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Autor Thema: Wahlen 2009
Dachzelt_Ulli

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So, die Sachsen haben fertig. Ab morgen kann im Prinzip schon wieder regiert werden, schwarz-gelb, wie erwartet. In Thüringen und im Saarland wird der Knatsch noch Wochen (!) dauern.....
Anne

Beiträge: 3.555
Registriert am: 26.02.2001


richtig ulli!! hab ich auch vorausgesagt.
Wie heisst es denn so schön: "mir sachsen mir sind helle,das wees de ganze weld und wenn ma nich helle sind ham wer uns vertelld"

Naja, trifft leider nicht für alle zu, da die NPD es ja wieder auch geschafft hat.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Tja...woran das sächsische Ergebnis liegt, ist wohl eindeutig:

Es gehen nur noch diejenigen zur Wahl, die schwarze (und schwärzeste) Politik seit 20 Jahren gewohnheitsmäßig gut finden und (genauso gewohnheitsmäßig) wiederwählen. Man könnte eigentlich das traditionelle Zettelfalten wieder einführen - nur die Kandidaten der Nationalen Front durch die CDU ersetzen. Die Menschen hätten es einfacher...

All die Unzufriedenen sind mittlerweile resigniert und bleiben gleich zuhause. Damit geht die Politik weiter wie bisher - die Unzufriedenen werden noch unzufriedener und gehen vor lauter Unzufriedenheit auch beim nächsten mal nicht hin. "Es ändert sich ja doch nix"...*JAMMER*...*NINGEL*..."HinternaufdemSofawärm".

Sorry - so kommts mit manchmal vor...


51% Wahlbeteiligung in Sachsen - in meinen Augen ist ein solches Votum glatt ungültig...denn mit demoktratisch legitimierten MEHRheiten hat's nix zu tun.

Aber bitte - solange die Nichtwähler glauben, daß ihr Boykott irgendwie und irgendwem auffällt und in irgendwelchen politischen Hirnen irgendeinen (Denk)Prozeß auslöst...solange ändert sich auch nix.

Denn es dürfte ein fataler Irrglaube sein, wenn man Nichtwählen ernsthaft als geeignet empfindet, die ungeliebte politische Landschaft zu verändern oder irgendwie aufzuwiegeln.
Mag sein, daß der Glaube, durch Urnengang etwas zu bewirken, ähnlich irrig ist. Kann durchaus sein - gleich kommt ohnehin wieder der geistreiche Spruch mit den Wahlen, die, würden sie etwas ändern, längst verboten wären.
Aber dann hatte man zumindest die Möglichkeit, (s)eine Stimme abzugeben - nötigenfalls für irgendwelche Rand- oder Splittergruppen.
Aber wenn alleine die Wahlbeteiligung nur noch bei der Hälfte liegt, haben die Leute auch nix Besseres verdient.

[Bearbeitet von Deluxe (30-08-2009 - 22:56)]

Dachzelt_Ulli

Beiträge: 1.204
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1989: "Wir sind das Volk! Wir wollen freie Wahlen!"
2009: "Wir sind das Volk! Wir wollen nicht mehr wählen!"

Ich versteh es nicht. Das sind die gleichen Leute, denn von einer neuen Generation kann man nach dem Geburtenknick wohl nicht reden. War wählen nur von Interesse, weil verbotene Sachen mehr anlocken?

Mein persönliches Fazit: Wer nicht wählen geht, hat hinterher auch kein Recht zum Meckern. (moralisch gesehen, nicht rechtlich) Ich habe mir dieses Recht jedenfalls erhalten.

Eines Tages nehmen bloß noch die teil, die auch gewählt werden wollen, also auf dem Zettel drauf stehen, die paar Hand voll Leute hat dann die Möglichkeit über alle zu bestimmen. Danke, Nichtwähler....

Deluxe

Beiträge: 14.007
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Genau.
Einerseits wird von den Nichtwählern immer lautstark verkündet, daß eben dieses Nicht-Wählen auch ein demokratisches Recht ist. Oft kommt dann auch der Vergleich mit der DDR, bei deren "Wahlen" man ja den Leuten notfalls mit der Urne auf die Bude gerückt ist und somit schon ein Fast-Wahlzwang existierte.

Ich sage:
Wer nicht wählen geht, der lehnt das existierende demokratische System als solches ab.

Kann man machen - es gibt genug Gründe dafür.

Aber dann muß man auch die Frage beantworten, welche Alternative man will. Und das kann eigentlich nur die Weiterführung der "Diktatur" der kleinen Polit-Clique sein, die derzeit mit Pseudomehrheiten regiert - unter dem demokratischen Deckmäntelchen der "Mehrheitsentscheidung" - die de facto nie eine war.

Oder man will ein Modell mit mehr direkter Demokratie - also mehr Volksentscheiden. Das fällt aber auch nicht vom Himmel, sondern man sollte dann bitteschön jetzt und nach derzeit geltendem Recht die Parteien wählen, die solches anstreben. Es gibt welche - und seien sie auch noch so winzig.

Wenn eine Partei von 25% der Wähler gewählt wurde, aber nur 50% der Wahlberechtigten überhaupt hingegangen sind, so bedeutet das doch, daß nur 12,5% des Volkes diese Partei will. Wieso hat die dann plötzlich Regierungsverantwortung?

Unabhängig davon, daß man im deutschen Wahlrecht einen extrem gründlichen Kehraus benötigt und die kommende Bundestagswahl verfahrensmäßig und hinsichtlich des etwas kruden Systems aus Verhältniswahlrecht und Bonuspunktesystem vom BVG sogar als verfassungswidrig eingestuft wurde, aus "praktischen Gründen" (heißt: möglichst keine Chancen für kleinere Parteien) jedoch dennoch angewandt wird. Aber das ist wohl schon wieder ein anderes Thema.

Schlimm finde ich die Wahlverweigerung der Hälfte unserer Bevölkerung. Die Dauerbegründung, man könne ja selbst nix ändern, lasse ich nicht gelten. Punkt. Und wer Sonntags 'was Besseres zu tun hat (so wie ich) - der kann bequemst und ohne Kosten auf dem heimischen Couchtisch von seinem Briefwahlrecht Gebrauch machen. Das Zeitargument gilt also auch nicht.

Vielleicht gehts den Leuten auch einfach nur zu gut. Warm, trocken und vollgemampft sitzt es sich einfach bequem - was geht einen da schon die Politik an. Wählen gehen die meisten wohl erst wieder, wenn's richtig an den eigenen Hintern geht - und das kommt schneller als mancher meint...

DUOcalle601

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ich geh nich wählen weil mich das alles nicht interessiert , hab von politik überhaupt gar keinen plan ,
HUGOzwei

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das ergebnis für sachsen hatte ich mir ehrlich gesagt erhofft und bin froh, dass es jetzt auch so gekommen ist! endlich ist die fdp wieder dabei!

in thüringen wird es spannend werden... die spd hat aus ihrem debakel bei der hessen-wahl nix gelernt oder warum wird seitens der spd schon wieder so rumgezickt? das ist keine partei, das ist ein karnevalsverein!

erschreckend fand ich, dass das saarland total links gewählt hat! kommen jetzt demnähst ausm westen die rufe "wir wollen die mauer wieder haben"?

nunja, in 4 wochen ist bundestagswahl. es bleibt spannend... hoffen wir nur, dass der mündige wähler merkt, dass man mit links keine arbeitsplätze schafft und mit rot nicht die wirtschaftskrise meistert...

Andi

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Was mir aufgefallen ist, ist als wir letztes WE in Sachsen unterwegs waren, das die NPD-Wahlplakate extrem überhand hatten.


standard

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Bei uns hat man die DVU-Plakate extra-hoch aufgehängt - direkt unter die Lampenschirme der Laternen. Viel genutzt hat es nicht...
Ansonsten ist´s hierzulande ja noch ein Bisschen hin, wir machen das in einem Abwasch mit der (wohl doch relativ wahrsteinlichen) "Merkel-Wiederwahl" - was mir übrigens auch rein ökonomisch weit sinnvoller erscheint (die Zusammenlegung der Wahltermine, nicht uns Angie... ).

Zum Nichtwählen: es ist - zumindest teilweise - sicherlich auch eine Form des Protestes gg. bestehende Verhältnisse, z.B. gg. die letzten Endes herrschende Scheindemokratie (in der hierzulande alles eben OHNE Volksabstimmung entschieden wird, die in anderen EU-Staaten durchaus üblich ist und m.E. eine wirkliche, ehrliche und greifbare Form der Demokratie darstellt).
Dieses "alle paar Jahre an die Urne dürfen" hat für mich doch einen nicht unerheblichen Alibi-Charakter, sorry...
Nichtsdeszutrotz erstreckt sich meine "Nichtwähler-Tätigkeit" mittlerweile nur noch auf die EU-Wahlen (weil ich eben auch in keinster Weise gewillt bin, diesen undurchschaubar aufgeblähten Bürokratenapparat mit meiner Stimmabgabe/durch eine potentiell höhere Wahlbeteiligung auch nur irgendwie mitzulegitimieren. Aber das nur nebenbei... )
Kommunal- (vor allem die!), Landtags- und Bundestagswahlen sollte man durchaus "wahrnehmen", da gehe ich (schon länger wieder) mit. Aber ich bringe dennoch den bei Dir, @ Deli, offenbar sehr beliebten ( ) Spruch (den ich nach wie vor für sehr sinnreich halte) gerne auch hier wieder an:
"Wenn Wählen wirklich etwas ändern würde, wäre es längst verboten."

[Bearbeitet von standard (31-08-2009 - 20:09)]

Deluxe

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Den Witz dieses Spruches ziehe ich auch gar nicht in Zweifel...
...nur beibt der Urnengang ja für viele menschen dennoch die einzige vorhandene Möglichkeit, irgendwo und irgendwie ihre Stimme als Salzkrümel einzubringen, in den politischen Gurkensalat.

@Hugo:
Bei dem Karnevalsverein gehe ich ja noch mit.
Aber ansonsten haste jetzt straff rechtsmittige Wahlplakate abgeschrieben.
Im Übrigen möchte ich mal gern wissen, was das Wahlergebnis vom Saarland mit einem "Mauer wiederhabenwollen" zu tun haben soll. Ddas leuchtet mir jetzt beim besten Willen nicht ein, denn weder die WASG noch die Linkspartei (und auch nicht die alte PDS) besteht/bestand aus Leuten, die die Mauer wiederhaben wollen. Oder wo steht das???

Im Übrigen hat im Saarland nicht die Linke gewonnen, auch keine Sozialisten oder Kommunisten, sondern nur einer: Oskar Bonaparte.

standard

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(klein und geltungsbedürftig)
YA

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Ich war gestern Wahlhelfer und habe in meiner Frühschicht folgendes beobachtet:

Von 8.00 bis 13.00 Uhr kamen - bis auf ein paar wenige Ausnahmen - praktisch keine jungen Leute zu uns, dafür die versammelte Rentner-Fraktion und alle die, die man vom Gesicht her aus Stadtratswahlen, Gewerbeverein und dergleichen als stramme CDU-Mitglieder und -Symphatisanten kannte.

Selbst unter demografischen Aspekten - wir leben hier im Chemnitzer Umland in der "ältesten" Region Deutschlands - eine äussert schwache Bilanz, wie ich finde...

[Bearbeitet von YA (31-08-2009 - 21:12)]

pwb601

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quote:
Wer nicht wählen geht, der lehnt das existierende demokratische System als solches ab.

sign. ich geh übrigens auch nicht wählen.

ich schieb noch mal was hinterher: nein, ich hab keine brauchbare alternative zur demokratie. mir ist es schlichtweg egal, was da für ein system ist. ich gehör eher zu den "kleinen männern", und denen wurde im kaiserreich nichts geschenkt, unter hitler nicht, unter stalin nicht, unter adenauer nicht. insofern - die sollen ihr ding machen und ich schlag mich auf meine art und weise durchs leben. ich hab schlichtweg keine lust zu entscheiden, wer mir das geld aus der tasche zieht. zahlen muss ich am ende ja doch, an wen? was kümmerts mich, brot hab ich erst dann auf dem teller, wenn ichs mir verdiene ... das schenkt mir niemand, also schenk ich auch niemandem meine stimme.

ist nur meine meinung.

[Bearbeitet von pwb601 (31-08-2009 - 21:16)]

YA

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@pwb

Keine Stimme ist auch eine Stimme - für die Gegenpartei.

DUOcalle601

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das is nen schöner spruch aber was ist die gegenpartei wenn ich doch gar keine wähle , von was gegenpartei ??

ich geh mit pwb mit,

pwb601

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da hat duocalle recht ... so gesehen müßte sich meine nicht abgegebene stimme prozentual dem anteil der ergebnisse entsprechend auf alle parteien verteilen, oder hab ich in mathe nicht aufgepasst?
601 Uncrowned

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Mir ist es eben NICHT egal, wer regiert. Ich gehe gern zur Wahl und sehe zu, dass mit meiner Stimme Leute ins Parlament kommen, von denen ich glaube, dass ich unter ihrer Politik weniger Kompromisse machen muss als mit irgendwelchen Volleimern, die meine Interessen nicht vertreten.

Je mehr Leute dies mittun, desto gewaltiger wird die Stimm-Revolution!

Im übrigen finde ich dieses Medienspektakel, dieses permanente gegenseitige Angepisse und Vollgerotze in der Politik so was von erbärmlich ... Das kostet Unmengen an Energie und Zeit.

framaus

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Naabend
Es ist schon erstaunlich welche Erklärungen gefunden werden um Wahlergebnisse zu minimieren nur weil sie einem nicht passen.
Zugegeben ist es schwer eine von den vorhandenen Parteien aus Überzeugung zu wählen.
Es ist mehr die Wahl des kleineren Übels bzw.welcher man am meisten zutraut.
CDU hin oder her,da wo sie am Zug ist läufts am besten.
Aber egal wer was und vorallem warum er es wählt,entscheidend ist er gibt seine Stimme ab.
Wir wählen UNSERE Regierung,und nicht die der ANDEREN.
Denkzettel verteilen nur UNWISSENDE,weil wenn sie wüssten das sie sich selbst einen Denkzettel erteilen würden sie es bestimmt nicht tun.
Darum,egal was jemand für eine Meinung hat,ab zur Wahl und ankreutzen!!!!!!!!!!
mfg fm
Dirk 72

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Warum wird diskutiert?

Wem es nicht passt der soll in die Politik gehen und es besser machen.

Dieser Fred ist genau so sinnlos wie der 1:100 Little-Fred.

Meine Meinung ist und bleibt: Wer die Linken und/oder die Rechten wählt hat aus der Geschichte nicht gelernt. PUNKT

Schumi

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Das unterschreib ich so.

Ich finde es jedoch höchst interessant, wie sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten von einem 3-Parteiensystem zum heutigen Stand entwickelt hat. Früher gab es einfach nur schwarz und rot und die gelben waren das Zünglein an der Waage.

Heute haben wir dazu noch grüne, dunkelrote, hin und wieder braune und immer mehr freie Wählervereinigungen. Da ergeben sich plötzlich ganz andere Konstellationen und ungeahnte Möglichkeiten (Stichwort "Jamaika" ). Das kann positiv sein, kann aber auch negativ sein. Ich bin einfach neugierig, was passiert. Vielleicht gibt es irgendwann mal einen linken Ministerpräsidenten, vielleicht bringt der ein Land nach vorn, vielleicht bringt der ein Land an den Rand des Abgrundes...

Es sind auf jeden Fall spannende Zeiten und es wird noch spannender!

trabantini

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Seh ich ähnlich. Die Geschichte hat gezeigt, dass der Schwarz-Gelbe Klassiker auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Die Bundesrepublik war ja 89 auch nicht so superprall aufgestellt. Aber die gigantische Vergrößerung des Marktes mit dem Zugewinn von 5 weiteren Ländern hat die Wirtschaft sicherlich angekurbelt.
Nun zeigt sich ja, dass das bisherige Vorgehen auch nicht das optimale ist.

Ob die Linken fähig sind das Paket besser zu schnüren, dass weiß keiner. Ob aber das bürgerliche Lager fähiger ist...?

In einem hat der Herr Ramelow recht: Aufbau Ost als Nachbau West ist gescheitert. So ähnlich hatte es Anfang der 90er bereits Lothar Spät formuliert. Er meinte damals, dass man eine einzigartige Chance hatte was neues zu machen, aber man hat einfach Dinge kopiert von denen man damals bereits wusste, dass sie reformbedürftig sind.

Ich finde nur interessant wieviele Leute extrem links gewählt haben. Denken die alle soweit das sie der Meinung sind, dass die vom bürgerlichen Lager geformte Gesellschaftsordnung ausgedient hat, oder wählen die alle Links weil sie in den Linken die spezielle Interessensvertretung der neuen Länder sehen?

Nicht-Wählen jedenfalls ist Verrat an der Demokratie. Und egal wie das Wirtschaftssystem funktionieren soll - an der Demokratie führt kein Weg vorbei.
Ansonsten hätte man 89 auch die DDR nicht abschaffen müssen...

Deluxe

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Nunja...ich glaube kaum, daß der durchschnittliche Linkspartei-Wähler im Saarland absichtlich die Partei der "neuen Länder" wählt.

Ich denke, daß hier die öffentliche Wahrnehmung der Linkspartei den Realitäten hinterherhinkt. Die Linke wird von vielen immer noch als Ostpartei, als PDS oder gar als SED-Nauauflage gesehen. Nicht zuletzt, weil die schwarze "Mitte" das gern und oft lautstark verbreitet.

Fakt ist doch aber, daß die "alte PDS" nur ein Teil der Linkspartei ist. Ein anderer Teil ist die vormalige WASG, die sich aus SPD-Abwanderern (vorrangig WEST) rekrutierte, nachdem die Schröder'sche Agenda 2010 bei vielen Mitgliedern als größte Ent-Sozialdemokratisierungswelle in der SPD-Geschichte ankam.

Die Linke hat jetzt etwa 75.000 Mitglieder - davon stammen etwa 10.000 von der WASG. Und diese 10.000 kommen vorrangig aus den "alten" Bundesländern. Wenn also im westlichsten aller Bundesländer ein enormer Erfolg der Linkspartei die Leute verblüfft udn die Bürgerlichen erschreckt, so kann das doch nichts mit "Ostpartei" zu tun haben.

Und noch eins:
Auch die Linkspartei-Mitglieder in den neuen Ländern sind zu einem meßbaren Teil Angehörige nachgewachsener Generationen. Alle, die heute etwa 35 Jahre und jünger sind, können niemals Mitglieder der SED gewesen sein und schon deshalb ist der "Altlasten"-Vorwurf bei diesen Menschen falsch addressiert. Daß es alte Betonköpfe in dieser Partei gibt, bestreitet niemand - aber daß DDR-Verhältnisse wiederhergestellt werden sollen, ist ja nun wirklich unsachliche Polemik.
Die CDU hatte auch jede Menge frühere NSDAP-Mitglieder in ihren Reihen (einer ist sogar Bundeskanzler geworden) - aber niemand hat sie zur faschistischen Partei abgestempelt oder bis in die 70er Jahre hinein verkündet, wer CDU wähle habe aus der Geschichte nichts gelernt.

Vielmehr muß man sich, wenn man mit den Ergebnissen der Linken aus ideologischen Gründen nicht klarkommt, wohl mal damit beschäftigten, warum der berühmte "kleine Mann auf der Straße" in dieser Partei zunehmend die letzte oder einzige Vertretung seiner ureigensten Interessen sieht. Vielleicht liegt es daran, daß unter den Regierungen der selbsternannten "großen Volksparteien" in den letzten 20 Jahren stets nur von unten nach oben verteilt wurde - oder sich das im Geldbeutel des Bürgers zumindest so anfühlt...?

Ich habe ein großes Problem damit, wenn die erdrutschartigen Verluste der Christdemokraten jetzt ausschließlich damit erklärt werden, daß der Wähler falsch gewählt hat. Das ist wohl ein wenig ZU einfach, wie ich finde. Zumal man ja gerade in C-Kreisen immer ganz besonders berufsdemokratisch daherkommt und man schon von daher eigentlich wissen und akzeptieren müßte, daß eben jenes Abstimmungsverhalten in einer Demokratie das Recht des Wählers ist. Statt dessen übt man sich aber in Wählerbeschimpfung und sucht Schuldige überall - außer in den eigenen Reihen.

[Bearbeitet von Deluxe (01-09-2009 - 13:18)]

trabantini

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Sorry, hatte bei meiner Betrachtung das Saarland außen vor gelassen. Da schiebe ich's - wie schon weiter oben von jemandem erwähnt wurde - ebenfalls auf Lafontaine.

Aber zum Thema "Probleme des kleinen Mannes" weiß ich derzeit nichtmal ansatzweise, was denn nun richtiger ist.
Prinzipiell denke ich ja auch sozial und fände einen Mindestlohn nicht schlecht. Auf der anderen Seite höre ich mir auch die bürgerlichen Argumente an: Mindestlohn versaut den Standortvorteil.
Wem allerdings nützen Arbeitsplätze, wenn die Inhaber dieser, zusätzlich die Lücke mit Hartz 4 auffüllen müssen?

Also selbst wenn ich oben sitzen würde, ich wüsste nicht welchen Weg man gehen sollte.

Verkehrt war Schröders Agenda nicht unbedingt. Irgendwie muss man ja ein Sozialsystem finanzieren. In anderen Ländern gibt's weniger Geld vom Staat.
An einer Stelle gehe ich sogar mit den Liberalen konform: der Anreiz, statt Hartz 4 arbeiten zu gehen, ist im Moment nicht groß genug. (was ja eigentlich total für einen Mindestlohn spricht, denn anders ist das - zumindest vielerorts im Osten nicht zu verwirklichen)

Vielleicht hätte eine Linke Regierung wenigsten mal den Vorteil diesen Lobbyismus in Deutschland zu beenden. Denn es darf nicht sein, dass die Wirtschaft die Politik diktiert. Dann hätten wir vielleicht endlich mal eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Piste, dann würde vielleicht mal Inovation mehr zählen als pure Geldgier. Mit Geldgier kann man in kurzer Zeit viel Geld machen (nicht erwirtschaften) aber eben nicht lange - mit Inovation kann man längerfristig soviel Geld haben, dass alle die daran beteiligt sind, genug zum Leben haben.

Keine Ahnung, vielleicht wünsch' ich mir auch nur 'ne bessere Welt

[Bearbeitet von trabantini (01-09-2009 - 15:57)]

Schumi

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Nur mal ganz kurz abgeschweift, weil das Stichwort fiel: Mindestlöhne sind derzeit schon Realität, zumindest in einigen Branchen (Friseure, Reinigungskräfte, Wach- und Sicherheitsgewerbe...).

Ein kleines Rechenbeispiel: Die Europäische Sozialcharta sieht für eine "typische Familie" (Vater, Mutter, 2 Kinder) einen Monats-Grundbedarf von rund 1.400 Euro netto für Essen, Kleidung, Miete etc. vor. Das ist das absolute Minimum.

Nun erklär mir mal einer, wie ein Elektriker oder Maurer mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 8 oder 9 Euro brutto je Stunde (auf mehr würde es im Falle eines Falles eh nicht hinauslaufen) - was rund 900 Euro netto entspricht - das erwirtschaften soll ohne vom Amt Aufstockergeld zu bekommen. Selbst wenn seine Frau dazu noch halbtags im Supermarkt arbeitet und die Kinder für 30 Euro Prospekte austragen...

Ob Mindestlöhne DIE Lösung sind? Ich glaube eher nicht... Sie können allenfalls dazu beitragen, den einen oder anderen Arbeitgeber auf seine Verantwortung hinzuweisen: "Gebe ich dir Arbeit, sollst du auch davon leben können."

Auf der anderen Seite gibt es sicher viele Arbeitgeber, die sich keine höheren Löhne leisten können. In einigen Fällen ist der Staat mit seinen Ausschreibungen und seiner Billigpreis-Politik da sogar direkt beteiligt. Da steht dann die Wahl zwischen Entlassung oder Firmenpleite. Dann sollte man doch lieber einen Geringverdiener staatlich stützen als ein komplettes Zuhausebleiben zu finanzieren!

Und dann gibt es genug Leute, die fürs Nichtstun genausoviel oder gar mehr bekommen wie jemand, der arbeitet. Dort ist meiner Meinung nach ein Ansatzpunkt: Sozialschmarotzer rigoros herausfiltern und Arbeitswillige besser fördern. Gerechte Löhne spielen da eine große Rolle - aber da drehen wir uns im Kreis.

Der Vorschlag der Linken in Richtung Bürgergeld geht da meiner Meinung nach in die völlig falsche Richtung.

Ansonsten sind die Zielstellungen bei nahezu allen Parteien austauschbar. Allein die Wege in Richtung Ziel unterscheiden sich meist. Wäre ich unbefangener "Nur-Wähler", ich wüsste wohl kaum, für wen ich mich entscheiden sollte - vielleicht für das Gesicht, das am freundlichsten vom Plakat lächelt...?

[Bearbeitet von Schumi (01-09-2009 - 16:34)]

Fay_von_kleinestinker

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Registriert am: 14.10.2002


quote:
so gesehen müßte sich meine nicht abgegebene stimme prozentual dem anteil der ergebnisse entsprechend auf alle parteien verteilen, oder hab ich in mathe nicht aufgepasst?

Deine "Stimme" gibt es nicht - ganz einfach Du ziehst es ja vor, nicht zu sprechen..

Ich beteilige mich nicht an der Parteiendikussion - aber ich gehe wählen, und das seit ich 18+ bin.

Und wenn ich eines Tages keine Partei mehr finden sollte, der ich zum Großteil zustimmen würde, gibt es immernoch eine (für mich sehr wichtige) Alternative: Ich mache DREI Kreuze...

601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


Da muss ich Deli recht geben. Die CDU ist nach 1945 - vereinfacht gesagt - nur an die Macht gekommen, weil sie groß verkündeten, dass ehemalige NSDAP-Mitglieder nicht weiter verfolgt werden. Das war natürlich eine beliebte Losung!

Ebenso hat niemand groß gefragt, wer bei der Gestapo war. Heute ist das natürlich anders. Da werden noch 20 (!!!) Jahre nach der Wende Skandale aus jeder aufgedeckten MfS-Tätigkeit mit dem medialen Cappuccino-Aufschäumer vergrößert ...

Und Tatsache ist auch, dass die Linkspartei faktisch keine Stalinisten als Mitglieder hat. Die sind entweder schon tot oder wählen DKP oder MLPD oder so was.
Viele sehen die Sozialdemokraten einfach nicht mehr als die die sie mal waren. Damals, unter Bebel

[Bearbeitet von 601 Uncrowned (01-09-2009 - 21:03)]

Obelix

Beiträge: 653
Registriert am: 29.09.2004


Herr...wirf Hirn vom Himmel!
Wer CDU, FDP oder "SPD" wählt, wählt den Weg ins Mittelalter mit herrschendem Geldadel und rechtlosem Tagelöhnertum.

Die Nutznießer dieser Parteien wählen sie nicht, sondern kaufen sie.

@Schumi:
Leute, die fürs Nichtstun genausoviel oder gar mehr bekommen wie jemand, der arbeitet.
Du solltest dich von den Legenden der "Hartz-Reformer" trennen und selbst denken.
Die Unmöglichkeit dieser Aussage beweist schon die Existenz von Einkommensfreibeträgen, welche nicht auf das Alg2 angerechnet werden. Alles andere wäre auch verfassungswidrig. Schröder und Merkel wollten keine Freibeträge. Die FDP hat sie auch heute noch auf ihrer "Abschussliste".

einen Geringverdiener staatlich stützen
Aber erst dann, wenn der "Arbeitgeber" die Bedürftigkeit nach Zahlung von Niedriglöhnen nachweist.

ein komplettes Zuhausebleiben zu finanzieren
Also Arbeitslosengeld nur bei "unkomplettem" Zuhausebleiben?
Damit erklärst du Arbeitslose zu Bürgern ausserhalb des Menschenrechts auf Schutz vor Zwangsarbeit. Das gab es schonmal in Deutschland...

@framaus
CDU hin oder her,da wo sie am Zug ist läufts am besten.
Für die Deutsche Bank als Groß-Sozialschmarotzer seit 1990 und in Sachsen für die Mafia im "Sachsen-Sumpf".

@HUGOzwei
endlich ist die fdp wieder dabei!
Diese sogenannten "Freien Demokraten" sind über die Friedrich-Naumann-Stiftung direkt am gewaltsamen Militärputsch in Honduras beteiligt.
Sie lehnen jede Art von Demokratie strikt ab, wie ihr Privatsisierungs-Fetischismus klar beweist.

Sozial ist, wer Arbeit schafft! (NSDAP 1933)
CDU und FDP haben lediglich das "wer" durch "was" ersetzt.
Schließlich gibt es in der Welt der Kapitalgesellschaften kaum noch "wer" als Unternehmer...
Kennt jemand den Sozialschmarotzer Hartmut Schlüter?

[Bearbeitet von Obelix (03-09-2009 - 02:44)]

Anne

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Registriert am: 26.02.2001


@obelix und wer soll deiner meinung nach alles besser machen?? die linke mit dem Bürgegeld?? wer soll das finanzieren?? machen meist die steuerzahler (arbeiter & firmen), wenn es keine gibt - keine steuern - keine hilfe für arbeitslose...

edit:
die rechten Parteien CDU und FDP
na zum glück bin ich blond und blauäugig und kann gutes gewissens die rechten wählen - auch wenn meine rechten gelb und nicht braun sind

[Bearbeitet von Anne (01-09-2009 - 21:40)]

das moss

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Registriert am: 20.03.2001


Und das Schöne daran ist: Es steht dir frei...

Manhcmal bin ich auch ganz froh, das jeder nur eine Stimme hat.....

Leider führt sich das System parlamentarische Demokratie langsam selbst ad absurdum.....

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Ehrlichgesagt:
nach all dem, was in den letzten Monaten "Dank" neo-liberalen Gedankengutes, derart gesteuerter Politik und dem damit verbundenen, unerschütterlichen/unbelehrbaren Glauben an die "Kräfte des freien Marktes" passiert ist in der globalisierten Welt - nach all dem kann ich persönlich auch nicht im geringsten verstehen, wie ausgerechnet die Gelben (!) plötzlich als die große Wahlalternative dastehen können bzw. von Otto (oder Anne ) Normalverbraucher ernsthaft gewählt werden können.
- Kommt mir irgendwie vor, als hätten die Überlebenden der Titanic den seligen Mr. Smith als Kapitän für das nächste Schiff favorisiert...
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