Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
Seite: 1 2 3 Nächste Seite »
Autor Thema: "Landei" oder "Stadtmensch"?
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Wir haben das Thema kürzlich im Koll.kreis gehabt - es stellte sich heraus, daß (zumeist) die stadtgeborenen/-aufgewachsenen Leute auch irgendwo Stadtmenschen geblieben bzw. sich gerne in einer Stadt aufhaltend sind (auch, wenn sie inzw. ggf. ausserhalb gebaut haben z.B.).
Die auf dem Lande aufgewachsenen dagegen fühlen sich wiederum in einer Stadt meist nicht so recht wohl, könnten sich im Allgemeinen auch kaum vorstellen, dort dauerhaft zu wohnen.

Ich persönlich bin 100%-ig bekennendes "Landei" - könnte nie und nimmer in einer Stadt glücklich werden/mich dort wohl- oder heimisch fühlen. Die vertraute, eher ruhige, recht übersichtliche und eben irgendwie "heimelige" Atmosphäre auf dem Lande/in einem kleinen Dorf bzw. Ort finde ich persönlich sehr viel lebenswerter, als die allgemeine städtische Hektik (schon klar, daß es selbst in Großstädten auch beschauliche Ecken gibt - trotzdem... )
Ich finde es z.B. toll, wenn man quasi jeden 2.-3. kennt und grüßt, wenn man nur 1mal quer durch den Ort fährt oder mal eine lokale Festivität besucht - oder wenn die Leute beim Fleischer oder Bäcker einen nicht nur namentlich ansprechen können sondern obendrein prinzipiell auch schon wissen, was man kaufen will...
Für "Stadtmenschen" mag das alles ja sehr provinziell, miefig/spießig anmuten - für mich persönlich ist das genau meine favorisierte Art des "Lebensraumes" - und wenn ich mal in die (Groß)Stadt fahre bin ich immer wieder sehr froh, nicht da bleiben zu müssen...
Wie sieht es bei Euch aus - ist evtl. jemand von der einen in die andere "Welt" konvertiert und findet es jetzt besser als vorher? Könnte ja auch gut möglich sein...die Geschmäcker sind ja bekanntlich sehr verschieden...

[Bearbeitet von standard (28-06-2009 - 19:30)]

Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Tja, bis zum 8. Lebensjahr im mecklenburgischen Wesenberg (bei Neustrelitz) aufgewachsen, danach für kurze Zeit in der 15000-Einwohner-Stadt Lübben/Spreewald gelebt und 21 Jahren auf einem Dorf mit 700 Einwohnern (ohne Friedhof). Und da fühlt man sich auf dem Dorf natürlich sehr wohl und meine drei Rundreisen in Neuseeland (etwas kleiner als Deutschland, aber nur soviele Einwohner wie der Großraum Berlin/Postsdam) haben mir genauso gut gefallen. Auch wenn ich es mir dort mal erlaubt habe, nach Wellington und Auckland reinzuschauen, aber im Ausland betrachtet man Großstädte sowieso anders als im eigenen Land und daher fand ich auch London und Helsinki ziemlich cool.

Aber nach Berlin würde ich nie im Leben ziehen, bei dem was man über diese Stadt und ihre Vertreter so alles hört. Jetzt wollen dummdreiste Politiker in Berlin sogar das Treiben dieser rotzfrechen, dreckigen, linken und ausländischen Pennern, die an den Kreuzungen unaufgefordert die Scheiben der wartenden Autos putzen, per Gewerbeschein legalisieren! Als ob es nicht schon schlimm genug ist, das die Berliner Politiker die alltäglichen Brandanschläge auf Autos befürworten.

Aber zum eigentlichen Thema:
Die 21 Jahre, die ich jetzt schon auf dem Land lebe, wurden nur durch meine 3-jährige Lehrzeit unterbrochen, und das war in Dresden. Hat mir auch nicht so gefallen und ich war auch öfters krank. Hier auf dem Lande, wo ich nun auch seit fast 12 Jahren ununterbrochen Arbeit habe, war ich auch noch nie krank geschrieben.

framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Naabend
Ich habe40 Jahre in der Großstadt(Berlin)gelebt und bin 2001 aus Land gezogen.
Ich habe es keinen Moment bereut und gebe Standard uneingeschränkt recht.
Arbeitstechnisch ist die Großstadt schön,kurze Arbeitswege und gute Einkaufsmöglichkeiten.
Zwischenmenschlich sieht man am meisten Ellenbogen,und das hat mit Leben nicht viel zu tun.
Mfg fm
Frankenstein

Beiträge: 2.378
Registriert am: 18.06.2002


ich selber wohne nun seit etwa 11 jahren in einem 200 seelen dorf. selbst nach dieser zeit ist sowas wie nachbarschaft kaum zu spühren. 2 häuser weiter wohnt einer der es wohl nicht leiden kann wenn hier trabis vom hof fahren. ist vor paar jahren mal vorgefallen, als ich nach hause gebracht wurde und die andern wieder los gefahren sind, kam aus seinem dschungel "Endlich ist mal wieder ruhe hier". selbst leise musik (wenn man den kofferraum geöffnet hat, um etwas auszuladen) ist dem nicht geheuer. dann kommt der sofort an und sagt wir sollen mal die musik leiser machen. hab schon überlegt ich müßte mal ein paar leute einladen und hier mal ne party steigen lassen. ansonsten ist es sehr ruhig und im sommer kann man schön zuschauen wie die fortschritt mähdrescher das korn abmähen und auf anhänger verladen wird die von ZT300 gezogen werden. vorher hab ich im plattenbau in eine kleinstadt mit knapp 22.000 einwohner gewohnt. gestöhrt hat es mich weniger, denn man hat es von klein auf nicht anders gekannt. tauschen würde ich daher auch nicht mehr. obwohl hier manchmal echt nix los ist.

Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


@Frankenstein:
Einen solch unangenehmen Nachbarn kann man in der Stadt leider auch haben, das macht in diesem Thread keinen Unterschied.
Es kommt dabei eher drauf an, in was für einem Haus man wohnt:
Hat man ein eigenes Grundstück (wie gesagt, egal ob Stadt oder Land) kann man sich nicht mal in Ruhe im freiem Aufhalten (im Garten z.B.), ohne das diese "nette" Nachbar vorbeikommt und meckert.
Wohnt man im Mehrfamilienhaus, speziell Plattenbauten, von denen es ja auch auf dem Lande 5-Geschosser gibt, gibt es jedoch etwas mehr Anonymität und dem Nachbarn begegnet man allenfalls nur ganz kurz im Treppenflur, aber auf dem Balkon sollte man ungestört sein.
DUOcalle601

Beiträge: 2.038
Registriert am: 09.06.2006


frankenstein , wann war der partytermin ??
fch_pyromane

Beiträge: 32
Registriert am: 11.03.2005


Wir wohnen auch in einer kleinen 200 Seelengemeinde wobei sich die Einwohnerzahl in den letzten Jahren verdoppelt hat. Bin hier eigentlich ein Urgestein da ich mein ganzes Leben hier wohne (mit einer einjährigen Unterbrechung in einer Stadt mit 60000 Einwohner) und meine Familie (Eltern/Schwester) und die Familie meiner Freundin (Eltern/Bruder/Großeltern) hier auch wohnen. Ein Jahr Stadt war für mich persönlich die Hölle, keine Grundstück wo man sich ausbreiten konnte, man kannte niemanden um sich herum persönlich, kurz gesagt einmal auf dem Lande aufgewachsen möchte ich nicht mehr weg. Dazu kommt auch das ich sehr Heimatverbunden bin und kein anderes Bundesland infrage käme wo ich leben würde.Ansonsten wohnen wir in einem 2 Familienhaus wobei die eine Haushälfte unser Wohnbereich ist und die andere Hälfte unten Garage und oben zum Lager und Partyraum ausgebaut wird. Wenn mal alles fertig ist (mache alles mit Hilfe von Bekannten/Freunden alleine) werden es an die 270qm. Dann Leben bei uns noch 4 Graupapageien und 2 Labradore.

[Bearbeitet von fch_pyromane (28-06-2009 - 21:22)]

Mic

Beiträge: 354
Registriert am: 29.08.2002


Schließe mich dem Standard voll und ganz an, ich könnte mich auch nicht in einer Stadt wohlfühlen, bin in einem 300-Seelen-Kaff im Sauerland/Süd-NRW aufgewachsen und wohne heute, fast 24 Jahre später, immer noch da und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern. Ich liebe die Gemütlichkeit und das Zusammenhalten der Dorfbewohner (ok, für aussen Stehende kanns erstmal abschreckend wirken, aber wir Sauerländer sind halt, ähm, anders, harte Schale-weicher Kern )

Gemütliche Grüße
Michael

[Bearbeitet von Mic (29-06-2009 - 08:56)]

Schumi

Beiträge: 3.544
Registriert am: 08.11.2004


Ich will aus meinem Freyburg auch nicht weg. 4.500 Einwohner, man kennt sich, man hilft sich...

Zwischendurch mal 1,5 Jahre "große Stadt" Naumburg (30.000 EW) waren zwar nicht wirklich schlimm, aber doch etwas anderes. Größer sollte es für mich nicht sein - wenn ich z.B. an Städte wie Halle denke, kommt mir's gruseln!

DUOcalle601

Beiträge: 2.038
Registriert am: 09.06.2006


ich bin berliner und bleibe es auch

so schön wie das land auch ist, aber mir reichts da ab und zu mal hinzufahren

kann mir auch vorstellen in einem 24 stöckigem hochhaus zu wohnen , solange die wohnung schön is

gut ,ich wohn nich direkt in berlin, köpenick is mehr rändlich , trotzdem würd ich hier ungern wegwollen

das einzig blöde sind die beschränkten platzverhältnisse für teile autos, garagen sind teuer und rar,vorallem große

da muß man wenn denn sich im brb umland was suchen

TrabiHerne

Beiträge: 1.014
Registriert am: 28.12.2003


Na - da muss sich der Ruhrpottler einschalten. Seit meiner Geburt lebe ich hier in Herne. Einwandfreie Infrastruktur, kulturtechnisch alles vor der Tür, im Vergleich zu "Bochum" oder "Dortmund" bzw. "Essen" eine günstige Miete und draußen im Grünen bin ich binnen 15-60 Minuten. Je nachdem, wohin es einen zieht.

Warum weg hier???

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Jeder wie er mag eben...

@Frankie: So ein "Stänkernachbar" ist natürlich übel - aber dieses Risiko dürfte in der Stadt ggf. nicht eben kleiner sein, auf so einen "Exbärden" zu treffen...
Insofern bin ich heilfroh, daß ich/wir mit all unseren Nachbarn tadellos auskommen! (inzwischen sogar mit dem, der vor und nach Wendezeiten etwas stinkig war, weil ER das Grundstück nicht bekommen hat, sondern wir...)
Erst neulich haben wir z.B. wiedermal ´ne rauschende Party draussen unterm Carport gefeiert - incl. gut hörbarer ( ) Musik bis früh um 3.30 etwa. Gestört hat es buchstäblich niemanden...
Zweifelhaft, ob sowas in der Stadt auch so möglich wäre...

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Wir haben zwar mittlerweile 12.300 Einwohner und Zwönitz umfasst eine Fläche von 53 km² (hab ich grade auf unserer Website nachgeguckt), aber umgangssprachlich heisst es bei uns immer noch "Zwääntz ist eben ein Dorf". Neuigkeiten sprechen sich schnell rum, die Gerüchteküchte brodelt und "der mit den DDR-Auto´s" ist sogar der Polizei bekannt (positiv natürlich ).
Ich möchte das auch nicht missen, man kennt sich, grüßt sich oder geht sich aus dem Weg (wenns denn nicht anders geht).

Als ich mal Besuch von einer Freundin aus Dresden hatte, hat die sich amüsiert, weil es ständig auf der Straße "Glück Auf!" ging, wenn man jemanden getroffen hat. Aber von mir aus kanns gern so bleiben. Ich will hier nicht weg - nur das Wetter könnte besser sein (speziell in diesem Sommer).

Frankenstein

Beiträge: 2.378
Registriert am: 18.06.2002


@Standart ja da gebe ich dir recht. solche leute trifft man überall. aber zum glück ist der nicht soooo schlimm und lauert an jeder ecke. schauen tut der schon des öfteren wenn hier mal besuch mit einer etwas kräftiger anlage auftaucht.

ansonsten ist es sehr schön und gemütlich hier. können sicher auch andere aus dem forum hier bestätigen. einkaufsmäßig ist hier natürlich nicht möglich. dafür liegen die orte nur gut 2-4 km entfernt um einkaufen zu können.

@Christian K wir selber wohnen in ein einfamilienhaus mit eigenen grundstück und somit völlig ruhig.

@Calle party? gute frage. müßte man echt mal wieder machen die letzte war 2004

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Über mangelnde Einkaufsmöglichkeiten können wir uns hier weiß Gott nicht beklagen - es ist eher schon zuviel eigentlich...(der 5.Supermarkt steht kurz vor der Eröffnung, ein neuer/größerer Edeka wird demnächst auch noch gebaut (warum und für wen auch immer...).
Was meiner Heimat wirklich sehr schön ist m.E., ist der Wald- und Wasserreichtum - und trotzdem auch noch eine recht verkehrsgünstige Lage.
Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Also was die öffentliche Versorgung in unserem Dorf (700 Einwohner ohne Friedhof) angeht, muß ich doch sagen, das wir hier gut ausgestattet sind.

Es gibt:
Bäcker, Fleischer, kleiner Supermarkt, Bauhof (BHG), zwei(!) Banken, zwei(!) Ärzte für Allgemeinmedizin sowie ein Zahnarzt-Ehepaar, also auch zwei davon.
Dann gibt es noch einen kleinen Friseur- und Kosmetikladen, eine Autowerkstatt und eine Baufirma. An bereits geschlossenen Betrieben, die noch aus DDR-Zeiten stammen sei die Molkerei zu erwähnen und auch ein Landwirtschaftstechnik und -schlossereibetrieb.
Dann gibt es auch einen Kindergarten, die Schule wurde jedoch vor drei Jahren geschlossen und die Bahnstrecke Falkenberg/E.-Herzberg-Luckau-Lübben-Beeskow wurde 1996 stillgelegt.
Desweiteren ist unser Dorf auch der Hauptsitz der aus 17 Dörfern bestehenden Gemeinde und einmal pro Woche hat unser Dorf-Sheriff Sprechstunde. Außerdem gibt es hier noch drei Gaststätten.

Also kurz gesagt, man kann hier auch als Rentner ohne Auto leben.
Möglicherweise haben diese ganzen Betriebe und Firmen durch die Gäste des 1993 neu errichteten Campingplatzes bis heute überlebt...?

[Bearbeitet von Christian K (30-06-2009 - 19:59)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Bei uns haben die I.....n den weitaus schöneren der beiden Campingplätze kurz nach der Wende zugemacht - der lag mitten im Wald, an einem sehr schönen (und sauberen!) Badesee. Die Forstverwaltung hatte wohl auch was dagegen...(obwohl es dort in 30 Jahren NIE gebrannt hatte oder dergleichen). Die Gemeinde scheute (sicherlich gut und gern förderfähige!) 100t DM für die Modernisierung der sanitären Anlagen. Dabei wäre das eine gute Zukunftsinvestition gewesen...besser als manch anderer Bockmist, den man hier so hin- und umgebaut hat...
Dann hatten wir eine wunderschöne Freilichtbühne (ich sag nur: Sommerfilmtage! ) - die hat nach der Wende so ein Künstlerverein übernommen - mit Fördermitteln verhunzt/teilweise "schwarz" bebaut - danach (wieder mit Fördermitteln...) abgerissen. Wirklich schade drum...
Zum Thema zurück: Postagentur, 3 Bäcker, Fleischer , 4 Gaststätten, 1 Hotel, 3 Dönerbuden ( ) und diverse andere Läden haben wir vor Ort. Ausserdem 2 Autohäuser, 3 freie Werkstätten. Weiterhin Grund und "Oberschule" (soeben die gymnasiale Oberstufe losgeworden leider), Hort und Kindergarten - alles da bei uns! Eine Rettungswache und auch diverse Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen incl. - meine Zukunft hier vor Ort ist also insofern auch gesichert...
(eigentl. gar nicht übel für ein gut 3000-Seelen-Nest, oder?)

[Bearbeitet von standard (30-06-2009 - 20:16)]

Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Nicht übel für ein 3000er? Eher normal.
Bei Deiner Rand-Berliner Lage sowieso.
YA

Beiträge: 810
Registriert am: 27.06.2005


Ich bin Kleinstadtmensch und vertrete die goldene Mitte.

Etwa 6 km südlich erreiche ich die Grenze zur Stadt Chemnitz. Dorthin fahre ich, wenn ich etwas brauche. Es gibt im Herzen der Großstadt immer noch spezielle Läden abseits von Mediamarkt, Intersport oder CundA.

Etwa 1-2 km in allen anderen Himmelsrichtungen bin ich auf dem Dorf. Dorthin gehe ich joggen oder die Verwandtschaft besuchen. Nebenbei lernt meine Tochter, was richtige Tomaten, selbstgezogene Salatpflanzen oder Pferde, auf denen man reiten kann, sind.

Und das ist, glaube ich, auch gut so.

heckman

Beiträge: 8.322
Registriert am: 06.02.2005


So geht es mir auch.
Ich wohne in so einer Kleinstadt, die alles bietet, was wir brauchen. KIGA 200m, Schule nebenan (der Lärm hält sich wirklich in Grenzen und würde mir auch lauter nichts ausmachen, Kinder eben).
Aldi, LIDL 500m, Marktkauf, Kaufland, Klamottenläden, Ärzte jeglicher Art, eine kleinstädtisches Krankenhaus mit Hubschrauberlandeplatz , Innenstadt 500m, Autobahn 3km. Und: Ruhe, Wiesen und Wald 1km entfernt.
Ich mag eine intakte Infrastruktur, dazu mitten in D.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Ich bin in der sog. "Großstadt" aufgewachsen - in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz, das damals noch Einwohnerzahlen um die 300.000 hatte. Im Gründerzeitviertel - jede Menge Jugendstil, Stuck und lecker Ofenheizung bei 3,40m Raumhöhe.
Wir kannten jeden Stein...und jeden Hinterhof.

Dann gings nach Leipzig und dort fiel mir eine gewisse Provinzialität ins Auge, die Chemnitz an einigen Punkten deutlich in den Schatten stellte...

Danach richtig aufs Dorf - in Stadtnähe allerdings. Und jetzt (noch) im WBS 70 am Rande einer Kleinstadt mit vorhandener, aber eben doch vergleichsweise dünner Infrastruktur. Zur Autobahn 45min und mehr, dafür aber auch nur 500m zum Krankenhaus mit Heli-Landeplatz, Einkaufszentrum direkt gegenüber, Kindergarten 200m, Grundschule 100m, Gymnasium etwa 2km. Alles wichtige Faktoren für Familien mit Kindern.

Ich kann gut mit der Großsstadt - und manchmal ziehts mich für ein paar Stunden hin, um mal in der Masse unterzugehen und ein wenig Anonymität zu genießen. Und spezielle Geschäfte, die es hier nicht gibt - die Auswahl an Buchhandlungen und Antiquariaten ist hier eben doch dünner als in C oder L. und auch sonst gibts von allen Ladensorten ein Stück - vergleichen ist nicht drin.

Aber so richtig zum Leben geht die Tendenz doch eher in Richtung Dorf oder eben kleinstädtischem Raum. Allein das problem einer Schrauber- und Teilelagerhalle möchte ich nicht in der Großstadt lösen müssen - von echten ungespritzten Tomaten, Erdbeeren oder kindlichen Wald-Erfahrungen mal abgesehen, die ich für sehr notwendig halte.

Was im direkten Wohnumfeld fehlt, wird an den Wochenenden im (seit 1952) gepachteten Waldidyll am Kriebsteinsee ausgeglichen.

[Bearbeitet von Deluxe (01-07-2009 - 08:12)]

Dirk 72

Beiträge: 1.046
Registriert am: 02.05.2004


Naja, ich bin aus dem Dorf (wie es meine Freundin so schön nennt) nie so richtig rausgekommen.

Zwar mal ein paar Jahre der Liebe wegen im Block gewohnt aber seit Mai wieder raus da.

Die Einwohnerzahlen sind hier seit der Wende von ca. 10.000 auf ca. 6.000 zurückgegangen. Man kann es aber ganz gut hier aushalten, es ist eigentlich alles vorhanden, gähnend leere Innenstadt inclusive.

Und mit dem Hauskauf Ende Dezember ist das hierbleiben beschlossene Sache, großes Grundstück in bester, ruhiger Ortslage (Villenviertel) ohne direkte Nachbarn rechts und links. Eigentlich haben wir den Stadtpark direkt vorm Haus...

limokombi

Beiträge: 1.050
Registriert am: 17.06.2005


Ich selbst wohne mein ganzes bisheriges Leben in Dresden (28 Jahre), und will das Stadtleben "eigentlich" auch nicht missen. Ich komme sowohl auf Dienstreisen als auch durch Wochendausfahrten ziemlich viel im schönen Sachsenlande und darüber hinaus herum, und natürlich sind die dörflichen oder kleinstädtisch geprägten Landschaft meist äußerst reizvoll. Auch im Urlaub suche ich die Ruhe immer in dünn bevölkerten Landstrichen und erfreue mich an diesen. Aber ob es mir IMMER in solchen Gegenden gefallen würde, vermag ich wahrlich nicht zu sagen...
Gerade das kulturelle Angebot ist für mich da ziemlich entscheidend, und das ist in Dresden doch (noch) sehr gut. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der ÖPNV, der hier teilweise auch in der Nacht ununterbrochen weiterläuft (die wichtigsten StraBa-Linien). Ein ganz wichtige andere Sache sind außerdem Kneipen und ihre Öffnungszeiten. Als "unter Dreisigjähriger", empfände ich es als grauenvoll, vielleicht noch vor Mitternacht aus der Kneipe zu fliegen ohne eine weitere Ausweichmöglichkeit, oder im schlimmsten Fall erst gar keine Kneipe im Dorf zu haben... Vor allem die wunderbare Symbiose, die ÖPNV und lang geöffnete Kneipen dabei eingehen...

@ Standard

"Musik bis früh um 3.30 etwa"

Das geht auch bei mir in der 1-Raum-Platte. Das ich niemanden damit störe, wage ich nicht zu behaupten, da bei uns aber alle immer mal wieder über die Stränge schlagen, wird das allgemein geduldet, ich habe noch nie die Polizei gerufen, und bei mir haben die auch noch nie geklingelt. Bei uns läuft das noch wie früher, wenn einem etwas nicht passt, klingelt man einfach bei dem Anderen und sagt es ihm selbst ins Gesicht...

"diverse Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen"

Sehr vorausschauende Wohnortwahl!

PS.: Zur Zeit lese ich wieder einmal die wunderbaren Erzählungen eines Heimatschriftstellers (Franciscus Nagler). Der beschreibt so wunderbar das Leben in der Kleinstadt, daß manchmal schon die Lust entsteht, zumindest vom Landleben zu träumen, zumal wenn sich in der Großstadt die Schlinge langsam enger zieht (Stichwort: "Umwelt"zone)... Aber nur mit garantierten Kneipenöffnungszeiten...

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Diplomatische Wortwahl, würde ich eher sagen...
- Weil ich doch sehr stark hoffen will, daß man mich (wenn ich denn meine avisierten 103 Lenze erreicht habe ) direkt hier aus meiner EIGENEN Haustür mit den Zehen voran herausträgt. Pflegenotstand möchte ich mir nicht von der Opferseite aus ansehen müssen - ganz und gar nicht...

@christian K: "Rand-Berliner Lage" ist doch etwas übertrieben, denke ich - wir sind immerhin doch ein Stückchen ausserhalb des AB-Ringes UND -des sogen. Speckgürtels.
M.E. sind es wenigstens 2 Supermärkte zuviel jedenfalls - und ich wage auch arg zu bezweifeln, daß die mittelfristig alle überleben werden.
1 Krankenhaus haben wir auch noch - hatte ich gestern ganz vergessen...ebenso, wie die 2 Tankstellen...

[Bearbeitet von standard (02-07-2009 - 21:45)]

601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


Zitat Standard: "Pflegenotstand möchte ich mir nicht von der Opferseite aus ansehen müssen"

Ist auch nicht schön. Zumal nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern in meinen Augen auch die Pflegenden Opfer sind. Zu dem Thema hab ich dieses Semster was feines erarbeitet - haarsträubend, sag ich Dir!

Aber zum Thema: Ich bin 1996 aus meiner Heimatstadt Berlin weggezogen, da die Großstadt stank, laut und septisch war. In Potsdam bin ich sehr zufrieden, unser Viertel ist relativ jung und bunt, hat die höchste Kinderquote, die wenigsten Assis, gegenüber liegt der Park Sanssouci, per Fahrrad sind wir in 10 Minuten im Garten am Stadtrand, die ÖPNV-Anbindung ist absolute Spitze, die Infrastruktur ist einwandfrei ... Wir leben hier an der perfekten Schnittstelle zwischen Großstadt und absolutem Land.

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


[zitat]: "Zumal nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern in meinen Augen auch die Pflegenden Opfer sind."

Sehe ich ganz genau so! Hut ab vor den Leuten, die trotz (Zeit-)druck, Stress und all der widrigen, den Einzelnen zumeist sehr überfordernden Umstände tagtäglich (und allnächtlich!) immer wieder zumindest versuchen, einen guten Job zu machen!

Trabi Strietzl

Beiträge: 3.045
Registriert am: 03.10.2001


Also, ich bin am Land aufgewachsen und dann in die Großstadt gegangen, weil mir das Landleben zu öde war.
Ich hatte in der Stadt auch keine Probleme, bis auf einige, blöde Leute in der Nachbarschaft, was mir aber relativ wurscht war.
Heute bin ich in einer österreichischen Kleinstadt zu hause. Mit den Einheimischen aus der Umgebung hab ich keine Probleme, allerdings gehts hier an den Wochenenden zu, wie im wilden Westen! Da wird die ganze nacht rumgegröhlt und krakelt, Flaschen und Bierkrüge fliegen durch die Gegend, Gartenzäune werden kleingetreten, Autos beschädigt und Reifen zerstochen.
Im vergangenen Winter, hab ich gegen 1 Uhr nachts noch kurz das Fenster vom Schlafzimmer zum Lüften geöffnet und hatte sogleich einen matschigen Schneeball im Gesicht kleben. Der zweite lag dann im Bett und der dritte landete am Boden.
Da alle Drei fast zeitgleich abgefeuert wurden, hatte ich keine Gelegenheit mehr, das Fenster noch schnell zu schließen, nachdem mich der Erste getroffen hat.

Im Großen und Ganzen kann ich aber sagen, daß es seinerzeit in der Großstadt, wesentlich ruhiger zuging als hier. Trotzdem könnte ich mir nicht vorstellen, irgendwann wieder in irgend einem Dorf leben zu müssen, fernab von jeglicher Stadt, wo mir so ziemllich alles fehlen würde, was ich hier habe.

[Bearbeitet von Trabi Strietzl (05-07-2009 - 02:02)]

fch_pyromane

Beiträge: 32
Registriert am: 11.03.2005


Wenn ich das so lese, gröhlende Menschen, fliegende Gläser und Flaschen, beschädigtes Eigentum usw bin ich doch sehr sehr zufrieden mit meinem kleinen ruhigen ziviliesiertem Dorf wo ich weiß das andere Mitbewohner sich benehmen können und muß nicht Angst um meinen Zaun haben (und ich habe viel Zaun ) Ich kann auch nicht so recht verstehen wie man sich wohlfühlen kann wenn man Montags drauf hoffen muß das sein Zaun noch steht, sein Vorgarten noch sauber ist oder sein Auto über Nacht keine Lackschäden davon getragen hat. Und irgend ne Stadt haben die meisten Dörfer wohl in der Nähe. Bei mir sind zB 2,5km in die nächste Kleinstadt und jeweils 20km in 3 verschiedene Hansestädte.
Fay_von_kleinestinker

Beiträge: 1.774
Registriert am: 14.10.2002


Ich bin und bleibe eine Großstadtgöre.

Habe die meiste Zeit meines Lebens in Dresden verbracht und ich brauche die schlechte Luft zu leben .
GERADE die Anonymität finde ich das nette an der Großstadt. Und wenn man will (aber auch nur dann) ist jederzeit was los.
In meiner Kindheit lebte ich in einem DDR-Ghetto (wers kennt DD-Prohlis) und mußte jede *oink* auf der Straße grüßen - definitiv nicht mein Fall überall beobachtet zu sein. Ich such mir die Leute, die über meine Eßgewohnheiten, meine Affairen und meine Freundschaften bescheid wissen lieber selber aus. Und es interessiert mich auch nicht ob der Nachbar wieder seine Socken nicht gewaschen und damit den Unmut seiner Frau erregt hat.
Zu Jugendzeiten lebten wir knapp außerhalb DDs (Kesselsdorf) - bah wie öde. Ich ging in der Kleinstadt (Wilsdruff) zur Schule (okay das ging, war mir aber immernoch zu eng, wenn die Lehrer einen beim heimlischen Rauchen nachmittags trafen *gg*). Zu Besuchen bei meinem Vater im eingemeindeten Randdorf (DD-Gohlis), bei meinem Bruder in Österreich (Lesachtal) oder auch bei meiner Schwester (Schwarzwald) fühlte ich mich nur gelangweilt. Nun lebe ich in meiner kostengünstigen Hochhaus-3-Raum-Wohnung und bin ziemlich zufrieden. Ich kann hier zur Tür raus fallen zum Einkauf. KiGa, Schwimmbad, Freibad, Garten sind zu Fuß erreichbar und wenn ich noch mehr "Ägdschn" brauche, fährt die Bahn vor der Tür direkt in die Innenstadt (zu Museen, zum Flanieren, zum Shoppen, zum An-der-Elbe-Sitzen, zum Käffchentrinken) oder eben ins Kneipenviertel um gemütliche Abende zu verbringen. Was will frau mehr?!

Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Also "kostengünstige Hochhaus-3-Raum-Wohnung" gibt es auf dem Lande auch, wenn auch nicht in jedem Dorf und maximal nur 3 bis 5 Etagen. Beispiele dafür sind die ehemligen, aber teils hübsch sanierten Armee-Siedlungen an den Flugplätzen Rostock-Laage, Holzdorf, Schlotheim-Obermehler und Jänschwalde Ost und einige andere. Vor allem letztgenannte...idyllisch im Wald gelegen.

Nun noch meine Meinung zum Lande.
In den ländlichen Gegenden Ostsachsens und auch weit um Dresden herum ist mir aufgefallen, das man ja teilweise von einem Dorf ins andere rüberspucken kann. Also wenn man da wohnen müßte, dann kann man ja gleich in so eine nur aus Eigenheimen bestehende Großstadt ziehen.

[Bearbeitet von Christian K (05-07-2009 - 14:10)]

Seite: 1 2 3 Nächste Seite »

Springe zu:

Impressum | Datenschutz