Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
Seite: 1 2 Nächste Seite »
Autor Thema: Mindestlohn
Zoni

Beiträge: 3.538
Registriert am: 15.11.1999


Wie steht Ihr dazu ? Macht es Sinn ?
Was ist fuer Euch ein angemessener Mindestlohn ?
Wieviel braucht man zum Leben ?

TV P50

Beiträge: 3.959
Registriert am: 06.12.2001


Was man (angeblich) zum Leben braucht, zeigt ja der Regelsatz

Ob wir einen Mindestlohn brauchen, sollten die beantworten die ihn wirklich bräuchten, um mehr von ihrem Lohn zu haben, als der Regelleistungsbezieher ohne dafür arbeiten zu gehen.

Mindestlohn ist ein zwiespältiges Thema, dass größtenteils von der roten und dunkelroten Fraktion propagiert wird.

Nur, was wäre der Erfolg der Einführung?
An vielen Stellen sind die dienstleistenden Berufsgruppen unterbezahlt.
Würde man denen einen Mindestlohn zahlen, so kann man diese Kosten nur an den Nutzer der Dienstleistungen weiterreichen. Im Umkehrschluß bedeutet das nur eins....Dienstleistungen werden mehr kosten....und das will ja wieder keiner.

Es gibt ja auch schon Sparten mit Mindestlohn

[Bearbeitet von TV P50 (02-09-2011 - 12:32)]

Wartburg311

Beiträge: 291
Registriert am: 23.06.2009


Mindestlohn - der letzte Schwachsinn.

Wollen wir in einer leistungsorientierten ( und somit fairen ) Marktwirtschaft leben oder wieder in den Kommunismus abgleiten ?

POSTKUGEL

Beiträge: 2.620
Registriert am: 24.04.2002


Weder haben wir je im Kommunismus gelebt noch ist eine Marktwirtschaft zwingend fair.
Marlene

Beiträge: 1.083
Registriert am: 17.01.2007


Da gibt es eine Menge Argumente dafür wie dagegen. Es gibt Länder mit Mindestlohn, die nicht auf nordkoreanisches Wohlstandsniveau absinken und solche ohne, bei denen Papa trotzdem nicht den Jüngsten als Organspender verkaufen muß, um die Familie durchzubringen. Ich halte dafür, daß ein Mindestlohn nur dort eingeführt werden sollte, wo aufgrund einer konkreten Lage die Tarifautonomie nicht dazu ausreicht, krasse Mißverhältnisse auszutarieren. Normalerweise sind bei uns die Tarifparteien Garanten dafür, daß am Ende Arbeitgeber und -nehmer mit dem Lohnniveau zufrieden sein können. In Einzelfällen wie Bau, Gebäudereiniger etc. hat die Tarifautonomie nicht funktioniert, so daß wir dort Mindestlöhne haben. Bis zum Beweis des Gegenteils halte ich das für erforderlich aber auch ausreichend.

Gruß,
Marlene

Schorschle

Beiträge: 688
Registriert am: 18.03.2003


Es kann nicht sein, das es Leute gibt, die trotz einer 40h-Woche nicht von Ihrem Einkommmen leben können. Die müssen sich vom Amt Unterstützung holen, um über die Runden zu kommen. Diese Ausbeuterei wird von unser aller Steuergelder mitfinanziert und gehört schleunigst beendet.
Deshalb Mindeslohn für alle Bereiche!
Ich gehöre zum Glück nicht zu den oben genannten und bin gern bereit, hier und da (z.B. Friseur) etwas mehr zu bezahlen um die Verteuerung in manchen Bereichen auszugleichen.
Ich denke, ein Mindestlohn würde auch den sozialen Frieden und die Gesamzufriedenheit von allen verbessern.
Trabi Torsten

Beiträge: 340
Registriert am: 07.08.2010


ja eine schwierige Frage!

Ich denke immer an Bekannte die in der Landwirtschaft arbeiten! Die arbeiten im Sommer fast immer und sind mit viel Glück im Winter nicht beim Amt gemeldet! Und wenn mann deren Gehalt sieht und sich mal vorstellt wie die Leute davon leben sollen.
Ich möchte damit sagen das Leute fast nur von der Hand in den Mund leben und selten Rücklagen schaffen können!
Die meisten haben keine zusätzliche Altervorsorge. Das bedeutet die haben von ihrem sowieso geringen Einkommen noch weniger Rente im Alter!
Aber es gibt bestimmt auch andere Beispiele!
Generell sollten die Leute, die arbeiten mehr haben damit sich das Arbeiten auch lohnt!

Butcherbird

Beiträge: 440
Registriert am: 29.06.2008


Wartburg311, entweder bist Du BWLer oder Du bist nicht in der Lage Dein dümmliches Stammtischgeschwätz zu überblicken.

Das war ein Schlag in's Gesicht für mich, der
A) die freie SOZIALE Marktwirtschaft befürwortet und
b) aus dem Niedriglohnsektor (Sicherheitsdienst) kommt.

Wo bitte ist es fair daß ich für meine qualitative Arbeit einen Hungerlohn bekomme(n könnte)?
Wo bitte ist es fair daß ich durch Lohndumping unter das Existenzminimum gedrückt werde, trotzdem ich 240h im Monat arbeiten gehe?

Ich werd'ggf. mal aus dem Nähkästchen plaudern, aber das mach ich zuhause aus.

Inzwischen passen ich und meine Kollegen, die sich für Dich die Nächte um die Ohren schlagen, drauf auf daß Dein Arbeitsplatz auch am Montag noch besteht.

Wartburg311

Beiträge: 291
Registriert am: 23.06.2009


Nix BWLer, Ingenieur.
Schorschle

Beiträge: 688
Registriert am: 18.03.2003


...das bin ich auch (Ingenieur)
Manchmal kann ein Blick über den Tellerrand nicht schaden, um zu realisieren, in welchen (vergleichseise) luxuriösen Verhältnissen (Arbeitszeit/-bedingungen/-entgelt) man als angestellter Ingenieur so lebt.
Da brauch ich mich bei mir auf Arbeit nur in der Fertigung umschauen. Stichwort Zeitarbeit (Menschenhandel).
Es kann leider nicht jeder Ing. werden, aber auch "einfache" Arbeiten gehöhren anständig bezahlt.
Zoni

Beiträge: 3.538
Registriert am: 15.11.1999


Bin auch fuer einen Mindestlohn wer arbeitet soll auch Essen.

Da aber in diesem Staat ueber 1 Millionen Menschen, welche VOLLZEIT arbeiten gehen, noch ergaenzendes Hartz4 beantragen muessen um ueberleben zu koennen, bin ich fuer den Mindestlohn.

Immerhin bezahlen wir durch Steuergelder die Aufstockung mit, das ist fuer mich Sozialmissbrauch der Unternehemn die so wenig bezahlen.

Auch ich bin als Netzwerkadministrator mittlerweile in einer guten Position, ich weiss es aber noch ganz genau als ich Berufsanfaenger war und ich mich mit Lagerjobs etc. ueber Wasser gehalten habe.

Gottseidank scheint sich das Blatt gerade ein bisschen zu wenden, viele Unternehmen bekommen mittlerweile keine Fachkraefte mehr oder finden zu Ihren KOnditionen keinen mehr.

Diese Unternehmen koennen von mir aus den Bach runtergehen, wer von vorne herein mit einkalkuliert das der Staat nen Teil uebernimmt hat keine Daseinsberechtigung.

Qualitaet kostet nun mal.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Die "Argumente" des Kollegen Wartburg311 sind ja ergreifend tiefsinnig...

Ja, ein Mindestlohn ist hierzulande längst überfällig. Daß darüber in Zeiten von staatlich geförderten 1€-Jobs und sonstiger Hungerlohn-Legitimationen überhaupt diskutiert wird, ist ja erschreckend genug.

8€ Mindestlohn - selbst 10€ wären noch nicht so vermessen, daß man von Lohnwucher sprechen müßte.
Dienstleistungen werden dadurch teurer - sicher. Aber damit ist dann auch mal Schluß mit den Dumping-Konkurrenten des Fachhandwerks. Da gibts dann keinen McCut-Haarschnitt für 5€ mehr - aber die mit 8-10€ Mindestlohn bezahlte Friseuse im Handwerksbetrieb kann sich dann auch einen Haarschnitt beim Friseur wieder leisten. Die läßt es momentan nämlich schwarz von ihrer Kollegin machen - daheim, nach Feierabend und ohne Steuer und SV-Beitrag.

stephanfranz

Beiträge: 1.226
Registriert am: 28.11.2005


einen mindestlohn denke ich ist schon lange fällig ! es kann und darf nicht sein das ein mensch der wie ich zb. in der schwerindustrie arbeitet und zusätzlich harz4 beantragen muss damit er seine familie über wasser halten kann. ich gehe jeden tag im 3 schichtbetrieb lkw achsen, schwenklager ect. schmieden. teils bis 60 kg schwer im akkord!

ich arbeite über einer leihbude in der gesenkschmiede. lohndumping ist hier an der tagesordnung. ich bekomme gut 50% weniger lohn wie die festangestellten. für eine versprochene lohnerhöhung nach einem monat von 1,50 € musste ich 5 monate lang betteln. zum schluss sind nur 1,00 € mehr raus gekommen.

immerhin bin ich dann dank nachtschichten ca 20 euro über dem sozialhilfesatz.

des weiteren bin ich geldmäßig den anderen kolegen nicht nur im stundenlohn schlechter gestellt. ich bekomme auch keine :

- überstunden prozente
- schmutzzulage
- spätschicht prozente
- nachtschichtprozente nur lächerliche 25%

eine akkordzulage bekomme ich ebenfals nicht obwohl ich an den schmiedestraßen akkordarbeit leiste.

wie war das doch noch gleich mit dem gleichstellungsgesetz? was nützen einem die lächerlichen tarifverträge wenn es so viel misstand gibt? in manchen monaten frage ich mich warum ich mir meine knochen kaputt mache wenn ich selten mehr als den harz4 satz nach hause bringe. deswegen muss es einen angemessenen mindestlohn für vershiedene berufsgruppen geben.

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Genau das ist einer der Knackpunkte: über die staatlich gewollte und geförderte Lohndrückerei via mehr und mehr ausufernder Leih-/Zeitarbeit ist längst eine Art Paralleluniversum am Arbeits"markt" entstanden, incl. Minijobs etc.pp.. - Wichtig ist nur die frisierte Statistik und nicht etwa, daß der Vollzeitarbeitende von seinem Salair auch tatsächlich vernünftig leben kann.
Es ist ein absoluter Skandal, wieviele Leute inzw. trotz 40- und mehr Stundenwoche zusätzlich staatliche Unterstützung beantragen müssen. Die wir übrigens alle mitbezahlen - als willkommene Subvention diverser Unternehmer (von denen so mancher womöglich vor Lachen kaum in den Schlaf kommt...).
Insofern sehe ich Mindestlöhne als dringend notwendig und längst überfällig an, durch den gen Osten geöffneten Arbeits"markt" erst recht. Sollten diese Forderungen tatsächlich nur aus der "roten und dunkelroten Ecke" kommen, könnte das ja u.U. auch durchaus tief blicken lassen, oder...
@ wartburg311: bei Deiner "leistungsorientierten und somit fairen (!) Marktwirtschaft" bin ich vor Lachen bald von der Couch geglitten - denn damit ist´s wohl spätestens seit den 90er Jahren vorbei, fürchte ich...
Dr Quincy

Beiträge: 449
Registriert am: 26.04.2010


Es ist glaube schon schwer genug, als Facharbeiter in seiner Ecke eine bezahlte Arbeit zu finden. Ich habe es seit Ende März (ich war bis 31.07. angestellt, habe den Braten aber schon ab Ende März gerochen) in Dresden und Umgebung versucht. Ohne Erfolg, da der 20jährige mit 40 Jahren Berufserfahrung, zwei Doktortiteln, Adonisfigur und der Willigkeit für 2,30 Euro brutto 48 Stunden am Tag alles zu machen nun mal bevorzugt wird.

Mindestlohn ist eigentlich nicht schlecht. Allerdings besteht dieses Rechts- und Sozialsystem leider nur noch aus Pauschalisierungen und Regelsätzen.

Dabei wird nie betrachtet, dass es selbst in einem Bundesland immer wieder sehr, sehr unterschiedlich zugehen kann, was die Menschen, die Lebenseinstellung, Lebenshaltungskosten,... angeht.
Wer mit der Straßenbahn 10 Minuten bis zu seinem Bürostuhl fahren kann hat es z.B. besser als jemand, der mit den privaten Auto jeden Tag 100 und mehr Kilometer fährt.

Bevor ich in die Verlegenheit komme und von weit unten wieder "neidisch" auf die für mich rosig klingenden Mindestlohnforderungen sehen muss, such ich mir einfach eine andere Region aus, um aktiv zu werden. Dresden, Sachsen und auch der Osten lohnen sich für mich nicht mehr, also bin ich hoffentlich bald nicht mehr hier.

Man kann natürlich niemandem verbieten an seinem Arbeitgeber kleben zu bleiben und um Mindestlöhne zu betteln oder halt auch weiter suchen und den AG und ggf. das Umfeld zu wechseln. Vielleicht ist es wirklich mal so, dass Fachkräfte fehlen und die Unternehmer aufwachen und feststellen, dass weder mit Sklavenhaltung noch mit Hire&Fire Leute auf Dauer haltbar sind.

[Bearbeitet von Dr Quincy (06-09-2011 - 07:55)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


So (bezogen vor allem auf den letzten Absatz) kann wohl nur jemand reden, der noch ziemlich am Anfang der Errichtung seines Lebensgebäudes steht - in materieller wie in zwischenmenschlicher Sicht. Ich z.B. "klebe" mit Sicherheit weitaus weniger an meinem Arbeit"geber" (der meine Arbeit bekanntlich nimmt ) als vielmehr an meiner Familie, Freunden und dem bescheidenen Eigendomizil, welches wir uns hier aufgebaut haben. Wen derartiges nicht hält und wer obendrein noch recht jung ist, der hat freilich gut reden...

[Bearbeitet von standard (06-09-2011 - 08:27)]

TV P50

Beiträge: 3.959
Registriert am: 06.12.2001


Mindestlöhne steigern die Kaufkraft der Arbeitnehmer. Diese Kaufkraft stecken sie in Produkte die durch den Mindestlohn im Preis angehoben werden mußten. Also im Grunde ein Kreislauf ohne Ende.

Bestehender Vorteil den wir aber gerade erleben ist, dass so wie es ist, die Konjunktur am (wenn auch derzeit etwas gebremsten) steigen ist. So sehen die Statistiken und Kurven gut aus, so wie die Regierung es braucht.
Was die rote Seite propagiert muß nicht immer schlecht sein, aber selten legen sie auch dar, wie sie das alles finanzieren wollen.

Im Grunde finazieren es doch alle wieder selber von ihrem Lohn. Im Endeffekt (wenn man länger darüber nachdenkt) ist es doch egal wo der Einzelne sein Geld herbekommt. Dazu steht natürlich die persönliche Erniedriegung im krassen Gegensatz, wenn man zusätzlich zum Gehalt noch auf einem Amt betteln muß.

Gewinner sind doch nur wieder die Unternehmen.....die sich sicher vor lachen kaum den bauch halten können.

Also was verändert der Mindestlohn? Werden die Sozialabgaben gekürzt wenn die Unternehmen Mindestlöhne zahlen müssen und man so nicht mehr für Aufstocker mitbezahlen muß? Wird man mit Mindestlohn mehr als mit Gehalt plus ergänzendes Hartz IV haben? Werden die Preise stabil bleiben?

Also, wer für den Mindestlohn stimmt, müßte doch auch Argumente dazu haben?

[Bearbeitet von TV P50 (06-09-2011 - 08:38)]

Dr Quincy

Beiträge: 449
Registriert am: 26.04.2010


Ich werde im Dezember 30.
Mein Problem - bis 2004 hatte ich mir richtig was erarbeitet und hätte theoretisch bis jetzt auch was erreichen können. Dann kam aber der Krebs. Überstanden.
Danach die Totalenteignung nicht! Weder menschlich noch finanziell/materiell. Soll heißen, ich habe nichts mehr und derzeit nicht mal ne Chance, hier glücklich zu werden.

Also bin ich unerwünscht, hab nichts mehr zu verlieren und jeder Arbeitgeber sollte das Konkurrenzdenken mittlerweile auch auf die Arbeitnehmer ausdehnen.
Fachkräftemangel, Nachwuchsmangel,... allerdings scheint das noch niemanden was anzugehen, auch im Anbetracht der nach wie vor hohen Abwanderungszahlen Ost sowie Gesamtdeutschland. Dann holen wir uns halt wieder Nachschub... ach nee, auch Polen machen ja im Osten auch nicht mehr alles...

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Q Tim: Der Mindestlohn verhindert branchenweites Lohndumping ebenso wie das allgegennwärtige Unterlaufen von Tarifverträgen.
Der Mindestlohn steigert (und das sollte man m.E. nicht gering schätzen!) das Selbstwertgefühl der betroffenen Leute, die eben nicht mehr gezwungen sind, totz Vollzeitarbeit auf dem Amt betteln zu gehen.
Und nicht zuletzt würde er ein Stückchen dazu beitragen, eine durch und durch verlogene Statistik wenigstens ein Bisschen realer zu machen (indem eben als in Lohn und Brot stehend geführte Leute NICHT mehr hintenrum doch vom Staat/von allen Arbeitenden/Steuern zahlenden mitbfinanziert werden müßten.
Die Argumentation in Richtung Preisspirale, (nicht) sinkender Steuern und Sozialabgaben ist bei dieser Diskussion m.E. insofern fehl am Platze, weil sich hier auch ohne die Einführung von Mindestlöhnen rein gar nichts mehr ändern wird. Wir werden mittelfristig >höhere< Steuern und Abgaben bekommen - spätestens nach all dem, was sich im Laufe dieses Jahres in Europa und weltweit so abgespielt hat/noch abspielen wird, sollte man daran keine Zweifel aufkommen lassen.
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Rischtisch - damit ist ein Großteil der Pro-Argumente genannt, insbesondere der Teil mit dem Lohndumping "hintenrum" trotz bestehender Tarifverträge ist mir da wichtig.

Es kann einfach nicht angehen, daß Unternehmen bei ständig steigenden Gewinnen Arbeitsverhältnisse anbieten, die zu mehr als einem Drittel vom Steuerzahler in Form von Aufstockungsleistungen & Co. finanziert werden. Die Umlage von Lohnkosten auf den Staatshaushalt - das ist übrigens auch in höchstem Maße unmarktwirtschaftlich, weil es geen die einfachsten Wettbewerbsgrundsätze verstößt.

Es gibt übrigens eine Alternativlösung zum Mindestlohn, die aber auch nur von "Roten" und einer extra dafür eingerichteten Initiative propagiert wird:
Das bedingungslose Grundeinkommen. Bekommt jeder - vom Millionär bis zum Brückenpenner. Letzterer ist dann keiner mehr, weil er sich ein anständiges Leben leisten kann, ersterer bleibts weiter und kann somit auch zufrieden sein. Das Geld würde mehrheitlich direkt in Konsum investiert und die Steuererträge dadurch massiv erhöhen. Im Gegenzug könnte man die komplette Arbeitslosenversorgung und die bisherige Altersrente ersatzlos abschaffen - davon bliebe dann nur eine Art Zusatzversorgung (ich nenne sie mal "freiwillige Zusatzrente - FZR" ) übrig, die sich jeder nach Wunsch noch obendrauf packen kann.
Familien hätten keine Probleme mehr, Kindermangel und Kinderarmut wären im Prinzip vom Tisch, das Existenzminimum wäre kein Thema mehr. Ungefähr 1500€ pro Person und Monat müßte es ausmachen - dann hätte man die Basisprobleme gelöst.
Und weil dann niemand mehr wirklich arbeiten muß um sich vorm Verhungern zu schützen, sondern nur noch, um obendrauf zu verdienen, klärt sich das mit den Löhnen von allein. Die müßten dann nämlich mit echter Lockwirkung versehen sein, sondt kommt keiner mehr.

Leider gibt es das Staatssäckel so nicht her - obwohl ja die 70%, die wir jetzt für Soziales ausgeben, dann weitgehend wegfielen - es reicht nunmal nicht für diese nette Idee.

Außerdem würde wegen der dann nötigen hohen Löhne eine Preissteigerung nach der anderen folgen, die Inflation angeheizt, das Grundeinkommen wäre bald zu gering - und das Rad dreht sich wieder von vorn.

Also - auch keine wirkliche Lösung...

Bliebe der klassische Mindestlohn - für alle.

Zoni

Beiträge: 3.538
Registriert am: 15.11.1999


Durch den Mindestlohn wuerden auch Millionen an Subventionen eingespart werden und im Gegenteil auch wieder mehr Steuergelder in die Kassen fliessen !

[Bearbeitet von Zoni (06-09-2011 - 12:57)]

TV P50

Beiträge: 3.959
Registriert am: 06.12.2001


Das Selbstwertgefühl steht außer Frage und bleibt absolut unbestritten.

Aber, primär geht es doch um die unteren Gehaltsschichten, die gezwungen sind, durch ein zu geringes Einkommen aufzustocken.

Wenn diese Einkommensgruppe nun einen Mindestlohn erhält, der sie davon befreit aufzustocken, gleichzeitig aber unzählige Dinge im Leben teuer werden (wovon ich derzeit fest überzeugt bin), was haben diese Menschen gewonnen?

Es wäre Illusion zu glauben, das die Preise mit flächendeckendem Mindestlohn stabil bleiben. Und so sind es die "Armen" die nicht ein Prozent besser dastehen als vorher.

Wenn die, die nicht aufstocken müssen, solidarisch beim Friseur den neuen Preis zur Deckung des Mindestlohnes mitzahlen, so muß ihn der neue Mindestlohnempfänger auch bezahlen. Er wird ja von der Preissteigerung nicht befreit.

Und so bleibt die Frage, was bleibt vom neuen Geld (Mindestlohn), außer dem Gefühl nicht mehr um Aufstockung betteln zu müssen?

Ich glaube kaum das ein Mindestlohn so hoch wäre, um alle Preissteigerungen abzufangen und am Ende noch ein (wenigstens kleines) Plus zu haben.

Wartburg311

Beiträge: 291
Registriert am: 23.06.2009


Denkt auch mal jemand daran, wieviel Arbeitsplätze durch den geheiligten Mindestlohn zerstört würden ??? Was bringt mir ein theoretischer Lohnzuwachs von 50 % dank eures Mindestlohn, wenn ich meine Arbeit verliere und fortan von Sozialhilfe leben darf ?
Zoni

Beiträge: 3.538
Registriert am: 15.11.1999


@Wartburg11: kein einziger ! In saemtlichen Laendern der Eu wo ein Mindestlohn eingefuehrt wurde ist das Gegenteil passiert, es sind mehr Jobs entstanden.
Das ist ein Mär von der Vernichtung der Arbeitsplaetze die wissenschafltich widerlegt ist !
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


...aber vom Kapital und seinen Handlangern (und seien es noch so kleine, aber entsprechend korrumpierte Angehörige der Arbeiterklasse) immer wieder gern und gebetsmühenartg kolportiert.

Warum?
Weil nichts besser zieht als die künstlich geschürte Angst vor angeblichen der Vernichtung von Arbeitsplätzen.

Am besten funktioniert das bei den Damen und Herren Politikern...sprich über verlorengehende Arbeitsplätze und sie machen gleich Männchen und erfüllen jeder Lobby jeden Wunsch.

Leute - die Perversion beginnt doch dort, wo aus Minijobs und geförderten 1€- bzw. Weiterbildungsmaßnahmen sowie aus unterbezahlter Leiharbeit für die Statistik reguläre Jobs gemacht werden.
Nur, um die Arbeitslosenquote kleinzurechnen.

Ruediger

Beiträge: 1.404
Registriert am: 17.04.2005


Was wäre denn eurer Meinung nach ein Mindeststundensatz?
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Irgendwas zwischen 8 und 10€. Wäre also ein Monats-Bruttoeinkommen zwischen 1280€ und 1600€.

Aufgrund der Inflationsrate in den letzten 2 Jahren sind die bisher diskutierten 7,50€ vermutlich schon wieder unrealistisch.

TV P50

Beiträge: 3.959
Registriert am: 06.12.2001


Hast du dazu mal einen der Hartz IV Rechner angeschmissen?

Nimm einfach mal eine Familie mit zwei Kindern (4 Jahre und 8 Jahre). Die Familie lebt in einer 4 Wohnung im Plattenbau. Kaltmiete 500€ Heizkosten 150€.

Noch schlimmer sieht es bei einer alleinstehenden Mutter (Friseurin)mit diesen zwei Kindern und "nur" 450€ Miete und 120€ Heizkosten aus.

Selbst mit 10€ Mindestlohn liegt die Mutter immernoch auf Hartz IV Niveau!!!

1600€ Verdienst Steuerklasse 2 für Alleinerziehende sind rund 1170€ Netto.
Dazu kommt lediglich Kindergeld.

Nach dem Hartz IV Rechner bekommt sie Regelsatz plus Unterkunft..... nicht lachen aber es sind fast genau 1170€.
Dazu auch hier das Kindergeld.

Warum sollte sie arbeiten gehen? Warum sollte sie mit 10€ Mindestlohn besser wegkommen?

Viel besser siehts bei der Familie auch nicht aus. Wenn Vater arbeiten geht und 1600€ brutto hat, seine Frau einen Minjob auf 400€ Basis, kann er die Steuerklasse drei nehmen und bekommt rund 1270€ dazu die 400€ der Frau und Kindergeld.

Hartz IV würden sie rund 1430€ bekommen und zahlen am kindergarten nur den Mindestsatz, haben keine Wegekosten zur Arbeit usw usw.

Ich könnt endlos weitermachen.....
10€ sind witzlos.....

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Nein.
Denn sie verhindern das, was wir momentan überall und mit wachsender Tendenz sehen: Löhne unter dem HIV-Niveau. Und damit all die Aufstocker, die den Staat letztlich viel Geld kosten.

Was wäre Dein Vorschlag? 15€? 20€?

TV P50

Beiträge: 3.959
Registriert am: 06.12.2001


Einen konkreten Gegenvorschlag hab ich leider nicht, aber warum sollte jemand 40 Stunden die Woche arbeiten gehen, wenn er für das gleiche Geld zu Hause sitzen kann?

Der Mindestlohn muß auf jeden Fall so hoch sein, das er sich vom Hartz IV Niveau absetzt und zwar wenn alle Fixkosten bezahlt sind!

Ein weiterer Nachteil des Arbeitnehmers im Niedriglohnsegment ist ja, das er nicht die sozialen Vergünstigungen und erlassenen Gebühren wie der Transferleistungsempfänger hat. Beispiele wären z.B. die Sozialtickets bei den ÖPNV´s oder die Freistellung von der GEZ

Wenn man alles durchrechnet, jede Vergünstigung berücksichtigt, so müßte man vermutlich wirklich bei 15€ anfangen....

[Bearbeitet von TV P50 (06-09-2011 - 18:37)]

Seite: 1 2 Nächste Seite »

Springe zu:

Impressum | Datenschutz