand ohne Maske den Platz verlassen dürfen. Und welcher Grieche tanzt schon mit ordnungsgemäßen Mund-Nase-Schutz?

Unser Essen war richtig lecker und nebenbei lernten wir noch Spiros kennen. Er lebt inzwischen hier im Ort, ist ein richtig guter Freund meiner Bekannten und spricht richtig gut deutsch, da er vor vielen Jahren eine Frau aus Deutschland kennen - und lieben lernte. Inzwischen sind sie seit vielen Jahren eine Familie mit allem Drum und Dran.

Gegen drei in der Nacht brachen wir dann zum Kloster auf dem Gipfel des Berges auf. Es folgten recht ruhige und doch eindrucksvolle Stunden dort oben. Waren zu Beginn der Besuch des Klosters noch prägend, wurde dies später von den Eindrücken abgelöst, denen man unweigerlich ausgeliefert ist, wenn man sich Nachts einen Blick über die Insel gönnt. Das hat schon was, wenn man in der Dunkelheit Korfu – Stadt noch leicht findet, bis weit nach Albanien schauen kann und später Dank Spiros noch das ein oder andere Dorf anhand der Lichter findet. Eine ganze Weile saßen wir dann noch vor dem Eingang des Klosters. Inzwischen hat auch dort saisonale Gastronomie den Berg erklommen, die Stühle sind um diese Zeit selten belegt. Wir redeten über Gott und die Welt und zwischen fünf und halb sechs am Morgen traten wir den Heimweg an.

Bilder habe ich davon keine gemacht, es war zum einen nicht die Stimmung dafür – jedenfalls später auf dem Gipfel – und zum anderen war Oma Helga gar nicht dabei. Rolf hatte uns Plätze in seinem Mietwagen von Spiridoula angeboten. Ganz ehrlich, wenn mir nach Mitternacht eine Gelegenheit zum Mitfahren angeboten wird, dann bleibt Oma Helga aber sowas von stehen. Γιάμας – oder Prost, wie man hier bei solchen Gelegenheiten sagt.

Gegen den frühen Nachmittag trommelte ich dann meine Mädels aus dem Bett, einfach war das freilich nicht. Eine meiner Töchter war zum Frühstück recht schweigsam, die andere lebhafter aber auch nicht in der Stimmung, bei der Hitze irgendetwas zu unternehmen. Gegen drei machte ich mich also allein mit Oma Helga auf den Weg. Vor gut zwanzig Jahren hatte ich mal auf "Andy´s Website" von den Überresten einer venezianischen Werftanlage bei Gouvia gelesen, seither wollte ich diese immer mal persönlich sehen. Ganz nach dem Motto „Wenn nicht heut, wann dann?“ fuhr ich also eine gute, dreiviertel Stunde durch die Berge und die Hitze und fand dann schweißnass gebadet ein absolut nichtssagendes, abgeschlossenes Gelände vor. Man was war ich satt.

Der Weg dorthin lohnt sich wirklich nicht

Zum heimfahren war es noch zu zeitig, meine Mädels absolvieren ja zur Zeit ein ausgiebiges Trainingsprogramm für ihren rechten Daumen, da wollte ich nicht zu früh stören, wenn sie mit ihren Handy so beschäftigt sind. Ein Umweg über Strinilas schien mir da Sinn zu machen. Spiros hatte gestern erzählt, dass er einen Trabant gar nicht kennt und auf dem Weg dorthin war an einer schönen Stelle in jedem Fall erst einmal ein Frapè fällig.

In Dassia habsch eine kurze Pause eingelegt – für einen kalten Kaffee

Kaum saß ich da, kam ein Italiener an, der sich erst meinen Kraftwagen ansah und dann zu mir herüber kam. Ich verstand kaum etwas von dem, was er erzählte, prinzipiell machte er aber einen netten Eindruck und schien Trabis zu kennen. Weiter ging es dann über das Bergdorf Spartilas nach Strinilas. Unter einem alten Baum stellte ich Oma Helga ab, bestellte ein koffeinhaltiges Kaltgetränk und zeigte wenig später Spiros meine alte Dame.

Oma Helga (wieder mal) in Strinilas gegenüber der Taverne „Oasis“

Spiros ist wirklich ein grundsympathischer Kerl, aber wie der lachte, als er unter der Motorhaube den Tank sah … ehrlich, ich war fast der Meinung, so was wäre nicht mehr zeitgemäß .

So, reicht für heut. Morgen ist auch noch ein Tag und da wird dann weiter getippt.

[Bearbeitet von Oma Helga Pilot (06-08-2021 - 12:21)]

trabi

Beiträge: 2.162
Registriert am: 26.12.1999


Hab mich beim täglichen betrachten der kachelmannschen Wettervorhersage schon gefragt, in wieweit das dort noch als angenehm durchgeht. Sei froh, das du nicht mit Kunstledersitzen unterwegs bist!

Gut schwitz noch!

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


So ähnlich dachte ich auch: "Hoffentlich laufen die nicht weg." (laufen im Sinne der rinnenden Schweißperlen)
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Am gestrigen Morgen stand zunächst der Abschied von Rolf und Sabine an. Wir hatten es ja jahrelang nicht geschafft, uns daheim zu treffen – in der allergrößten Hitze trafen wir uns nun hier. Sabine hatte kurz nach ihrer Ankunft davon gesprochen, endlich mal wieder das Angelokastro zu besuchen, jenes liegt nicht allzu viele Fahrminuten vom Kloster Paleokastritia entfernt. Der Abstecher dorthin mit ihr an Bord war schnell versprochen – erst Recht wegen der Erinnerung an das echt leckere Sofrito in der Taverne am Fuße der Anlage dort. Gehalten habe ich das Versprechen schlussendlich nicht, der Hitze wegen gab es – wie schon geschrieben – kaum Touren mit dem Trabant. Selbst den Kalamiki – Strand brauchte Oma Helga kein weiteres Mal anzufahren. Ich ließ sie jedes mal oben an der Hauptstraße stehen und nach dem Baden fuhren wir dieses Stück steilen Weges im Mietwagen von den Beiden hinauf oder liefen halt steile Anhöhen bergauf. Das Rennsteiglied pfiff ich derweil allein, meine Kinder begriffen gar nicht die Melodie – sie wähnten mich wegen meiner Qualmerei mitten in einem Asthmaanfall!

Egal, wir verabschiedeten uns von Rolf und Sabine bei Aki in seinem feinem Restaurant und bei einem leckeren Frühstück dort am Kiesstrand von Acharavi. Wieder in der
Unterkunft traf ich einige herrschaftliche Ansagen: Ich hau mich eine Weile auf´s Ohr, ihr habt eine Stunde Zeit zum Chillen und packt dann eure Koffer. Meine Mädels gehorchten tatsächlich, mei was war ich fröhlich, als ich das nach der Siesta dann so gegen halb drei feststellte

Den Friedhof von Alt – Perithia wollte ich mir unbedingt ansehen. Meine Mädels nicht. Sie absolvierten lieber ein Trainingsprogramm für ihr rechtes Daumengelenk am Handy. Bei meinem ersten Besuch auf der Insel vor inzwischen dreißig Jahren war mir erzählt worden, dass dieses Dorf vor gut zweihundert Jahren verlassen worden wäre. Das hatte ich seither auch immer brav weitererzählt. Bei meinem letzten Besuch in diesem abgelegenem Bergdorf vor drei Jahren meinte dann ein augenscheinlich ortskundiger Kellner auf entsprechende Nachfrage, dass die Bewohner das Dorf erst vor gut siebzig Jahren verlassen hätten. Der Friedhof des Dorfes schien mir eine gute Gelegenheit dafür, die Fakten zu prüfen – allzu viele Gräber aus der Zeit nach 1950 sollten dort gegebenenfalls nicht zu finden sein.

Oma Helga fuhr nach einem Strandbesuch in Kalamaki mit mir recht flott durch Neo – Perithia (fast direkt an der Küstenstraße gelegen) und Loutses meistens bergauf. Ich freute mich derweil darüber, dass bis auf wenige hundert Meter die Straße dorthin in einem wirklich sehr gutem Zustand war. Kaum oben im Dorf angekommen erledigte sich meine Vorstellung davon, Oma Helga bildlich gut in Szene zu setzen. Wer nichts im Ort mit einem Auto verloren hat, hat eigentlich aus gutem Grund darin nichts verloren mit seinem Kraftwagen. Eine deutsche Familie fand Oma Helga auf dem Weg zu ihrem Auto recht cool – ich versicherte ihr, dass das Fahren dieses Trabi´s hier auf der Insel zur Zeit nichts mit „Cool“ zu tun hat. Den Friedhof fand ich verschlossen vor. So eine Sch… aber auch. Aktuelle Bilder von diesem tatsächlich besuchenswerten Bergdorf habe ich dann nicht gemacht – die Folgenden sind von meinem Besuch aus 2018:

Eine Übersicht über Alt - Perithia

Ein Blick auf den Eingang zu Alt- Perithia

Es gibt inzwischen – hier nicht zu sehen – vier Tavernen wieder im Ort. Ein Besuch lohnt sich in jeder. Die Küche ist einfach und köstlich!

Eine gute Stunde später fuhr ich dann wieder bergab nach Acharavi. An einer Stelle musste ich halten, dort hatten wir vor vielen Jahren schon einmal Bilder von Oma Helga und Chris seinem Blauen gemacht.

Stunden später erreichte uns dann in Acharavi noch ein Stromausfall. Wir saßen in einem Restaurant an der Hauptstraße, hatten uns eine Weile zuvor noch Essen bestellt und ich war mehr als skeptisch, ob das nun noch auf unserem Tisch landen würde. Das tat es kurz darauf tatsächlich, der Notstromer war deutlich hörbar in Betrieb gegangen.

Später am Abend schaute ich mit meiner Großen noch bei Dora und ihrer Mutter im „Alegria“ vorbei – wegen des Stromausfalls blieb der Rakomelo kalt, wir fanden ihn trotzdem lecker.

Heute Vormittag zogen wir dann in unsere nächste Unterkunft um. Die hatte ich lediglich buchen müssen, weil MINOAN LINES die Abfahrt unserer Fähre Wochen nach der Buchung unserer Unterkunft um einen Tag verschoben hatte und wir in unserer ersten Unterkunft nicht bleiben konnten. Um elf war dann die Schlüsselübergabe für eine Wohnung in einem Haus direkt am (Kies)Strand. Diese Wohnung ist prinzipiell absolut top – keine Frage. In jeder Ecke lässt sie aber spüren, dass sie keine Ferienwohnung an sich ist, es ist eine Privatwohnung, die zum Gelderwerb zur Verfügung gestellt wurde. Wir liegen hier in Betten, die eigentlich nicht für Gäste aufgestellt wurden, meine Mädels sind in ihrem Zimmer von Spielzeug und Schulsachen – in Kartons verpackt – umgeben. Ich sitze hier an einem Tisch, während ich diesen Text tippe, der vielleicht zu familiären Anlässen wie Ostern und so von den Leuten genutzt wird, die hier eigentlich hingehören. Selbst im Kühlschrank fand ich gefüllte Tupperdosen.

Wegen der Demse hier ging ich kurz nach der Schlüsselübergabe ins Meer – Kiesstrand ist und bleibt nichts Gescheites für mich. Am Nachmittag düsten wir über die Berge nach Korfu – Stadt. Die Mädels suchten Mitbringsel für ihre Mutter und die eine oder die andere Freundin. Nach einer guten halben Stunde schnappte ich mir die beiden Grazien, zeigte ihnen wichtige Orientierungspunkte und pflanzte meinen gründlich durchschwitzten, alten Kadaver in ein Straßencafé nahe des Gouverneurs – Palastes. Meine Mäuse hatten alles erledigen können, sie kehrten sogar vorzeitig zu mir ins Café zurück. Oma Helga brachte uns wenig später zuverlässig in unsere strandnahe Unterkunft und mich damit unter die längst überfällige zweite Dusche des Tages.

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


Und der Trabi macht alles klaglos mit, auch die Hitze?
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Im Prinzip ja, selbst in den Bergen fährt sie absolut klaglos. Allerdings ist der Schalter für die Sitz- und für die Lenkradheizung kaputt. Beides lässt sich nicht ausschalten....
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Gelöscht, weil doppelt...

[Bearbeitet von Oma Helga Pilot (06-08-2021 - 13:57)]

Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


So, der Hafen ist nun deutlich an Backbord in Sicht. In einer halben Stunde kann ich sicher das Triebwerk zu einer der Schlussetappen starten. Mal sehen, wie weit wir in der Nacht vorankommen. Ich werd meine alte Dame nicht ärgern - sie wird uns dafür sicher gut nach Hause bringen...
Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


Ich drücke euch ganz fest die Daumen. 😊
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Seit Sontagmittag kurz nach halb eins steht Oma Helga wieder in der Garage, den ersten Spätdienst hab ich auch schon hinter mir. An dem Bericht für die Schlussetappe habe ich angefangen zu schreiben ... und mach jetzt Schluss. Wenn er fertig ist, geht er sofort online, okay?

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


👍
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich sag jetzt schonmal Glückwunsch zur erfolgreichen Reise! Auch wenn dadurch der Urlaub natürlich leider vorbei ist.
Oma Helga Pilot

Beiträge: 679
Registriert am: 11.10.2004


Seit gestern Mittag steht das alte Mädchen wieder daheim in der Garage. Wohlbehalten und ohne irgendeinen Kratzer hat sie uns absolut pannenfrei vom Hafen in Ancona innerhalb von gut achtzehn Stunden gut heim gebracht. Πολλές ευχαριστίες dafür und eine ganz tiefe Verneigung vor dem Wagen und dem Emblem auf der Motorhaube

Zunächst mag ich gern an dieser Stelle den Blick noch einmal ein paar Tage zurück werfen. Am Nachmittag waren wir kurz nach dem Einzug in unsere zweite Unterkunft ja nach Korfu – Stadt aufgebrochen. Unser erster Weg führte uns direkt wieder in diese Bar unterhalb des Gouverneurs – Palastes. Bei der allgegenwärtigen Hitze war die Hütte sprichwörtlich proppenvoll, wir fanden einzig drei freie Stühle an einem Tisch, an dem zuvor schon zwei augenscheinlich griechische Stadtmädels die Gelegenheit für einen wechselnden Plausch miteinander und mit ihren Smartphones gefunden hatten.

Bei unserem letzten Besuch hatten wir schon die Erfahrung gemacht, dass das durchweg jugendliche Personal hier eventuell mit einer vollen Bude, unter die sich hier und da auch Touristen mogeln, gelegentlich ein wenig überfordert ist. Wir sahen durchaus volle Gläser von den Tabletts auf den Boden krachen – hoffentlich fanden sie alle Scherben, es ist hier nicht unüblich, barfuß umher zu laufen. Beim letzten Besuch landete auch eine falsche Bestellung an meinem Platz – lecker war sie allerdings trotzdem. Interessant wurde es auch heute, kaum hatten wir unsere Plätze gefunden, entschwanden meine Mädels ins Wasser, ehe die Kellnerin die Bestellung aufnehmen konnten. Als die dann an den Tisch trat, ging diese mir recht flüssig – eben weil nun schon seit Jahren immer wieder gesagt – auf griechisch über die Lippen: Ich hätte gern einen Frappé süß und mit Milch und zwei Cola. Das Mädel verschwand und nach einer Weile tanzte ein junger Bengel mit einer Coke samt Glas und Eis darin bei mir auf. Ich schüttelte den Kopf, aber es dauerte nicht lange, und der Bengel kam zurück: „That´s your order …“ . Nein, das war sie nicht. Ich wiederholte diese und unterstrich nun meine Bestellung mit zwei gestreckten Fingern an der Stelle, als ich zu den beiden Colas kam. Jetzt dämmerte es dem Bengel, ich hatte zwei (griechisch `dhio´) und keine ´zero` Coke bestellt. Sein „ohne Zucker – Gesöff“ durfte er also wieder mitnehmen und eine weitere Weile später dann endlich die vollständige Bestellung vor mir platzieren. Für meine beiden Mädels hab ich schon unzählige Male in Griechenland das Gleiche bestellt, egal ob Eis oder Wasser oder Orangensaft, das hatte immer geklappt. Auf griechisch. Bei „Coke zero“ klappt das wohl nicht, ich werd´s mir merken.

Zwei, drei Stunden später hatten wir dann auch ein wenig gegessen, die Reisekasse wieder ein deutliches Stück erleichtert – der Laden ist schon recht teuer – und machten uns gut gelaunt auf den Weg in die Altstadt von Korfu. Für Touristen ist dort alles bestens angerichtet, in den Gassen reiht sich ein Café an das nächste, allerorten findet man kleine Geschäfte mit Klamotten, Souvenirs in den Auslagen und dazwischen auch landestypische Dinge wie Olivenöl, Seife aus kleinen Manufakturen oder den für die Insel typischen Kumquat – Likör. Für meinen Teil fand ich noch etwas anderes, nämlich, dass die Hitze des Tages in den Gassen wie eine Wand stand. Während meine Mädels ganz begeistert in jeden Laden rein rannten, stand ich nur vor den Türen und versuchte dort ein wenig von den kalten Lüftchen aus den Klimaanlagen zu erhaschen. Nach einer knappen Stunde fasste ich den Entschluss, mir ein gemütliches Plätzchen in einem der Cafés an der Spianada zu suchen und die Mädels allein zum Shoppen ziehen zu lassen. Es wurde dunkel, als wir die Heimfahrt antraten.

An der Spianada, gegenüber dem Gouverneurs Palast

Am nächsten Morgen schliefen die Mädels länger, während sich bei mir schon kurz nach dem Erwachen erste Symptome von Unruhe breit machten. Über den Kiesstrand ging ich die wenigen Meter zum Restaurant von Aki und frühstückte dort. Gegen elf weckte ich die Mädels, tappte mit ihnen zusammen dann nochmal zum Frühstücken und Verabschieden zu Aki und anschließend packten wir unsere Koffer, beluden die Limousine und düsten ein letztes Mal zum Strand bei Kalamaki.

Der Kalamaki – Strand zwischen Kassiopi und Agios Spiridon

Wir verbrachten den gesamten Nachmittag dort, die letzten beiden Stunden dann bei Nikolas in seiner Taverne, während die Badesachen auf den Liegen in der Sonne trockneten. Oma Helga stand gut vierzig, fünfzig Meter über uns und auf dem Weg zu ihr machte ich vom steilen Anstieg auch mehrere Bilder. Wegen der Bäume ist der ganze Weg nicht auf ein Bild zu bekommen, die einzelnen Abschnitte sehen auf den Fotos auch nicht so prekär aus … sei´s drum, es ist ein verdammt steiler Anstieg dort.

Man kommt gut ins Schwitzen, geht man zu Fuß diesen Weg nach oben

Bei Spiridoula konnten wir uns leider nicht verabschieden, ihr neues Büro war verschlossen. Das holte ich dann von zuhause aus am Telefon nach. Weiter ging es dann nach Acharavi zu Gulla und Dora im „Alegria“. Der Abschied war kurz und herzlich, aber es blieb uns auch keine Zeit, denn der Termin zur COVID – Testung der Mädels im Nachbarort Roda rückte immer näher. Die Anmeldung und die folgende Testung waren dort schnell erledigt, witziger Weise war das Gebäude früher ein recht beliebter Nachtclub gewesen. Bevor wir dann aber zum Hafen aufbrechen wollten, baten uns noch ein paar polnische Touristen um einen kurzen Fotostopp – den gewährten wir ihnen gerne.

Hier ist seit neuestem der Check – In, früher war der außerhalb des Hafengeländes

Die Fähre hatte eine gute halbe Stunde Verspätung, die holte sie übrigens während der Fahrt nach Ancona auch nicht mehr rein. Es war übrigens das selbe Schiff wie bei der Anreise, glücklicherweise war sie bei dieser Tour aber nicht so voll. Interessant war das Anlegen, die Fähre fuhr ein Stück von rechts kommend am Dock vorbei, legte den Rückwärtsgang ein und parkte im leichten Bogen links neben dem Dock ein. Und weil das so dann nichts mit dem Beladen wird, fuhr der ganze Kahn gut 20, 30 Meter quer bis er akkurat vor dem Dock festmachen konnte. Respekt, querfahren kann ich mit Oma Helga nicht. Schwimmen übrigens auch nicht, also mit einem lauten Scheppern rein ins Schiff.

Die Ladeluke öffnet sich gaaaaanz langsam

MINOAN LINES hatte uns für diese Passage mit einer Innenkabine bedacht. Wow, es geht ja noch enger, das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Während sich die Mädels ihren Handys widmeten, solange sie noch Netz hatten, besorgte ich mir ein paar Bier und suchte mir ein windgeschütztes Plätzchen. Ich fand es am Heck von Deck 6 mit Blick achtern. Gewöhnlich blickt man auf solchen Pötten dann auf einen kleinen Pool mit einer Bar. Hier nicht, hier war ich froh, das es grad dunkle Nacht war und ich bei Bier und Zigaretten ein wenig meinen Gedanken freien Lauf lassen konnte.

Nicht allzu spät gingen wir dann alle schlafen und wieder war ich am folgenden Morgen weit vor den Kindern munter. In der Nasszelle begeisterte mich wieder die Effizienz der Raumgestaltung. Wenn ich mich beim Zähneputzen über das kleine Waschbecken beugte konnte ich wieder mit ein wenig Geschick und meinem Arsch die Türklinke bedienen. Geil.
Duschen wollte ich auch hier nicht, ich wusste halt nicht, ob ich gegen das, was da am Boden war, geimpft bin. Zum Frühstück holte ich mir schnell ein Croissant und einen großen Kaffee und verzog mich wieder in meine windgeschützte Ecke.

Eine Pool – Bar sieht irgendwie anders aus

Bei meiner Rückkehr schliefen die Mädels immer noch. Keine dumme Idee, wie ich fand. Augenblicke später tat ich es ihnen gleich und haute mich auch nochmal in die Koje. Gegen Mittag standen wir dann zusammen auf und besorgten uns im Self – Service was zu essen. Gegen vier wurden wir dann aufgefordert, unsere Kabine zu verlassen und gut anderthalb Stunden später durften wir in die Garage zu Oma Helga.

Das ist nicht gemütlich, das ist einfach nur eng

Die Einfahrt in den Hafen von Ancona

Es war an diesem Samstag inzwischen früher Abend, als ich gegen halb sieben endlich den Motor starten konnte und unsere Heimreise auf eigener Achse fortsetzen konnte. Ich wollte in der Nacht soweit wie möglich nach Norden und damit heraus aus der Hitze kommen, ein Hotel oder ähnliches für einen längeren Aufenthalt hatte ich nicht gebucht. Gegebenenfalls wollte ich das spontan unterwegs erledigen. Die Mädels hatten es sich im Fond bequem gemacht, ich staunte nicht schlecht, als ich zwischendurch mal nach hinten schaute. Anna hatte den Fußraum mit Rucksäcken und Kissen samt Bettdecke zugestopft, lehnte mit dem Rücken gegen die Beifahrerlehne und hatte ihre Füße auf der Hutablage geparkt. Jana saß / lag hinten quer auf der Rückbank und hatte ihre Beine auf denen von Anna abgelegt. Nur gut, dass es hinten keine Gurte gibt … aber immer noch besser als quengelnde Kinder während der Fahrt. Nach gut 260 km Autobahn fuhr ich für eine Pause und zum Tanken erstmals raus. Für amerikanischen Schnellimbiss hab ich prinzipiell nichts übrig, daher holte ich mir mein Schnitzel mit Pommes und Bohnengemüse nebenan in einem italienischen Schnellrestaurant. Böser Fehler! Das Schnitzel war wohl nur ganz schnell in der Fritteuse, die Bohnen kalt und die Pommes pffffffffff also zu dem pappigen Gelumbe fällt mir gar nichts ein. Aber der Fairness muss ich einräumen, dass das Salz aus dem kleinen Tütchen tip top war. Anna biss genussvoll in ihrem CrispyChicken Burger und fragte mich vollmundig, ob es mir nicht schmecke. Sie hielt kurz mit dem Kauen inne, als meine Antwort nur aus einem Blick bestand. Sie fragte dann auch nicht weiter.

Ein paar hundert Kilometer weiter nördlich hatte ich dann nach einer knappen halben Stunde die teuerste Füllung meiner Karriere im Tank. Kurz vor der Grenze war es wieder Zeit für Spritnachschub und das Pickerl für die österreichische Autobahn musste ja auch nooch an die Scheibe geklebt werden. Also ran an die Zapfsäule, Haube auf, nachgemessen und gut 400 ml Öl rein geschüttet. Aus der Zapfpistole kam dann nicht ein Tropfen. Irritiert schaute ich hinüber zur Tanke. Die war hell erleuchtet, bei genauem Hinsehen schien sie jedoch geschlossen. Die Säule entpuppte sich als Tankautomat. Aha, also einen 20 €uro Schein rein geschoben, Zapfsäule ausgewählt – und wieder nix. Herrje, dann halt mit Karte. Diese rein geschoben, die Buchung abgewartet, Säule ausgewählt und wieder nix!

Heilige Sch… mit dem Öl im Tank konnte ich nun nicht weiterfahren, selbst die fünf Liter aus dem Reservekanister hätten meine Mischung bestenfalls auf eins zu zwanzig gebracht. Das erschien mir für die gut zwanzig Kilometer bis zur nächsten Tanke viel zu fett. Meine Mädels holten auf meinen Befehl hin jemanden aus dem Restaurant neben der Tanke, der Herr ließ sich von mir einen weiteren Zwanziger geben und schaffte es nun mit irgendeinem anderen Knopf den Sprit zum Laufen zu bringen. Juhu, jetzt hatte ich schon mal gut zwölf Liter drin. Ich gab ihm noch einen blauen Schein und als davon noch sechs €uro übrig waren, war der Tank voll. Die sechs €uronen gab der gute Mann mir später übrigens zurück, einen weiteren Zwanziger auch, als ich ihm die vergebliche Kartenbuchung zeigen konnte. Unterm Strich bleibt es aber die teuerste Tankfüllung aller Zeiten für mich.

Österreich empfing uns mit Starkregen, die Wischer zappelten im Schnellgang über die Scheibe und ich war recht genervt. Hinten inzwischen zwei etwas aufgekratzte Mädels, nach vorn schlechte Sicht und dann überall Warnbaken mit dieser laufenden Beleuchtung, dazu immer wieder irgendwelche Mautstationen. Zum Glück brauchte ich nicht auf Verkehr zu achten, ich war seit einer Weile weit und breit allein unterwegs. Irgendwann ging es dann in gefühlt engen Kurven dreispurig den Berg wieder hinunter. Wegen der vollen Beladung und weil ich halt so zügig wie nur irgend möglich unterwegs sein wollte, hatte ich etwas Mühe, Oma Helga auf der rechten Spur in den Kurven zu halten. Was solls, ich bin eh allein auf der Piste, dachte ich mir und gönnte mir die mittlere Spur. Joah das war schon besser, da konnte ich sogar noch 5 km/h drauf packen, das bisschen Rüber und Nüber über die Spurmarkierungen störte eh keinen. Dachte ich. Schon nach wenigen Kurven kam eine dieser elektronischen Schilderbrücken in Sicht. Ich hab zweimal geblinzelt, aber da stand doch wirklich: „BITTE RECHTSFAHRGEBOT BEACHTEN!“. Ja ich glaub ich spinne. Ey, habt ihr im Nachtdienst keinen Fernseher auf dem Tisch? Hey, ich bin allein hier unterwegs … tsssss, das glaubt mir keiner.

Ich drosselte das Tempo und verpisste mich auf die rechte Spur. Ab Innsbruck wurde die Autobahn dann wieder etwas voller und der Regen begleitete uns bis nach Deutschland hinein. Die Grenze passierten wir noch in der Dunkelheit, den COVID – Test meiner Mädels und meine Impfbescheinigung wollte niemand sehen. Noch vor München begann es zu dämmern, der Regen hörte auf und inzwischen wurden die Fahrstrecken zwischen den Pausen auch merklich kürzer. Mal schaffte ich hundertzwanzig Kilometer, ein anderes Mal nur knapp dreißig. Kurz vor Neun waren wir auf Höhe von Nürnberg, noch einmal Tanken und wenn es nicht mehr ging, dann bin ich auf den nächsten Parkplatz. Dreiviertel Zwölf waren wir in Gotha und kurz nach halb eins stand Oma Helga wieder in der Garage im Haus.

Achtzehn Stunden habe ich für die Schlussetappe gebraucht, es dürften so um 1250 km gewesen sein, genau weiß ich es nicht. Was ich weiß ist, dass wir im Urlaub mit Oma Helga 3307 km unterwegs waren, bis auf einen Sicherungswechsel absolut pannenfrei durchgekommen sind und hinter uns ein richtig schöner Urlaub liegt. Hinter Oma Helga steht ein Kühlschrank. Ich griff mir ein Bier, nahm im Hof Platz, schaute in den Garten und dachte mir so beim frösteln, dass die Hitze mir auf Korfu ja einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Eine ganze Reihe von Touren hatten wir ja mit Oma Helga gar nicht auf der Insel unternommen. Porto Timoni, das Kloster in Paleokastritia, die alte Festung in Korfu – Stadt, das Achillion von Sissi, Sidari … tja, hilft irgendwie alles nichts. Wir müssen da nochmal runter. Prost!

Sonntag Mittag, 12:34 Uhr, das alte Mädchen steht wieder wohlbehalten daheim

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


Viele vielen Dank für die schöne und ausführliche Reisebeschreibung, beinahe in Echtzeit. 👍😊

Toll, dass das Auto so gut durchhielt, und dass es keine Probleme mit dem frischen Motor gab, das erfreut mich dann zusätzlich. 😁

Hoffentlich könnt ihr noch lange vom Erlebten zehren, dafür macht man das schließlich. 😎

Elfriedewilli

Beiträge: 1.918
Registriert am: 09.03.2005


Super Reisebericht und tolle Fotos. Sehr interessant zu lesen, man konnte echt toll "virtuell" mitreisen.

p.s. gibt´s eigentlich eine "Daumen Hoch Smilie"? Hab leider keinen gefunden

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich war grade richtig gefesselt vom Bericht.
trabi

Beiträge: 2.162
Registriert am: 26.12.1999


👍

Find ich Klasse. Hat Spaß gemacht zu lesen. Und die Hauptsache: Euch hat's gefallen.

Sam darf ja in den letzten Jahren irgendwie bloß noch Arbeit / Baumarkt und zurück. Na, irgendwann ist auch wieder Zeit für "Reise, Reise!"

Joost

Beiträge: 358
Registriert am: 16.09.1999


Hab' das Ganze mit viel Spaß gefolgt. Sehr unterhaltsam. Schreiben kannste!
Seite: 1 2 « Vorherige Seite

Springe zu:

Impressum | Datenschutz