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Autor Thema: Atomkraft - Ja bitte?!
POSTKUGEL

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Ich finde es derzeit wieder mal recht interessant, mit welcher Emotionalitaet sich der bundesdeutsche Wohlstandbuerger so um den Atommuell sorgt. Aber vielleicht ist dass je die Loesung des Problems?

http://www.nucleostop.de/index.html

Deluxe

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Tja...

Gewisse Probleme sind aber wohl auch nicht zu leugnen.

1.
Der angeblich so günstige Atomstrom wäre sofort der teuerste Strom aller Zeiten, wenn die AKW-Betreiber ihre Buden genauso versichern müßten (und könnten) wie alle anderen auch. Das wäre derart unbezahlbar, daß sich das mit "günstig" relativiert.
Da aber keine Versicherung ein AKW versichert...

2. Wohin mit dem Müll?
Müssen wir ihn wirklich Jahrtausende lang lagern? Oder gehts vielleicht nur um ein paar Hundert Jährchen, bis wir Antriebstechnologien haben, die es uns erlauben, das Zeug ins All oder in die Sonne zu befördern?
Schwierig...und nach Warp-Antrieb siehts momentan ja nicht aus...

3. Das Restrisiko...und das besteht immer. bei einer Windkraftanlage können die Flügel 'runterkommen - gibt vielleicht 5 Tote. Ein KKW kann in die Luft fliegen - macht vielleicht 100 Tote.
Und beim AKW?

Nunja...um ehrlich zu sein - ich weiß nicht recht, was davon zu halten ist. Und da es nur zwei gruppen gibt, die sich dazu öffentlich äußern, nämlich die Profiteure und ihre Lakaien sowie die m.o.w. militanten Gegner aus der Jutesack-Bewegung, bin ich an dem Punkt etwas...ähem...unentschlossen.

Butcherbird

Beiträge: 440
Registriert am: 29.06.2008


Tja..
Ich muss zugeben, noch vor nem Jahr war es mir egal wo mein Strom herkommt.
Aber als ich mich dann mit dem Unglück in Tschernobyl näher befasst habe kam ich zum Umdenken. Auch meine Arbeit in einem Betrieb der Systeme für alternative Energien herstellt is daran nicht ganz unschuldig.
Mittlerweile bin ich an dem Standpunkt angekommen daß ich persönlich lieber ohne Atomstrom leben würde. Funktioniert leider nicht, Nachtspeicherheizung sei Dank.
Wenn ich eine andere Heizung hätte wäre ich schon lange nach Schönau gewechselt, welche garantieren daß ihr Strom aus regenerativen Quellen stammt. Und lieber kratzen ein paar Fische ab weil sie die Wasserkraftwerke nicht vertragen haben als daß komplett Europa eine unbewohnbare, strahlende Landmasse wird. (Man siehe die 30-Km Sperrzone in der Region Polessje, wo das Lenin AKW steht) Wenn nämlich der Reaktor noch mal Explodiert wäre würden wir alle in den Staaten oder gar nicht mehr leben.
Das verschieben des Atomausstiegs war für mich deswegen fast schon ein Schlag ins Gesicht. Nicht daß es nötig gewesen wäre die Reaktoren noch so lange laufen zu lassen, es ging wieder NUR um die Kohle. Das perfide find ich nämlich, ist daß der Reaktor Neckarwestheim welcher in den 70ern gebaut wurde (und in Sachen kleine Unfälle und mangelnde Sicherheit nicht grad unbeleckt ist) runde 30 km von mir entfernt steht. Wenn der hochgehen sollte hab ich mein eigenes Pripyat direkt vor der Tür. Fett, oder? So spar ich runde 800€, Flug in die Ukraine und Individualtour nach Tschernobyl fallen ja weg.
Auch daß Atomstrom sauber sein soll ist für mich eine dreiste Lüge. Die Kraftwerke blasen überfälligen und teilweise radioaktiven Dampf über ihre Schornsteine ab. Das ist zwar meistens nicht so viel daß es die Grenzwerte überschreitet aber trotzdem find ich das persönlich bedenklich. Dann kommt noch die Geschichte mit dem Atommüll dazu, was das schilmmere Übel ist.
Warum sich allerdings Leute an die Schienen ketten kann ich nicht wirklich verstehen, es ist doch eh schon zu spät, die Brennstäbe sind abgebrannt und müssen irgendwo gelagert werden. Man hätte vielleicht früher, zum Beispiel bei der Anlieferung eingreifen sollen.

Wer mal sehen möchte wie das bei uns in Deutschland aussehen könnte wenn ein beliebiger Reaktor im Eimer ist zeigt sich hier: http://lplaces.com/de/reportagen

Und wer sich für das Thema insbesondere intressiert hier das deutsch Forum von
Pripyat.com

Übrigens, das ist keine
Jutesackverschwörung, das ist die Meinung von einem ganz normalen jungen Kerl der auch mal hinterfragt.

[Bearbeitet von Butcherbird (06-11-2010 - 19:29)]

standard

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Ich habe schon einige Zeit mit dem Gedanken gespielt, daß Thema hier mal anzusprechen...
Ich liege im wesentlichen erstmal auf Deli´s Linie (die sich m.E. gegenüber früheren Verlautbarungen deutlich ins Nachdenkliche geändert hat? )
Es gibt viel zu viele Ungewissheiten und Risiken bei der Atomkraft (neben immer möglichen Havarien auch die weiter zunehmende Gefahr evtl. Terrorakte - hier wird bekanntlich vor rein gar NICHTS mehr zurückgeschreckt), vor allem stört die nach wie vor absolut ungelöste Frage der Endlagerung. Hier wird der schwarze Peter bedenkenlos kommenden Generationen zugeschoben - und zwar sehr, sehr vielen davon.
Was der Atomstrom uns alle als Steuerzahler tatsächlich kostet unterm Strich, wurde bereits angedeutet. Dazu zählen eben auch die ungewissen Entsorgungskosten.
Es wird nicht lange dauern, bis hier wieder die uneingeschränkten Befürworter des Atomstroms auftrumpfen - wenn doch auch nur EINER von denen mit Kind (!) und Kegel in Sichtweite eines AKW´s oder "Zwischen"lagers ziehen, dort sein Haus neu bauen und sein ganzes Leben verbringen wollte - die Pro-Argumentation wäre um Längen glaubwürdiger...

Wohin ein Supergau führt, hat uns Tschernobyl wohl deutlich genug vor Augen geführt, denke ich. Aber daß wir heutzutage eine derart auffällig hohe Rate an Krebserkrankungen haben, wird mit diesem Unglück selbstverständlich nichts zu tun haben...

NifiTrabant

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siehe hier

[Bearbeitet von NifiTrabant (06-11-2010 - 20:37)]

POSTKUGEL

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Genau wie einige andere, sehe ich die Sache mit gemischten Gefuehlen. Aber es gibt durchaus einige gute Argumente *fuer* die friedliche Nutzung der Kernenergie in D.

- ohne Atomstrom aus den bestehenden deutschen KKW's ist hierzulande derzeit keine Grundlastsicherung moeglich. Das Stromversorgungsnetz wuerde schlichtweg zusammenbrechen. Die hochsubvebtionierten regenerativen Energien (nicht dass wir uns falsch verstehen - ich bin uebrigens ein leidenschaftlicher Nutzer selbiger!) koennen die Grundlast im Stromnetz leider vorerst nicht zuverlaessig abdecken.
- im Normalbetrieb gibt eine Steinkohlen-KW gleicher Leistung mehr Radioaktivitaet an die Umwelt frei als ein KKW. Braunkohle ist erst recht keine Alternative, denn da koennte nicht nur vielleicht die Umwelt zerstoert werden - da *werden* Umwelt und Kulturlandschaft zerstoert!
- wenn wir selbst keine KKW's betreiben, dann machen es unsere lieben Nachbarn. Und dass ein Atomunfall in der Ukraine keine Auswirkungen auf D hat, ist ja nun hinreichend widerlegt. Insofern sind mir die deutschen Leichtwasserreaktoren mit ihren Nasskondensationsanlagen wesentlich lieber als russische Graphitbloecke ohne Containment.
- abgebrannte Kernbrennstaebe enthalten noch etwa 94% spaltbares Material (warum strahlt das Zeug?). Dass man mit der augenblicklichen Technologie gerade einmal 6 Prozent des vorhandenen Materials umsetzt, liegt am Prinzip der Kernspaltung in Leichtwasserreaktoren, welche quasi den technischen Stand der 60er Jahre verkoerpern. Schade, dass der schnelle Brueter in Kalkar nicht in Betrieb gehen durfte, denn dieser haette deutlich weniger radioaktiven Abfall erzeugt.

Aber vielleicht kommt ja die Entwicklung des sog. "Lauf-" oder "Wanderwellenreaktors" zuegig voran. Das Teil ist praktisch eine Weiterentwicklung des schnellen Brueters und kann das in den ausgedienten Brennstaeben noch reichlichst vorhandene U238 in Energie umsetzen, ohne dabei groessere Mengen Plutonium "auszubrueten", die nachher entnommen werden muessen. Insofern ist man gut beraten, geplanten "Endlager" so auszulegen, dass man an das Material wieder heran kommt. Kann gut sein, dass man's nochmal braucht.

[Bearbeitet von POSTKUGEL (06-11-2010 - 21:08)]

Butcherbird

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Nun, das mit dem Krebstoten möchte ich nicht unangefochten mit Tschernobyl gleichsetzen. Da spielen zu viele Faktoren mit, wie Ernährung, Rauchen, einfach der gesamte Lebensstil. Verlässliche Statistiken? Fehlanzeige, ich hab grad bei Google geforscht. Aber sicher ist daß Strahlung Krebs beschleunigen kann. (Wir haben die Krebszellen, ähnlich wie Herpes, alle in uns. Wenn wir jung sind ist der Stoffwechsel so fix daß die sich nicht absetzen und metastasieren können, werden wir älter und der Stoffwechsel wird langsamer steigt auch die Wahrscheinlichkeit dessen. So hat es mir eine Medizinstudentin mal erklärt.) Aber zuerst müssen die Partikel erst mal in unseren Körper und zwar in so hohen Dosen daß sie mehr Zellen zerstören können als ausgetauscht werden können. Man KANN hohe Dosen überleben, es ist auch die Frage wie LANGE!
http://forum.pripyat.com/showthread.php?t=3669

Als kleines Beispiel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anatoli_Stepanowitsch_Djatlow
Anatoli Diatlow
der "Verantwortliche" für den Unfall Block IV vom Tschernobyl war einer geschätzten Strahlung von 5,5 Sv! ausgesetzt. Strahlungen um 50 mSv/h sind schon richtig fett. Wikipedia Sievert

Gestorben ist er 1995 im Alter von 64 Jahren an Herzinfarkt. Alle anderen die damals dabei waren sind alle Wochen danach tot gewesen. Sie sind einfach von innen her verbrannt, keine Chance für den Krebs.

Nichtsdesdotrotz, Leukämie und Schilddrüsenkrebs sind in den betroffenen Regionen häufig zu beobachten.

So ein Mist auch, die blöden BB-Codes spielen verrückt!

[Bearbeitet von Butcherbird (06-11-2010 - 21:15)]

Deluxe

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Nunja...

@standard:
Was ich am Atomausstieg immer kritisiert habe, war dessen Kurzatmig- und -sichtigkeit. Insbesondere, daß man in dem Zusammenhang die Forschung gleich mit gestrichen hat. Das sehe ich immer noch so...

Aber die Laufzeitverlängerung nach bereits beschlossenem Ausstieg ist unter den bekannten Voraussetzungen nicht nur Quatsch, sondern grenzt an Regierungskriminalität.

Und daß es gesund oder gar ökonomisch sinnvoll sein soll, unsere Uraltreaktoren munter weiter blubbern zu lassen, glaubt ja auch keiner.

pwb601

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unterm Strich wird eine gewisse Menge Strom per Jahr verbraucht, und die wird steigen und nicht sinken. Das ist nun einmal (mittelfristig) Fakt. Wenn wir jetzt alle AKW's stillegen, exportieren wir keinen Strom mehr wie im Moment, sondern machen uns vom Ausland abhängig und kaufen von anderswo ein. Ob das so sinnvoll ist, weiß ich nicht, zumal man dreimal raten darf, wie der Strom dort produziert wird ... Generell ist Kernkraft wohl keine gescheite Dauerlösung, das seh ich genauso, aber Hals über Kopf kann man eben auch nix dran ändern ...
heckman

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Wenn man die Endlagerung damals vernünftig gelöst hätte (nicht in popeligen Dünnblechfässern sondern dickwandigen Behältnissen) würde man heute garnicht so darüber reden.
Atommüll in Behältern, welche vielleicht 20mm und mehr Wandstärke haben.
Ich sehe das auch mit gemischten Gefühlen, aber eher pro Atomstrom. Wie man allerdings Reaktoren anschlagsicher machen kann, ist mir ein Rätsel.
Das die Grundlast steigen wird wird, sei dahingestellt. Ich habe sie jedenfalls im privaten Bereich senken können und sehe es auch auf Arbeit, welche Anstrengungen dafür getan werden. Bei 60.000 Euro Stromgrundlast! pro Monat mit veralteter Technik ist da eine Menge Spielraum.

[Bearbeitet von heckman (07-11-2010 - 08:53)]

TV P50

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quote:
Wie man allerdings Reaktoren anschlagsicher machen kann, ist mir ein Rätsel.

Man baut sie direkt neben das Endlager

Ich hab 5 Jahre in unmittelbarer Nähe zu einem AKW gewohnt. Dazu gabs damals auch mal einen Film mit dem Titel, der in etwa so klang:
"Supergau in Biblis"
Eine beeindruckende und zugleich beklemmende Studie, was wäre wenn.

Interessant ist außerdem, wenn man heute in Reportagen sieht, was im westlichen Deutschland alles unternommen wurde, als Tschernobyl hochging. Außer einem Bericht in den Nachrichten kann ich mich hier im Osten eigentlich an keine weiteren Maßnahmen erinnern.

edit. Korrektur

[Bearbeitet von TV P50 (07-11-2010 - 10:01)]

Deluxe

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Die Wessis haben ihre Kinder nicht mehr draußen spielen lassen und bei uns gabs plötzlich massenweise Obst und Gemüse in den Läden...
POSTKUGEL

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@TV

Biblis ist ein recht modernes KKW. Ein GaU a'la Tschernobyl ist bei diesem Reaktortyp nicht moeglich, da Leicht- und Siedewasserreaktoren bei Druckverlust automatisch unterkritisch werden, sich also quasi selbst abschalten. Lokale Ueberhitzungen mit anschl. Kernschmelze zu denen es bei den russischen Graphitbloecken kommen kann (genau dass ist damals beim GAU passiert), sind aufgrund des Konstruktionsprinzips und des Moderators Wasser ebenfalls unmoeglich.

Neben einem deutschen KKW koennte ich jedenfalls sehr gut schlafen.

Trotzdem haben unsere derzeitigen Reaktoren einige erhebliche Nachteile:
- schlechte Bennstoffausnutzung (U238 wird im Prinzip nicht umgesetzt, die Brennstaebe muessen immer mit U235 angereichert werden, was deren Wiederaufarbeitung erfordert und "Atommuell" produziert)
- aufgrund der niedrigen Dampftemperaturen geringer thermodynamischr Wirkungsgrad (U235 ist schon selten und wird in den Teilen zu 75% vergeudet)
- Komplettabschaltung des Reaktors zum Wechsel der Brennstaebe - hier sind die russischen Graphitbloecke wieder im Vorteil, da man dort die Brennstaebe einzeln ohne Abschaltung des Reaktors tauschen kann.

Was ich aber schade finde: In diesem Land ist eine sachliche Debatte wohl kaum noch moeglich. Der schnelle Brueter a'la Kalkar wurde ja seinerzeit wegen massiver Sicherheitsbedenken (Kuehlmittel Natrium, Erzeugung kernwaffenfaehigen Plutoniums, der Reaktor wird bei Kuehlmittelverlust nicht automatisch unterkritisch) nicht in Betrieb genommen, was ich durchaus ferstehen kann.

Aber statt man nun versucht, die bekannten Nachteile auszumerzen, faellt man lieber in's naechste Extrem und verteufelt die Technik vollstaendig. In der Beziehung sind uns z.B. die Amerikaner weit voraus. Bill Gates hat uebrigens 1/3 seines Vermoegens in die Kernforschung (Laufwellenreaktor) investiert...

601 Uncrowned

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Und Pilze.
Butcherbird

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Hier das Video zu Biblis ( Teil 1 )
http://www.youtube.com/watch?v=lTlkTYkAzZQ

@Poku: Die sache mit dem Laufwellenreaktor find ich echt klasse. Da würd sogar ich mich drauf einlassen. Hier ein kurzer abriss: http://www.heise.de/tr/artikel/Sanfter-Brueter-791511.html

Direkt neben irgendeinem Atomkraftwerk würd ich trotzdem nicht allzu gerne schlafen. Vielleicht kann der Reaktor wegen der Moderation nicht von selber explodieren aber andre Faktoren wie Flugzeugabstürze und so..

@Nifi: BTW, Angelfire ist übrigens ein Fake. Für die Zone hat die gute Frau ne Bustour gebucht. Ein Führer hat sie wiedererkannt und sich noch gewundert warum sie nen Motorradhelm dabei hat. Die Fotos wo man das Mopped drauf sieht sind gephotoshopped. Trotzdem nett zu lesen.

[Bearbeitet von Butcherbird (07-11-2010 - 17:02)]

TV P50

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Genau, dass ist der Film. Muß ewig her sein.

Poku, was da (hypothetisch)passiert sein soll weiß ich nicht, aber es war nicht ungefährlich

standard

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[zitat:]
"Neben einem deutschen KKW koennte ich jedenfalls sehr gut schlafen. "

Solange wie in solchen Aussagen "könnte" und nicht "kann" steht, bleiben es für mich hohle Lippenbekenntnisse - siehe oben.
Ich könnte nicht - und will es auch nicht. Ebenso wenig möchte ich es eben auch anderen zumuten.
Es gibt z.B. Studien zur Leukämie-Häufigkeit bei Kindern im Umkreis einiger AKW´s, die zumindest ein gewisses Warnsignal sein sollten:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,647087,00.html

POSTKUGEL

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@Standard: Polemik. wer's braucht: OK, ich wohne *neben* einem deutschen AKW (Luftlinie keine 100km). Und eigentlich ist es auch egal, ob nun 5, 50 oder 150km. Und ich schlafe gut. Sehr gut.

Leukemie: In der von Dir zitierten Sudie steht: "Eine neue Studie liefert nun neue Indizien - aber noch immer keinen letztgültigen Beweis"

Wie sieht es in der Umgebung von Steinkohlekraftwerken aus? http://sws-eoet-brunsbuettel.kohle-protest.de/hintergrundpapier_sws.pdf

Zitat: "Die Strahlenschutzkommision hat in der Untersuchung aus dem Jahre 1981 festgestellt, dass Menschen, die in der Umgebung eines Steinkohlekraftwerkes wohnen, einer siebenmal hoeheren Strahlenexposition ausgesetz sind, als Menschen, die in der Umgebung eines Atomkraftwerkes wohnen."

Raucher? Korrelation und Kausalitaet. Krebsfaelle bei den Kohlekumpeln aufgrund der radioaktiven Strahlung des Kohglestaubs? Welche radioaktive Strahlung geht von Gibsprodukten, welche aus den Resten der Rauchgasentschwefelung hergestellt werden, aus? Egal. Nur die AKW's sind ja sooo boese, denn sie sind a) gross und b) man hat keine Ahnung davon. Dagegen weiss ja jedes Kind, wie so ein Kohlefeuerchen - obwohl: Heute wohl auch schon nicht mehr...

In Sachen Krebs mach ich mir ueber den schicken und "nachhaltigen" Holzofen in unserem Haus echt mehr Gedanken als ueber die KKW's in relativer Nachbarschaft. "Handystrahlung" soll auch auch schaedlich sein - oder auch nicht. Und erst dass Autofahren: Bei Geschindigkeit ueber 30 km/h verschiebt sich das Hirn - kann man ja jeden Tag auf der Strasse beobachten. Und die jaehrlichen Verkehrstoden bestaetigen dass ja auch.

Viele Parolen, wenig Wissen. Das ist das Problem. Denn wuerde die Vernunft obsiegen, so liefe die augenblickliche Diskussion eher in Richtung einer sofortigen Abschaltung aller Kohlekraftwerke. Das Gegenteil ist aber der Fall. Leider!

[Bearbeitet von POSTKUGEL (07-11-2010 - 20:55)]

standard

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Die Frage bleibt, wo potentiell größere Kolateralschäden auftreten: beim hochgehenden Kohlekraftwerk oder vielleicht doch eher beim kollabierenden AKW? Und wo mehr Müll anfällt, der beim derzeitigen Stand der Technik noch Jahrhunderte gefährlich bleibt.
Kohle ist selbstverständlich auch nicht "unbedenklich" - aber es ist ein immerhin einheimischer Rohstoff. Uran nicht (mehr). Dafür bleibt der strahlende Müll im Lande - und da kommen in den nächsten 14 Jahren dem Vernehmen nach noch einige 100 Tonnen zusammen... Unsere heimische Braunkohle strahlt meines Wissens übrigens nicht so pressetauglich auffällig.
Zu der Leukämiestudie: der Inhalt, dessen Für und Wieder sind mir bekannt. Man darf aber auch davon ausgehen, daß die (spätestens nach erfolgter Laufzeitverlängerung ganz eindeutig) ausgesprochen mächtige Atom-Lobby nicht allzuviel Negativ-Publicity wird hochkommen lassen. Insofern passen die plötzlich derart strahlenden Steinkohlekraftwerke schon wieder recht gut in Bild.
Deluxe

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Ich freue mich über das vereinigende Moment an dieser Diskussion:

Uran hat nämlich mit all den anderen Energieträgern, die wir irgendwie aus der Erde buddeln, eins gemeinsam:

Es ist nur endlich vorhanden.

Genau wie Öl, Kohle, Gas.

Wind und Sonne haben das Problem nicht.
Jedenfalls nicht in menschen-betreffenden Zeiträumen. Wenn hier in 5 Milliarden Jahren mal die große Laterne ausgegangen ist, dürfte das keinen Homo Sapiens wirklich stören...

trabi

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"Unsere heimische Braunkohle strahlt meines Wissens übrigens nicht so pressetauglich auffällig."

eben. "meines wissens" n.c.

POSTKUGEL

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Ich empfehle dazu uebrigens folgenden Artikel:

http://www.bund-nrw.de/themen_und_projekte/braunkohle/braunkohle_und_umwelt/radioaktivitaet_aus_tagebauen/

Da lob ich mir doch den fein saeuberlich in Glaskugel eingegossenen und in Castoren verpackten "Atommuell".

das moss

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Registriert am: 20.03.2001


Das was bspw. in Asse rumliegt, ist zwar weder sauber eingegossen noch anderweitig gesichert (Castoren sind weder eine saubere Lagerlösung noch sind sie so strahlungssicher wie Kontrollmessungen ergeben haben)- diese Argumentation beider Seiten zeigt aber eines ganz klar:

Es gibt kein "besser"! Es gibt nur anders.....

Und solange wir uns mit unserem Enegieverbrauch so weiterbewegen, werden auch Emotionen sowie (Halb -)Wissen hochkochen.....

[Bearbeitet von das moss (09-11-2010 - 09:09)]

Deluxe

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Machen wir uns doch nichts vor...

Wir müssen insgesamt weg von allen Energieträgern, die aus der Erde gegraben werden und uns (irgendwann) ausschließlich von denen "ernähren", die uns von "oben" zugeteilt werden - also Wind, Wasser und Sonne.

Dazu fehlen momentan die Technologien zur Massenanwendung, aber der Weg ist wohl richtig, der momentan eingeschlagen wird.

Daß es noch 50 bis 100 Jahre dauern dürfte, bis es soweit ist, bestreitet niemand. Daß möglicherweise die Kriege der Zukunft um die sonnigsten Plätze der Welt geführt werden, statt um die ölreichsten, darf angenommen werden.

Dumm daran:
Was bisher die Ölstaaten waren, sind blöderweise auch die sonnigsten Gebiete...

Kurz und gut:
Bis die Menschheit soweit ist, kann man sich entwerder streiten, was wie lange fortgeführt wird - oder an Neuem arbeiten.

krofrank

Beiträge: 5
Registriert am: 09.11.2010


Wenn man aus anderen ländern Strom zukaufen müsste würde ich das auch nicht gut finden. Also wenn die alternativen Energie erzeugungsmittel nicht ausreichen um sich selbst zu versorgen.
das moss

Beiträge: 7.651
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bevor uns die Enrgie "ausgeht" wird der Streit um das Wasser schon akut sein - da lauern noch Probleme mit mind. gleicher Tragweite.
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Macht zumindestens nachdenklich:
http://diepresse.com/home/panorama/klimawandel/613616/KrebsHaeufung-im-Umkreis-von-Atommuelllager-Asse
Gut möglich auch, daß es sich um den einen oder anderen ehem. Mitarbeiter handelt übrigens, das wird derzeit erst genauer untersucht.
wilhelminus

Beiträge: 1.980
Registriert am: 28.06.2004


... wusste bis vor einigen Tagen gar nicht, dass Deutschland auch mal einen atombetriebenen Hochseefrachter hatte ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hahn_%28Schiff%29

... die "Reste" aus dem "Kessel" sollen ja nach Greifswald...

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
Registriert am: 02.10.2005


Guck mal öfter den NDR.
Uwe

Beiträge: 576
Registriert am: 03.05.2001


oder lies Buchheim- "Der Abschied"

der, der auch "das Boot" geschrieben hat.

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