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Autor Thema: Off Topic - Der "Dresden, deine Brücken"-Thread
Fay_von_kleinestinker

Beiträge: 1.774
Registriert am: 14.10.2002


Ja.
Genau.
Eben.
Richtig.
Sag ich doch.
Jup.

Also volle Zustimmung dem Vorschreiber..

Wurstblinker

Beiträge: 613
Registriert am: 30.07.2002


Das unerträgliche an diesem Thema ist, dass es Dank einer übertriebenen Emotionalisierung beider Seiten unmöglich geworden ist, sachlich über dieses Thema zu diskutieren.
Eine Wahrnehmung von Für und Wider findet nicht mehr statt. Fast jedem Medienbeitrag kann man eine gewisse Tendenz für die eine oder andere Seite entnehmen.
Damit hat das Thema ein Ausmaß allergrößten "Sackganges" erreicht.

Interessant fand ich das Interview der Chemnitzer Freien Presse mit Eberhard Burger (Baudirektor der Frauenkirche), dem man wohl kaum aktive Stadtbildverschandelung unterstellen kann, in dem er sagte, dass die Unesco bei Verleihung des Titels über das Bauvorhaben unterrichtet war und dass auch in den eingereichten Plänen die Brücke verzeichnet gewesen sei.

Marlene

Beiträge: 1.083
Registriert am: 17.01.2007


Wie ist das eigentlich, da soll doch in Dresden so eine berühmte Brücke gebaut werden? Ab wann kann man die denn besichtigen?
Im Rheintal will man doch auch so eine Verschandelung bauen, oder? Also ich wär ja dafür, daß man endlich mal die Ostsee zubetoniert, ist eh viel zu naß. Und was das Parkplätze gäbe...
Gruß,
Marlene
POSTKUGEL

Beiträge: 2.620
Registriert am: 24.04.2002


Die Alpen sind auch im Weg!

Man denke nur, was wg. dieser ollen Bergen bei den Muelltransporten Neapel->Leipzig fuer ein Feinstaub freigesetzt wird...

magiceye04

Beiträge: 353
Registriert am: 18.11.2001


Als die Dresdner vor ein paar Jahren abstimmen durften, gab es nur Brücke oder nicht-Brücke. Also Elbquerung oder nicht. WIE die Brücke mal wirken wird, war doch kaum einem der Abstimmer bekannt - die wollten nur schnell von einer Seite auf die Andere.

Gleiches gilt für die Brückenpläne in Richtung Unesco: Da kommt eine Brücke hin. Daß es ein Monster werden soll, wurde nicht gesagt.
Daß die Unesco allerdings jetzt überhaupt keine Brücke mehr will und damals drüber hinweggesehen hat, finde ich auch nicht wirklich OK.

Wie auch immer - wenn sich die äußeren Rahmenbedingungen grundlegend ändern, muß es auch erlaubt sein, seine damalige Meinung neu zu überdenken.
Außerdem geht es doch nur um eine Verlängerung des ohnehin nötigen Tunnels mitsamt seinen Ein- und Ausfahrten, die sogar dort bleiben können, wo die Brückenbauer sie hingeplant haben.

Die Verbohrtheit und Unsachlichkeit, teilweise sogar irreführende Informationspolitik der Brückenfanatiker bringt uns jedenfalls nicht weiter.

Wurstblinker

Beiträge: 613
Registriert am: 30.07.2002


Nur das diese "Meinungsänderung" mal eben ein paar Milliönchen unser aller Steuermittel mehr kostet.

Die Verbohrtheit und Unsachlichkeit, teilweise sogar irreführende Informationspolitik der Tunnelfanatiker bringt uns jedenfalls auch nicht weiter.

Deren Faltblatt musste ja sogar im Amtsblatt berichtigt werden.
Wer allen ernstes behauptet, eine Brücke verursache höhere Betriebskosten als ein Tunnel, dem ist echt nicht zu helfen.

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


Natürlich versuchen sowohl die Brücken- als auch die Tunnelbefürworter alle Argumente so zu drehen, das man sie für die eigene Argumentation brauchbar machen kann. Daß die Umgangskultur und damit alle Beteiligten in Dresden von diesem Streit arg mitgenommen wurden, ist für alle gut sichtbar. Aber bei allem, die Sache muß jetzt nun mal ausgefochten werden, und da kann wohl niemand bezweifeln, daß der Tunnel der einzige noch denkbare Kompromis ist, der zumindest ein Stück weit zur Versöhnung beitragen kann...

Wegen den paar Millionen die das ggf. mehr kostet, mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Der Erhalt dieser Landschaft ist jedes materielle Opfer wert. Außerdem kann man sich dann zu Gute halten, daß man mit den verursachten Mehrkosten, irgendeine andere Region in Deutschland vor einem ähnlich gearteten Verkehrsprojekt bewahrt hat..

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


...zumal an anderen Stellen Sachsens noch ganz andere (Milliarden)Beträge verschleudert werden - ich erinnere nur mal an die Landesbank.

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht - und auch nicht das Festhalten an dem Bürgerentscheid.

Die Sachlage ist doch denkbar einfach:

Als die Bürger votiert haben, wußte noch niemand, daß die Brücke den Welterbestatus kosten würde. Hinterher wurde das klar - also wäre es das Logischste gewesen, die Bürger nochmals zu befragen - unter den neuen Bedingungen.
Dabei wäre die Entscheidung möglicherweise anders ausgefallen - oder auch nicht, dann wäre der Verlust des Welterbetitels vom (angeblichen) Souverän in der Demokratie, dem Volke, aber immerhin legitimiert worden.

Warum das aber nicht passiert ist, läßt sich wohl ausschließlich mit dem Dresdner Klüngel und der Brückenbaulobby erklären.

Was mir außerdem nicht in den Kopf will:
Warum soll es nicht möglich sein, in unserer hochtechnisiserten Welt eine Brücke zu konstruieren und zu bauen, die zum barocken Stadtensemble Dresdnes paßt und trotzdem alle technischen Anforderungen ans 21. Jahrhundert erfüllt? Man baut so viel - warum keine vierspurige Straßenbrücke mit zweigleisiger Straßenbahntrassierung, die äußerlich wirkt als käme sie aus dem 18. Jahrhundert - das ist doch möglich!

Naja, und dann liegt die Waldschlößchenbrücke so weit entfernt vom barocken Teil Dresdens, daß ich den Zinnober als solches sowieso nicht recht nachvollziehen kann. Die Brücke stört, aber die Plattenbauten und Hochhäuser der Pirnaischen Vorstadt und am Käthe-Kollwitz-Ufer, die viel dichter am Altstadtensemble stehen, die stören nicht...nunja...von der Spannbetonbrücke namens "Carola" mal ganz zu schweigen...

Nicht falsch verstehen:
Diese Bauwerke sollen mal hübsch alle so stehenbleiben wie sie sind - nur daß ich hier keinen falschen Eindruck wecke. Aber wenn soviel Substanz aus dem 20. Jahrhundert NICHT stört - warum dann eine moderne Brückenkonstruktion?

Und was ist mit dem Blauen Wunder? Zu seiner Zeit hochmoderne Architektur - gar nicht passend zum historischen Dresden...sollten wir es evtl. nicht doch lieber abreißen? Man könnte aber auch den ganzen hypermodernen Barockkram wegbaggern - paßt überhaupt nicht zum mittelalterlichen Stadtbild des 15. Jahrhunderts...

pwb601

Beiträge: 3.903
Registriert am: 07.10.2001


Wie wärs mit einer modernen Brückenkonstruktion in barockem Stil? Ganz ehrlich, und das gilt auch für die geplante "Loreley-Brücke" und viele andere "Weltkultur"erbestätten in Deutschland: auf den Fotos in den Zeitungen und den Fernsehbildern sieht das alles tatsächlich immer aus wie ne seit 300 Jahren unveränderte perfekte Landschaft. Um das live nachvollziehen zu können, muß man aber - übertrieben gesagt - stundenlang suchen, um auf den Meter genau den Standort des Fotografen oder Kameramann mühselig wiederzufinden, weil schon mit 3 Grad Abweichung nix mehr von der ach so gerühmten Perspektive erhalten ist, sondern man nur Plattenbauten, Autobahnen oder sonst was vor der Linse hat.

Das mag ich an Leipzig z.B. so viel mehr als an Dresden, da gibts alt und neu, kaputt und heile, barock und modern, Bausünde und Kulturdenkmal alles (noch) friedlich nebeneinander - dagegen ist mir das kitschige und künstlerisch meinetwegen perfektere Dresden viel zu langweilig.

@Limokombi, wenn Dresden ein Gesamtkunstwerk ist, daß durch eine einzige Brücke zerstört werden kann, ist der künstlerische Wert des Ganzen aber sehr sehr fragil

Schon interessant, was für ein Trara um eine einzelne Brücke gemacht wird, die Optik als sogenanntes "Weltkulturerbe" (ja was ist das eigentlich und wer bestimmt das? Ich finde meine Endmoränenlandschaft mit gewachsener dörflicher Siedlungsstruktur hier ist mindestens genauso wertvoll und schützenswert) ist anscheinend ne Menge wert ... wenn anderswo reihenweise Kultur-, Boden- und sonstige Denkmäler in Braunkohletagebaue verwandelt werden, stört das keinen und die Menschen werden gar nicht erst gefragt.

Kurz gesagt denke ich, eine Stadt ist schlichtweg zum Wohnen da und kein Museumsobjekt, daß man jahrhundertelang unverändert erhalten könnte und sollte.

magiceye04

Beiträge: 353
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Es ist doch nicht die Stadtsilhouette, die den Welterbestatus hat. Nein, es ist das Elbtal. Die Stadt liegt zwar mit drin, ist aber eher ein kleiner Teil davon.

Und dieses Elbtal wird durch die Brücke zerschnitten - weil sie ausgerechnet an der breitesten Stelle gebaut werden soll, wo sie mehrere hundert Meter lang wird.

Das blaue Wunder ist nicht in Sichtweite des barocken Dresden und auch wenn es damals und teilweise noch heute als häßlich empfunden wird/wurde, ist es inzwischen ein einzigartiges Denkmal.
Betonbrücken mit Bogen drüber gibt es Dutzende im Verlauf jeder Autobahn, die WSB ist also auch in 50 Jahren noch eine langweilige Standardbrücke.
Die Carolabrücke ist zwar auch keine Schönheit, aber sie ist nun mal da - das ist aber kein Grund, eine weitere häßliche Brücke in die Landschaft zu zimmern.
Wir können ja auch schlecht sagen: nahezu alle Trabis sind verschrottet, da können auch die restlichen 50.000 noch in die Presse.

Eine alt aussehende Brücke machen die aktuellen Vorschriften nicht mit.
Die Schiffahrt schreibt vor, daß kein Pfeiler in der Elbe sein darf und eine Mindesthöhe ist auch nötig. Das ist zwar total bescheuert, weil alle anderen Brücken in Dresden ohnehin durch ihre Konstruktion keine Ozeanriesen auf der Elbe zulassen würden (außer, man reißt diese Brücken alle ab und ersetzt sie durch Stahlbetonbauten).

Was die Betriebskosten angeht:
Die Kosten für die Brücke (welche zu 2/3 aus Tunnel besteht) scheint ja von beiden Seiten gleich eingeschätzt zu werden.
Für den Nur-Tunnel gibt das Planungsbüro, welches von der Stadt vor einigen Jahren beauftragt wurde ähnliche Kosten an. Das Büro hat scheinbar schon mehrere solche Tunnel gebaut.
Die Brückenbefürworter gehen von einem anderen Tunnel als die Tunnelbefürworter aus (fast doppelt so lang, weil man dem Volltunnel weniger Steigung zubilligt als dem Brückentunnel), logischerweise sind dann die Betriebs- und Wartungskosten höher - so lange es keine genehmigungsfähige Planungen gibt, ist es aber eh sinnfrei über die Betriebskosten zu diskutieren, bisher gibt es nur Machbarkeitsstudien von Leuten, die man als Experten bezeichnet (z.B. weil sie Tunnel bauen...)

limokombi

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Den Ausführungen von @magiceye04 kann ich (natürlich) so nur beipflichten.

@pwb601

"@Limokombi, wenn Dresden ein Gesamtkunstwerk ist, daß durch eine einzige Brücke zerstört werden kann, ist der künstlerische Wert des Ganzen aber sehr sehr fragil"

Natürlich wird Dresden auch mit der WSB nicht gleich vollends häßlich. Zum besseren Verständnis vielleicht man ein etwas drastisches Beispiel. Wenn man eine hübsche Freundin hat, dann ist die zweifelslos auch dann noch "schön", wenn ihr z. B. durch einen Unfall ein paar Finger fehlen würden. Aber ist das ein Grund, ihr bewußt und mit Vorsatz die Finger abzuschlagen, vielleicht mit der Begründung, das der "Rest" von ihr ja trotzdem noch schön ist?

"Schon interessant, was für ein Trara um eine einzelne Brücke gemacht wird..."

Dieses Trara machen "wir", weil es um unsere Heimat geht! Ich würde genauso auf die Barikaden gehen, wenn ich in einem Dorf leben würde, welches der Braunkohle weichen soll. Es geht hier eben nicht nur um eine Brücke, es geht hier ums Prinzip.

@deluxe

Das Errichten von Psydo-Barockbrücken wäre auch keine vernünftige Lösung. Ich will nicht in einem Freilichtmuseum wohnen. Es gibt nichts gegen moderne Architektur einzuwenden, zumindest dort, wo sie hinpaßt. Leider wird nur heutzutage alles mögliche für "modern" erklärt, nur weil es aus Stahl, Beton und Glas geschaffen wurde. Da wird mal wieder der Mangel an Ästhetik und Geschmack mit "modern" gleichgesetzt. Nochmal, an diese Stelle gehts weniger um die Architektur, sondern vielmehr um die Grundsatzfrage, sichtbare Elbquerung ja oder nein. Der Verweis auf das "Blaues Wunder" (oder korrekt: König-Albert-Brücke) und Carolabrücke nervt mich auch, den diese Gebäude STEHEN BEREITS, vollkommen unabhängig ob sie dem geneigten Betrachter gefallen oder eben auch nicht. Wenn wir hier anfangen wollen, jene Gebäude in Dresden, Sachsen, Deutschland aufzuzählen, die den Tatbestand der ästhetischen Entgleisung gerecht werden, so werden wir nie fertig. Wenn man das alles entfernen wöllte..., siehe Nachbar-Thema.

magiceye04

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Weil es gerade so schön passt:

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[Bearbeitet von magiceye04 (11-03-2008 - 22:36)]

limokombi

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Sehr schön!

War glaube ich vorletzte Woche in der DNN drin.

wilhelminus

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Heute konnte Figaro mit einer Neuigkeit aufwarten:

http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/5388955.html

... wenn Ihr mich fragt - ein Aprilscherz

pwb601

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@Limokombi, der Vergleich ist schon okay, nur entsprächen einige Finger ja eher einer Trockenlegung der Elbe Ich weiß aber schon, was Du meinst Die Bilder sind übrigens klasse
Schumi

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Wie ich heute auf Radio PSR gehört habe, sind die 21.000 erforderlichen Unterschriften für ein neues Bürgerbegehren (Tunnel statt Brücke) wohl offiziell im Dresdner Rathaus angekommen. Der Stadtrat soll wohl Ende des Monats über die Durchführung des Bürgerbegehrens entscheiden.

Und DAS klang wirklich nicht nach Aprilscherz

Deluxe

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@wilhelminus:
Ich hab den ganzen Vormittag Herrn Bille und seine Kollegen gehört - die Brückenstory war mit Abstand der beste Aprilscherz seit langem...

Pöppelmann hat in Modulbauweise gearbeitet usw...

wilhelminus

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Herr Bille hat's heute morgen aufgeklärt...

... interessant auch die Kommentare der Hörerschaft. Von "April April!" bis "Wunderbar - die Lösung!"

Beppo

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So, erledigt. Welterbe-Dingens aberkannt und fertig.
Allerdings hat sich die Entscheidung über 2 Tage (oder waren es doch 3 Tage?) hingezogen. Ich möchte nicht wissen, was das dem Steuerzahler gekostet hat...

Die Entscheidung ist mir persönlich aber völlig egal. Dresden ist und bleibt eine absolut sehenswerte und interessante Stadt. Ich fahre immer wieder gerne hin und kann das nur jedem empfehlen.

Und wer weiss: In 20 oder mehr Jahren empfiehlt vielleicht die Unesco einen wunderschönen Blick von der Waldschlößchenbrücke über das Weltkulturerbe.

Deluxe

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Glaube ich nicht.
Denn der eigentliche Grund, warum trotz drohender Welterbe-Aberkennung so kompromißlos weitergebaut wurde, war nicht etwa der Bürgerentscheid von 2005. Der dient nur als Deckmantel für eine möglicherweise viel folgenreichere Entscheidung.

Hier ging es nie ums Welterbe und auch nie um die Brücke selbst. Sondern darum, daß man jetzt viel bessere Möglichkeiten hat, die restliche-verbliebenen Elbhänge zuzubauen. Teuerste Grundstücke, Edelimmobilien und wenn's drauf ankommt, auch noch die Elbwiesen. Da geht es um hunderte Millionen an Grundstückswerten usw.

Nach dem Motto: Welterbe ist eh weg, die moderne Brücke steht ja auch schon - also können wir auch den Rest noch vollbauen. Die Brücke als Startschuß - weiter nichts.

Das Elbtal in seiner Einzigartigkeit wird schlimmstenfalls verschwinden und eines Tages siehts dort aus wie an jedem anderen Fluß. Zumindest droht die ganze Sache, ein Opfer künftiger Immobilienspekulation zu werden.

Es wird gar nicht lange dauern, da kommen die ersten Bau-Ideen auf - jede Wette. Und die Stadt Dresden, ihre Verwaltung, ihr chaotischer Stadtrat werden in ihrer unermeßlichen Weitsicht auch dann wieder typische DD-Entscheidungen treffen: dumm und dämlich.

Ich werfe der Unesco nur vor, daß sie beim Verleih des Titels von den Brückenplänen bereits wußte.
Ansonsten war es ein höchst undemokratischer Prozeß, denn beim Bürgerentscheid war von Aberkennung des Welterbetitels keine Rede - die Bürger haben also ohne Kenntnis der Folgen ihr Kreuzchen gemacht. Damit wäre spätestens 2008 ein neuer Bürgerentscheid notwendig geworden, der von den Dresdner Entscheidungsträgern aber bewußt und erfolgreich verhindert wurde.

Das alles klingt und riecht wie die Provinzkopie einer sizilianischen Mafia-Posse. Und - aufs Wesentliche reduziert - ist es auch eine.

[Bearbeitet von Deluxe (26-06-2009 - 07:47)]

limokombi

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Nunja, zumindest hat die UNESCO jetzt Rückgrat gezeigt und die Konsequenzen gezogen. Jede andere Entscheidung hätte die UNESCO lächerlich gemacht. Dresden, Sachsen und die BRD können sich jetzt mit Afghanistan messen, herzlichen Glückwunsch...

@deluxe

Kann Deinen Argumentationen hier nur zustimmen, inbesondere was das Risiko der Immobilienspekulation angeht. Der erste Mord fällt ja bekanntlich auch am schwersten...

@beppo

"Ich möchte nicht wissen, was das dem Steuerzahler gekostet hat..."

Gemessen an dem, was die Regierungen dieser Welt zur Zeit für die Rettung einer verbrecherischen Wirtschaftsordnung an (Bürger)Geld verbraten, dürften sich die Kosten der UNESCO im Vergleich geradezu verhalten ausnehmen. Nebenbei geht es dort um die Weltkultur...

"Dresden ist und bleibt eine absolut sehenswerte und interessante Stadt."

Unbestritten! Aber die ganze Welt ist voll mit sehenswerten und interessanten Städten. Bei dem Weltkulturerbetitel geht es aber um EINMALIGKEIT! Einmalig sind in Dresden aber eben nicht die mit Stahlbeton ausgekleideten Sandsteinruinen jener Gebäude in unserer Altstadt, die die "Befreiung" von 1945 überstanden haben, bzw. wieder hergerichtet wurden! Die Einmaligkeit Dresdens, die die UNESCO mit ihrem Titel anerkannt hat, ist in erster Linie die (Kultur)Flußlandschaft, die eben bisher trotz der innerstädtischen Lage sich über Jahrhunderte erhalten hat. Selbst in der Zeit wirklichen Fortschrittes und größtem Stadtwachstums (von ca. 1850 bis 1930) blieben diese Flächen unangetastet...

standard

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Es war zu befürchten und es ist so gekommen. Wie war doch gleich die Sache mit den sogen. "Betonköpfen"?
Kurzfristig wird die Aberkennung keine großartigen Auswirkungen haben, mittel- und langfristig wohl schon eher. Mögl.weise incl. der von Deli erwähnten Immobiliengeschichten.
Schade, wenn´s wirklich so käme...

[Bearbeitet von standard (26-06-2009 - 20:12)]

Whysker

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Entschieden gegen Engstirnigkeit
Nikolaus Bernau

Dresden ist seiner Schönheit wegen 2004 von der Unesco mit dem Titel eines Welterbes geehrt geworden. Jetzt wurde Dresden - als erste Kulturstätte überhaupt! - schmählich wieder von der Welterbeliste gestrichen. Und das zu Recht. Ohne Rücksicht auf Natur, Kulturgeschichte und völkerrechtliche Verträge hatten die Autofahrerlobby in CDU, FDP ADAC und die sächsische Staatsverwaltung durchgesetzt, dass die Waldschlösschenbrücke gebaut wird - quer durch die bis vor Kurzem noch idyllischen Elbwiesen, quer durch eines der berühmtesten Stadtpanoramen Deutschlands.

Rüde beschimpften diese Brückenfreunde die lokalen, nationalen und internationalen Gegner des Projekts - darunter weltweit angesehene Stadthistoriker, Künstler, Wissenschaftler, Denkmalpfleger, Architekten, Verkehrsplaner, Ökologen, Tourismusmanager. Der letzte Beleg, dass Dresden derzeit trotz seiner Schönheit schlichtweg nicht würdig ist, auf der Liste zu stehen, war der lächerliche Kompromissvorschlag, mit dem die Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) nach Sevilla jettete: Die Unesco möge doch bitte abwarten, wie die Brücke am Ende aussehen werde.

Soll sich die Unesco wegen des reichen Dresden in der reichen Bundesrepublik lächerlich machen vor den Hütern der anderen gut 900 Welterbestätten, vor bitterarmen und doch hoch engagierten Ländern wie Afghanistan, Bangladesch oder Uganda? Schon die bisherige Nachsicht der Unesco war kaum erträglich - seit 2006 hat sie Dresden drei Mal neue Fristen eingeräumt zu neuen Planungen.

Immerhin ist Deutschland nach den USA und Japan der drittgrößte Beitragszahler, an leitenden Positionen der Welterbekommission sitzen deutsche Denkmalpflegefachleute. Und Angela Merkel weigerte sich regelrecht, im Gegensatz zu allen ihren Vorgängern in vergleichbaren Streitfällen, den Welterbevertrag auch in den Staatsgliedern der Bundesrepublik durchzusetzen, für die Rechte der Weltgemeinschaft zu kämpfen. In Paris wird man das kaum vergessen.

Dabei fordert die Unesco keineswegs, wie es viele Brückenfreunde behaupten, dass eine Glasglocke über Dresden gestülpt wird. Aber jede Zutat zu einem geschützten Welterbe muss eben künstlerisch und zivilisatorisch die Geschichte der Landschaft oder des Bauwerks entsprechen. Das musste man in Potsdam und Köln lernen, das wird man in Berlin im Streit um das Pergamonmuseum und künftig wohl bei Debatten ums Wattenmeer sehen.

Auch die Sachsen und die Dresdner versprachen der Unesco 2004 lautstark, dass die Balance gelingen könne. Der von ihnen ausgewählte unfassbar konventionelle Brückenentwurf jedoch kann die Forderung in keiner Weise erfüllen. Alle Alternativen wurden von der Staatsbauverwaltung beiseite geschoben, auch ein Tunnelbau, obwohl Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee einen Beitrag des Bundes in Aussicht gestellt hatte. Doch ein neues Planungsverfahren hätte Zeit gekostet und währenddessen wäre der umstrittene Bürgerentscheid für den Brückenbau von 2005 ungültig geworden, den die Brückenfreunde als zentrales Argument einsetzen.

Immer wieder werfen sie der Unesco vor, diese handle "undemokratisch". Doch wurde der Titel vergeben in Folge eines Antrags der Stadt Dresden. Diese wusste also, welche Bedingungen an ihn geknüpft sind. Auch ist die Unesco kein Parlament, sondern einzig dem Schutz des Welterbes verpflichtet. Der Vorwurf der Dresdner zeugt also von einem kruden, gerade in den postsozialistischen Gesellschaften Europas allerdings weit verbreiteten Verständnis von Volksherrschaft, das Fachleute per se für inkompetent und völkerrechtlich verbindliche Verträge für obsolet erklärt, sobald sie nicht ins Konzept passen.

Es muss also endlich - ohne in den Verdacht der Demokratiefeindlichkeit zu geraten - gefragt werden, warum eigentlich eine Gemeinde mit einem Volksentscheid nationales Recht in Frage stellen kann. Die Unesco-Mitgliedschaft wurde vom Bundestag ratifiziert. Der Bund ist also auch zuständig für den Schutz der Welterbestätten. Zumal, wenn die Länder oder Kommunen wie Dresden, dazu nicht willens sind.Was das besonders Absurde an der ganzen Debatte ist: Die Brücke wird über eine Wiesenlandschaft gewuchtet, die 1908 eigens von der Stadt Dresden erworben worden war, um den wunderbaren Fernblick auf die Türme und Kuppeln der Altstadt für alle Zeiten frei zu halten von Bebauung.

Die Unesco hat den Mut und die Kraft gefunden, deutlich zu signalisieren, dass auch reiche und mächtige Länder sich an Verträge und Regeln halten müssen. Der Schaden aber, den Freie-Fahrt-Fanatiker, provinzielle Engstirnigkeit und alternativlos denkende Politiker angerichtet haben, ist noch nicht absehbar, weder für Dresden noch für das internationale Ansehen der deutschen Kulturpolitik.

Die Unesco hat signalisiert, dass auch reiche und mächtige Länder sich an Verträge und Regeln halten müssen.

Dies ist ein Auszug aus der Berliner Zeitung von Heute.
Und dem ist meiner Meinung nach nichts mehr hinzu zufügen.

Ich allerdings, als in Dresden Geborener, werde diese Stadt immer lieben und auch weiterhin mit großer Freude besuchen.

[Bearbeitet von Whysker (26-06-2009 - 21:17)]

Professor

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ich finde das das erste mal die Bürger über die Politiker gesiegt haben. Die Dresdner haben für die Brücke gestimmt und wenn nun jedes mal Politiker mit irgendwelchen Drohungen kommen, dann kann man gleich eine Diktatur auf machen. Und wir sind auch nicht in Schleswig/Holstein, wo so lange gewählt wird, das das passende Ergebnis raus kommt. Außerdem gab es eine 2. Volksabstimmung zur brücke, das war die Bürgermeisterwahl und da sind die Parteien, die für die Brücke waren als Sieger hervor gegangen. Komisch ist auch, das der größte Teil der Brückengegner gar nicht aus Dresden kommen. Die neue Brücke wird auch zum Erhalt von Denkmälern beitragen, da hauptsächlich das Blaue Wunder entlastet wird und auch die anderen alten Brücken werden davon profitieren.
Es gibt andere Städte/Regionen die kein Weltkulturerbe sind und da gibt es auch massenhaft Touristen. Ich denke, das das Hickhack eher Dresden noch bekannter gemacht hat.

@Deluxe, du solltest mal in die Geschichte schauen, das bebauen der Elbufer hat schon August der Starke verboten und das hat bis heute Bestand und nach dem Hochwasser wird da freiwillig auch keiner Bauen.

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limokombi

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@Whysker

Sehr passend!

@Professor

"das erste mal die Bürger über die Politiker gesiegt haben"

Geradezu lächerlich diese Aussage! Aber was soll´s, Frau Orosz, Herr Milbradt, Herr Tillich, Herr Hasenflug und der Rest dieser Bande werden sich darüber aber sicher freuen...

"eher Dresden noch bekannter gemacht hat."

Da hast Du ganz sicher recht! Eine solche Art von "Bekanntheit" könnten wir uns aber wohl getrost ersparen, siehe den Artikel aus der Berliner Zeitung...

"das bebauen der Elbufer hat schon August der Starke verboten und das hat bis heute Bestand und nach dem Hochwasser wird da freiwillig auch keiner Bauen."

Meines Wissens nach hat das Bebauungsverbot schon Landbaumeister Johann Georg Starcke angeregt. Nur noch mal zur Erinnerung, die Elbwiesen WERDEN GERADE bebaut... Von Bestand dieses Verbotes, kann also wohl keine Rede mehr sein. Das "Verbot" (besser: die Selbstverpflichtung) hat eben solange gehalten, wie die Menschen Ästhetik und Schönheitsinn ihrer Umwelt den Vorzug gegeben haben vor den trivial-funktionalen Tagesbedürfnissen...

standard

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Möglicherweise hängt an so einem Weltkuturerbe-Titel ja auch der eine oder andere Förder€uro...
Darkfish

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Unesco zahlt nichts. Sie vergibt oder aberkennt den Titel.
Es zahlt lediglich der Bund dafür...also wieder wir.
limokombi

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@standard

Das kommt gleich noch einmal dazu. Der Bund hat einen Sonderfond in Höhe von 150 Millionen Euro zur Förderung der deutschen UNESCO-Städten eingerichtet. Der Anteil den Dresden bekommen sollte, der ist jetzt natürlich (und mit Recht) vom zuständigen Bundesministerium gestrichen wurden. Das Geld war schon fest eingeplant für die Restaurierung des Lingnerschlosses...

standard

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Sowas in der Art meinte ich! Die UNESCO selber fördert nicht, das ist natürlich klar! Aber z.B. die EU vielleicht...
Whysker

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Nun ja, vieleicht erhebt Dresden jetzt, auf Grund wegfallender Einnahmen durch Fördergelder, eine Mundwassersteuer auf alle ODOL Produkte.
Hier beginnt sich das wahre Ausmaß der Aberkennung des Welterbetitels zu zeigen.
Und die Lingner-Villa ist warscheinlich nur die Spitze vom Eisberg.
Es wäre eine Katastrophe wenn deshalb Kulturhistorische Gebäude und Anlagen nicht mehr mit der gebotenen Sorgfalt behandelt und letztlich auf lange Sicht hin verfallen würden.
Von politisch gewolltem, dem jetzt folgenden Sparzwang unterliegenden, Kulturpfusch wollen wir garnicht erst reden.
Und wir in Berlin "über"lebenden können wahrlich ein Lied davon singen.

Dieser Beitrag kann äzende Satire enthalten.

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