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Autor Thema: Patina oder Schrott?
TrabiHerne

Beiträge: 1.014
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Tja - ich habe hier auch so einen Kandidaten stehen. Technisch solide und optisch angeranzt - Kratzer, Dellen, angegrabbelte Armaturen. Dabei handelt es sich um einen amerikanischen Pickup. Ich habe schon viel überlegt und rumdiskutiert und kam zu dem Schluss, dass so einem Arbeitsauto der Gebrauchslook doch eher steht als eine Komplettrestaurierung. Bei meinem Lada war damals eine Neulackierung dabei und ich war stolz wie Oskar. Bis die ersten Steinschläge etc. kamen. Meiner Meinung nach lohnt sich der Aufwand einer Komplettrestaurierung eher für Saisonfahrzeuge - und noch spezfizierter...für Schönwettersonntagswagen. Alles andere macht einen sonst nur unglücklich.
Trabant IG Unterfranken

Beiträge: 789
Registriert am: 27.11.2001


Ich denke auch, dass man mit einem Top restaurierten Auto sich kaum noch traut zu fahren... Es könnte ja was drankommen. Beim Wartburg z.B. kommt Hund und Kind mit. Auch Gepäck und Wohnwagen muss er abkönnen, oder mal was aus dem Baumarkt heimbringen. Da würde ich verrückt werden wenn alles besser als Neu wäre. Meist ist es ja so, das eh die anderen die Türen drauf krachen oder auf eine andere Art und Weise nicht aufpassen. Ich hab denk ich noch keinen Kratzer oder Schramme an meinen Fahrzeugen verursacht, aber es Sammeln sich trotzdem genug Kampfspuren über die Jahre an

[Bearbeitet von Trabant IG Unterfranken (06-04-2010 - 20:10)]

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


quote:
Da zeigt sich wieder der Extremist.....

Warum alter Lack oder makelloser Neulack?

Warum nicht authentisch imitierten (leicht orangig, mattiert) Lack?

Gegenfrage: Wessen Beulen und Kratzer sind noch literarisch belegt?
Und an welcher Stelle sorgt ein onduliertes Lackkleid im Rahmen einer normalen Nutzung dahingehend Schwäche, das Korrosionsfortschreitung und vermehrte Unterkriechung des bestehenden verhindert werden?

Mein "patinierter" 88er Tourist löst sich quasi auf. Und das trotz des eingestellten Winterbetriebes und Elaskon.


Genau das sind die Probleme...
Man kann sie durch Nichtbenutzung der Fahrzeuge aufschieben. Man kann sie auch ignorieren und warten, was passiert oder nicht passiert.

Man kann aber auch regelmäßig fahren, langfristig Freude und v.a. Schraub-Ruhe haben wollen. Letzteres ist mein größter Motivationsgrund:
Ich habe keinen Bock, nur wg. "Patina" ständig unter irgendwelchen Autos liegen zu müssen. Ich möchte nach Fertigstellung gern ein paar Jährchen Ruhe haben und außer warten, pflegen und freuen nichts größeres machen müssen.

Zitat standard:

quote:
Was keine Berechtigung hat, ist dem jeweils anders "Tickenden" zu suggerieren, er würde "es" nicht richtig machen...

Das unterschreibe ich ja auch. Und zu Autos, bei denen grundhafte Instandsetzungen nicht nötig sind, kann man ja auch gratulieren.

Zitat wilhelminus:

quote:
und er streichelt lieber an seinem Wagen über den makellosen Neulack auf Wasserbasis aus dem aktuellen Millennium.

Bei sowas stellen sich mir aber dann doch ein wenig die Nackenhaare auf, wenn es ausgerechnet aus einer Ecke kommt, in der bisher außer größeren Zerlegungsaktionen nichts Grundlegendes zuwege - oder wieder auf die Straße gebracht wurde. Mit Verlaub. Außeinanderreißen und dann jahrelang stehen lassen ist für mich keine ernstzunehmende Grundlage für diese Diskussion. Womit ich nichts gegen ein Vorratslager von Objekten für spätere Tage gesagt haben will...

Theoretisieren kann man - jahrelang wenn's sein muß. Die Praxis lehrt dann aber oft, was die Theorie so alles mißverstanden hat oder gründlich außer Acht ließ...

Und wie weit die Befassung mit dem Thema geht erkennt man schon daran, daß die Wasserbasis-Behauptung völliger Nonsens ist.
Demnächst wird hier ein Fahrzeug in frischem Pastellblau auf Lösemittelbasis lackiert...legal wohlgemerkt, im Meisterbetrieb und dennoch in Eigenleistung. Authentisch, mattiert und vom Original kaum unterscheidbar.
Außer in einem Punkt:
Keine Kratzer, keine Fehlstellen und keine blanken Pappen zu sehen...und keine Unterrostungen an den wildesten Stellen mehr...

[Bearbeitet von Deluxe (08-04-2010 - 07:56)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Kratzer und Fehlstellen kommen dann aber gar nicht selten fixer wieder, als einem das lieb ist...
Die "Wasserbasis-Behauptung" bezieht sich sehr wahrscheinlich auf die vmtl. Regel (beim Lackierer mit zeitgenössischen Material "von der Stange" lackieren lassen), nicht auf die ebenso lobenswerten wie wohl auch selteneren Ausnahmen, die den Aufwand mit Lackanalyse, Mattierung, "alten" Materialien, "orig." Finish etc. betreiben.

[zitat:] "Man kann aber auch regelmäßig fahren, langfristig Freude und v.a. Schraub-Ruhe haben wollen. Letzteres ist mein größter Motivationsgrund:
Ich habe keinen Bock, nur wg. "Patina" ständig unter irgendwelchen Autos liegen zu müssen. Ich möchte nach Fertigstellung gern ein paar Jährchen Ruhe haben und außer warten, pflegen und freuen nichts größeres machen müssen."

Wobei diese Aussage wiederum ein ganz klein Wenig suggeriert, "Patina" wäre gleichbedeutend mit - wir drehen uns im Kreis - "nicht richtig/ordentlich" gemacht. Was so nicht stimmen kann - schon deshalb, weil nunmal glänzender Lack und einwandfreie Bremsen/Achsen/Lenkung etc. rein gar nichts miteinander zu tun haben. Auch ein "patiniertes" Auto kann untenrum/technisch in top Zustand sein - andersrum kann so mancher frisch und hochglänzend lackierter Bolide diesbezüglich ein Blender sein...
Meine "nur oberflächlich" ( ) inst.gesetzten Autos jedenfalls fuhren und fahren in all den Jahren auch sehr zuverlässig, von "jedes WE drunterliegen" ist da keine Spur weit und breit... WENN dann tatsächlich mal ´ne Kleinigkeit fällig werden sollte, dann zähle ich deren Beseitigung mit unter Hobby und Freude, nicht unter Frust. Ein Auto, an dem NICHTS zu machen ist - das ist irgendwie beinahe wie die in Fachkreisen so grausig empfundene Vorstellung von der "fertigen" Modelleisenbahn...- rein subjektive Ansicht, wie gehabt....
Wir landen hier irgendwie immer wieder in den selben Schubladen - die bestenfalls die halbe Wahrheit darstellen.
Daß dabei nun ausgerechnet noch so ein großer Trabant-Enthusiast wie unser Wilhelminus "unter die Räder" geraten muß, stimmt mich etwas bedenklich.... Jemand, der sehr wohl schon wieder Autos auf die Straße gebracht bzw. diese dort gehalten hat, der zeitlebens bisher obendrein NUR Trabant fährt. (mehrfacher Pokalgewinn in ANK spricht letzten Endes auch dafür, daß zumindest sein Kirchenkombi soo schlecht nicht sein kann... )
Und wenn also Wilhelminus, Standard oder sonstwer für SICH entscheiden: ich zerlege und sichte erstmal nur, sichere die Substanz baue später und zu gegebener, MIR in jeder Hinsicht geeigneter Zeit auf, dann ist das deren Sache, einzig und allein...

[Bearbeitet von standard (08-04-2010 - 12:47)]

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Solange es dennoch erlaubt ist, dazu eine eigene Meinung zu entwickeln - bitteschön.

Genau das scheint mir hier aber dennoch einer gewissen Art von "Zensur" zu unterliegen. Sonst müßte wohl kein "Räücher der Enterbten" für Dritte so in die Bresche springen...

Und da weitere Erläuterungen jetzt in sehr private Dinge hineinlaufen würden und ich nicht gewillt bin, aus anderer Leute Nähkästchen zu plaudern (auch wenn ich glaube, doch das eine oder andere gesehen und v.a. in den letzten 10 Jahren gehört zu haben), klinke ich mich an dieser Stelle aus dem Thema aus.

das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


Ich weiß relativ genau was Deli meint - an dieser Stelle ist unser Standpunkt nämlich ziemlich deckungsleich. Und ich meine auch sagen zu können warum.

Wir haben alle mal angefangen zu fahren, die meisten auf Trabant in allen möglichen Erhaltungszuständen. Bei mir war es ein absolut verbrauchter 68er dem ich mehr oder minder täglich neues Leben einhauchen mußte - sicherlich nicht ganz ungeschuldet meinem Nutzungsprofil. Die Quintessenz vieler Jahre intensiver Nutzung: wenn man was vernünftiges haben will muß man es richtig machen.

Ich halte nochmal fest, was es gibt:

Neuaufbauer: kaufen sich im Regelfall Fahrzeuge, die mehr oder minder verbraucht sind, investierun Arbeit und Zeit und nutzen bzw. zeigen die Fahrzeuge nach Vollendung adäquat.
An diesen läßt sich dann auch feststellen, das keine Hochglanz-Restauration sondern ein stimmiges Erscheinungsbild angestrebt wird.

Beispiele: 66er Kombi von Deluxe, Murmel von Heckmann, meinetwegen auch mein 78er.

http://pf31.pappenforum.de/index.php?page=Attachment&attachmentID=21064]

Erhalter: kommen durch glückliche Fügungen an Fahrzeuge mit meist wenig Vorbesitzern und weit über dem Altersschnitt liegenden Zustand und erhalten diesen bzw. präsentieren diesen über die Jahre gewachsenen Zustand (der eigentlich mit dem Begriff Patina korrekt erklärt wird.

Beispiele: 66er Limu von Standard, Murmel von Heckmann, mein 84er

http://pf31.pappenforum.de/index.php?page=Attachment&attachmentID=21064]

Verbraucher: (semi)alltäglich genutzte, teilweise modifizierte Fahrzeuge in mäßigem Zustand, sich häufenden Nutzungsspuren, Kosten-Aufwandsorientierten Instandhaltungsmaßnahmen und meist einem über Jahre entstehenden, dem Nutzerprofil geschuldeten Wartungsstau.

Beispiel: mein 88er Tourist, die Kandidaten die demnächst bei den Neuaufbauern landen (müssen) + unzählige andere Alltagsverbrauchsfahrzeuge


Bis dato gehen wir ja so ziemlich alle konform. Und jetzt kommen die Steine des Anstoßes. Nämlich die 3er (Zweier sinds vom Zustand her eher selten) die mit jeweils einem Fuß im Lager der Erhalter und mit dem anderen in dem derVerbaucher stehen. Und eigentlich ist nur dies der Streitpunkt, nämlich der Schwellenwert ab wann der Zustand aus der Erhaltung in den Neuaufbau wechseln sollte.

Und da kann man stundenlang debattieren. Ich formuliere mal ein paar Beispiele:

- ich habe damals beim 78er ernsthaft überlegt, Pappen runter, ausbessern, Blechgerippe teillackieren und wieder alles zusammen.
Die Realität war irgendwie anders. Rostzustand unbeherrschbar, Teile über Gebühr verschlissen. Im Endeffekt eine wunderbare Bilderserie für die Kaufberatung. Jetzt fängt man an, bspw. hier:

und macht das hier draus weil eh alles neu muß:

oder hier:

Dann habe ich einen sanierten und optisch ansprechenden Motorraum zu dem weder die Innenausstattung noch die Karosse passt. Weiterrosten inkl.
Sowas mag funtionieren wenn man das Auto 2x im Jahr rausholt und Feuchtigkeit meidet.....
Sofern man aber eben auch mal längere Strecken fährt, ein Anhängerchen zieht oder auch mal im März loswill, kippt die Kurve...

- der 64er. Und genau der wird auch neu gemacht, es landen die gleichen Teile wieder an der selben Stelle wie vorher. Die Spuren der übergekochten Batterie und die sich nach jedem Regen bildenden Rostflecke fallen dann aber weg.

- der 84er: aus zweiter Hand mit wenig km, nachvollziehbare Historie inkl. individueller Anpassung an den Erstbesitzer, keine strukturellen Schäden, mit wenig Aufwand zu erhalten und dann auch angstfrei zu bewegen. Da kann man auch mal das Fahrwerk optisch und technisch neu machen - der Rest ist so gut das dort keine Lücke in der Authenzität klafft.

Ergötzen können sich an den Spuren des Verbrauches (hier deklariert als Seele (in sich schon witzig einem materiellen Verbauchsgegenstand eine schon beim Menschen schwer zu fassende, übersinnlich angesiedelte Eigenmschaft) vor allem jene, die bisher entweder keine Neuaufbauten realisiert haben und/oder deren Nutzungsprofil häufig wetterabhängig und grundsätzlich extensiv angesiedelt ist..... (oder, die profan und vorsätzlich gemein formuliert sich diesen nicht leisten können oder wollen.... )
Dies ist wiederum auch etwas fehlleitend da dies primar keine Sache des Geldbeutels ist, sondern eher des persönlichen Engagements.
Wenn aber nach längerer Zeit dann ein sehr lautstarker Verteidiger der "Erhaltung" ein vor Jahren organisiertes Restaurationsobjekt mit der Aussage es würde ja nicht ansatzweise der Gegenwert der Investition am Ende übrigbleiben vorerst weiter so belässt, ist natürlich die Frage erlaubt, ob dies nicht unterschwellig auch auf die Erhaltung (und auch deren Grenzen im Sinne des Übergangs zur Notwendigkeit eines Rundumschlages) attraktiver macht als eben dieser Neuaufbau.
Über diese Ansicht kann man kontrovers dirskutieren, über alle anderen nänmlich auch.

Einen konsequenten Neuaufbau kann eher nie das Argument des Wertes leiten - eher andersrum. Und das ist einer der Punkte die Deluxe (und auch mich) immer etwas stören - der Verdacht und das unterschwellige Gefühl das Gammel und Wartungsstau (mal losgelöst von den eigentlichen, hier aufgeführten Beispielen) wg. Kosten- und Arbeitsaufwand als Patina schöngeredet wird. Nicht mehr und nicht weniger - aber wie alles liegt auch dieses im Auge des Betrachters.

Meiner persönlichen Liebe entspricht diese wasserscheue Grundhaltung eher nicht und da ich jetzt über 3 Jahre zukucken konnte, wie sich die gemeine Eisenkorrosion duch das schöne, in Westthüringen lieblos aufgebrachte Alkydharzkleid frisst, ist es mir hier relativ Wurst wie viel die Kratzer, Beulen und Ausbesserungsversuche es einzigen und erstbesitzenden Hauptstadbürgers über "Seele und Leben" des genutzten Kfz aussagen.


Dazu kommt noch das Problem überhaupt fach- und sachgerecht wieder neu aufzubauen. Der "Sündenkatalog" reicht von entrosten mittels Drahtbürste, lackieren mit 1K-Lack über Kotflügelbefestigung mittels Poppnieten und ankleben mittels Silikon bis zu Hochglanzlackierungen auf neuen, schlecht angepassten Pappteilen + etliches anderes mehr.

Und was auch abschreckend wirkt, ist sowas wie Zeit- und Geldaufwand bei Dingen die man sich mittels Augenzudrücken und Bemühung übersinnlicher Begrifflichkeiten noch eine ganze Weile schönreden kann. Diese Übergangslinie ist emotional betrachtet sehr individuell / fließend und wird von außen manchmal recht unangenehm realistisch durch genaue Zustandsnoten relativiert.

Und es ist angenehm zu wissen das "echte" Patina im Reglfall (z.B. bei Unfallschäden) recht gut von Gammel- und Wartungsstau getrennt werden kann.


Man kann diese Diskussion auch problemlos auf Anhänger ausdehnen......


PS: unter die Räder kommen....... nun ja.

Dies hier ist ein Platz an dem auf argumentatorische Art und Weise Standpunkt bezogen, verteidigt und auch überzeugend gewirkt wird. Das ausgerechnet jemand der genau in diesem Bereich sehr gut aufgestellt ist, unter die Räder kommen soll, halte ich für sehr weit hergeholt.
Und auch die (gutgemeinte aber aus meiner Sicht überflüssige) Schützenhilfe und Relativierung sind nicht unbedingt Zeichen, die auf einen allgemeingültigen Standpunkt des Verfasserrs schließen lassen - sei es durch entweder-oder-Aussagen oder bewußte Überspitzungen.
Und nun ja, ich weiß was gemeint ist, mit entsprechendem Engagement und Zielsetzung hätte vielleicht wenigstens eines der Fahrzeuge schon wieder fahren können - andere machen sowas (klar, als Hobby) neben Familie und anderen Verpflichtungen.
Auch dieses ist Ansichtssache und ja, auch ich horte noch Projekte die eigentlich für die nächsten 20 Jahre reichen. In dem Falle ist "Haben" sicherlich besser als "Brauchen". Aber das Langziehen von Aktivitäten an einem Auto haben eine häßliche Nebeneigenschaft: sie neigen dazu sich zu verlaufen. Ein konsequenter Zeiltplan und eine to-do-Liste verjindern das verzetteln in Jahrelangen Schattenboxereien die gern und häufig in abgebrochenen Restaurationen bzw. mühsamen Teilegesuche enden. Zumal auch ein "Finanzplan" im weitesten Sinne notwendig ist.
Anders formuliert: der eine zahlt halt gern bar (weil er nicht viel braucht und meint das es schneller geht), der andere machts andersrum.
Ich würde mich freuen, wenn mal wieder was neptunblaues oder persischoranges fahren würde - und "nicht bloß ein Spät-80er Kombi" der sicherlich als Besonderheit sogar literarisch erfasst ist und auch ein Standard, in seiner Auslegung als spät-80er aber eben auch so ungemein praktisch daherkommt......

Schubladen passen auch andrsrum......


PS2: das ist keine Patina sondern schon eher Bewuchs


[Bearbeitet von das moss (08-04-2010 - 17:21)]

Hegautrabi

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Ein langer Beitrag, nicht überall einfach zu lesen aber inhaltlich nachvollziebar.

Ausser dem: "nicht bloß ein Spät-80er Kombi".

Da ich gerade das mit ziemlichem, auch finanziellem, Aufwand betreibe lese ich es nicht gerne.

standard

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@mossi: Tatsächlich schon Bewuchs?! - Ich hätte glatt gedacht: tiefer gelegt!

Unterm Strich muß man eigentlich immer wieder feststellen, daß wir im Grunde genommen vmtl. sogar über große Strecken dasselbe zu meinen scheinen, im Groben zumindest...
Im Detail ergeben sich die Unterschiede schon daraus, daß jede "Seite" (bewußt oder unbewußt) eben doch versucht, "ihr abgestecktes Revier" zu verteidigen. Was ja auch normal, logisch und verständlich ist!
Nicht verständlich ist und bleibt mir dabei, daß eben doch von Seiten der "Antipatinos" (Achtung - neue Wortschöpfung! ) immer wieder die Aussage mitschwingt: "Wer nicht >richtig< aufbaut, der scheut doch nur die Arbeit, den (Zeit)aufwand, die horrende Geldausgabe...

Ja, ich habe - ehrlicher Weise! - ausgesagt, daß ich z.Zt. (!!) nicht gewillt bin (und übrigens, ganz nebenbei: finanziell auch gar nicht wirklich in der Lage wäre) , "über Wert" zu restaurieren, mal eben "nebenher" runde 6-8 Scheine dafür locker zu machen.
Familie, Job, Haus, Grundstück, >vorhandener< Fuhrpark - all das rangiert bei mir/uns weit vor der "relativen Spielerei" ( ), NOCH ein weiteres Auto auf die Straße zurück zu bringen - derzeit zumindest. Was - wie gesagt - für die Zukunft rein gar nichts aussschließt. Das Geld muß eben schlicht und ergreifend "übrig sein" - ins laufende Familienbudget werde ich dafür definitiv nicht greifen. Das sollte auch jeder so handhaben dürfen, wie ER SELBER es für richtig hält, denke ich...

Was scheinbar auch nicht so recht geglaubt wird:
- daß es Leute gibt, denen ehrenvoll patinierter O-Lack, die kleine Macke hier und da (ob man sowas nun unter "Seele" laufen lassen möchte, oder eben nicht...) WIRKLICH (!) mehr bedeuten und besser gefallen könnten, als (letzten Endes auch ein Stück weit "uniformer"/austauschbarer) "Hochglanzlack" in seiner makellosen Form. Und vielleicht auch etwas der Umstand, daß eben auch die Erhaltung/Vorzeigbarmachung 3-4...jahrzehntealten O-Lackes Arbeit und Mühe macht - u.U. gar nicht mal so wenig.
Ich sag´s (auch ) mal bewußt provokativ: neu lackieren (lassen) kann quasi jeder - den originalen Lack erhalten eben eher nicht. Das ist irgendwo schon etwas Besonderes (bzw.: kann dieses sein), wenn nach all den Jahrzehnten noch echte Farbe vorzeigbar drauf ist, oder?
Irgendwie kommen wir einfach nicht auf den simplen gemeinsamen Nenner: SOWOHL der passabel erhaltene O-Lack ALS AUCH die Neulackierung haben ihre volle Berechtigung, sind als quasi "gleichwertig" anzusehen. Kriterium für pro oder contra sollte dabei einzig und allein der Ist-zustand des jeweiligen Autos - NICHT dessen Alter sein.
Es steht - nochmal erwähnt - jedem frei, mit seinen Autos zu machen, was und wie er möchte (und erst recht: wann!)
Gerade bei Wilhelminus´Persischorangem wäre noch anzumerken: er stand lange genug zum Verkauf - KEINER hier hat zugeschlagen/sich den zugegeben "ordentlichen" Preis ans Bein binden wollen. Jedem hätte es frei gestanden...
Nunmehr ist es also seiner - und es bleibt (siehe oben) nun auch einzig und allein >seine< Sache, wann und wie das Auto wieder reaktiviert wird! Drängeleien/Gängeleinen aller Art sollten da außen vor bleiben, denke ich.

@Deli: NATÜRLICH darfst Du - wie jeder andere auch - Deine "eigene Meinung entwickeln", haben und vertreten, sehr gerne sogar! - Aber ich/wir eben auch - gleiches Recht für alle, und natürlich ohne "Zensur".
(So war meine Antwort übrigens auch nie und nimmer gemeint - andererseits meine ich auch bei Dir immer mal wieder, daß Eine oder Andere in dieser Art herauszulesen... Es ist und bleibt eben kein wirkliches Gespräch, das wir hier führen... )
Als "Rächer der Enterbten" ( ) für Willi "in die Bresche zu springen" habe ich mir aus zweierlei Gründen erlaubt:
1. ist Wilhelminus bekannter Maßen nur sehr selten online und Dein "kleiner Seitenhieb" stünde evtl. sehr lange unkommentiert hier.
2. stehe ich mit ihm - nach wie vor - regelmäßig in Kontakt und weiß damit auch relativ genau, wie er zu dem Thema steht.
Ohne dabei gleich "aus dem Nähkästchen plaudern" zu müssen...

nochmal editiert auf Wunsch eines einzelnen Herren.

[Bearbeitet von standard (15-04-2010 - 21:34)]

heckman

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Hegau, das ist sicherlich nicht gemeint.
Auch ich komme nicht darum, demnächst meinen End 80er komplett zu machen.
Er soll ja ungeschweißt bleiben und ich "liebe" ihn und fahre ihn verdammt gerne, auch wenn es für andere nur ein End 80er ist.
Das ist es doch, was zählt, es ist DEIN Auto.
Hegautrabi

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Eben.
Genau diese späten Trabis werden allzugerne benutzt und dann entsorgt. Es gibt ja noch genügend...

Ich bin damals, vor 10 Jahren, eher zufällig zu ihm gekommen, es hätte durchaus auch ein anderes Bj. sein.

das moss

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Der Spät-80er bezieht sich hier auf die Funktion oder noch genauer die Alltagstauglichkeit - nicht primär auf das Alter.

Und damit klar wird, das wir eigentlich gar nicht soweit auseinanderliegen habe ich halt 3 Sätze und 4 Bilder mehr geschreiben.

Es gilt nachwievor: jeder darf machen was er will. Nicht machen übrigens auch. Aber es operiert hier keiner im luftleeren Raum - sprich die Dinge hier werden nicht in Unkenntnis sondern in Kenntis der Situation gesagt. Und wenn ich mir so überlege was ich in den letzten Jahren mit persischorange im Betreff so korrespondiert habe......
Und um nochmal nachzutreten: letztes oder vorletztes jahr konnten in Ank auch alle einem leicht progressiv ausgepreisten neptunblauen 78er S Universal in eher mäßigem Zustand widerstehen....


Es ist, und da stimmen eigentlich alle zu, sehr wohl ein Unterschied einen 68er statt einem 88er zu fahren - nicht ohne Grund.

Und Hegau: ich lese es zwar nicht gerne - schreibe es aber trotzdem. Und warum? Weil ich (wir) bereits vor knapp 10 Jahren einen End-80er oder besser einen Früh-90er komplett neu aufgebaut haben (müssen).

Aber gut das wir drüber geredet haben.

PS: stimmt, Hochglanzlack kann jeder machen (lassen).

Aber einen stimmigen, dem original nahekommenden Lack vorzubereiten und aufzubringen kann eben nicht jeder. Und es steht außer Frage, das alter Lack ein regelmäßiges Händchen braucht - Casi wünscht sich immer noch zu Saisonbeginn Ersatzhände.

standard

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Die Sache mit dem "stimmigen , dem original nahekommenden Lack vorzubereiten und aufzubringen" hatte ich schon einen Beitrag früher mit
"... die ebenso lobenswerten wie wohl auch selteneren Ausnahmen, die den Aufwand mit Lackanalyse, Mattierung, "alten" Materialien, "orig." Finish etc. betreiben."
auszudrücken versucht - nur der Vollständigkeit halber...

"End-80er fahren sich im Allgemeinen (gut gewartet) einfach grandios - gerade im Vergleich zu ggf. vorhandenen Referenzobjekten älterer Bauart. Das sehe ich - wie schonmal anderswo erwähnt - ebenso. Und insofern ist und bleibt mein 89er mir auch der Allerliebste, man freut sich auf jede Fahrt...

[Bearbeitet von standard (08-04-2010 - 23:31)]

heckman

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Ein oranges Objekt wurde mir ja angeboten
Ging damals nicht.
Und den aus Calau hab ich Wilhelminus mehr oder weniger übergeholfen.
Na und den neptunblauen Uni hätte ich Deli per Rezept verschrieben, Einnahme unter Aufsicht bitte

[Bearbeitet von heckman (16-04-2010 - 12:02)]

standard

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Ist Kuppelei nicht verboten, eigentlich?
(wobei: an der Verkuppelung von Wilhelminus und seinem bekannten Kirchenkombi war ich auch alles andere als unschuldig... )

[Bearbeitet von standard (10-04-2010 - 18:29)]

wilhelminus

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ui,ui,ui, Klasse Diskussion, wirklich – und so schön anschauliches Bildmaterial!

Erstens: Das mit dem Wasserlack meinte ich als Überspitzung. Sozusagen als das andere Ende eines Spannungsbogens – Schellack oder Nitrolack gegenüber. Und in diesem Punkt geht’s dann doch ein Stück vor den Trabant zurück. Vor dem Problem authentischen Lackes stehen andere noch viel eher.
Etwas weiter gefasst als nur auf den Kreis der IFA bezogen meinte ich diesen Aspekt eigentlich.
Ausgangspunkt dieses Themas war ja mal Porschekillers Hinweis auf den Artikel über jenen Sammler, der für seinen ranzigen Bentley allerlei Anfeindung erntet in der Schickimickiszene.

Zweitens: Das meiste der Aussagen gilt (zu Recht) für Fahrzeuge, die am aktiven Verkehr teilnehmen. Für Stehzeuge, Trailerqueens oder Museumsstücke gelten dann doch andere Parameter. Ein Diorama in einem Museum mit total abgewirtschaftetem Schnauferl inmitten von Strohballen und Sensen und Dreschflegeln hat auch seinen Schauwert. Authentizität solch einer Installation hin oder her. Auch das jetzt eine Übertreibung.

Drittens: Die von mossi entwickelte Rangfolge würde ich genauso gelten lassen.
Auch, dass sich der Streit um den Punkt des schmalen Grades zwischen „Erhalter“ und „Verbraucher“ dreht.

Es ist letztlich nicht ausgeschlossen, dass der aktuell schönste „Erhalter“ trotz moderater Schönwetternutzung eines Tages zum „Verbraucher“ reifen würde, der dann auch mal komplett gemacht werden müsste – nur würde ich das nicht pauschal an einem „Verfallsdatum“ von soundsoviel Jahren festmachen (das hat hier auch keiner behauptet – jedoch mündlich drang es aber schon des Öfteren in mein Ohr).

Was ich mir wünsche, ist Augenmaß im Einzelfall der Fahrzeuge.

Und auch im Blick auf mossis Biberbraunen (die Detailphotos sprechen eine deutliche Sprache) wird man wohl zugeben müssen, dass der Neuaufbau die schlüssigste Lösung war. (Nebenbei: Anklam anno 2009 habe ich kein anderes Fahrzeug öfter abgelichtet)

Achtung Spitzfindigkeit: Wird ein „Neuaufbauer“ wieder zu einer Art „Erhalter“ – also wenn er genug Patina gesammelt hat, sommers auch mal als Alltagsfahrzeug genutzt wird? Oder scheidet ein solcher Fall aus?

Viertens: Achtung Binse: Bei Brot-und-Butter-Autos, zu denen ein Trabant ja nun mal gehört, wird sich die Investition nie durch einen Wiederverkauf reinholen lassen können – Es möge also jeder selbst entscheiden, ob er „Idealist“ oder „Rechner“ ist. Ich selbst möchte gern Idealist sein und die Kosten nicht scheuen, die den Realwert des Ergebnisses übersteigen – sobald ich mir das leisten kann.
(Nebenbei: Ich erinnere mich da an eine Diskussion, ab welchem Auto „rechnet“ sich das Verhältnis zwischen Aufbaukosten und Wiederverkaufserlös? Vielleicht schon bei der Pagode? Allerspätestens aber beim Flügeltürer…)

Und nun in eigener Sache: Ihr tut mir zuviel der Ehre, dass ich bei Euren Beiträge so häufig vorkomme. Es ist sehr nett von Euch, dass Ihr Euch meinen Kopf zerbrecht. Nun, ich fühle mich nicht, dass ich unter die Räder geraten sein könnte. Auch wird sich dem, dem angesichts meiner Aussagen, die Nackenhaare aufstellen, besagtes Haar wieder an den Hinterkopf anlegen.

Ich bin mit meinem Hobby sehr zufrieden. Und auch damit, wie ich es pflege. Ein paar Projekte stehen in der Warteschleife. Von keinem lasse ich mir hierbei Zeitpläne diktieren.
Für den Alltag fahre ich einen „Verbraucher“ (wobei, mein Aschenputtel ist ein Wolpertinger und kein Originalzustand, darum zählt der eigentlich nicht wirklich hinein in die Begrifflichkeit von mossis Rangfolge) und im Sommer gelegentlich, eher sporadisch, zwei patinierte „Erhalter“.

Und natürlich leide ich (auf äußerst hohem Niveau ). Gerade ich, der ich eine Macke für die richtig fiesen Originalfarben habe, komme jahrausjahrein in langweiligem papyrus auf das eine oder andere Treffen…schlimm, nicht wahr…

Die großen Sprünge meiner Neuaufbaumaßnahmen haben bislang nur die Länge von „Kaffeebohnen“. Aber warum auch nicht. Eben alles schön Stück für Stück und der Reihe nach. Zuerst muss der Milchmann bezahlt werden, danach der Idealismus, bzw. der Mann von der Lackmischerei (Frei nach und in Umkehrung zu Brechts „Galilei“). Hobby bleibt Hobby und ist dem Etat für Grundbedürfnisse nachgeordnet.

Ich verweigere mich also nicht der Einsicht in die Notwendigkeit von kompletten Neuaufbauten. So viel zum Thema pauschal Gammel als Patina schönreden.

Und nun bleibt noch der casus meiner Südfrucht. Ist’s Gammel oder Patina? Mal dieses, mal jenes, je nach Bauteil? Da ist es wirklich eine gute Frage, was angebracht sein könnte. Dass er eines Tages komplett gemacht werden muss, wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Fraglich ist nur, möchte ich meine Apfelsine vorher als Gebrauchtwagen noch eine Dekade lang einige Dutzend Kilometer fahren und auch mal so etwa ein Treffen pro Saison besuchen? D.h. die kleine Kur (für die Verkehrssicherheit nach Maßstab des Gesetzgebers) und dann zulassen und die Substanz etwas weiter verschleißen?
Oder soll ich mir diesen Schritt vor der Komplettmaßnahme sparen? Doch dann, tja dann dauert’s noch sehr lange, denn zuvor stehen der Neptunblaue und Vaters 77’er auf dem Plan.
Derweil genießt der Egoist und Theoretiker sein Beutestück ganz allein für sich privat. Und sollte sich zwischenzeitlich eine andere (echte oder nachgemachte) Apfelsine in der Szene etablieren…die Hochachtung sei jenem Besitzer gegönnt…da bin ich nicht so…

P.S.: Wenn das nicht mal schon drei Jahre her ist, dass die neptunblaue Trailerqueen in Anklam einen Käufer suchte…

standard

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Vielleicht als klitzekleine Entscheidungshlife betreffs des Persischen:
einen schön und kpl. neu aufgebauten Trabant in Persisch-Orange lackieren ist prinzipiell jederzeit machbar ("das kann jeder" ).
Ein Auto mit >originalem< Lack dieser höchst seltenen Farbe vorweisen kann dagegen bislang kaum jemand, soweit ich weiß. Insofern wäre der Zwischenschritt durchaus eine nicht von der Hand zu weisende Option - wenn es denn die Substanz zuläßt...
Toni

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Ich würde auch sagen, bei so einem Auto wäre es eine Schande, neuen Lack draufzuklatschen... da kann man auch jeden anderen x-belibigen 76/77er nehmen der im passenden Zeitraum gebaut wurde. Aber Originallack.. nicht zu ersetzen. Mein grüner hat auch seine Macken, aber da denk ich nicht dran was zu machen, außer mal konservieren. warum auch, das Auto ist 32 Jahre alt und erzählt eine ganz bestimmte Geschichte. Sowas DARF man nicht einfach mit Lack übertünchen. Meine Meinung
Deluxe

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Da der "Delinquent" sich mittlerweile selbst geäußert hat, kann ich hier wieder mittun:

Der Persischorange hat eine riesigen Vorteil:
Den Lack auf den Duroplastteilen kann man bei vorsichtiger Demontage vollständig retten. Und das würde ich auch tun. Trotz einiger kleinerer Blessuren, die als Patina gern und durchaus erhaltenswert sind. Das würde ich sogar im Rahmen der Totalkur zu erhalten versuchen - eben WEIL es einer der seltensten Originallacke überhaupt ist.

ABER:
Die durchgefaulte Fensterbank nebst C-Säulenansatz hinten rechts, in deren Folge bereits Wasser über die Innenausstattung gelaufen ist (!) - hat mit Patina nunmal nichts zu tun. Und egal wie Du es (oder Dich) drehst und wendest - dort mußt Du richtig 'ran und zwar VOR der Inbetriebnahme. Dabei spielt es nach meiner Einschätzung keinerlei Rolle, ob es die Totalkur oder die Zwischen-Inbetriebnahme ist:
Durchgefault ist durchgefault. Der Scheibengummi hebt sich, der Gammel sitzt schon tief und die Brühe läuft 'rein. Stand ja beim teuren Herrn Lange in Calau auch lange genug im Regen die Kiste. Die Reparatur ist an sich kein Hexenwerk: Pappe(n) ab, Scheibe 'raus, Blech partiell ersetzt (ich würde irgendwas aus Schrott heraustrennen und nichtmal ein Neuteil dafür anreißen) , geschliffen und dann das Blech zwischen Kammlinie und Dachleiste neu lackiert. Einheitlich wenigstens auf der einen Seite - sieht hinterher kein Mensch, wenn's ordentlich gemacht wird.
Und dazu braucht es keinen Lackierer und keine Kabine - das geht in Eigenleistung in der Garage.

Die angemurkste Frontbrille teilt dieses Schicksal: mit wenig Aufwand und wenigen angemischten Gramm Lack wieder in Ordnung gebracht und weiter gehts.

Wenn man sich dann noch die Mühe macht, das Auto unten'rum aufzufrischen (was bei einem Sommerfahrzeug ja durchaus in Eigenregie mit der Lackierpistole und einem Liter 2K-Schwarz in der Garage geschehen kann und keinen Lackierer kostet!), sowie ein paar Verschleißteile ggf. fit macht, mal alles frisch ausbuchst und den Motor zumindest mal zerlegt und verschleißtechnisch prüft, ist die ganz große Kur vielleicht noch nichtmal nötig. Auch später nicht. Am Ende die kleine Sanderkonservierung und die Sache ist geritzt.

Nun ist das aber ein 76er...und Mossis Biberbrauner 78er ist ein schöner Beleg dafür, was unter den Pappen warten kann.

Und WENN das wartet, wird es ernst. Und die Scheu davor, genau diesen Moment zu erleben, bestimmt derzeit wohl die abwartende Haltung. Denn WENN einmal hineingerissen und sowas festgestellt wird, dann muß man 'ran oder hat die dritte zerlegte Baustelle ohne Budget auf dem Hof.

Und das beschreibt wohl am treffendsten das derzeitige wilhelminische (oder meinethalben persischorange) Dilemma:
Zwei Baustellen zerlegt, eine dritte in Anbahnung. Entscheidet man sich für die kleine Lösung an der dritten, kann daraus schneller die große Lösung werden als gedacht - man weiß es eben erst nach der Demontage richtig.

Andererseits hat Mossi Recht:
Primär ist das weniger eine Frage des Budgets als des persönlichen Engagements. Und es gibt da dritte Personen, die im Falle eines Startsignals solches Engagement bereits zugesichert haben. Wenngleich man sich nicht sicher sein kann, ob das nicht vielleicht doch eher als bedrohlich empfunden wird denn als Mutmachung...

Mein Fazit:
Machbar. In einer konzertierten Gemeinschaftsaktion allemal. Da gibts weitaus Schlimmeres, was auch wieder fahrbar gemacht wurde.
Wollen muß es aber der Besitzer selbst. Wann und wie ebenso. Und ob überhaupt.

Die drei Stufen
Neuaufbauer
Erhalter
Verbraucher
werde ich mir mal merken...

Und ich muß darauf achten, daß mein 89er nicht vom Erhalt in den Verbrauch abrutscht.

[Bearbeitet von Deluxe (15-04-2010 - 22:54)]

heckman

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Das Problem ist, jemanden zu finden, der den Reparaturlack auch nachmachen kann und so aufträgt und nachbearbeitet, daß man es hinterher nicht mehr sieht. Da liegt der Hase im Pfeffer. Das kann gern mal genausoviel Arbeit wie ne Neulackierung machen. Mit Pinsel oder Spraydose ist da nicht mehr...
Rostfrei und gemachte Technik verstehen sich von selbst.
PS: Deli wieder dazwischen gekommen
PS2: konzentrierte Gemeinschaftsaktion?
So gut will ich`s auch haben, wenn ihr also dort fertig seid...

[Bearbeitet von heckman (15-04-2010 - 23:06)]

framaus

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Ich hatte eine ähnliche Problematik mit meinem 353.
Der Lack noch sehr gut erhalten,nach dem polieren gut glänzend,aber unten rum Beulen,Kratzer und Riefen.
Zuerst habe ich auf Rücksicht des Originallacks die Beulen usw.akzeptiert.
Nach der ersten Saison konnte ich sie nicht mehr sehen.
Also:
Lack nachmischen lassen
Beulen und Riefen spachteln und schleifen
anschl.untenrum neu lackiert.
Und beim schleifen festgestellt das wahrscheinlich schonmal nachgelackt wurde.
In der DDR war lackieren ja noch bezahlbar.
Wenn etwas erhaltenswert ist,OK.
Aber nur weil was selten ist,auf eine ordentl.Restaurierung verzichten,halte ich nicht für sinnvoll.
mfg fm
heckman

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Restaurierung ist auch der falsche Begriff.
Wer restauriert, erhält soviel wie möglich.
Gerade bei seltenen Sachen sollte man Abstriche in der Optik zugunsten der historischen Aussage machen.
das moss

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Renovierung wäre korrekt.

Der Trabant hat einen Vorteil den so ziemlich kein anderes Auto hat: Wie deluxe schon schrieb - die großen, blickfangenden Flächen sind relativ rostresistent. Das heißt ein untendrunter jeglicher Stabilität beraubtes Auto kann ganz nett aussehen.....

Ob es das ist was wir wollen - auch um den Preis des Originallackes - tja.

Ich wollte genau das machen - Pappen runter, behutsam sanieren, danach authentisch zusammenfügen. Udn doch wäre es, bedingt durch den schlechten Zustand Flickwerk an der Grenze zum Pfusch gewesen - halb alt, halb neu. Und dann wieder unauthentisch. Es kann sein, das bei dem orangen bereits die HU zum Abwinken führt.

Und ich wage die Prognose, das es eben unten drunter nicht so fesch aussehen wird. Schön ist es sicherlich wenn es anders wäre - nur die augenscheinlich ganz guten Sachen sind häufig ein kleiner Stinkeputz. Also sollte man sich ein Herz nehmen, einen Plan machen und statt hoffen machen - ausgehend von einem Schlimmstfallszenario - positiv überraschen lassen kann man sich immer!

Und Toni, von rüberklatschen und tünchen kann wohl keine Rede sein.
Und man könnte dein grünes Auto nach einem Unfall auch neptunblau machen - oder möchtest du die Geschichte vom Unfall auch später noch erzählen lassen?

Ich will damit sagen: man kann natürlich ausm dem unendlich großen Heer der 76/77er einfach einen raussuchen und fix mal Mülltonnenlack drüberduschen...... Wenn man schon dabei ist - einen 82er in aquarienblau kann man gleich danebenstellen. Oder was in baligelb, oder perlweiß, oder monsungelb, oder safrangelb oder oder oder....

Anders gesagt: biberbraun erfreut sich auch recht großer Beliebtheit, mittlerweile hat man das Gefühl das davon mehr rumfahren als je gebaut wurden. Wers mag.....

heckman

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Dafür gibts KFZ-Briefe.
karateatze1

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@ mossi: "man kann natürlich ausm dem unendlich großen Heer der 76/77er einfach einen raussuchen..."

So viele aus den beiden Baujahren sind doch auch nicht unterwegs? Ich habe für meinen (wirklich vernünfigen) 76'er lange suchen müßen...

Irgendwie habe ich das Gefühl, das eher die End 60'iger inflationär in Erscheinung treten...

Tausche auch gerne einen echten End 67'er deluxe gegen einen echten 76'er Persischorange oder Neptunblauen...

[Bearbeitet von karateatze1 (17-04-2010 - 12:21)]

wartburg

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Auch ich bin der meinung Originallack um jeden preis erhalten.Wenn ich diese Hochglaz Autos auf Treffen sehe finde ich das nicht mehr autentisch.War heute in Rüsselsheim mit meinem liebevoll gepflegten 89er Universal mit gerade einmal 3600 km auf der Uhr auf einem Marken-offenem Oldtimertreffen bei Opel und das Auto kam sehr gut an.Finde auch die Herabwürdigung der endachtziger nicht so gut denn auch die sind erhaltenswert.Sonst passiert das gleiche wie in der Wartburgszene Überrestaurierte 311er aber ken gescheiter Frontkühler oder 1,3er
das moss

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Ich merke hier fehlt der Smilie-Einsatz.....

Im Rahmen der Diskussion um "Seele und Geschichte" des Fahrzeuges würde mich mal interessieren was der Lack denn so erzählt...... vielleicht kann ja ausgerechnet ich es nicht hören?

Die verbeulte Stoßstange hinten links, der Kratzer bis durch die Grundierung über den ganzen Kotflügel, die ondulierte Schürze mit den schönen großen Rostpickeln, das eingeknitterte Blech um den hinteren Stoßstangenhalter, der Rost, der sich vom losvibrierten Kotflügel an der Kante schön zu allen Seiten ausbreitet, die kleinen Rostpickel die das regelmäßige polieren der schon etwas angejahrten Chromstoßstange nötig machen, die sichtbaren Teile im Motoraum, die sich nach einem Reinigungsversuch nach Jahren ohne Pflege nicht nur vom Dreck sondern auch noch gleich vom raufgehauchten schwarzen Lack trennen und schon schön vom Steinschlag pickelig sind, die Spuren an der Tür und an der Heckklappe vom Schlüsselbund, die sich durch Untrerkriechen immer mehr erweitern oder oder oder. Schön ist auch die Geschichte von der kaputen Kofferraum- und Heckklappendichtung die den Pfalz am Heckblech immer so schön braun erblühen läßt, selbst nach nur einem kleinen Sommerregen.

PS: losglöst von den inflationären Endsechzigern gibt es sogar noch weniger Anfang-80er.


PS2: soweit das ich mit einem 89er zu einem Oldtimertreffen fahren müßte, bin ich noch nicht, km-Leistung hin oder her.
Eine Frage der persönlichen Einstellung und des Fingerspitzengefühls - Hurra-Rufe mit Mütze werfen hin oder her.

PS3: Wenn ich hochglänzenden Lack auf einem Oldtimertreffen sehe hat im Regelfall der "Renovierer" was falsch gemacht. Ist aber nix neues, die Lackierer lackieren mit heutigen Mitteln nach heutigen Standards und die Leute freuen sich darüber auch noch wie die Bären. Herzlichen Glückwunsch! Alle freuen sich und doch ists eigentlich daneben. Akzeptabel ist es dann wenn die Leute nach genauerem Kucken sagen: der ist doch ganz bestimmt nicht neu lackiert!

[Bearbeitet von das moss (17-04-2010 - 19:18)]

Oldman

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PS3: Wenn ich hochglänzenden Lack auf einem Oldtimertreffen sehe hat im Regelfall der "Renovierer" was falsch gemacht. Ist aber nix neues, die Lackierer lackieren mit heutigen Mitteln nach heutigen Standards und die Leute freuen sich darüber auch noch wie die Bären. Herzlichen Glückwunsch! Alle freuen sich und doch ists eigentlich daneben. Akzeptabel ist es dann wenn die Leute nach genauerem Kucken sagen: der ist doch ganz bestimmt nicht neu lackiert!

Oder andersrum nämlich wenn immer behauptet wird der ist nachlackiert und keiner glaubt das sei Originallack.

Auch ich stehe immer vor meinem Motorraum und überlege ob ich das noch als Patina deklarieren kann oder ich doch den Farbtopf schwingen sollte. Momentan benutze ich noch die rosarote Brille. Eventuell setze ich diese ja ab nach Anklam.

kat

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Registriert am: 25.11.2004


Als die Autos damals neu ausgeliefert wurden, haben sie seinerzeit genauso geglänzt wie heute nach einer Neulackierung (mit Einschichtlack [Unilack]). Aus meiner Sicht hat ein Renovierer da für eine originalgetreue Restaurierung nichts falsch gemacht. Effektlackierungen oder Zweischichtlackierungen (mit Klarlack-Überzug) sind natürlich nicht original.
standard

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Registriert am: 26.01.2002


Darüber, ob die Autos damals SO geglänzt haben, läßt sich trefflich streiten...
Es geht dabei auch um das Lackfinish, die mitunter leichte "Apfelsine" z.B., ab Werk mal mehr, mal weniger deutlich ausgeprägt. An den Flanken meines Kombis habe ich sie jedenfalls wieder imitieren lassen bei der Teillackierung - mein Lacker (auch Trabifan) hatte es mir auch so angeboten ("Willst Du´s glänzend, so wie heute oder lieber so wie früher?")
heckman

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Jepp. So geglänzt haben die nicht, nur anders. Die Glanztiefe war irgendwie anders.
Ich habe z.B. einen frühen hier stehen, der ist glatt wie nix. Keine Spur einer Orangenhaut. Der 1.1er auch (so gut wie) nicht. Die 601 umso mehr.
Auch aktuelle KFZ haben teils richtig Orangenhaut.
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