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Autor Thema: Atomkraft - Ja bitte?!
ingo

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@prof: Also entweder du hast keinen Sinn für Ironie oder einfach das Posting nicht gründlich gelesen. Andererseits, nachdem ich deinen link gelesen habe, frag ich mich, worüber du dich beschwerst? dort steht doch nichts anderes als ich gesagt hab?

Natürlich brauchst du eine bestimmte Menge an Energierohstoffen um eine Solarzelle oder ein Windrad zu bauen. Völlig klar. Dafür ist aber im Betrieb nahezu keine Zufuhr an Energierohstoffen nötig (mal abgesehen von evtl. Ersatzteilen)
Also gilt für ein Kohlekraftwerk nunmal:

E(bau)+E(Kohle)>E(Nutzenergie)
Ursache dafür? E(bau)>0
E(Nutzenergie)=Wirkungsgrad*E(Kohle)
Wirkungsgrad<1

Da E(Kohle) oder E(Uran) für ein Kohle oder Atomkraftwerk bei Solar und Wind wegfällt hast du bei Solar und Wind wenigstens nach ein paar Jahren die Energie wieder drin, die du aufwendest um das Ding zu bauen. Da du bei Kohle und Atom die ganze Zeit Energieträger zuführen musst, erreichst du nie den Punkt, wo du mehr Energie raus bekommst als du selber reinsteckst. Physikalisch muss man natürlich auch den Wind oder Sonneninput rechnen, volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich aber nicht, weil umsonst...

[Bearbeitet von ingo (14-03-2011 - 13:22)]

das moss

Beiträge: 7.651
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Kostenlos - hoffentlich nicht umsonst...
Butcherbird

Beiträge: 440
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Süß wie der Professor hier rumhackt weil kritische Stimmen seinen heiligen Atomstrom diffamieren.

Ich arbeite bei einem CIS-Solarmodul-Hersteller und am Anfang hat der Prof schon recht, bei der Herstellung wird ne Masse Energie gebraucht. Allerdings fährt das ein Modul in seinem Leben hier in Deutschland auch recht fix wieder ein. Und das nur hier in Deutschland, wo es immer regnet. Wie schnell die Module ihre komplette Herstellung z.B. Saudi Arabien oder in Ägypten wieder eingefahren haben und anfangen sauberen Strom zu produzieren scheint er zu vergessen.

POSTKUGEL

Beiträge: 2.620
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Leider wird hierzulande die Atomausstiegsdebatte nach dem Motto "Wasch mich, aber mach mich nicht nass!" gefuehrt.

Regenerative Energien sind - sieht man mal ueber die ganzen Oeko-Ablasshaendler und das verbreitete Reichsbedenkentraegertum hinweg - eine gute Sache.

Allerdings ist es nur schwerlich moeglich, mit Spitzenlastkraftwerken (Photovoltaik, Wind) die Grundlast des E.-Netzes abdecken zu wollen. Sicherlich gibt es Speichermnoeglichkeiten, aber deren Wirkungsgrad ist gering und die Ausbaumoeglichkeiten sind begrenzt.

Wenn man wirklich vom Atomstrom weg moechte und zur Kenntnis nimmt, das Kohle und Erdgas keine wirklichen Alternativen sind, fuehrt das nur ueber den Weg massiver gesellschaftlicher Umbrueche. Man muesste sich z.B. daran gewoehnen, dass E-Energie nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit fuer kleines Geld verfuegbar ist. Wenn man sich dann aber vorstellt, das beispielsweise die Berliner S-Bahn in der Hauptverkehrszeit mangels Strom nicht fahren kann...die Akzeptanz dafuer duerfte nur gering sein.

Andererseits: Es gibt 'zig Handy-Tarife. Warum nur muss die Elektroenergie zu jeder Stunde den selben Preis haben? Ist es nicht denkbar, dass - je nach Lastsituation im Netz - der Strompreis beispielsweise zwischen 5 Cent und 5 Euro pro kwh pendelt? Somit ist sichergestellt, dass die wertvolle Speicherelektrizitaet nur dort zum Einsatz kommt, wo sie den entsprechenden Nutzen generiert und nicht in Kuehltruhen und Waschetrocknern leichtfertig verpulvert wird.

Im Grunde ist es aehnlich wie beim E10: Statt an der Quelle, sollte man zunaechst besser beim Verbrauch ansetzen. Intelligente Stromnetzen mit einem geringen Grundlastanteil und einer verbesserten Nutzung der Erzeugungsspitzen sind da m.E. der richtige Weg und eine unabdingbare Voraussetzung fuer den Atomausstieg.

Dafuer braucht es jedoch intelligente Stromverbraucher. Netzlastabhaengige Stromtarife koennten der erste Schritt in diese Richtung sein. Ich denke, die Intelligenz elektrischer Verbraucher wird in Zukunft wichtiger sein als ihre Sparsamkeit.

[Bearbeitet von POSTKUGEL (14-03-2011 - 14:08)]

standard

Beiträge: 19.357
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Insofern ist der Denkansatz, dereinst die (dann mal) vielen Elektroautos als "flächendeckende Speicher" für überschüssige Energie zu verwenden, gar nicht mal so dumm.
Aber dafür braucht es natürlich eine gewaltig neue Infrastruktur, Autoladestellen an quasi beinahe jedem Parkplatz. Noch Zukunftsmusik...
Pumpspeicherwerke sind auch eine gute Möglichkeit, Energie zu speichern und bei Bedarf schnell abzurufen - aber eben auch eine sehr teure und aufwändige.
Ob der Strom nun zwangsläufig SO viel teurer werden müßte mit weniger/perspektivisch auch ohne AKW´s? Wenn man das, was aus Steuergeldern - neben dem eigentlichen, sichtbaren Strompreis - in die Atomenergie/ deren Vor- und Nachsorge hineinsubventioniert wird, mit einrechnen würde, sähe es schon etwas anders aus. Wie oben schon angesprochen wurde.
Hegautrabi

Beiträge: 11.164
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Es geht aber, wie oben erwähnt, um Grundlastkraftwerke und das können AKW's sehr gut.
Was sind denn die aktuellen Alternativen zum Kernkraftwerk: Kohlekraftwerk? Viele Emissionen. Gaskraftwerk? Noch mehr Abhängigkeit von Putins Gnade.
Von mir aus gerne weiter mit den AKW, nur bitte endlich mit gesicherter Entlagerung und zeitgemässer Sicherungstechnik.
CASI

Beiträge: 1.551
Registriert am: 26.11.1999


Die Grundlastwerke können das gut, das steht außer Frage... mit fragwürdiger Sicherheit.
Fehlt nur der Hinweis, das die Atomkraft sicher ist.

http://www.n-tv.de/Spezial/Explosion-an-Atomreaktor-in-Fukushima-article2810866.html

Wer auch nur ansatzweise kapiert, wie ein Atomkraftwerk funktioniert...

[Bearbeitet von CASI (15-03-2011 - 01:13)]

standard

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Es gab einen politischen Fahrplan für den geregelten Atomausstieg, der ohne wirkliche Not gekippt wurde. - Von der gleichen Kanzlerin/Regierung, die jetzt heftig und aktionistisch zurückrudert. Schließlich sind bald diverse Wahlen...
Atomkraftwerke können Grundlast - und sie können eben auch nur diese. Kohle- und Gaskraftwerke z.B. sind da deutlich flexibler einsetzbar.
"Abhängigkeit von Putins Gnaden" wg. des Gases? Mag sicher so sein.... - bloß gut, daß wir also die Wismut haben und unser Uran selber abbauen...
In Japan wird die Situation derweil immer haariger - der Wind hat gedreht und die tödliche Wolke könnte nunmehr auch -zig Millionen Menschen in Tokio erreichen.

"EnTlagerung" ist übrigens ein netter Verschreiber, @ Hegau - ein Wortspielchen, daß die aktuelle Situation der Produktion radioaktiver Abfälle ohne wirklichen Plan A und B eigentlich ganz gut beschreibt.

Hegautrabi

Beiträge: 11.164
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War nicht als Wortspiel gedacht, sollte wirklich Endlager heissen.
Man kann ja diskutieren aber was soll bitte: bedeuten?
Ich habe keine Lust hier endlose Argumentationen zu schreiben, meine Meinung dazu habe ich kundgetan. Ohne Atomstrom geht es auf absehbare Zeit nicht, wird der nicht hier erzeugt dann wird er eben aus dem Ausland zugekauft.
Gabriel

Beiträge: 1.188
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Als Heizer/Kraftwerker in einem Kohle- und Schwer-/Leichtölkraftwerk hab ich ja auch meine Sichtweise auf die ganze Problematik. Wenn ich von meinem Rechner aufschaue nach schräg rechts zur Terassentür raus habe ich einen "schönen Blick" auf das AKW Leibstadt/CH Im Grunde habe ich keine besonders große Angst, das etwas schlimmes passiert. Es sind doch etwas andere Verhältnisse wie in Japan, klar hier gibt es auch öfters mal Erdbeb(ch)en. Nicht zu vergleichen, mit denen grad in Japan passierten. Meiner Meinung nach sollte einfach ein gescheiter Mix passieren. Hier in der Ecke gibt es viel "Naturstrom" aus Wasserkraft und Sonne. Aber wenn ich mir überlege, wie gnadenlos gerade unter dem Deckmantel des Naturschutzes den Verrauchern in die Tasche gegriffen wird, die Preissteigerungen die letzten Jahre sind der Hammer. Dabei steht ja leider der Profit der Stromerzeuger im Vordergrund, NICHT der Umweltschutz wie immer propagiert. Kohle/Ölkraftwerke sind auch nicht der Weisheits letzter Schluß, wobei, soooooo dreckig sind die schon lange nicht mehr, zumindest in Deutschland dank der ständig stark verschärften BImSch. Wenn man da nicht mit zieht und Aufrüstet, dann ist die Bude zu, ohne wenn und aber. Im Moment wird bei uns wieder geplant, der alte Schwerölkessel, der eh nur noch zur Reserve alle Jubeljahre lief wird durch Leichtöl ersetzt... Wie auch schon von Steffen gesagt, ohne AKW`s geht es noch nicht, die Rechnungen der Gegner sind eben nur Rechnungen, ich kann nicht einfach die Kraftwerke schließen und aus Timbuktu den Strom herholen, das funktioniert aufgrund der Leitungsverluste gar nicht. Genauso der Schwachsinn in Afrika Solarstrom zu erzeugen und hier her bringen... alles hohle Theorie...
standard

Beiträge: 19.357
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...aber zumindest Afrika selbst sollte damit eigentlich gut zu versorgen sein, oder?
Gestern lief (auf 3sat?) eine recht interessante nano-Sendung zum Thema Stromversorgung. Demnach kamen 2010 22% des deutschen Strombedarfes aus KKW, bereits 16% aus "alternativen" Energien. Ein Exbärde nannte 5-10 Jahre als realistische Zeitspanne zum Ausstieg aus der Kernkraft.
Das, was Merkel und Co derzeit mit ihrem "3-monatigen Moratorium" abziehen, riecht schon gewaltig nach einer großen Beruhigungspille für das aufgeschreckte Wahlvolk. (und Herr Mappus muß schleißlich irgendwie ins rechte Licht gerückt werden, wieder...). Daß die 3 urältesten Reaktoren endlich dauerhaft vom Netz gehen, ist zumindest als gut und richtig einzuschätzen, denke ich.
Daß wiederum jetzt urplötzlich "alle deutschen KKW auf ihre Sicherheit überprüft werden", läßt tief blicken. Wurde das nicht - eigentlich logischer Weise - schon VOR dem Beschließen der Laufzeitverlängerung akribisch gemacht

[Bearbeitet von standard (15-03-2011 - 19:22)]

Terrat

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Naja, was die Atomkraft anrichten kann sieht man ja gerade in Japan ( http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2011-03/19653977-japan-einsatz-von-helikoptern-ueber-fukushima-reaktor-3-abgebrochen-003.htm ) Zwar finde ich den plötzlichen neuen Kurs der Kanzlerin fragwürdig, aber es müssen einige Fragen neu gestellt werden, so viel steht fest.

Gruß Manuel

standard

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Mittlerweile sind vor Ort also etliche Freiwillige im Einsatz:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12040569/444233/Kampf-gegen-Super-GAU-steht-auf-der-Kippe.html
Es schwankt irgendwie zwischen selbstlos-verzweifelten Heldenmut und Kamikaze-Tradition. Offenbar bleibt in Anbestracht der verzweifelten Lage kaum noch etwas anderes übrig...
Professor

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ein schöner Beitrag von einer französischen Korrespondentin über die Hysterie der Deutschen.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,751683,00.html


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E Wurst

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Naja, der Beitrag erscheint mir schon mit einer gewissen Arroganz verfasst. Denn auch wenn es die Franzosen nicht zu interessieren scheint bzw. sie es nicht weit hinterfragen, letztendlich bleibt ihnen eben auch das Restrisiko eines GAU's. Ich für mich bleibe auch dabei, dass es eine problembehaftete Art der Stromerzeugung ist, ohne jedoch nun gleich in Panik zu verfallen.

Nur muss man sich vor Augen halten, dass bei einem Unfall in Westeuropa wohl kaum freiwillige Helfer finden würden, die an so einen zerstörten Reaktor herantreten würden und das Risiko der Verstrahlung eingehen, um schlimmeres zu vermeiden. Ich denke das wäre auch in Frankreich nicht der Fall.

In Tschernobyl hat man den Menschen damals 6 Wochen am Reaktor gegen 3 Jahre Afghanistan oder Sibirien angeboten...

Hegautrabi

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Mir ist die französische Sicht auf die Thematik sympatischer als die deutsche. So wie die Mehrheit dort sehe ich es auch.

Neulich kam im Fernsehen ein Bericht über die Aufräumungsarbeiten in Tschernobyl, da wurde gesagt daß mehrere hunderttausende Arbeitskräfte jede für nur etwa 30 Sekunden im hochverstrahlten Trümmergebiet an dem Sarkophag gebaut haben. Dann wurden sie wieder nach Hause geschafft.

Momentan kommen ja etwas zuversichtlichere Nachrichten von Fokuhila 1

E Wurst

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Ja, aber dann gab es ja auch noch die Arbeiter, die den Sarkophag gebaut haben. Weiterhin wurde ja auch unter den Reaktor ein Tunnel gegraben. Die Piloten werden auch einiges abbekommen haben...

Die 30 Sekunden waren tatsächlich nur für die Aufräumarbeiten auf dem Dach.

Aber einem Punkt haben sie recht, Hysterie bringt nichts.

standard

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Die Piloten des (hilf- und sinnlosen) Ersteinsatzes in Tschernobyl sind samt und sonders tot, - die allermeisten der zu Anfang verheizten Einsatzkräfte ebenfalls - das nur mal nebenbei...
Die französische Sicht auf D.land ist quasi immer arrogant, irgendwie...
Ausserdem kann sich Frankreich gar keine "Hysterie", geschweige denn einen mittelfristigen Atomausstieg leisten. Im Gegensatz zu uns ist Atomstrom dort wohl Hauptenergielieferant - die Zahl der KKW´s liegt deutlich über der unseren. Sicherer müssen die deswegen nicht sein...
Das, was Merkel und ihre Laienspieltruppe derzeit in Sachen Kernkraft abziehen, ist allerdings eher zum Kopfschütteln. Diese plötzliche Kehrtwende kauft ihnen keiner wirklich ab - ich jedenfalls nicht.
Professor

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@standard, die Männer sterben im Russland im Durchschnitt mit ca. 60, Tschernobyl war 1986. Da werden sicher schon einige über 35 gewesen sein, wo sie bei den Aufräumungsarbeiten mit gemacht haben oder Techniker waren. Dann ist klar das sie inzwischen verstorben sind. Also man kann der Strahlung nicht alles in die Schuhe schieben. Man sollte auch andere Umstände in den Land anschauen. Ich will das jetzt nicht verherrlichen, aber alles verteufeln ist auch der falsche Weg.

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E Wurst

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Nur das genau diese Männer schlimmere Auswirkungen auf uns verhindert haben und ich glaube kaum, dass sich in irgendeinem westeuropäischen Land so viele "Freiwillige" finden lassen, im Fall des Falles.
Deluxe

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Französische Sicht, deutsche Sicht...was soll denn das?

Wann, wenn nicht jetzt, wäre wohl endlich der Zeitpunkt gekommen, mal im europäischen und im Weltmaßstab über das Problem Kernenergie grundsätzlich zu diskutieren?

Natürlich ist der Sofortausstieg Utopie - aber ob diese Technologie mittel- bis langfristig eine Zukunft haben sollte/kann, sollte vielleicht doch endlich mal diskutiert werden.

Und zwar aus Sicht verantwortungsbewußter Vorfahren, die auch mal an ihre Nachfahren denken.

standard

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Genau SO sieht es aus!

@Prof:: Darf ich Deinen merkwürdigen Ausführungen entnehmen, daß Du auch jemand von der Fraktion "atomare Strahlung ist gar nicht so schlimm, wie immer getan wird" bist
Und daß -Deiner Meinung nach - die meisten der Tschernobyl-Opfer eines quasi "natürlichen" Todes gestorben seien?!
Da würde ich Dir mal eine hochinteressante Reportage empfehlen, die heute Nachmittag auf Phoenix lief (falls Du sowas guckst...
http://www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/tschernobyl/365525?datum=2011-03-20 - wird sicher nochmal wiederholt demnächst).
Darin wurde der Ablauf in Tschernobyl - vor allem auch die Kopflosigkeit, Verharmloserei und Lügerei nach der Katastrophe minutiös beleuchtet. Nur mal als Beispiel: alleine von den etwa 10000 Bergleuten, die damals in Rekordzeit den Tunnel unter den gegauten Reaktor gegraben haben, waren anno 2006 (Zeitpunkt der Doku) bereits 2500 an Krebserkrankungen (zumeist Schilddrüsenkrebs) verstorben, die meisten anderen mehr oder minder stark an diversen strahlungsbedingten Sachen erkrankt.
Aber das wären die `natürlich´ sicher auch so alle...
Besonders schlimm dabei übrigens, daß die allermeisten Opfer unter staatlicher Ignoranz leiden - vielen sogar die Sozialhilfe gekürzt wurde (u.a. auch jenen, die damals befohlener Maßen ihren Hintern riskiert haben/ riskieren mußten)
Nach Aussage des damals amtierenden (und sicher über gewisse Zweifel erhabenen ) Staatschefs Gorbatschow hat die Tschernobyl-Katastrophe direkte Kosten von 8 Milliarden (!) Rubel verursacht - definitiv auch einer der Sargnägel für die SU.

[Bearbeitet von standard (20-03-2011 - 19:55)]

Professor

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ich will gar nichts verharmlosen, nur geht die Diskusion zZt. in die Richtung, das das bei unseren Atomkraftwerken gerade kurz bevor steht. Wenn man sich Gedanken macht mit welchen AKWs im Ostblock noch Strom erzeugt wird, dann kann ich das verstehen, aber nicht bei denen die in Deutschland am Netz sind. In Deutschland können ja alle ungestraft demonstrieren, dort wo es angebracht wäre, würden sie im Gulag landen.

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standard

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Klar - etwas in DER Richtung mußte ja kommen...
Übrigens erzeugen auch "wir" unseren Atomstrom großteils mit Technik aus den 70ern...
Das Blöde an der japan. Katastrophe ist nur, daß man die nicht aus uralte/unmoderne/gefährliche Russentechnik schieben kann. Und der Tsunami alleine tut´s m.E. auch nicht. Wir sollten - ohne Panikmache und Übrreaktionen, da gebe ich Dir Recht - ganz schlicht und ergreifend unsere unbedarfte Technikgläubigkeit überdenken. Ein einfaches "weiter so", als sei nichts schlimmes passiert, können wir uns eigentlich guten Gewissens eher nicht mehr erlauben - denke ich jedenfalls.
Übrigens läuft die besagte Doku derzeit noch knapp 1h auf ntv.
E Wurst

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@standard

...genau das ist es nämlich. Wir hatten ja einen "besonnenen" Rückzug aus dieser Technik eingeschlagen. Nur dann kam diese schwarz-gelbe Atomlobby-Regierung.

Und ich finde es sollte nochmals gesagt sein, solch ein Super-Gau hält sich nicht an vorher geplante Szenarien, egal welcher Stand der Technik und ist daher auch kaum in den Griff zu bekommen.

pwb601

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ohne das bewerten zu wollen, aber unsere "technik aus den 70ern" wird jährlich für etliche zig millionen euro nachgerüstet und ist eigentlich doch immer auf einem recht aktuellen stand, ob das weiter östlich auch der fall ist, weiß ich jetzt nicht direkt.

ich find die diskussion hierzulande pervers. da sind mehr als zehntausend(!) menschen durch erdbeben und flutwelle umgekommen, ganze städte wurden ausradiert, und keinen interessiert das. bloß ein akw, das mal eine woche lang eine ernste gefahr hätte werden können (denn noch ist ja nix wirklich schlimmes passiert, oder gibts schon tausende tote, ungenießbares essen im umkreis von 1000 km usw.?!), das steht in den schlagzeilen und verdreht ganz deutschland den kopf. daß da jetzt einige zehntausend menschen obdachlos sind und bei minusgraden frieren, geht allen am a*** vorbei ...

generell bin ich nicht unbedingt DER befürworter von kernkraft, aber die gewichtung der katastrophe in japan ist hierzulande doch schon ziemlich verzerrt, finde ich.

das moss

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Auszug aus dem Spiegel:
"Trotzdem ändert das noch nicht die Meinung des Durchschnittsfranzosen und der meisten etablierten Parteien, ob links oder rechts: Die Atomenergie, die 75 Prozent des Stroms liefert, bleibt ein Pfeiler der französischen Unabhängigkeit. Für die meisten Franzosen gilt sie weiterhin als eine saubere Energie, die niedrige Strompreise garantiert. Dass die Lagerung von radioaktivem Müll und die potentiellen Unfälle in Kernkraftwerken Gefahren bergen, wird zwar durchaus erkannt, aber solche Einwände stehen selten an oberster Stelle in der französischen Berichterstattung."

Das wirft, neben der subjektiv anmutenden Arroganz der Franzosen, schon einige Fragen auf:

- "Unabhängigeit" als pauschaler Begriff einer subjektiven Wahrnehmung, die so gar nicht gegeben ist....

- ist die "Unwichtigkeit" in der "französischen Berichterstattung" eher Zufall oder Absicht? Sind Endlagerung, Le Hague und Reaktorsicherheit in Wahrheit für den Durchscnittsfranzosen evtl. so schwer verdaubare Kost, das man sie besser gar nicht serviert? Wer kann ohne Wissen eigentlich Entscheidungen treffen?

- Wie hoch subventionieren die Nachbarn im Westen eigentlich Nukleartechnologie?

- dazu kommt: bei einem Unfall liegt in Hauptwindrichtung nicht der Pazifik - sondern wir.

Und wenn man es ganz hart und kritisch formuliert: so groß das menschliche Elend auch ist - die mittelbaren und langfristigen Nachwirkungen für Europa sind nicht die Welle, nicht das Erdbeben sondern eine ggf. die Allegemeine Strahlungsbelastende und langfristig in unseren Futtermittelkreislauf eindringende unnötige Strahlungsbelastung.

Und ggf. der etwas später ausgelieferte Opel...

TV P50

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quote:
Nur das genau diese Männer schlimmere Auswirkungen auf uns verhindert haben und ich glaube kaum, dass sich in irgendeinem westeuropäischen Land so viele "Freiwillige" finden lassen, im Fall des Falles.

Ich denke heute würde es auch in Russland nicht mehr soviele Freiwillige geben. Auch dort ist man inzwischen aufgeklärt über die Folgen von radioaktiver Strahlung.

Und ich bezweifele, dass es, egal wo in Europa ein möglicher Supergau stattgefunden hat, eine einwandfreie und lückenlose Aufklärung geben würde.
Vermutlich müßte jeder selber den Geigerzähler vor die Tür halten, um Aufschluß darüber zu bekommen, ob er rausgehen kann oder nicht.
Ich gehe persönlich davon aus, wenn es zu einem gau kommt, ist man sicher bemüht eine Massenpanik zu vermeiden und wird genau aus diesem Grunde, die Bevölkerung mit informationen kurz halten.
Es wird heißen, bleibt im Haus und kommt nicht raus bis alles vorbei ist. Strahlung sieht man nicht! Demzufolge wird der Bürger im Haus bleiben und warten....und ist inzwischen lange verstrahlt.....merken wird es kurzfristig eh nicht.


Wenn man div. Reportagen der letzten Tages verfolgt hat, so sind eindeutige Parallelen zu Tschnobyl in Japan zu sehen. Primäres Ziel ist dort sicher die Eindämmung und Verhinderung des Schlimmsten.
Aber genau wie Tschernobyl, läßt die Informations-Politik dort sehr zu wünschen übrig.

Wenn dort plötzlich Spinat und Wasser verstrahlt ist, so ist es alles andere auch. Die Strahlung wird sich nicht speziell den Spinat oder das Wasser als bevorzugtes Konterminationsopfer ausgesucht haben.

[Bearbeitet von TV P50 (21-03-2011 - 12:45)]

Zoni

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Registriert am: 15.11.1999


Man kann es wie mit allem im Leben nur fuer sich selbst ausmachen.
Ich persoenlich sehe es egoistisch, ich will irgendwann mal von mir behaupten koennen zumindest versucht zu haben moeglichst umweltfreundlich gelebt zu haben.
Deswegen wechsle ich jetzt von meinem jetzigen Oekostromanbieter EPRIMO zu Greenpeace Energie. Kostet zwar mehr - aber Greenpeace ist eine Genossenschaft und betreibt eigene Kraftwerke - Eprimo hingegen bezieht den Oekostrom (Wasserkraft) von RWE.
Und RWE betreibt auch Atomkraftwerke.

Man muss eben auch bereit sein, den etwas hoeheren Preis zu zahlen. Das kann aber nun mal nicht jeder und deswegen kann ich Leute verstehen, die nachwiewor auf den preiswerteren konventionellen Strom setzen.

Oeko Strom muss dauerhaft billiger werden als konventioneller Strom, nur so hat er in meinen Augen eine Chance sich breit durchzsetzen.

standard

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Registriert am: 26.01.2002


Dazu müßte zuallererst die Quasi-Monopolstellung der großen, ihre Claims sauber absteckenden Stromkonzerne gebrochen werden. Woran ich nicht recht glauben kann...

@Tim: die gewissen Parallelen im Bezug auf "zurückhaltende" Info-Politik bei den beiden bisher größten Atom-Unfällen ist mir auch schon aufgefallen. Und auch ich bin überzeugt davon, daß das hier in Westeuropa kaum anders abliefe - egal ob hier in D oder z.B. in F.
Ein paar Tage nach der Tschernobylkatastrophe wurden die Leute im zu diesem Zeitpunkt längst ebenfalls hoch stahlenbelasteten Kiew zur Maiparade bestellt - als sei nichts passiert.
"Wir wollten Panik unter der Bevölkerung unbedingt vermeiden" meinte Herr Michael G. dazu...

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