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Trabiklatsch » "Hartz besser als DDR" ? |
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Autor | Thema: "Hartz besser als DDR" ? |
standard
Beiträge: 19.357 |
Eigentlich habe ich Manschetten dabei, hier eine neue HIV-Diskusion anzuzetteln - und ich hoffe und bitte auch darum, daß nicht wieder in das bekannt-berüchtigte "M versus O"-Schema verfallen wird! Ich komme aber nicht umhin, diesen Fred zu starten, weil ich heute früh in meiner Tageszeitung obenstehendes Zitat von der ehem. DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld lesen mußte, vom Stapel gelassen auf einem Empfang beim CDU-Wirtschaftsrat in der ehem. Kreisstadt. Ich muß zugeben, daß mich solche Aussagen - auch und gerade seitens der "Bürgerrechtler" immer wieder sehr verblüffen und maßlos ärgern! [Bearbeitet von standard (27-01-2010 - 22:53)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Das Zitat ist schon einige Wochen alt - aber es trifft leider nur allzusehr den Kern dessen, was die bürgerbewegten Lengsfelds, Meckels aber auch Biermanns (!) offenbar schon damals nur erreichen wollten: Zufriedenheit mit einer mausgrauen Demokratie - so hat's Biermann mal ausgedrückt. Und das ist aus zweierlei Sicht schade: Erstens, weil sie damit ihren politisch-biographischen Weg innerhalb der DDR noch im Nachhinein als fragwürdig erscheinen lassen und ihren Leumund als Widerstandskämpfer selbst torpedieren. Zweitens, weil sie damit all denjenigen, die sie damals mit allen staatlich verfügbaren (und durchaus nicht immer sauberen) Mitteln bekämpft haben, im Nachgang noch quasi Recht geben. Nämlich insofern, als sie jetzt die Einführung eines Systems wie HIV öffentlich beklatschen. So primitiv ist die Welt manchmal... Daß soziales Elend sich für die Damen und Herren "Bürgerrechtler" allein dadurch legitimiert, daß diese "Auf-die-Füße-Faller" im jetzigen System zufrieden und wohlgenährt sind, macht mich enorm nachdenklich. Es läßt sogar den Schluß zu, daß sie mit Bürgerrecht ihren persönlichen Wohlstand meinten. Und daß all die "Heldentaten" im Widerstand gegen den SED-Staat auch irgend etwas mit Profilierungsbedürfnis zu tun hatten... Daß die etablierten Westparteien nun nichts besseres zu tun hatten, als solch kritische Geister möglichst schnell zu assimilieren und damit auch zum Schweigen zu bringen, hatte sicher auch seinen Grund. Und wer sich nicht assimilieren lassen wollte, von dem hört und sieht man heute trotzdem nichts mehr. Übrigens - eine Kollegin von Frau Lengsfeld, die Bürgerrechtlerin Freya Klier, hat letztens ebenfalls laut herumgetönt daß es ihr heute mit ALG2 besser ginge als vor der Wende mit Erwerbseinkommen. Das läßt doch tief blicken, oder? Und man fragt sich, von welchen Kreisen die Leute für solche Aussprüche bezahlt werden...und in welcher Höhe. Und noch ein Nachtrag zum Thema Mallorca: SO paradiesisch ist das also alles nicht, aber mit einem CDU-Abgeordneteneinkommen wie es Frau Lengsfeld/Wollenberger Monat für Monat kassiert, verliert man über solch niederen Regionen des Lebens schnell die Übersicht. Dafür geht man dann mit der Frau Bundeskanzlerin im Abendkleid aus und zeigt seine Reize...:
[Bearbeitet von Deluxe (28-01-2010 - 10:17)] |
Zoni
Beiträge: 3.538 |
Die Lengsfeld ist doich eh ein großer Wendehals und als einer der ersten zur CDU uebergelaufen. Der gings nur um Ihre eigene Karriere. Die hat genau wie die restlichen Politiker keine Ahnung wovon Sie redet. |
framaus
Beiträge: 4.316 |
Ich denke da gibt es keine klare Antwort. Der normale kleine Industrie-Arbeiter in der DDR mit 600 netto hat commerziell betrachtet nicht besser gelebt,gesellschaftlich betrachtet ist es natürlich anders. Damals hat man mit großen Augen gen Westen geblickt.Heute weiß man das nicht alles Gold ist was glänzt. Ich mache gerade eine Umschulung bei einem Ortsansässigen Bildungsträger. Ich bin freiwillig,bzw.das AA ist meinem Wunsch gefolgt.Viele andere wurden zwangsverpflichtet wegen langjähriger Arbeitslosigkeit. Gestern gabs eine Info für Auslerner und der Meister sagte:"Wer Interesse an einen Job hat ,möge nach oben gehen". Es stand keiner auf!!!!!!! Heute sagte selbiger Meister zu mir:"Wenn ich was zu sagen hätte würde ich denen das Geld kürzen". Es gibt sicher viele die HIV zurecht erhalten,und die alles andere machen als große Sprünge.Es gibt aber mindestens genausoviele,wahrscheinlich eher mehr,die diese komfortable Situation gnadenlos ausnutzen.Denn immerhin jeden Tag ausschlafen,warme Wohnung,den ganzen Tag frei,und dafür genausoviel Geld bekommen wie ein Hilfsarbeiter?? Woher soll da die Motivation kommen? Viele HIVler sind ungelernt,würden also fürs arbeiten nicht mehr bekommen,wie fürs zu hause bleiben. Was mich betrifft,so weiß ich heute,das zwischenmenschliche Beziehungen,Hilfe untereinander,und gesellschaftliche Anerkennung wertvoller sind als Geld. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund warum ich mich in der IFA-Szene so wohl fühle . mfg fm |
Sven
Beiträge: 1.169 |
das haste aber schön gesagt..... |
framaus
Beiträge: 4.316 |
Wer bist du denn ??????? |
standard
Beiträge: 19.357 |
Ich weeß ooch nicht... [zitat:] "Was mich betrifft,so weiß ich heute,das zwischenmenschliche Beziehungen,Hilfe untereinander,und gesellschaftliche Anerkennung wertvoller sind als Geld." Siehste - das ist der gegen die Lengsfeldsche Polemik sprechende Kern der Sache, die auch ich für eines Bürgerrechtlers unwürdig halte. [Bearbeitet von standard (28-01-2010 - 20:46)] |
das moss
Beiträge: 7.651 |
Generell soll nach einer Statistik ein "durchschnittlicher" ALG-2-Haushalt in etwas dem eines westdeutschen Facharbeiters Ende der 70er Jahre entsprechen. Genauso wenig wie fehlinterpretierbar diese Aussage ist, genauso gibt es in der Realität einen "statistischen Haushalt". De facto ist der umgekehrte Trend zur DDR. Herabwertung körperlicher Tätigkeiten (die aber in den Reihen der Arbeitslosen "noch" überwiegen) und Sexysierung von Intellekt. Ob das gut oder schlecht ist, kann man nur schwer sagen. Hier schreiben vielleicht auch die "Großverdiener" die Geschichte.... Was da aus einigen hohlen Köpfen rieselt - tja, jeder blamiert sich so gut er kann. Vielleicht gelingt einigen da keine Trennung zwischen "Bürgerrechten" und "Wirtschaftsmöglichkeiten"? Eigentlich ist jetzt die Zeit, um endlich mal vom unseligen HIV hin zu einer klar strukturierten, in Bezug auf Kinder angemessenen, ggf. mit Kappungsgrenzen ausgestatteten Grundsicherung überzugehen..... Es scheuen sich komischerweise nur so ziemlich alle Verantwortlichen...... Diese Gedanken sind nicht von mir - ich teile die aber sehr wohl.
Master vs. Officer? Daher eine Bitte: entweder klare Ansage mit Aussagebeleg oder weglassen. Es wäre schade, hier in Zukunft ebenfalls einen solchen unterstellenden Stil einführen zu müssen. Nochmal zur Info: ein User Obelix hat nach Plätschern in der Gerüchteküche eine Nebentätigkeit aufgenommen - eine Sache die meine persönliche Ansicht etwas ändert - mal ganz abgesehen davon, dass ich mich bei der letzten Diskussion bezüglich "Sozialschmarotzertum etc. " deutlich zurückgehalten habe - eben nicht ohne Grund.
Ich müßte mir schließlich im Zweifelsfall den gleichen Vorwurf gefallen lassen........ [Bearbeitet von das moss (29-01-2010 - 21:54)] |
standard
Beiträge: 19.357 |
Aber eigentlich hast Du offensichtlich doch ganz gut verstanden, was "M versus O" bedeuten sollte. So schwer war´s ja auch nicht... |
Obelix
Beiträge: 653 |
Da hab ich wohl falsch geraten mit "Meinungsmache vs. Objektivität". "HIV-Empfänger hätten einen besseren Wohnkomfort, gut zu essen und könnten ohne viel Geld auf Reisen gehen, etwa nach Mallorca. ..." Das mit der "billigen Reisefreiheit" unterschlägt (mal wieder) einen wesentlichen Unterschied: Wieviele "Bürgerrechtler" haben denn 1989 in der DDR gegen Kinderarmut protestiert? Hartz IV besser als DDR |
Marlene
Beiträge: 1.083 |
Hallo! Es ist halt so ne Sache mit plakativen Äußerungen. Genausogut könnte man behaupten, daß ein H-IV-Bezieher es besser hat als Ludwig XIV., auch als "Sonnenkönig" bekannt. Denn -der hatte weder Fernsehen noch Telefon -auf Mallorca war er nie -seine zahnärztliche Versorgung war unter aller Sau. Solche Vergleiche sind eben die berühmten "Äpfel-und-Birnen-Geschichten". Ich halte generell wenig davon, die eigene Zeit mit irgendwelchen anderen zu vergleichen, um dann zu dem Ergebnis zu kommen, daß es so schlimm (oder gut!) heute auch wieder nicht ist. Fakt ist: Die Abhängigkeit einer Millionenschaft von Transferleistungen ist neben dem Umstand, daß es immer mehr Leute gibt, die trotz Vollzeitarbeit auf keinen grünen Zweig kommen, DAS gesellschaftliche Problem unserer Zeit. Da hilft es nichts, die DDR oder sonstwas als Vergleich heranzuziehen. Gruß, Marlene PS: Ich halte auch nichts davon, zu einer Diskussion aufzurufen, dann aber Vertreter bestimmter Ansichten von vornherein auszuschließen. Dann braucht man auch nicht zu diskutieren. |
standard
Beiträge: 19.357 |
Wer bitte hat das getan? Ich hatte nur darum GEBETEN, daß es nicht wieder so ausarten mag, wie wir es mehrfach erleben mußten. Ein gewisser Unterschied zu "Ausschließen", denke ich... Ansonsten sehe ich es auch so daß es eigentlich recht tief blicken läßt, wenn Verhältnisse von vor über 20 Jahren zum Vergleich herhalten müssen, um heutige "weichzuzeichnen". |
wilhelminus
Beiträge: 1.980 |
Zwei Dinge, ohne zu sehr in die Materie einsteigen zu wollen: 1) Man kann alles miteinander vergleichen. Alles! Äpfel mit Birnen - gemeinsamer Nenner: Kernobst. 2) freut es mich, dass zwischen den beiden Hauptkontrahenten bei solchen Themen mal nicht die Fetzen fliegen. Danke! |
speedfreak1
Beiträge: 7 |
Also mit HIV kann man schon sehr gut leben, das stimmt wohl, musste ich auch ne Zeit in Anspruch nehmen während nem Langzeitpraktikums. Aber wer HIV in Anspruch nimmt und nur zu Hause rumgluckst und sich noch medial torpediert, der wird nicht glücklich, für mich ist es das schlimmste im Leben wenn es nicht weitergeht, wenn ich auf einer Stelle stehenbleiben muss, warten bis ich endlich den nächsten Schritt gehen kann. Für mich ist HIV-Assi zu sein keine schöne Alternative zum Brot-Leben. Ich komme auch mal ganz gut mit weniger aus. Wenn man dann hart arbeitet um sich wider mal n paar kleene Dinge zu leisten hat man dafür doch auch viel mehr Wertschätzung. Das ist glaube ich auch das was im Kapitalismus ein wenig fehlt, Wertschätzung, auch kleine DInge zu Schätzen, auch wenns nur nen kleines Stückchen Edelschokolade ist oder halt damals ne Banane. Traurig aber wahr, man wird heute konsumbombadiert und will schon wieder obwohl man doch gerade erst hat. Das ist auch diese HIV-Assi-Mentalität, haben wollen, aber nichts geben wollen. So einer bringt die Gesellschaft nicht durch gute Ideen oder kreatives Tagewerk voran. Er ist einfach irgendwann kein Teil mehr der Gesellschaft mehr sondern gliedert sich selbst aus, auf ein Abstellgleis wo er hinvegetiert. Ich vergleiche das immer mit Computerspielesucht, irgendwann is solchen Menschen alles egal, einfach nur weiterleben und den Zustand wahren, bloß nicht raus aus dem bestehenden System, könnte ja Energie verbrutzeln und den Kopf ansträngen. |
standard
Beiträge: 19.357 |
Klischees über Klischees... HIV und "Assi" in einem Atenzug zu nennen halte ich schonmal für grenzwertig - genug Leute sind schließlich NACH jahrzehntelanger und fleißiger Arbeit UNVERSCHULDET auf diese Schiene geraten, haben mit 50+ (eigentl. auch schon mit 45+) zunehmend schlechtere bis keine Chancen, dort jemals wieder rauszukommen. Solchen Leuten zumindest schlägt man mit solch einseitigen Aussagen geradewegs ins Gesicht! |
Obelix
Beiträge: 653 |
Also mit HIV kann man schon sehr gut leben, das stimmt wohl, musste ich auch ne Zeit in Anspruch nehmen während nem Langzeitpraktikums. Das nennt man "Missbrauch von Sozialleistungen" oder auch "Sozialbetrug". Du hast deine Bedürftigkeit durch freiwillige Annahme eines unbezahlten Langzeitpraktikums (zu welchem Zweck?) selbst herbeigeführt und deinen Lebensunterhalt frech vom Staat anstelle vom Arbeitgeber bezahlen lassen. Wenn man von HartzIV "sehr gut leben kann"...warum hast du dein Praktikum nicht auf "bis zur Rente" verlängert? Wer hier wohl ein "HartzIV-Assi" ist... |
Anne
Beiträge: 3.555 |
wenn man durch das Praktikum ein Job in Aussicht hat, wird der Staat/ Arge dich unterstützen. Ich sehe da keinen Betrug. Ich habe sogar während meines Studiums ALG2 bekommen (über 4 Monate), sonst hätte ich mein Studium nicht abschließen können. ABER es war (nur) der Grundbetrag von 350 Euro und ich musste es zurück zahlen. Es war ein zinsloses Darlehen, das mir der die AFAS zur Verfügung gestellt hat. P.S. googelt mal nach Arno Dübel... |
Obelix
Beiträge: 653 |
1) Auf Jobsuche sind keine "Langzeitpraktika" erlaubt. Da gibt es gesetzl. Befristungen wegen Schwarzarbeit, Lohndumping etc. 2) Von Darlehen war irgendwie keine Rede. 3) Was hat der HartzIV-Darsteller (seit 2001 in den Medien aktiv) Arno Dübel damit zu tun? Aber mit dem Verfassungsgerichts-Urteil am Dienstag wird die aktuelle HartzIV-Kampagne der Medien eh zu Ende gehen. |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Abwarten... Eine Revolution des deutschen Sozialsystems wird auch dieses Urteil nicht auslösen. Wahrscheinlich wird es einige grundlegende Feststellungen zum Existenzminimum geben, wobei vor allem damit zu rechnen ist, daß es im Hinblick auf Kinder Änderungen geben wird. Deren Bezüge müssen ggf. erhöht werden - und die Anrechnung des Kindergeldes als Einkommen steht hierbei sicher ebenfalls auf dem Prüfstand. Daß aber die 7.000.000 ALGII-Empfänger dieser Republik nach dem Urteil mit paradiesischen Regelsatzerhöhungen rechnen können, dürfte (und sollte) sich als Irrtum herausstellen. Warum sage ich auch "sollte"? Arbeit gibt es genug. Aber die Auszahlung von Grundsicherungsleistungen ist natürlich billiger - leider nicht preiswerter - für die Gesellschaft. |
Obelix
Beiträge: 653 |
Die ABM als "2.Arbeitsmarkt" wurden ganz bewusst abgeschafft und durch 1-Euro-Jobs ersetzt, um ein Monopol des privatwirtschaftlichen "1.Arbeitsmarktes" zu schaffen. Eine Wiederherstellung widerspräche dem erklärten Ziel der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände sowie der von ihnen gekauften Parteien, den weltweit größten Niedriglohnsektor in einer Industrienation zu schaffen. Staatliche Konkurrenz mit existenzsichernden Löhnen würde diesem Ziel natürlich im Weg stehen. Die SPD hat der CDU bereits zugesagt, bei der Umstellung des Regelsatzes auf Gutscheine und Lebensmittelmarken behilflich zu sein. Ergebnis: Zukünftig darf man schon dankbar sein, für seine Arbeit überhaupt noch "richtiges Geld" zu bekommen. Zumindest für den Teil des Lohnes, welcher nicht vom Sozialamt auf Alg2-Niveau "aufgestockt" wird. Schließlich hat man Millionen Menschen schon daran gewöhnt, einen Stundenlohn von 1 Euro unter Androhung von Strafe zu akzeptieren. |
Marlene
Beiträge: 1.083 |
Hallo, ich glaube bekanntermaßen nicht an die These, daß hinter ALG II eine "Verschwörung" von Kapital und gekauften Volksvertretern steht. Die Idee, einen staatlichen Beschäftigungssektor nicht zu wollen, fußt m.E. auf dem Glauben, so mache man den Weg frei für private Investoren, die dann Wachstum und Arbeit schaffen. Das läßt sich prinzipiell hören, denn nur wenn Arbeitskräfte billig zur Verfügung stehen, hat ein Kleinunternehmer mit irgendeiner neuen Geschäftsidee eine Chance, auf die Beine zu kommen. ABER: Es hat halt nicht funktioniert. Es sind eben nicht die Millionen (erstmal) "Ich-AGs" (und dann Kleinbetriebe) zu florierenden Dienstleistungsbetrieben herangewachsen, die überall im Land für eine prima Versorgung mit Service aller Art sorgen und bislang chancenlosen Langzeitarbeitslosen bis hin zu Herrn Dübel den Weg in ein erfülltes Berufsleben ebnen. Sondern wir haben ein Millionenheer von Leuten, die rumhängen, während sie mit ABM Schnee schippen, Graffitti wegmachen, Büchereiaufsicht oder Kartenabreißer im kommunalen Kino oder Schwimmbad (falls noch vorhanden) sein usw. könnten und so uns allen nützen und für sich selbst die Bestätigung sinnvoller Arbeit haben könnten. Und das ist auch wohl das Hauptargument gegen die These, ALG II sei besser als DDR: Mag sein, daß das materielle Versorgungsniveau eines heutigen ALG II-Empfängers besser ist, als eines Menschen 1989 ohne Facharbeiterbrief in der DDR. Die Lebenszufriedenheit dürfte bei ersterem in der Regel schlechter sein, mag Herr Dübel auch anderes sagen, er ist nicht zu verallgemeinern. Niemand ist gern dem Vorwurf ausgesetzt, ein "Sozialschmarotzer" zu sein und jeder, der Arbeit hat, ist auch ein bißchen stolz drauf. Statt also irgendwelche Bewerbungstrainings usw. zu veranstalten, sollte ein staatlicher Beschäftigungssektor vor allem in Bereichen, wo keine bestehenden Arbeitsplätze gefährdet werden, eingerichtet werden. Gruß, Marlene |
Obelix
Beiträge: 653 |
die These, daß hinter ALG II eine "Verschwörung" von Kapital und gekauften Volksvertretern steht. Den Beweis könnte ich jederzeit liefern... Allerdings handelt es sich nicht um eine Verschwörung im klassischen Sinne eines Kriminal- oder Mafiafilmes, sondern eher um ein Abhängigkeitsverhältnis von Medien und Politik von der Gunst der Wirtschaft. Und mittendrin statt nur dabei: eine Reihe nachweislich gekaufter "Experten" und "Wirtschaftswissenschaftler". Was verbindet folgende Personen?
Ein Musterbeispiel für Manipulation der Öffentlichkeit ist (wie üblich) heute Abend bei Anne Will zu sehen. |
standard
Beiträge: 19.357 |
SO könnte man das im Wesentlichen unterschreiben, @marlene. Wobei ich nach wie vor davon überzeugt bin, daß nicht wenige der "gewählten Volksvertreter" gar nicht (mehr) wirklich wissen, für und über was sie da eigentlich mit entscheiden, welche Folgen es für die Zukunft haben wird. Wir leben defin. in einer Republik der Lobbyisten - die halten die Fäden der Macht mittlerweile fest in der Hand. Die skandalösen Vertrags"verhandlungen" in Sachen Schweinegrippenimpfstoff - das finanzielle Risiko tragen NUR Bund und Länder, wiedermal... - kann als nettes beispiel dafür gelten. Selbst in den so unsozialen USA gab es in den 20er Jahren, während der letzten "Weltwirtschaftskrise", ein gewaltiges Arbeitsbeschaffungsprogramm staatlicher Seits, mit dem u.a. große Infrastrukturprojekte gefördert wurden (vom berühmten Highway One bis zur noch berühmteren Route 66 z.B.). So wenig man die damalige, oft das nackte Überleben gefährdende Situation mit der heutigen direkt vergleichen kann - interessant bleibt dabei, daß man auch damals keinen anderen Ausweg als staatliche Beschäftigungsprogramme sah. Und diese sind m.E. alle Male deutlich besser und sinnvoller als dieser heutzutage praktizierte Wahnsinn rund um bzw. neben Hartz4. Oft nichts weiter, als staatl.(Zweit-und Zusatz)Subventionierung von zumeist nicht wirklich am Hungertuche nagenden Betrieben und Konzernen, mittels z.B. inzwischen völlig ausufernd, widersinnig (und defin. auch reguläre, feste und tariflich bezahlte Jobs vernichtender!) Leiharbeit - auf Kosten der steuer- und beitragszahlenden Allgemeinheit. - Deren überhaupt noch zahlender Anteil bei der Gelegenheit auch gleich noch stets und ständig weiter dezimiert wird. Die längst ausgelöste Abwärtsspirale bei den Reallöhnen incl. der erwähnten und damit automat. einhergehenden Reduzierungen bei den gezahlten Abgaben ist nicht nur der falsche - es ist ein mittelfristig die Sozialsysteme vollends ruinierender Weg. - Die Katze beißt sich nicht nur in den Schwanz - sie frisst ihn notgedrungen auch noch auf. Und beim Schwanz wird´s nicht lange bleiben können... [Bearbeitet von standard (07-02-2010 - 11:53)] |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Das Urteil ist gesprochen. Und für bundesdeutsche Verhältnisse stellt es der regierung recht anspruchsvolle Aufgaben. Bis zum 31.12.2010 sind die Regelsätze vollständig neu zu berechnen - die wirklich existenzsichernde Höhe der aktuelle Sätze zweifelten die Richter an. Insbesondere Kinder würden in der derzeitigen Form von ALG2 nicht ausreichend berücksichtigt. Dennoch muß man sagen, daß das BVG keinesfalls die Höhe der Regelsätze direkt moniert, sondern vielmehr deren Berechnung. Man verlangt eine nachvollziehbare und wissenschaftlich zu untermauernde Formel für die Berechnung der Sätze - was in meinen Augen gleichbedeutend ist mit einer Neudefinition des Existenzminimums. Man darf gespannt sein... |
das moss
Beiträge: 7.651 |
Es kann auch nicht Sinn und Aufgabe der Richter sein, den Job der Politik zu tun - nämlich die Berechnung und Umsetzung in aktuell anzuwendende Gesetze. Genau das wäre nämlich für die Gerichte ein nicht abzusehnder Aufwand gewesen - Einzelfallfestlegung. Und der Rest hätte im Bundestag das gemacht was am leichtetesten fällt..... "nix" + Essen gehen. Andererseits, was da wohl rauskommen wird.... |
Deluxe
Beiträge: 14.007 |
Eine für die Richter nachvollziehbare und objektiv begründbare Berechnungsformel. Höhere Sätze bestenfalls an zweiter Stelle, wenn überhaupt. |
Wartburg311
Beiträge: 291 |
Wieso höhere Hartz IV Sätze ? Wer nichts für sein Geld tut, sollte auch keins bekommen - ganz einfach. Schaut euch doch mal andere Länder an, da gehts komischerweise auch. Und wenn ein Vater seine Familie wochenlang nicht sehen kann, weil er in den alten Ländern auf Montage ist und am ende weniger raus hat als eine Hartz IV beziehende Familie - da kann ja was nicht stimmen. |
Obelix
Beiträge: 653 |
@Wartburg311 Du bist ein unqualifizierter Troll. wenn ein Vater (...)am ende weniger raus hat als eine Hartz IV beziehende Familie 2.) Allein die gesetzlichen Einkommensfreibeträge sowie der zusätzliche Anspruch auf Kindergeld, ergänzendes Alg2 usw beweisen, das du von der Materie keine Ahnung hast. Es gibt in ganz Deutschland niemanden, der trotz Lohnarbeit "am Ende weniger raus hat als ein HartzIV-Empfänger". Das betrifft Singles genauso wie Familien. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: [Bearbeitet von Obelix (09-02-2010 - 17:38)] |
Gabriel
Beiträge: 1.188 |
Wartburg311 Was bist denn Du für einer... scherst alle über einen Kamm, Deiner Meinung nach sollen also auch alle, die Unverschuldet in diese Situation gekommen sind also sehen wo sie bleiben... Meine Herrn, ich glaub das Wetter schlägt einigen aufs Gemüt [Bearbeitet von Gabriel (09-02-2010 - 17:41)] |
das moss
Beiträge: 7.651 |
Anders fomuliert ist dann aber die Frage: mit wieviel "Arbeit" bewege ich mich wie weit weg vom ALG2-Niveau? Machen es 100,- ? 500? 1000? Ein Punkt ist gerade bei Montage-Tätigkeiten nicht ganz zu vernachlässigen: Wer ersetzt mir, abgesehen von den "nackten" Diffenrenzbetrag die Fahrtkosten, den Verschleiß und die ggf. notwendige Neuanschaffung meiner ""erzwungenen" Mobilität? Ist als "im Nachbereich tätiger 1.- -Jobber" dieser kostentechnisch nicht zu unterschätzende Punkt auch in dem Maße relevant? PS: ich wäre mit Troll etc. vorsichtig......
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