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Autor Thema: Vorwärts (Abwärts) in die Transferunion
Rex

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Ich denke schon, dass es den DDR-Oberen damals schon um die "Sache" ging. Da unterstelle ich diesen alten bolschewistischen Zauseln keine unehrenhaften Absichten. Das Problem in der DDR war möglicherweise, dass man dort keine kompetenten Fachleute als Führungskräfte eingesetzt hat, sondern alles, egal was, unter der Führung der marxistisch-leninistischen Partei zu erfolgen hatte. So stand es jedenfalls in der Verfassung der DDR. Und was da dann für unterqualifizierte und überforderte Pappnasen als Führungspersonal zum Einsatz kam, das haben die Ostdeutschen leider alle selbst erfahren müssen. Da kennt fast jeder von euch persönlich wahrscheinlich genug Beispiele, wo irgendwelche dämlichen Schwachköppe als Leiter eingesetzt wurden, die Richtung vorgaben und alle widerspruchslos zu folgen hatten. Nicht selten waren das z.B. ausgemusterte Offiziere, die ihre 25 Jahre in der NVA abgerissen hatten und dann plötzlich ohne weitere Ausbildung und Qualifikation als Direktor oder Abteilungsleiter in Betrieben eingesetzt wurden.

Auch unterstelle ich den meisten Politikern heute keine bösen Absichten in der Sache selbst. Aber was ich denen unterstelle ist Habgier, Egoismuns, Heuchelei um der Karriere und des eigenen Fortkommens Willen sowie auch hier vor allem Inkompetenz und Dilettantismus.
Da hat keiner Ahnung von garnichts, aber man schwafelt dumm, verabschiedet Gesetze die man selbst nicht versteht und kaum einer hat den Arsch in der Hose, bei Fehlleitungen und Irrungen das Maul aufzureißen und zu widersprechen. Es gilt ja, "Mutti" nicht zu verprellen und so möglichst in der nächsten Wahlperiode wieder einen Listenplatz zu ergattern. Da lob ich mir solche Ausnahmen wie z.b. Wolfgang Bosbach, einst Friedrich Merz aber auch der grüne Ströbele, die sich da nicht einfach verbiegen lassen, sondern mitunter auch mal tapfer gegen Unsinn, Dummheit,Unverschämtheit und Heuchelei ankämpfen und dabei gegen den Strom schwimmen.

[Bearbeitet von Rex (15-04-2013 - 16:48)]

framaus

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@Guido
Glaub mir,die DDR-Regierung hat doch nicht pompös gelebt.Klar,gegenüber dem einfachen Werkarbeiter mag es so erschienen sein,aber gegenüber westlichen und religiösen Regierungen waren Ete&Co doch außerordentlich bescheiden.
Und wenn man Margot heute noch hört,diese Frau steht immer noch voll dahinter und eiert nicht rum wie viele ihrer Westkollegen nach der Abwahl.Die meint wirklich was sie sagt,da bin ich sicher.
guidolenz123

Beiträge: 819
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@framaus
Kann man tatsächlich nicht wirkl. wissen, was die eigentl. Motivation hinter dem Ganzen war. Wird auch bei jedem der Protagonisten anders gewesen sein (fast wie im richtigen Leben).Da erhebt sich nun aber jedenfalls die philosophische Frage,ob jemand ,unterstellt er meint es "gut",dies als Freibrief für jedwede Entscheidung anführen kann mit der Folge völliger Exkulpation.
Wie ich bereits hier im Forum zu diesem oder ähnl. Thema kundtat,ist Siegerjustiz IMMER fehl am Platz..eine menschliche Beurteilung dieser Geschehnisse kann aber für die Protagonisten dennoch negativ ausfallen. UND ! Unwissenheit/Verblendetheit bei Vorgenannten schützt diese nicht davor, dass die Geschichte negativ über sie urteilt.
Vorsorgl.: Mit Verblendetheit meine ich nicht das Anhängen an Kommunismus/Sozialismus (wobei ich diese Ideologien wie alle Ideologien eines denkenden Menschen für unwürdig bewerte), sondern das gewalttätig diktatorische Vorgehen.
Dieses ist in meinen Augen völlig und umfassend unentschuldbar.

[Bearbeitet von guidolenz123 (28-03-2013 - 20:50)]

standard

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Ideologien wurden/werden von denkenden Menschen erdacht/gemacht. Und das mitunter nicht mal soo schlecht. Schlimm wird´s oft erst, wenn sich dann weniger denkensfähige Menschen an die Umsetzung machen...

Der Fehler war damals nicht, sich in Wandlitz ein halbwegs komfortables Leben einzurichten (über dessen mater. Ausstattung so mancher private Handwerker - also einer der tasächl. Könige in der DDR - süffisant gelächelt haben dürfte, da gebe ich framaus absolut recht).
Absolut falsch war, sich in Wandlitz mehr und mehr vom "real existierenden Sozialismus", sprich: von den wirkl. Problemen im Alltag von Wirtschaft und Menschen, abzuschotten.
Wobei ich auch heute bei unseren Führungskräften nicht selten genau denselben Realitätsverlust feststellen muß...
@Rex hat es ganz richtig gesagt: damals waren ein Haufen "Pappnasen" an den Schaltstellen, wo sie mitunter horrenden Schaden anrichteten. Hauptsache richtiges Parteibuch in der Tasche und die richtigen Phrasen auf der Zunge. - Aber auch hier fragt man sich, ob´s heute denn tats. so viel anders ist

Zu den Schulsystemen damals und heute:
auch ich bin und bleibe der Meinung, daß diese frühe "Selektion" in (mit Verlaub) Spreu und Weizen ein Irrweg ist. Schon alleine deswegen, weil eigentlich doch nur die Eltern entscheiden, was (mutmaßlich) für ihren Sproß wohl der richtige Weg sei. Diesem Sproß wiederum fehlt mit 10-11 Jahren noch jegliche Reife, hier (an dieser quasi lebensentscheidenden Stelle!) schon ein gewichtiges Wörtchen mitzusprechen. Somit widerspricht sich das arg mit Deiner Aussage, @Tim:

"Heute nehmen wir uns öfter und immer mehr die Freiheit, ein Individum sich entwickeln zu lassen und versuchen dies wo wir können zu fördern. Das kann im Kindergarten schon losgehen."

Deine 2. Aussage wiederum:

"So kann man bei manchem Kind deutlich vor der 4. Klasse sehen wo die Reise hingeht und andersrum kann auch nach einer 9. bzw. 10 noch unklar sein, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird."

spricht m.E. doch aber eher dafür, daß die einstige DDR-Praxis, erst in der 8. über Abi ja oder nein zu entscheiden, genau DER beste Kompromiss war!

@guido: Diktaturen empfinden erfahrungsgemäß vor allem diejenigen am Schlimmsten, die nie in einer gelebt haben.
Ich empfinde es als regelrechtes Privileg, bis Mitte 20 noch relativ viele "bewußte" Jahre in der DDR gelebt zu haben - Kindheit, Bildung und Berufsausbildung und -einstieg genau DORT gemacht zu haben.
Nunmehr bin ich also (wie so manch anderer von uns hier) in der Lage, das damalige recht gut mit dem heutigen System vergleichen zu können. Dabei kommt dann ganz deutlich heraus, das es weder damals nur Nachteile gab, noch heute nur Vorteile gibt...
Daß der Turbokapitalismus "vom Osten ausgegangen" sei meint doch hoffentlich nicht, er sei in den ´neuen Bundesländern´ "erfunden" worden?
Er wurde (u.a.) in den USA erfunden und viel später schließlich zuerst hier (im Osten) > ausprobiert < . Wohlgemerkt erst, nachdem mit dem Ostblock die ideologische Konkurrenz weggefallen war.
Und von wem? - von den `Investoren´ und Managern, die bekanntlich hoch mehrheitlich von wo kamen? - Aus dem Westen, richtig!
Tja - und irgendwann ist die turbo-kapitalistische Welle halt zurückgeschwappt, wo sich damit doch derart prima (noch mehr) Profit machen ließ. So wird eher ein Schuh draus, denke ich...

Den Denkansatz, ALLE TÄTER einer jeweils dahingeschiedenen Diktatur UNGESTRAFT davonkommen zu lassen, halte ich für ausgesprochen abenteuerlich! "Siegerjustiz" (die es freilich immer gibt und geben wird) hin oder her: man kann Leute, die wissentlich und willentlich (und allzu oft nicht gezwungener Maßen) anderen schwer geschadet, sie Repressionen ausgesetzt, gefoltert und gemordet haben, DARF man nicht ungeschoren ein beschauliches (und womöglich noch mit guten Posten und hohen Renten alimentiertes) ´Leben danach` führen lassen (was - nicht nur aber eben doch vor allem - in der Altbundesrepublik mit Altnazis Gang und Gäbe war). Wirkliche TÄTER (nicht die kleinen, oft unter Zwängen stehenden Mitläufer) gehören vor Gericht. Und nicht anders!

[Bearbeitet von standard (28-03-2013 - 21:35)]

framaus

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@Guido
Versteh mich nicht falsch,die Art und Weise ihre Ideologie durchzusetzen befürworte ich keinesfalls.Das ändert aber nichts daran,das die Idee vom Sozialismus nicht schlecht ist und die DDR-Regierung GLAUBTE das richtige zu tun.Falsch war sicherlich es mit Gewalt ohne Rücksicht auf Verluste umzusetzen.Dafür gibt es auch keine Entschuldigung.
Was mir aber im Nachhinein auffällt ist,das dieses hin und her der heutigen Zeit damals kein Thema war.
Man ging in der DDR von der objektiven Entwicklung der Gesellschaftsordnungen aus,woraus klar folgte,das nach dem Untergang des Kapitalismus der Sozialismus kommen würde.Diese Theorie verteidigte man wenns sein mußte auch mit Gewalt und das ist sicherlich nicht demokratisch und auf jeden Fall unmenschlich.
TV P50

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Micha, aus heutiger Sicht würde ich das DDR-System im Bezug auf meine Aussage so wie du sie vermutlich verstanden hast, als zu linear ansehen.

Nein, ich meinte eher etwas anders. Die Förderung von beispielsweise bestimmten Begabungen oder Interessen. Ich dachte jetzt nicht nur an den Weg der schulischen Ausbildung.

Hierbei kann man, so denke ich zumindest, bei manchen Kinder schon früh erkennen, ob sich eine bestimmte Entwicklung abzeichnet und bei anderen wiederrum kann das sehr lange dauern bis hin zum Ende der Schule.

Absolut unbetsritten dabei ist, dass ein Großteil davon von den Eltern gesteuert wird.
Hierbei ist es viel wichtiger die Richtung zu erkennen (ggf. mit Hilfe Anderer) und nicht irgendeinem Zwang oder übersteigerten Profilierung der Eltern, die meinen ihr Kind muß das und das werden, zu folgen.
Frühförderung sollte nur dann genutzt werden, wenn festgestellt wurde, dass diese auch Früchte trägt und im Sinne und zum Wohl des Kindes ist.

guidolenz123

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@framaus
Ich habe Dich -glaube ich - nicht falsch verstanden. Deine Ausführungen sind auch nachvollziehbar.
Ich sehe es (die Sache mit dem Sozialismus) --natürlich akademisch,weil nicht miterlebt-- etwas anders. das ist aber auch ein Element der Demokratie, das ich nicht missen möchte. Irgendwie liegt die Wahrheit -wie so oft -in der Mitte oder knapp daneben.
Frohe Ostern..
framaus

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@TV P50
Das Problem ist für die etwas spätgezündeten,das ggf.der Zug weg ist,nur weil mit 12 das Talent bzw.Wissen noch nicht ausreichend war.Und das ist kein unerheblicher Teil.
Ich weiß auch nicht,warum man nicht den Kindern einfach ihre Kindheit lässt.
Leistungsdruck haben sie dann später noch lange genug .
framaus

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Es ist nicht alles schlecht,was früher einmal gut war.
Und nun auch von mir "Frohe Ostern".Ich wünsche euch allen "Dicke Eier" .
Deluxe

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Was die Diktaturerlebnisse betrifft, sollte man denen, die nicht dabei waren, vielleicht auch mal eins sagen:

Mauer und Stasi spielen heute die absolute Hauptrolle, wenn über die DDR berichtet wird.
Als Zeitzeugen werden vorzugsweise Menschen geladen, gefilmt, interviewt und zitiert, die in irgendeiner Weise mit dem System in Konflikt geraten waren.

Mauer und Stasi spielten im normalen Alltagsleben der Menschen aber so gut wie überhaupt keine Rolle. Die Leute wachten nicht jeden Morgen mit dem Gedanken an die Mauer auf und gingen auch nicht jeden Abend mit irgendeiner imaginären Stasi-Angst ins Bett. Die Leute haben gelebt, geliebt, gearbeitet, ihre Freude und ihr Leid gehabt, ihre Wut wenn wieder mal irgend etwas nicht zu bekommen war und eine (verglichen mit heute VIEL größere) Freude, wenn sie es dann doch bekommen hatten.
Kurz: zwischen dem realen Leben normaler Leute und dem heute gezeichneten DDR-Geschichtsbild liegen zuweilen mehrere Welten...um nicht zu sagen Universen...

Und was den (in meinen Augen unsäglichen und absolut unverantwortlichen) Vergleich mit der Nazidiktatur betrifft, der ja auch ganz gern gemacht wird:
Im Gegensatz zu den in Auschwitz vergasten oder im Schützengraben elend verreckten etwa 50 Millionen Naziopfern hatten die ca. 900 Mauertoten zumindest die Wahl...

Und ja - das meine ich durchaus ernst, denn wer an der Mauer erschossen wurde (so übel das ja ist) wußte vorher, worauf er sich einläßt und hat sich im vollen Bewußtsein diesem Risiko ausgesetzt. Definitiv.
Wer aber einen gelben Stern auf die Brust bekam, zusammengetrieben, in Viehwagen gepfercht und anschließend in die Gaskammer kam, der hatte keine eigene Wahl.

Insofern kann man wie so oft nur davor warnen, die beiden Diktaturen überhaupt zu vergleichen - es ist in meinen Augen dióch weitgehend unseriös und auch unaufrichtig, weil es die braunen Jahre verharmlost und die DDR zu einem Mord-Gespenst stilisiert, das sie nicht war.

Daß es auch in der DDR unschuldige Todesopfer gab, will ich damit nicht bestreiten. Es gab bis in die 80er Jahre die Todesstrafe - der sind gewiß auch einige unschuldig zum Opfer gefallen. Auch die Selbstmordstatistik war weltweit führend. Aber systembedingten Selbstmord gibt es auch heute und darüber redet kein Mensch...

[Bearbeitet von Deluxe (28-03-2013 - 22:30)]

guidolenz123

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@Deluxe
Wie Du es erklärst,genauso kommen die Erzählungen meiner Frau (die ist im Gegensatz zu mir Original-Ost)rüber. Was anderes ist aber auch nicht (egal in welchem System) zu erwarten,da Alltag immer überwiegt und der Kontakt mit Obrigkeiten in aller Regel nicht der alltägliche ist--egal wo und wann. Sicher kann man den Terror der Nazis nicht mit dem Leben in der DDR vergleichen, dennoch bleibt eine Zwangs-Herrschaft eben eine Zwangsherrschaft.Da ist der "kleine Zwang zwischendurch" n.m.M auch schon verwerflich. Ja ..den gibts auch heute..aber ich glaube ,dass Willkür heutzutage systembedingt selten ist,und man sich erfolgreich dagegen wehren kann. Rechtsstaatlicher Vorteil eben. Natürlich auch nicht perfekt,da von Menschen (die sind nie perfekt) verwaltet/ausgeführt.
Deluxe

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Systembedingte Willkür gibt es heute auch - und m.M.n. sogar häufiger, weil es die Willkür der materiall besser Gestellten ist.

Rechtsstaatlich wehren kann man sich - bis zu einem gewissen Maß, an dem es an der Finanzierbarkeit scheitert. Ich weiß daß es für Leute mit geringem Einkommen auch da finanzielle Beihilfen gibt - trotzdem ist Recht immer eine Frage der Finanzierbarkeit. Und der Nervenstärke.

Der "kleine Zwang zwischendurch" ist das eine. Täglicher Kampf um die Groschen und tägliche Existenzangst sind etwas anderes. Und da frage ich mich zuweilen doch, was dauerhaft besser ist...
Kleine Zwänge gibt's heute auch - und zusätzlich noch ein paar große, die früher undenkbar gewesen wären. Ich erinnere nur mal an die Zwänge denen heute jemand ausgesetzt ist, wenn er länger als 1 Jahr keinen Job findet und beim Hartz-Amt bettel muß. Für diese Leute werden ganze Grundgesetz-Paragraphen außer Kraft gesetzt. Zwänge???

[Bearbeitet von Deluxe (29-03-2013 - 07:02)]

das moss

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Das ganze beginnt in einen argumentatorische Groß-Klein-Beobachtung abzudriften.

Als Fazit on außen halte ich fest: Es gibt (wie früher hier schon so häufig) einen mit einem ... tja gefestigten Standpunkt, der sich eher auf theoretisches Wissen und moralischen Anspruch gründet und dem Rest so ein kleines bichen erklären möchte wie es war und wie es sein müsste. Vermutlich in einer Position arriviert, die den gewissen immer am unteren Ende der Gesellschaft vorhandenen Bodennebel ignorierend über theoretische Werte argumentiert.
Das sei unbenommen - wird aber hier so von der größeren Menge nicht akeptiert. Worans wohl liegt.....?

Schönes Zitat zu dem Thema: Es tut weh, registrieren zu müssen, wie mache versuchen die runden Teilchen der Realität durch die viereckigen Löcher ihrer theoretischen Weltanschauung zu pressen.

Und wieder: irgendwie fehtl mir hier der Obelix als Klassenkämpfer. Ist der jetzt zum Kapital übergelaufen?

guidolenz123

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@das moss
Gratuliere
Ein verbaler Leckerbissen !!
Auch wenn..ja ja ist schon was dran am Theoretischen..betone ich aber auch immer wieder,dass ich das Thema mangels eigener Erlebniswelt nur akademisch betrachten kann. soweit es die tatsächl. Zustände von damals in der DDR betreffen.
Ich verlass mich dabei auf Gespräche mit Zeitzeugen..zB meine Frau nebst Familie ,Freunde ,Bekannte (die es selbst erlebten) pp.
Frohe Ostern
framaus

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@Deli
Man hätte es nicht besser sagen können .

Staune das sich Standard hier so zurück hält .

[Bearbeitet von framaus (29-03-2013 - 10:30)]

Deluxe

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Nun sind wir von der Europa-Disikussion wieder zur klassische Deutsch-Deutschen Wundpflege übergegangen...wie meistens...

Aber wenn man in Betracht zieht, daß der Euro der (ein) Preis für die deutsche Einheit war - zum großen Teil ein Zugeständnis Helmut Kohls an Frankreich nämlich - hat das alles ja auch durchaus miteinander zu tun.

guidolenz123

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@standart

Edit @standard (Danke Deluxe)

Du schreibst:
"Daß der Turbokapitalismus "vom Osten ausgegangen" sei meint doch hoffentlich nicht, er sei in den ´neuen Bundesländern´ "erfunden" worden?
Er wurde (u.a.) in den USA erfunden und viel später schließlich zuerst hier (im Osten) > ausprobiert < . Wohlgemerkt erst, nachdem mit dem Ostblock die ideologische Konkurrenz weggefallen war.
Und von wem? - von den `Investoren´ und Managern, die bekanntlich hoch mehrheitlich von wo kamen? - Aus dem Westen, richtig!"

Mir ist so ,als dass der Raubtierkapitalismus (zwar sicher nicht im Osten erfunden) jedoch dort seinen Ausgang in die restl. BRD gefunden hat. Zweifelsohne angestachelt durch unseriöse Geschäftemacher aus dem Westen ,aber übernommen/weitergeführt --ich denke - großteils durch gelernte Ost-Geschäftsleute,die oft mangels Kapital-Decke damit anfingen,Geschmack daran fanden und es "verfeinerten".
Ansonsten ist es freilich für Außenstehende wie mich schwierig sich in die nichterlebte Vergangenheit reinzudenken.

[Bearbeitet von guidolenz123 (29-03-2013 - 11:16)]

Deluxe

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Mal davon abgesehen, daß eine StandarTe mit dem Kollegen StandarD nichts zu tun hat...

Aber die Theorie mit den Ost-Wirtschaftlern halte ich für sehr weit hergeholt und schlicht unwahr. Nirgendwo - im Osten nicht und im Westen schon gar nicht - gab es nach der Wende in führenden Wirtschaftspositionen geborene DDR-Bürger. Selbst im hinterletzten Winkel wurden Wessis auf die Chefsessel gesetzt, denn die "richtige" Herkunft war damals gleichbedeutend mit Kompetenz.
Selbst die Treuhand - eine Erfindung und Gründung der DDR-Regierung, wurde nahezu ausschließlich mit Westdeutschen besetzt.

Nein - in meinen Augen war es anders:
Mit dem Untergang des Ostblocks brachen die Dämme, denn der westeuropäische Kapitalismus hat in dem Moment seine Schaufenster- und Lockfunktion verloren. Er mußte nicht mehr sozial sein, denn er war die einzige verbliebene Gesellschaftsform.

In Deutschland dauerte es bis zum ganz großen Schritt in diese Richtung noch bis Ende der 90er Jahre, als eine SPD-geführte Regierung jede noch so heftige Vorstellung von Sozialabbau und Wirtschaftsliberalisierung in den Schatten stellte.

[Bearbeitet von Deluxe (29-03-2013 - 11:12)]

Marlene

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Alle großen Katastrophen werden von Fehlentscheidungen der Regierenden verursacht. Mal ist das deutlicher (Erster Weltkrieg: Hätte der Kaiser ja bleiben lassen können), mal weniger klar (Weltwirtschaftskrise 1929). Unsere Jungs und Mädels "da oben" denken sicher auch, daß sie alles im Griff haben. Hoffen wirs mal, wenn nicht: Die Zeche zahlen wir. Zypern finde ich da als Praxisbeispiel ganz gut: Ich überlege, daß man zumindest für einen Monat Konserven und etwas Bargeld im Haus haben sollte. Bis die Essensmarken verteilt sind, kann dauern.

Gruß,
Marlene

guidolenz123

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@Deluxe
Ich spreche von hier schon "immer" ortsansässigen Geschäftsleuten ,die noch aktuell ihre Arbeitnehmer (vorsichtig ausgedrückt) ausbeuten. Sowas habe ich schon 1991 hier angeprangert..
Die paar "Wessies" hier in Führungspositionen machten den Braten nicht fett,weder von der Masse noch in ihrer Konsequenz.
Die rüden Methoden stammen eher aus der kleinen Mittelstandsschicht,denn aus der Großindustrie, wo noch heute erhebl. bessere Löhne gezahlt werden als in der "kleinen" Wirtschaft von hiesigen Firmen und Unternehmern/Geschäftsleuten.
Das ist meine Beobachtung in über 20 Jahren hier.

[Bearbeitet von guidolenz123 (29-03-2013 - 11:25)]

Beppo

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Ich freue mich (wirklich!) über die Sachlichkeit, in der hier diskutiert wird. Es geht doch!

Kurze Warnung sei aber angebracht: Bitte nicht in die typische Ossi/Wessi-Diskussion abdriften.

@Guido - deine Meinung, das die hiesigen (östlichen) Arbeitgeber die größeren Ausbeuter sind (ums mal kurz zu formulieren), kann ich nicht teilen. Im Gegenteil, meine Erfahrungen sind genau andersherum. Man kann es also nicht verallgemeinern.

framaus

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Ein großes Problem bei der Betrachtung der Vergangenheit ist,das Gutes besser und schlechtes schlechter wird.Somit ist aus emotionalen Gründen eine objektive Wiedergabe der Situation sehr schwierig.
Genauso wie im Nachhinein alle dagegen waren und man die Wende kommen sehen konnte.
Unabhängig davon haben wir heute schon den Monopolkapitalismus und der verheizt alles was nicht bei 3 aufm Baum ist.Dann nimmt er die Kohle und haut ab und das zurückgeblieben Volk darf den Scherbenhaufen wegräumen .
guidolenz123

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@Beppo
driftet schon nicht..was iss'n das überhaupt "Wessi-Ossi" ? Ich kenn nur Wossi oder Europäer.
das moss

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Der Wessi ist eine nachwievor vorkommende, sich langsam in die Randzonen und Stammtische zurückziehnede Gattung Mensch, die in den "Ewiggestrigen Seilschaften" im Osten einen ansprechenden Antagonisten gefunden hat.

Ersetzt wid er meist durch "Gutmenschen", die der Meinung sind, dass es gar keine Wessis und Ossis mehr geben darf, weil eine selbsterfüllende Prophezeiung names Einheit ja schon 20 Jahre her ist, und sich der Ossi gefälligst bei seinem Bruder im Geiste zu bedanken hat, weil er ihm neben Reisefreiheit, demokratischer Grundordnung und Westgeld ebenfalls Segnungen wie ALG II, Guthabenentwertung, Sozialabbau und die anderen Dinge des schönen Lebens nahegebracht hat. Der Gutmensch vermisst aber irgendwie den Dank, der ihm dafür eigentlich zusteht, und zeigt sich aber irritiert durch die jetzt mehr oder minder gleich verteilte Abgabenlast und Perspektivbeschränkung.
Ausnahmen davon bestätigen die Regel.

PS: mir war aus unbestätigter Quelle mal zugetragen worden, das am Anfang der wilden 90er die Voraussetzung zur Übernahme oder Gründung einer Firma die Installation eines "westdeutschen" (C Geschäftsführers war - die Chance also auch den größten und faulsten Deppen einen Sitzplplatz "ganz oben" zu verschaffen. Losgelöst von Fachkompetenz etc..
Quasi wie die bereits bekannte Parteibuchqualifikation-

[Bearbeitet von das moss (29-03-2013 - 12:23)]

guidolenz123

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@das moss
Zitat:
"PS: mir war aus unbestätigter Quelle mal zugetragen worden, das am Anfang der wilden 90er die Voraussetzung zur Übernahme oder Gründung einer Firma die Installation eines "westdeutschen" (C Geschäftsführers war -"

Ne ,das ist Quatsch,jedenfalls für die Zeit ab dem Beitritt. Vorher (noch DDR-Recht) ,weiß ich nicht.

Ansonsten..


[Bearbeitet von guidolenz123 (29-03-2013 - 13:03)]

framaus

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@Mossi
Deine Art sich auszudrücken ist immer wieder fastzinierend .
standard

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Nun lob ihn mal nicht zu doll, sonst hebt´er noch ab! (wobei, das ist wohl rein anatomisch doch eher unwahrsteinlich. Selbst bei straffem Nordost Stärke 12... )

@framaus: wo hab ich mich denn "zurück gehalten"? - Letzter Beitrag gestern Abend ca. 21.40 . Hab ja mitunter auch noch was anderes zu tun...

@guido: es gab (und gibt!) natürlich auch Ostunternehmer, denen das Wort ´Ausbeutung´ alles andere als fremd ist, die es im Gegenteil absolut verinnerlicht haben. Allen voran mal wieder diverse priv. Handwerksmeister, incl. meines ehem. Brötchengebers.
Und es gab durchaus auch welche, die vor der Wende ziemlich rötlich angehaucht waren und nachher urplötzlich zu den überzeugtesten Kapitalisten mutierten...
Nur: die Herrschaften haben es (den Turbokapitalismus) nicht erfunden - sie sind ein Stück weit nach der Wende auf einen bereits zügig fahrenden Zug aufgesprungen. Vor dem eine westdeutsche Lokomotive fuhr...

[Bearbeitet von standard (29-03-2013 - 15:17)]

guidolenz123

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Das ist das Schöne an vernünftigen Diskussionen--die enden oft nie.
Wäre sonst auch langweilig (wenn man mal mit quasseln fertig wäre).

[Bearbeitet von guidolenz123 (29-03-2013 - 22:27)]

framaus

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Riiischtiiisch
Marlene

Beiträge: 1.083
Registriert am: 17.01.2007


Nun hat sich ja die erste echte Anti-Euro-Partei gegründet: https://www.alternativefuer.de/
So im Überfliegen lesen sich die detaillierten Forderungen ja ganz gut. Irgendwie auch ein bißchen "typisch deutsch", diese Professorenpartei. Mal sehen, wo das hinführt...

Gruß,
Marlene

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