Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV |
|
Trabiklatsch » Der Dativ ist DEM Genitiv sein Tod...Stilblüten... |
Seite: 1 2 3 4 5 Nächste Seite » | |
Autor | Thema: Der Dativ ist DEM Genitiv sein Tod...Stilblüten... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Bastian Sick hat in seinem Mehrbänder ja viele nette Stilblüten deutscher Sprache in Wort und Schrift gesammelt. Ich hab aber jetzt auch ein wirklich schönes Ding auf der Besuchertoilette des Chemnitzer Bethanien-Krankenhauses entdeckt - und durch Zufall steckte die Kamera in der Jackentasche, sodaß ich mir die Konservierung nicht verkneifen mußte. Seht selbst: |
Schumi
Beiträge: 3.544 |
Tja, rettet dem Dativ... oder auch nicht Auf dem Naumburger Taubenmarkt sah man vorletztes Wochenende "Weise Brieftauben" (auf einem Angebotsschild) - klar, die schlauen Tiere wissen eben immer genau, wo sie hin fliegen sollen Unter meinem Weihnachtsbaum lag kürzlich übrigens "Happy Aua" von Bastian Sick. Unbedingt empfehlenswert! |
Obelix
Beiträge: 653 |
Ich reg mich über Sätze wie "In das Kästchen muss du dann einen Hacken reinmachen" oder "Das Packet kommt mit der Post" schon gar nicht mehr auf. Im Unterschied zu "Ich hab mir einen Trabbi gekauft" |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Um eine Idee von wilhelminus aufzugreifen: Stellt Euch vor, ich hätte das mit dem Krankenhaus verschwiegen und statt dessen "Tonstudio Chemnitz" eingesetzt... |
wilhelminus
Beiträge: 1.980 |
... zwecks Dopingkontrolle!!! |
601 Uncrowned
Beiträge: 4.632 |
Meine gesammelten Klöpse der vergangenen Wochen lauten wie folgt: "Kinderpunch" (Gewalt an der Glühweinbude) Eine total süße Ausnahme macht da die Aufschrift "(Speise) Rote Bohnensüss (Korea)" im Asia Mekong am Alex. Immer wieder drollig! |
U_N_Bekannt
Beiträge: 1.307 |
Leider gibts das nicht als Schild, aber mein Filius und ich freuten uns schon mehrfach an der Kasse eines hiesigen ALDI-Marktes. Eine der Stammkassiererinnen hat es öfter mal drauf, begleitet von heftigem Armwinken, dem letzten Kunden in der Schlange zuzurufen: "Ob Sie mal!" Der geübte letzte Kunde in der Schlange weiß dann, dass er das Schild mit der Aufschrift: "Hier bitte nicht mehr anstellen!" aufzustellen hat... [Bearbeitet von U_N_Bekannt (23-01-2008 - 23:57)] |
trabiheizer
Beiträge: 561 |
Was mich unheimlich stört, ist die Tatsache, daß unsere Rechtschreibung mehr oder weniger auf den Hund gekommen ist... ebay: Bautenzug, Lichtmaschiene, Model (für Automodell), Packet (für Paket) usw. |
Chris601
Beiträge: 9.390 |
"Bautenzüge" ist doch völlig richtig geschrieben! Sowas gibts! |
Schumi
Beiträge: 3.544 |
An einer Packung Leibnitz-Kinderkekse entdeckte ich kürzlich einen "Wiederverschluss". |
Dirk 72
Beiträge: 1.046 |
Bin ja mal gespannt wann nun endlich mal Radnabe mir r geschrieben wird, ist mittlerweile in der Bucht schon in der Überzahl... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Jedenfalls erlebt man mit dem Genitiv sozusagen ein GeniTIEF, ähnlich ist es auch mit dem KonjunkTIEF. Tja, die sprachlich so blumigen Zeiten von Goethe & Co. sind offenkundig vorüber... |
wilhelminus
Beiträge: 1.980 |
Wohlan, möge er nun nicht bar jeder Hoffnung sein... (und schon fanden beide Verwendung) |
wl13
Beiträge: 190 |
Also ich bin dann mal vor dem Computer gesessen....... Tunnel im Gesicht.....gaaaaaaaaanz tief.... |
601 Uncrowned
Beiträge: 4.632 |
Und der Wagen hat soundsoviel km gelaufen. Ist aber landschaftlich gebräuchlich und soll damit wohl in Ordnung sein. Auch wenn es uns noch so dolle Entenpelle macht. |
Schumi
Beiträge: 3.544 |
Genauso wie die "westdeutschen Uhrzeiten": Viertel vor..., viertel nach... Kann ein denn Glas viertel nach voll oder viertel vor leer sein??? |
wolfi
Beiträge: 290 |
Wir Schwaben sagen "halb Zehn" (9.30)oder "Dreiviertel Elf" (10.45) - übrigens genau wie die Ungarn. Von den Russen wurde mir das auch berichtet, kann ich aber nicht bestätigen. Mancher hier müsste das doch noch wissen, oder? |
pwb601
Beiträge: 3.903 |
Ein Glas kann nicht viertel nach voll sein, aber um "Viertel nach zehn" verstehen zu können, bedarf es schon der Kenntnis eines Uhrenziffernblattes und der unfehlbaren Unterscheidung des Stunden- und Minutenzeigers auf demselben, dazu umfassender theoretischer mathematischer Kenntnisse, was ein Kreis sei und wie er definiert werde, desgleichen dessen natürlichen Unterteilungen in Hälften und Viertel Wer "viertel elf" nicht von Kindesbeinen an kennt (oder jemand, der Deutsch lernt), hat IMMER die Schwierigkeit, ob das jetzt "die elfte Stunde PLUS ein Viertel", "die elfte Stunde MINUS ein Viertel" heißen soll, oder "ein Viertel bis zur ganzen Elf hin" bzw. "ein Viertel von der ganzen Elf weg". Wer das von zuhause kennt, verstehts natürlich, ohne drüber nachzudenken (wer sich über andere lustig macht, die das nicht auf Anhieb verstehen, zeigt erst mal ein gutes Maß an Unkenntnis hinsichtlich sprachlicher Varianten) ... man liest die Uhrzeit schließlich AUS Gläsern, sondern VON Gläsern ab, im schlimmsten Fall hat man dann noch zur gleichen Verwendung Glasen, aber die haben mit Siliziumstrukturen wiederum nur indirekt zu tun (na wer kennts, ausgenommen vom Ratespiel sind Norddeutsche und Marineangehörige ) West- bzw. Ostdeutsch ist die Unterteilung jedenfalls nicht, schon alleine weil es kein "west-" bzw. "ostdeutsches" Sprachgebiet gibt. Der Sprachraum reicht von den östlichen Niederlanden bis nach Russland rein und von Dänemark bis Norditalien - von Nord- über Südamerika, Namibia, Australien ... soo einfach ists dann leider doch nicht andere Bsp.: "hinunter" / "herunter" - es gibt Gegenden in D, da bedeuten beide Ausdrücke das gleiche, in anderen gibts da einen sehr sehr wichtigen Unterschied 2 Dinge noch: 1. amüsieren ja, aber lustig machen sollte sich keiner. Denn niemand hier, inklusive meiner Wenigkeit, die Sprachwissenschaftszeugs studiert und zum Beruf hat, spricht "perfektes" Deutsch - das gibts nicht und kanns nicht geben, denn "Richtig" oder "Falsch" ist eine Aussprache, eine grammatische Formulierung, ein Satz (btw hat bisher niemand definiert, was überhaupt ein Satz sei; oder eher: es gibt Dutzende Definitionen dafür ) immer nur in einem sehr engen historischen Kontext: heute - nach Regeln, die willkürlich und arbiträr festgelegt worden sind - morgen kanns schon anders aussehen... Sprachentwicklung kann man da durchaus gelassen sehen, die gab es in bezug aufs Deutsche schon vor 1000 Jahren und die wird es auch in 1000 Jahren noch geben. Und wer Angst vor Anglizismen hat: die meisten "echten Anglizismen" erkennt niemand als solche, Sachen wie Handy oder Consulter sind es jedenfalls nicht. in diesem Sinne: abair ach beagan is abair gu math e Sprache erfüllt ihren Zweck, wenn sie verstanden wird, und das wird sie, ob der Genitiv nun mit dem Dativ zusammenfällt (siehe Deluxens erster Beitrag) oder umschrieben wird "Der Mann von der Frau da") oder bleibt, wie er ist. |
601F
Beiträge: 275 |
viertel Elf - das Viertel der elften Stunde. Ist doch eigentlich ganz logisch. Nach deiner Ausführung pwb601, müsste das dann die elfte Stunde minus drei Viertel, oder die zehnte Stunde plus ein Viertel heißen... Naja, um Verwirrung zu vermeiden, kann man auch einfach 10,15Uhr sagen. Oder 10Uhr15 edit: falscher Smiler [Bearbeitet von 601F (25-01-2008 - 13:10)] |
Whysker
Beiträge: 534 |
Nun ja, das hat jetzt sicherlich nichts mit dem Thema hier zutun, aber mit Glasen wurde keine Uhrzeit gemessen @pwb601, sondern die Länge einer Wache auf Schiffen. 1 Glasen, also der komplette Durchlauf einer Sanduhr, betrug, nach jetziger Zeitmessung, 30 Min.. Die Wachen waren in 4 Std.-takte eingeteilt und wurden ab dem höchsten Stand der Sonne am jeweiligen Standort des Schiffes gerechnet. Also z.B. Mittagswache von 12:00 bis 04:00 Nachmittags. Dann entspricht also 1 Glasen der Mittagswache 12:30 mittags. Eine Wache war demnach immer 8 Glasen lang. Man möge mich bitte berichtigen, wenn ich etwas falsch erklärt habe. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
quote: Das mag natürlich rein digital betrachtet so sein. Aber daß sowas ausgerechnet von Sprachwissenschaftlern publiziert wird, macht mir dann doch etwas Angst. Schließlich besteht Sprache zum Glück nicht nur aus Kombinationen von 0 und 1. Denn nach meiner Meinung entwickelt sich die Sprache derzeit nicht in dem natürlichen Maße weiter wie früher, sondern wird künstlich beschnitten. Durch äußere Einflüsse (Globalisierung, Anglisierung (auch unbeholfene) der gesamten Welt, Medien) und auch durch innere Mängel (Bildungsnotstand, fehlgeleitete Sprachentwicklung der jungen Generationen, eine Art Sprachfaulheit, Vereinfachung in allen Bereichen, zunehmende Verwendung von Bild statt Wort). Das hat mit natürlicher Sprachentwicklung nichts zu tun (sage ich mal als Laie), sondern bedeutet den künstlich verursachten Tod einer sprachlichen Vielfalt, wie sie nur im Deutschen zu finden war/ist. Wenn es so vereinfacht wird, daß alles durchgeht, was man versteht - nun - dann dürfte sich über kurz oder lang die gesamte Orthographie nebst der gesamten Grammatik im Mülleimer der Sprachgeschichte wiederfinden. Womit wir wieder im Mittelalter angekommen wären... Und Deutsch braucht dann keiner mehr...weil's keiner mehr (buchstäblich) gebrauchen kann. Ich vertrete trotz allem die Ansicht, daß es auch für eine Krankenschwester mit Realschulabschluß zumutbar ist, statt "wegen einem Becher" eben doch richtigerweise "wegen eines Bechers" zu schreiben. In der Schriftsprache jedenfalls sollte man dem Genitiv doch den Vorrang einräumen. Umganssprachlich verwendet ihn sowieso kein Mensch mehr, künstliche Ausrottung tut also nicht Not. Und das alles wegen dem guten Deutsch! [Bearbeitet von Deluxe (25-01-2008 - 14:13)] |
pwb601
Beiträge: 3.903 |
Stimmt Whysker, aber du hättest ruhig mal ein paar andere mitraten lassen können Deluxe, vor einem künstlichen Tod der Sprache braucht keiner Angst zu haben - Deutsch wird im Vergleich zu tausenden anderen Sprachen noch sehr sehr lange überleben. Und um auf Dein Beispiel zurückzukommen: das ist sehr gut. Weil es zeigt, daß Sprachentwicklung immer mündlich stattfindet und dann schriftlich nachzieht. "wegen eines Bechers" wird verschwinden, weil mittlerweile fast jeder "wegen dem Becher" sagt - und es irgendwann auch schreibt, weil die "alte" Form keiner mehr kennt oder sie lustig oder veraltet findet. Das kann man bedauern, begrüßen oder ignorieren - passieren wird es, so oder so. Die sprachliche Vielfalt bleibt nach wie vor bestehen und entwickelt sich genauso weiter wie schon immer. Im Wortschatz. In der Grammatik natürlich nicht, denn jede Sprache tendiert von Natur aus zur selbständigen Vereinfachung. Menschen sind eben instinktiv faul (das gute ist: irgendwann entstehen aus alten Sprachen auch einfach neue; aus dem Lateinischen ist ohne Bruch und Übergang eine ganze Sprachfamilie geworden ... selbst das Deutschen könnte - wer weiß das schon - in Zukunft Ausgangspunkt für ein Dutzend ganz neuer Sprachen werden "Ausrottung" ist zu übertrieben ... etwas mehr Gelassenheit; das Englische hat heute fast mehr französische Lehnwörter als originär altenglische, und trotzdem hat es überlebt |
Beppo
Beiträge: 12.828 |
Sorry wenns OT ist, aber das muß noch raus. Ich kenne übrigens auch die Angabe "fünf vor dreiviertel zwei" und in Hormersdorf (garnicht so weit weg von mir) würde das heissen "acht Ziffern zwe'e" - siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Hormersdorf#Mundartuhr edit wg. url-Vertipperung [Bearbeitet von Beppo (25-01-2008 - 19:22)] |
601_at
Beiträge: 384 |
Irgendwie erinnert mich das an den Mitschüler, der in einer sehr zähen Mathematikstunde auf die geflüsterte Frage "Wie spät?" mit "Fünf nach zehn vor Dreiviertel!" antwortete Meine Lieblings-Ebay-Blüten sind der häufig wiederkehrende Jugendstiel und die absolut unschlagbaren Teile aus Bagalitt (das als Bakelit zu identifizieren ist schon eine gewisse Herausforderung). In einer österreichischen Anzeigenzeitschrift gab es dann auch noch das Grammophon mit Kurgel, den Flachbrettscanner und (mein Liebling) den Computer mit 10-Megabit-Eternitkarte. |
wolfi
Beiträge: 290 |
Dazu ein Witz: Fragt der ? (hier generischen Begriff einsetzen: Ostfriese, Sachse, Österreicher) den Schwaben: Wie spät isses? Antwortet der Schwabe: fünf vor halb zwei. Tobt der ? : Ich will nicht wissen, wie spät es in fünf Minuten ist, ich will wissen, wie spät es jetzt ist. Andere Variante: Was für ein Datum ist heute? Antwort: Schau doch in der Zeitung nach! - Bringt nix, die ist doch von gestern! |
Jabberwockey
Beiträge: 1.391 |
Original von pwb601: Ein herrliches Fazit Gruß, Holger [Bearbeitet von Jabberwockey (25-01-2008 - 21:52)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
@pwb: Wobei ich ja nicht vom künstlichen Tod der Sprache, sondern nur vom künstlich verursachten Tod der VIELFALT sprach... |
pwb601
Beiträge: 3.903 |
quote: Da ist nichts künstlich verursacht. Wir haben viel mehr Einflüsse von außen als früher, keine Frage. Internet, Fernsehen, Globalisierung, all das trägt dazu bei. Nur: dadurch sterben nicht nur Varianten schneller aus, es kommen auch viele neue hinzu. Außerdem haben wir ein wahnsinnig hohes Niveau an Verschriftlichung von Sprache erreicht: dadurch werden sehr sehr viele Formen konserviert und bleiben erhalten, die auf natürlichem Wege bereits ausgestorben wären (darunter gerade sehr viele grammatische Vielfalten). Deutsch ist und bleibt eine der lebendigsten Sprachen der Welt. Wer hierzulande wohnt, und sich unbedingt Sorgen machen will, kann sich ja mal mit dem Nieder- und Obersorbischen, dem Nordfriesischen, dem Saterfriesischen, dem Jenischen, dem Rotwelchen, dem Niederdeutschen (nein, nicht dem banalen Platt), dem Niederdänischen beschäftigen. Das sind Sprachen, die Ende diesen Jahrhunderts vermutlich alle tot sein werden. Wem das nicht reicht: es gibt noch ca. 2000 andere Sprachen, die in den nächsten 100 Jahren völlig aussterben werden, darunter ein Dutzend in Westeuropa - wer über die Entwicklung im Deutschen jammert, tut das wieder mal auf einem typisch germanisch-hohen Niveau |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Och menno - wenn ich doch nunmal an dem ollen Zeugs häng... |
pwb601
Beiträge: 3.903 |
Ich seh's halt so, die Ersatzteilversorgung fürs Deutsche ist sehr gut gewährleistet, es gibt ne Menge gute (und natürlich auch weniger gute) Nachproduktionen für Teile, die aus dem Sortiment gefallen sind, immer noch ein Riesenhaufen Originalbestandsteile und Millionen findiger Bastler, die den Karren am Leben halten |
Seite: 1 2 3 4 5 Nächste Seite » | |
|