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Autor Thema: "Hartz besser als DDR" ?
Obelix

Beiträge: 653
Registriert am: 29.09.2004


Wozu sollte jemand seine Einkommenssteuer mit Hilfe eines "Arbeitszimmers" reduzieren dürfen, wenn ihm in der Firma ein vollwertiger Arbeitsplatz zur Verfügung steht?
Bei Freiberuflern etc. ist das Arbeitszimmer natürlich der Arbeitsplatz und zählt damit zu den "Betriebskosten des Unternehmens".

Diejenigen, die lauthals nach Abschaffung der km-Pauschale als "Subvention" gerufen haben, sind fast ausschließlich im Dienstwagen unterwegs und tragen nur 1% pauschal der Kosten. Ohne Fahrtenbuch.
Es wird nicht unterschieden zwischen dem Lieferwagen des Handwerkers und der S-Klasse eines "Leistungsträgers" mit 500.000 Euro pro Monat "hart erarbeitetem Mittelstandsgehalt".
Sinnvoller wäre es doch, Nutzfahrzeuge in Kleinbetrieben steuerlich zu entlasten und nutzlose Statussymbole nicht-abzugsfähig voll zu besteuern.

PS: Im Kinder-Regelsatz sind Ausgaben für Alkohol und Tabak vorgesehen.
Aber nichts für Windeln oder Bildung oder...eben Kinderbedarf.

Was ist das für eine Gesellschaft, in der nicht nur Armut verfassungswidrig gefördert wird, sondern den Betroffenen auch noch als Schande zur Last gelegt wird?
Wenn sich eine Untugend der Deutschen durch die Jahrhunderte erhalten hat, ist es die Gnadenlosigkeit, etwas Besseres sein zu wollen. Vom preußischen Militärkult über die mörderische Selektion der Nazis bis hin zur Beschimpfung der Wohlstandsverlierer hat sich das erhalten. “Wir” sind mindestens Weltmeister, und wenn das nicht klappt oder nicht reicht, suchen wir uns jemanden, der unter uns steht und den wir dafür anspucken können. Wer in der Hierarchie auf der Seite der Glücklichen oder Rücksichtslosen steht, darf sich hingegen der Zustimmung der Öffentlichkeit sicher sein – ohne Ansehen dessen, was er dafür getan hat.

http://feynsinn.org

das moss

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Erinnert mich irgendwie an die Definiton von Patriot...
Deluxe

Beiträge: 14.007
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Obwohl es nicht ganz von der Hand zu weisen ist...
Mir wird bei bestimmten Pauschal-Äußerungen zu HIV-Empfängern jedenfalls grandios übel.
Sowohl bei lauthalsem "Kürzen, Kürzen"-Geschrei (erinnert mich irgendwie an "Kreuziget ihn!") genauso wie bei den Aussagen zum Saufen, zum Stinken und zum Faulenzen.

Tut mir leid - wenn Menschen, die man als intelligent und denkfähig kennt, plötzlich mit solchen Sprüchen kommen, dann kommt's mir schon ein wenig hoch.

Obelix

Beiträge: 653
Registriert am: 29.09.2004


@Mossi
Deine Erinnerung lässt sich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Was du unter "Partiot" verstehst, darf ich hier leider nicht sagen, ohne das Bäbbo mich verhaut.
Wer aus "Vaterlandsliebe" (Wikipedia: Patriotismus) so handelt wie im zitierten Text beschrieben... mehr darf ich nicht andeuten.
Es ist halt alles schonmal dagewesen. Selbst die Hartz-Gesetze sind nicht neu.
Andre

Beiträge: 2.911
Registriert am: 23.04.2000


1%-Regel lautet nicht 1% der Kosten, sondern 1% des Listenpreises, und zwar monatlich!

ein 30 TEUR-Wagen (Listenpreis, auch wenn man ihn für 1000 EUR als kaputten Gebrauchten erworben hat) wird also mit 300 EUR pauschalem Privatnutzungsanteil monatlich zugrundegelegt, egal wie hoch oder niedrig die tatsächlichen Kosten sind

aber ist ja egal, immer schön mit Halb-Fakten rumhantieren, das erweckt schon den Anschein man wisse Bescheid

[Bearbeitet von Andre (10-02-2010 - 16:33)]

Obelix

Beiträge: 653
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Klarstellung:
In diesem Beispiel werden keine 300 Euro fällig, sondern es gelten 300 Euro als "geldwerter Vorteil", welcher dann mit dem entsprechendem EinkSt.-Satz besteuert wird.
Also bei 30% Steuer macht der Eigenkostenanteil 100 Euro aus.

Und die Nutznießer dieses Gesetzes haben die einfache km-Pauschale als "überflüssige Subvention" bezeichnet...
Dabei kostet ein einfaches Westblech schon das 3fache monatlich.
Wer hat, dem wird gegeben...

Edit sagt, ich soll beim Tippen besser aufpassen.

[Bearbeitet von Obelix (10-02-2010 - 17:45)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Uff - eine grooße Menge Text, durch die man sich hier durcharbeiten muß!
Ich möchte nochmals meine eingangs geäußerte Bitte erneuern, es nicht wieder ins Persönliche ausarten zu lassen (leider ist es ja bereits wieder soweit ). Ich kann dabei nur hoffen, daß das nun nicht auch gleich als "latente Unterstellung" unterstellt wird, so unterstellt war die "Unterstellung" ja offenbar auch gar nicht...
Ansonsten würde ich Deli´s letzten Beitrag absolut unterschreiben wollen - mir kommt es hier und da auch unweigerlich hoch - sorry!
"Kürzen, kürzen, kürzen!" - Daß es damit auch nur einen müden Euro in einer unserer Lohntüten gäbe, glaubt doch hoffentlich nicht wirklich jemand, oder etwa doch?!
WENN die HIV-Sätze tatsächlich sinken würden, hätte das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Auswirkungen auf das Reallohnniveau, insbesondere auf das der unteren Einkommen - mit Sicherheit eher keine positiven...
@hecki: es ist gut nachvollziehbar, wenn man das Risiko "jemals selbst betroffen zu sein" gering einschätzt, wenn man noch recht jung, kerngesund und somit "voll im Saft stehend" ist. Möglicher Weise sieht man es ja schon mit Mitte 40 ein wenig differenzierter...

[Bearbeitet von standard (10-02-2010 - 19:05)]

heckman

Beiträge: 8.322
Registriert am: 06.02.2005


Schon lustig, was man so in die Beiträge hineininterpretiert bekommt und sich anhören muß. Ich hoffe, entspr. Personen tun das bitte auch mal auf dem nächsten Treffen.
Aber alle HIV Empfänger sind grundsätzlich solide. Sind alle gleich.
Mir isses wurscht, was wer wann von mir hält. Bin ja nurn Sprücheklopfer und Held und was weiß ich. Leider bekomme ich kein HIV und kann da nicht mitreden. Ich gehe nur für einige(?) davon 40h in der Woche arbeiten. Auch Nachts und jedes 2. Wochenende (10h-Tage am WE).
Vielleicht arbeite ich auch zuviel und bin für die Realität etwas vernebelt....
Für mich ist das Thema durch.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


DU hast die Vorlage gegeben...sorry.

Wer so laut KÜRZEN ruft, muß mit einem Echo rechnen. Das werde ich auf dem nächsten Treffen übrigens nicht anders sehen...

Anne

Beiträge: 3.555
Registriert am: 26.02.2001


kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Ist HIV nun besser als die DDR?
Und geht man davon aus das man in der DDR arbeiten war oder das man damals vom Staat gelebt hat (gabs das überhaupt zu DDR-Zeiten)

Und wer sollte diese Frage von uns beantworten?
Standard? War zur Wende Mitte zwanzig
Der Rest war froh wenn er zu der Wendezeit ein Halstuch tragen durfte oder laufen konnte.

Es gab/ gibt zu beiden Zeiten seine Vor- und NAchteile. was einem wichtiger ist/ war muss jeder selbst abwägen.
Ich kenne die DDR z.T. nur von Erzählungen meiner Eltern.

Wartburg311

Beiträge: 291
Registriert am: 23.06.2009


Ich kann mich nur Schumi und heckman anschließen.

Das wars aber jetzt von mir zu diesem Thema, da ich die frechen und beleidigenden Äußerungen von Obelix mir gegenüber doch langsam satt habe.

[Bearbeitet von Wartburg311 (10-02-2010 - 19:16)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


So richtig nett und artig waren Deine Ausagen aber auch nicht, oder?
Ja Anne - ich war damals Mitte 20, habe also m.E. doch noch lange genug in der DDR gelebt (und auch gearbeitet), um die Aussage der Frau Wollenberger/Lengsfeld für so weit hergeholt und auch für -sorry - derart dumm-frech zu halten, daß ich diesen Fred eröffnen mußte.
"Vom Staat leben" im heutigen Sinne gab es damals übrigens nicht - es gab eine ArbeitsPFLICHT, aber eben auch ein Recht darauf.

[Bearbeitet von standard (10-02-2010 - 20:04)]

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich bitte - als Moderator des Klatsch´s - einfach mal darum, das
1. Sachlich diskutiert wird (ohne damit irgendwem einen Vorwurf zu machen, sondern einfach nur als Hinweis)
2. Probleme, persönliche Angriffe oder bedenkliche Inhalte bitte an mich per Mail gemeldet werden. Denn der Text ist z.T. doch sehr umfangreich und ich möchte nicht, das ich was übersehe.

Zum Thema "Hartz(4) besser als DDR?":
Kurz und bündig meine Meinung (ich bin in etwa gleicher Jahrgang wie Standard):
Die DDR war eindeutig besser als Hartz4

das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


Woraus resultierte das besser?
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


[zitat aus meinem 1.Beitrag zur Eröffnung dieses Freds:]
"Da ist [heute] zum einen diese mehr als fragwürdige Reduzierung des Lebens auf rein materielle Umstände. Hat die Dame [Frau L./W.] evtl. schonmal etwas von Menschenwürde - im Sinne von gesellschaftl. Integration, einhergehend mit Vorhandensein (oder auch nur die Aussicht auf-) eine(r) vernünftig bezahlte(n) Arbeit, sozialen Kontakten und einer gewissen sozialen Stellung und dem ebenso einfachen wie wichtigen Gefühl des "gebraucht werdens" ,
gehört?"

Z.B. deswegen...

[Bearbeitet von standard (10-02-2010 - 21:07)]

Schumi

Beiträge: 3.544
Registriert am: 08.11.2004


quote:
Der Rest war froh wenn er zu der Wendezeit ein Halstuch tragen durfte oder laufen konnte.

Mit Baujahr 1981 gehöre ich zu eben dieser Altersgruppe.

Dennoch wage ich folgende kühne Behauptung:

Ein gewisser Teil der Arbeitsplätze in der DDR waren aus heutiger Sicht reine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen", also im wirtschaftlichen Sinn nicht notwendig für die Produktion. Diese Arbeitsplätze gab es trotzdem, die Arbeiter bekamen Geld. Auch eine Art von Subvention (wie gesagt, aus heutiger Sicht).

Überlegt man nun, welchen Gegenwert in "Lebensqualität" (Lebensmittel, Kultur etc...) man für diese eigentlich "nicht nötigen" Jobs bekam, könnte man mit etwas gutem Willen und wohlwollender Rechnerei tatsächlich Parallelen zwischen dem heutigen Hartz IV und der Beschäftigung in der DDR ziehen.

Ein wichtiger Unterschied wurde allerdings schon angesprochen: Das Gefühl des "Gebraucht-Werdens". Nach dem Motto "ich hab nen Job, ich tu was, ich trage zur Gesellschaft bei..."

Ob dieses Gefühl (völlig egal ob als Ehrenamtlicher, 1-Euro-Jobber oder "richtiger" Arbeitsplatzinhaber) so in die heutige Zeit übertragen werden kann, glaube ich kaum.

Soll heißen: Das aus Erzählungen immer wieder herausklingende damalige Zusammenhaltsgefühl untereinander existiert heute nicht mehr.

Ego contra Gemeinschaft
Ellenbogen contra Zusammenhalt

Ich weiß nicht, ob es schon mal jemand gesagt hat, ober ob ich gerade ein schlaues Zitat erfinde, aber...

Jedes System formt seine eigenen Bürger!

[Bearbeitet von Schumi (11-02-2010 - 01:36)]

Trabi Strietzl

Beiträge: 3.045
Registriert am: 03.10.2001


Wartburg311, den man seinen Nicknamen hier eigentlich aberkennen sollte, denn zu dem passen wohl eher Kapitalistensch... Namen, hat anscheinend keine Ahnung. Jener war sicher noch nie arbeitslos und hat wohl eine sehr gute Position im Arbeitsleben.
Selbstverständlich gibt es auch Faulpelze, die sich "durchs Leben Hartzen" und derartige Aussagen sogar öffentlich, in Fernseh- Talkshows bekanntgeben.
Andere dagegen, werden ungewollt arbeitslos und suchen verzweifelt nach einer neuen Stelle, bekommen aber nichts - jedenfalls nicht in Deutschland! Laut W311 wären das wohl alles "Faulenzer", denen kein Geld zusteht, weil sie ja nicht arbeiten.
Jetzt kommen auch noch die bösen Quelle- Mitarbeiter dazu, die alle entlassen werden, weil das Unternehmen durch permanentes Missmanagement durch Arcandor mit in die Pleite geführt wurde. Wieder tausende, böse Arbeitslose, die Geld wollen aber nicht arbeiten! Alles faule Leute, denen nichts zusteht! Alles Leute, die eine neue Arbeit suchen, diese aber nicht finden. Wie soll das auch gehen, es werden immer mehr Arbeitsplätze gestrichen und jeder Dieser kostet einen Arbeitsplatz. Neue Arbeitsplätze, werden dagegen kaum noch geschaffen. Außer im billigen Ausland, wohin viele Arbeitsplätze von hier verlagert werden.
Ich gehöre selbst zu den Leuten, die einige Zeit von Hartz4 leben mussten und unberechtigt Geld erhielten, weil sie ja "nichts arbeiteten".

Heue lebe und arbeite ich in Österreich und bin froh, daß ich nicht irgendwann für Leute, die so blöd daherreden, zahlen muß. Denn früher oder später triffts auch den Ein- oder Anderen von Denen und dann krakelen Diese nach unserem Geld.

Hegautrabi

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@Schumi: 1981 war ich mit der POS fertig, habe also auch noch ein "paar" Jahre in der DDR gelernt und gearbeitet.

Abgesehen von den ganzen Parteibonzen und deren Apparaten waren die vielen Mitarbeiter in den Betrieben schon nötig. Das lag zu einem guten Teil an der mangelnden Automatisierung. Daher wurde jeder, auch noch so kleine, Fortschritt auf dem Gebiet frenetisch gefeiert.

Ich habe u.A. bei Stern-Radio-Berlin als Schichtleiter gearbeitet, dort hat man den Unterschied zwischen den modernen japanischen Fertigungsanlagen in der Leiterplattenproduktion sowie der Laufwerkfertigung und den "steinzeitlichen" Bedingungen in unserer Stanzerei besonders gut gesehen.

Schumi

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@ Hegau: Natürlich muss man zwischen Produktion und Verwaltung unterscheiden. Dass z.B. jedes 300-Einwohner-Dorf einen hauptamtlichen Bürgermeister hatte, wäre heute undenkbar.

Ich habe aber auch von Leuten (Arbeitern!) gehört, dass sie so gut wie nichts zu tun hatten. Die niedrige Produktivität, die du ansprichst, ist natürlich ein wichtiger Aspekt. Fehlende Devisen -> kein Geld für Investitionen und Weiterentwicklungen. Vielleicht war das zu einem gewissen Teil auch so gewollt, bei zu hoher Automatisierung hätte man die vielen Arbeitskräfte nicht mehr unterbringen können und der Mythos von der Vollbeschäftigung im Arbeiter- und Bauernstaat wäre ins Wanken geraten.

Aber wir schweifen ab...

[Bearbeitet von Schumi (11-02-2010 - 14:28)]

Deluxe

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Tja - wenn man es mal etwas auf die Spitze treiben will:

Ja, HartzIV ist natürlich besser als DDR. Weil HartzIV nämlich in Westgeld ausgezahlt wird. Westgeld fürs Nichtstun - ist doch toll, oder?
Für die Ost-Aluchips mußte man auch noch 'nen ganzen Monat ackern. Wie fies.


Schumi

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Ach nun komm, wenn schon dazu aufgerufen wird, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sollte man sich wenigstens etwas Mühe geben
Obelix

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Wobei zu überdenken wäre, ob der Verzicht auf Rendite und damit auch auf Produktivität zu Gunsten der Beschäftigung nicht gewollt gewesen sein könnte...
Bei steigender Produktivität hätte man damals sicher Arbeitszeitverkürzungen den heute üblichen Entlassungen vorgezogen.
Wobei das BIP-Wachstum in den 60er und 70er Jahren sogar höher lag als im Westen.

@Deluxe
Das Ostgeld war aber wertvoller! Damals haben 5 Pf für ein Brötchen gereicht, heute müssen es mindestens 15 Euro-Cent sein.
Ausserdem hat es der Westen bis heute nicht geschafft, ein perfektes Automobil wie den Trabant 601 25 Jahre ohne Rückrufaktion zu bauen.
Da können selbst die Japaner noch was lernen!

[Bearbeitet von Obelix (11-02-2010 - 15:02)]

Anne

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quote:
Bei steigender Produktivität hätte man damals sicher Arbeitszeitverkürzungen den heute üblichen Entlassungen vorgezogen.

Heute heisst das Kurzarbeit...
Früher würde die Brötchen aber vom Staat subventioniert. Heute muss der Bäcker damit seine Angestellten bezahlen...

Obelix

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Sofern der Bäcker keine "Aufstocker" beschäftigt und damit auch subventionieren lässt.
Aber beim Bäcker kosten Brötchen heute eh mehr als 15 Cent.
Für 15 cent bekommt man die ausm Discounter-Backautomaten.
Wenn man allerdings mal die DDR-Subventionen des Bürgers (Lebensmittel, Mieten usw) auf die Einkommen umrechnen könnte...das wär schon interessant glaub ich.
Deluxe

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Und dann rechneste mal die Luxusaufschläge auf Autos, Heimstereoanlagen und Fernsehgeräte und kommst wieder auf's Selbe 'raus.
Obelix

Beiträge: 653
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Wobei zu überlegen wäre, was man von den nicht-subventionierten Dingen tatsächlich gekauft hätte.
Ein Automobil kam mir damals irgendwie überflüssig vor.
Und nen Buntfernseher konnten wir uns damals och irgendwann leisten.
Aber die WtB waren schon wichtig, oder?
standard

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Es wäre - wenn man´s schon so aufrechnen will - allerdings auch zu berücksichtigen, wie (nach heutigen Maßstäben teilweise doch erstaunlich-) lange diese "hochwertigen Konsumgüter" seinerzeit für den rückblickend sicher horrenden Preis doch gehalten haben. Bei Mutter werkelt seit rund 25 Jahren der RG28s mit (fast) allem Zubehör - und der muß gewiß viel leisten bei ihr! Oder ein Kumpel beispielsweise hat anno 89 den berühmten Color 40 erworben (7500 Ostmark?). Das Ding hat - ohne jede Reparatur, lediglich mit nachwendlicher Nachrüstung von VT, bis voriges Jahr tadellos gehalten, mal eben locker 20 Jährchen. In dieser Zeit haben wir beispielsweise 3 Westgeräte "verbraucht"...
Und: damals war buchstäblich alles reparabel, zumeist zu moderaten Preisen (was nebenbei auch Arbeitsplätze schuf und sicherte). Heute sind wir weitgehand von zwar relativ preiswerten (nicht selten in jeder Hinsicht auch billigen ), aber eben doch überwiegend Wegwerfgeräten umgeben.
Zu DDR-Zeiten gab es auch schon recht ordentliche Sparguthaben, die hohen Preise für Konsumgüter, Autos etc. sollten diese potentiell hohe Kaufkraft eben auch abschöpfen. - Das normale, grundsätzliche Leben (Lebensmittel, Miete, Energie, Wasser/Abwasser - aber eben auch Gesundheit, ÖPNV etc.) kostete schließlich teilweise lächerlich wenig. Dieses Verhältnis Lebensunterhalt - Konsum hat sich heutzutage eben glatt umgekehrt.
Aber Brot, Kuchen und Butter kauft man i.d.R. eben doch deutlich öfter, als Fernseher und Musikanlagen. Und Miete zahlt man (ggf.) auch jeden Monat...
Deluxe

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Grundsätzlich war die Idee dieses Systems aus bezahlbare WtB und teurem Luxus ja auch sinnvoll. Es ist nur leider übertrieben worden, bis irgendwann kein Warenbereich mehr ohne Subventionen auskam.

Unser Color 40 zieht den Schnitt übrigens etwas nach unten. November 1989 Neukauf für ~7000,-M, erster Defekt am Folgetag (Schalter am Gerät), danach bis zum Defekt 1999 im Einsatz. "Nur" 10 Jahre, was Westgeräte auch nicht immer leisten.

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Auf mein Posting:
"Die DDR war eindeutig besser als Hartz4"
wollte Mossi wissen:
"Woraus resultierte das besser?"

Darauf kann und will ich nur kurz antworten, weil ich keinen Text schreiben möchte, an dem ich ewig sitze und den am Ende dann doch keiner versteht.

Es ist einfach meine Meinung, die aus meinen eigenen Erfahrungen resultiert.
Ich bin in der DDR aufgewachsen, habe in diesem Staat gelebt, gelernt, gearbeitet, eine Familie gegründet und ein eigenes Leben aufgebaut. Gearbeitet habe ich als Schlosser im Bergbau und kann nicht sagen, das es keine Arbeit gegeben hat und wir nur rumsaßen. Im Gegenteil, die Arbeit war hart, aber gut, sehr gut bezahlt.

Danach hatte ich Kurzarbeit, dann Null-Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit. Gefolgt von einem Start in die Selbständigkeit, erst Kleingewerbe, dann Arbeitgeber mit bis zu 7 Beschäftigten. Darauf folgte (m)eine Insolvenz, verbunden mit dem Gang zum Sozialamt, also Sozialhilfeempfänger.
Dann ein Arbeitsvertrag als Büroleiter, das ging über 1 Jahr gut, bis die Firma Insolvenz anmeldete. Es folgte Arbeitslosigkeit mit anschließendem Hartz4, aber ich habe gleichzeitig eine geringfügige Beschäftigung ausgeübt, als Hausmeister in einem Discounter. Gleichzeitig ein Kleingewerbe angemeldet und über dieses mal hier und mal da gearbeitet und Sachen ein- und verkauft. Leben konnte man davon aber nicht.

Jetzt bin ich über Umwege seit über 2 Jahren in meiner jetzigen Firma vollbeschäftigt und mache mir da auch keine größeren Gedanken, das was schiefgehen könnte.

Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe so ziemlich alle möglichen Varianten an eigenem Leibe erlebt und denke daher, das ich mir ein Urteil erlauben kann.

Sorry, der Text ist dann doch etwas länger geworden...

+++++++++++++++++++++++

PS: Mein Job bringt mich desöfteren auch mit Hartz4-Empfängern in Kontakt und ich kenne deren Wohnungen. Leider bestätigt sich - zumindest bei denen, mit denen ich zu tun habe - folgendes Klischee:
Mein Termin ist z.B. 13Uhr und ich werde mit den Worten empfangen: "Sorry, es sieht etwas schlimm aus hier, aber ich bin grade erst aufgestanden."
Ja, so siehts dann aber auch wirklich aus. Meistens gibt es Haustiere, um die sich niemand kümmert, es riecht entsprechend und ich unterdrücke den Würgereiz. Außerdem läuft der (meist neue und viel zu große) Flachbild-TV, es kommt irgeneine Serie, die natürlich wichtig ist. Deshalb wird der TV auch nicht leise gedreht, obwohl ich eigentlich was besprechen will.
Zwischendurch klingelt ständig das Handy, natürlich ein nagelneues mit allen möglichen Apps (oder wie das heisst). Das alles ist nicht erfunden, sondern meine Erfahrung.
Verabschiedet werde ich dann mit den Worten: "Den Umzug bezahlt aber die ARGE, ich werde denen schon klar machen, das die ALLES bezahlen müssen!"

Sorry, aber auch das musste jetzt mal raus.

[Bearbeitet von Beppo (11-02-2010 - 20:46)]

Anne

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DAs Amt zahlt auch für Tiere
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