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Autor Thema: Wie lange soll das noch gutgehen, oder geht die BRD den Bach runter???
YA

Beiträge: 810
Registriert am: 27.06.2005


Meine Meinung - als Wort zum Samstag eventuell zu gebrauchen - und vielleicht etwas trivial gehalten:

Um irgendetwas in diesem Lande zu bewegen, muss das Dreigestirn Wirtschaft-Staat-Medien geknackt werden:

An erster Stelle erscheint also die Wirtschaft: Die diktiert nämlich, wo’s langgeht. Die Automobilbauer wollen verkaufen; die wollen Neuwagen umsetzen; die brauchen kein Tempolimit, keine Oldtimer und keine Individualisten; die brauchen mobile Massen, die überteuerte Gummizellen auf Rädern kaufen. Immer wieder und immer wieder dem neuesten Schrei hinterher. Marktwirtschaft pur. Hat’s der Nachbar, brauch ich’s auch. War so - ist so. Mit zehn Prallkissen, die man Airbags getauft hat, mit Klimaautomatik und serienmäßigem Navigationssystem. Damit zwingt man indirekt die Atlashersteller in die Knie *gg*.

Die Wirtschaft stellt aber nicht nur Autos her; die produziert auch Arznei. Beste Bedingungen sind vorhanden: Das Land überaltert, alte Leute sind nicht mehr so fit wie junge; sie sind mehr und mehr auf externe Hilfen angewiesen. Sachsen wird nicht umsonst als die “älteste” Region Deutschlands gehandelt. Welch bitteres Wortspiel. Eine Fundgrube für die Gesundheitsdienstleister. Ein Eldorado für Pillendreher - um nur ein Beispiel zu nennen. Altenheimmafia? Praxisgebühr? Vorsorge? Wir haben genug Krankenkassen. Mehr als genug, um gesund zu sein.

(Die Auswirkungen der Globalisierung lasse ich mal gnädigerweise aussen vor.)

Auch Wirtschaft: Die Klingelton-Industrie. Die hat ein tolles Leben. Die muss nicht mal arbeiten - sie braucht nur ab und an den neuesten Spruch vom kleinen Nils auf die Mobiltelefone einzuspeichern. Schon ist sie Guru und das Volk liegt ihr zu Füssen.

Dazu aber mehr - wenn's um die Medien geht.

Der Staat beugt sich also der Wirtschaft und wird sich kaum gegen deren Ziele stellen. Schliesslich wird er von denen bezahlt. Er muss also handeln - und das stellt er jeden Tag unter Beweis. Durch die Medien:

Die Medien sind die schlimmsten von allen. Arme Geschöpfe, die den vorgefertigten Brei durchkauen und widerspiegeln müssen. Dabei dürfen sie kein Klischee auslassen - auch der letzte durch die PISA-Studie Durchgefallene muss es schliesslich begreifen.

Ein Beispiel, ganz kurz und sicher auch nur eines unter vielen. Etliche fielen mir ein - dieses erscheint mir repräsentativ: In Ankündigung der geplanten ALG-II-Bestimmungen (ich nehme absichtlich nicht den Begriff HIV in den Mund; dieser Mann, Herr H., hat es meiner Meinung nach nicht verdient, auch nur im Entferntesten erwähnt zu werden) wurden hie und da spontane Gegendemonstrationen angezettelt. Man bediente sich übrigens des Begriffes “Montagsdemo” - dazu kann man stehen, wie man will. Nach ein, zwei Wochen “Montagsdemo” erfolgte planmäßig eine Hetzkampagne durch die ARD. Den Demonstranten wurde pauschal unterstellt, sie wöllten die DDR zurück. Als Beweis wurden irgendwelche Assis in einem Ostberliner Plattenbau vorgestellt. Das war also die DDR. Na hallo, sah so die DDR aus?

Noch’n Beispiel: Ich bin etze mal voll krass drauf und unterstell euch, dass ihr den voll krassen Klingelton draufhabt. Den, den ich nich mal selbe draufhabe. Abba, mal ehrlich, Alda, wo hasdu den fette Klingelton her?

Zugegeben extrem. Vielleicht. Fiel mir gerade so ein.

Also, Leute, wo steckt der Fehler?

[Bearbeitet von YA (05-10-2007 - 21:51)]

apollo11

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"Eine Fundgrube für die Gesundheitsdienstleister. Ein Eldorado für Pillendreher - um nur ein Beispiel zu nennen. Altenheimmafia? Praxisgebühr? Vorsorge? Wir haben genug Krankenkassen. Mehr als genug, um gesund zu sein."

Ist es nicht eher so,daß die Leute wegen der Medikamente und moderner Medizin länger leben?
Und mal ehrlich die 10€ machen wohl kaum jemanden Reich.
Eher ist der Aufwand für die Arztpraxen überzogen hoch.


"Dazu aber mehr - wenn's um die Medien geht.

Der Staat beugt sich also der Wirtschaft und wird sich kaum gegen deren Ziele stellen. Schliesslich wird er von denen bezahlt. Er muss also handeln - und das stellt er jeden Tag unter Beweis. Durch die Medien:

Die Medien sind die schlimmsten von allen. Arme Geschöpfe, die den vorgefertigten Brei durchkauen und widerspiegeln müssen. Dabei dürfen sie kein Klischee auslassen..."

Das war doch schon immer so.
Zu Zeiten des seitenscheiteltragenden Braunauers und "in der guten alten Zeit" genauso (dort sogar massiver als Heute)

"...keine Oldtimer..."

Na das passt wohl kaum.
Denn die leben sogar mittlerere Weile sehr gut von der "Altautofraktion"



YA

Beiträge: 810
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@apollo11

ob sich die Leute generell früher gesünder ernährt haben, kann ich nicht beurteilen, da es mich dazumal noch nicht gab. Darum gehts hier auch nicht.

Allerdings - vielleicht off-topic - war es vor einigen Jahren scheinbar durchaus üblich, das zu fressen, was auf den Tisch kam. Vom Rind, vom Schwein, vom Schaf oder aus dem Gemüsegarten. Nicht aus irgendwelchen Fabriken. Und gleich gar nicht von dorther, wo die Zutaten aus Extrakten, Glutamaten, Substituten oder sonstigen chemischen Wunderstoffen bestehen, wie es heutzutage selbst in Kindergärten und Mensen üblich ist. Am Fliessband gefertigte Schokopopps, die in H-Milch aufgeweicht wurden, waren wohl seinerzeit ein Fremdwort.

Natürlich haben die Medien stets das bekundet, was der Herrscher bzw. Sieger befahl. Nichts anderes habe ich behauptet.

Und was die Altautofraktion betrifft: Nach meinen Recherchen dürften sich maximal ein, zwei Hersteller für eine gesunde Oldtimerbasis engagieren. Diejenigen haben allerdings allen Grund dafür - schließlich darf ihr geheiligter Name nicht untergehen und gleich gar nicht in einem negativem Stern (“) erstrahlen. Der Rest allerdings dürfte - sofern Lobby nicht vorhanden - in die Röhre schauen.

Aber darauf will ich nicht hinaus.

apollo11

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@YA Es ging mir nicht um die Ernährung.
Obwohl es damals auch schon gängig war Emulgatoren etc im großen Stil einzusetzen.
Nur stands auch nicht überall drauf

Und Flakes gabs auch schon zu des Menschenfreundes Zeiten.

Die Industrie liefert doch nur daß,was der Kunde konsumieren möchte!
Nicht umsonst gibts Orte wie Haßloch die zur Feldforschung gerne genutzt werden.
Wenn dies nicht gemacht wird und unflexibel über Jahre in eine Art Gleichmarsch verfallen wird,kann man schnell sehen was aus einem Wirtschaftsbetrieb wird.


"Und was die Altautofraktion betrifft: Nach meinen Recherchen dürften sich maximal ein, zwei Hersteller für eine gesunde Oldtimerbasis engagieren. Diejenigen haben allerdings allen Grund dafür - schließlich darf ihr geheiligter Name nicht untergehen und gleich gar nicht in einem negativem Stern (“) erstrahlen."

Audi,BMW,Volkswagon,Mercedes,Ford und selbst diverse Japaner sind schon auf den Zug aufgesprungen.
Die Ausbaustufen sind natürlich noch sehr,sehr unterschiedlich.
Während Marken wie VW,Mercedes,Audi und BMW das ganze schon in größerem Rahmen betreiben (vor allem VW und Mercedes betreiben dort recht großen Aufwand um die Firmen/Konzerngeschichte auch zur Vermarktung zu nutzen) springen nach und nach diverse kleinere Hersteller auf den Zug auf.
Denn irgendwann sickert es bei jedem Hersteller durch,daß ohne Firmengeschichte ein Unternehmen "Gesichtlos" ist.

[Bearbeitet von apollo11 (05-10-2007 - 23:00)]

TV P50

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Ein gerade wieder heiß diskutiertes Thema sind auch Mindestlöhne auf der Seite regierenden Koalition und die Opposition hält dagegen und möchte Lohnergänzungsleistungen vom Staat.

Ich frage mich auch da wieder, was soll das?


Warum soll ich das Einkommen erhöhen?
Viel einfacher und logischer wäre es doch die Preise und Abgaben zu senken, damit die Bevölkerung wieder etwas mehr in der Tasche hat.
Mindestlohn kostet mit Sicherheit Arbeitsplätze, da sich ein Kleinunternehmer diesen vermutlich nicht immer leisten kann.
Würde man aber Abgaben und Preise senken, kann der Arbeitnehmer mit dem selben Lohn sich auch ohne den Staat versorgen ohne dabei seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

Und selbst mit einem Mindestlohn von 8,50 kommt man auf "nur" rund 1000€ Netto. Und ein Politiker stellt sich hin und sagt das reicht dicke zum Leben.
Diesen Politiker möchte ich gern mal 1000€ geben und dann soll er damit mal nen Monat Leben und am Besten noch mit Frau und einem Kleinkind und einem Arbeitsanfahrtsweg von 30 km. Er wohnt dann in einem kleinen Dorf in Brandenburg wo nur zweimal die Woche ein Bus fährt und die nächste Kaufhalle auch 5 km entfernt ist.


Aber das kann ja alles nur von Abgeordneten kommen die über 5 Stellige Einkommenssummen im Monat verfügen.

Die Diskussion war bei Friedman. Auch wenns traurig war muste ich streckenweise doch herzhaft lachen, den man konnte anhand auch dieser beiden jungen Politiker, der eine rot der andere gelb, sehen wie fern doch manche Politker von der Realität sind.

Porschekiller

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@TV: Richtig. Wenn die Leute mehr Geld bekommen, steigen nur wieder die Ausgaben. Das lässt sich hochdrehen, bis das Stück Butter 30 Euro kostet.
Was wirklich helfen würde, ist eine Steigerung der Kaufkraft, also eine Wertsteigerung des Geldes.
Aber wie soll das geschehen?
Mit den Dörfern und der Verbindung der öffentlichen VM ist nicht nur in Brandenburg ein Problem. Hier ist halb 7 fini mit Busfahren. Halb 9 kommt der letzte Zug. Wer bis dahin nicht da war, hat Pech.
Und auf manchen Dörfern fährt gar kein öffentliches VM mehr. Da steht man dann da. Meine Mum ist bis 1998 Bäckerauto gefahren. In den meisten Dörfern bekommt man nichts zu kaufen, außer man fährt mal 10 bis 15 km. Und wenn dann die Oma doch noch ein Kleid braucht, muss sie in die Kreisstadt, also 25 km. Meistens sind die Enkel irgend wo in der Welt, bloß nicht in dem Dorf, wo sie aufgewachsen sind und wo die Oma lebt. Denn auch von der schönsten Heimat wird man nicht satt.
Selbst bei mir steht fest, dass ich voraussichtlich nur noch bis 2009 in Glashütte leben werde. Ist eigentlich traurig, aber ich werde hier sicher keinen Job finden, von dem ich dann auch angemessen leben kann. Und das ist mit 800 oder 1000 Euro nicht mehr möglich, ich will mich auch nicht von der Perspektivgruppe "Aktive ganztägige Bierverkostung" vorm Dorfladen auslachen lassen, weil ich für's selbe Geld arbeiten gehe und trotzdem nicht auf nen grünen Zweig komme.
magiceye04

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Preise senken?? Das konnte man nun wirklich nur in der DDR. Jetzt hat doch kein Regierender mehr Einfluß auf die Preise.
Abgaben kann man senken. Aber damit auch gleichzeitig die Ausgaben der öffentlichen Hand. Und ob das dann so gut ankommt...

Für den Nahverkehr sollte man wirklich mal ein wenig mehr tun. Das würde viele Probleme lösen, z.B. Ausgaben für den Straßenbau. Die Kosten des Straßenbaus würde ich zu mindestens 90% den LKWs in Rechnung stellen, die die Waren anliefern.

U_N_Bekannt

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Und wer soll dann die von diesen LKWs angelieferten Waren noch bezahlen können?
magiceye04

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Niemand, das ist ja der Gag.
Produkte aus der Region werden dadurch wieder profitabel, ergo gibt es mehr Arbeitsplätze und alles wird wieder wie früher. Naja, so ungefähr.
Passiert in ein paar Jahrzehnten dann ohnehin von allein, wenn das Öl alle ist.
apollo11

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@Porschekiller "Was wirklich helfen würde, ist eine Steigerung der Kaufkraft, also eine Wertsteigerung des Geldes.
Aber wie soll das geschehen?"

Der Euro hat eine enorm hohe Kaufkraft und Lebensmittel sind in Deutschland im Vergleich zum Westeuropäischen Ausland in Deutschland sehr günstig.
Nur muss unterm Strich nach Abgaben mehr stehen bleiben und den Leuten die Altersvorsorge erleichtert werden.
Denn wenn diese anders aufgebaut sein würde(siehe z.B. Holland)und den Leuten Zukunftsängste genommen werden,wird automatisch weit mehr konsumiert.

@magiceye "Die Kosten des Straßenbaus würde ich zu mindestens 90% den LKWs in Rechnung stellen, die die Waren anliefern." demnächst soll wohl per Rikscha geliefert werden?!

"Produkte aus der Region werden dadurch wieder profitabel, ergo gibt es mehr Arbeitsplätze und alles wird wieder wie früher."

Vielleicht sollten wir doch eher bei der Realität bleiben.
Denn weder Einkaufspreise(Endkunden) werden sinken,noch wird die Industrie in jedem Dörfchen eine Fabrik bauen um die Konsumgelüste zu befriedigen.

friedmar

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Registriert am: 22.01.2003


"Fragt nicht, was Euer Land fuer Euch tun kann ... fragt was Ihr fuer Euer Land tun koennt !"

und ich meine Land ... und nicht Regierung oder System

[Bearbeitet von friedmar (10-10-2007 - 22:30)]

Schumi

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Warum gehen diejenigen hier mit den schlauesten Gedanken nicht einfach in die Politik? Aufnahmeanträge gibts auf den Internetseiten aller gängigen Parteien. Von oben ließ sich schon immer mehr bewegen als von unten
Marlene

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Ich finde es aber ganz spannend, daß die Diskussion sich von der Beschreibung des ziemlich besch..eidenen Ist- Zustandes jetzt Lösungsansätzen zuwendet. Ich meine schon, daß die FDP- Formel vom Wahlkampf vor einigen Jahren "mehr netto" absolut berechtigt ist. Statt z.B. zu überlegen, wie man jetzt über längere ALG1- Bezugsdauer für Ältere den Überschuß der BA für Arbeit werbewirksam verteilt, sollte man endlich den Beitragssatz deutlich senken. So gibt es nämlich eher neue Arbeitsplätze, weil deren Kosten sinken. Und statt die Abschaffung des Soli zu diskutieren, sollte man die MWSt wieder zurückführen. Nur Konsum schafft in unserem System Arbeit, eine Konsumsteuer ist Mist. Und eine strenge Verschuldungsgrenze ist unbedingt in die Verfassungen zu schreiben, damit uns bzw. unseren Kindern so eine Misere künftig erspart bleibt. Man kann eben nur Geld ausgeben, das man auch hat. Basta. Und da muß man nicht unbedingt Politiker werden. Man kann auch mit dem Stimmzettel bzw. mit Leserbriefen und wie hier in Internetforen um den richtigen Weg ringen.
Gruß,
Marlene
Sachsenring601

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quote:
Mindestlohn kostet mit Sicherheit Arbeitsplätze, da sich ein Kleinunternehmer diesen vermutlich nicht immer leisten kann.

Wenn es in diesem System etwas Gerechtigkeit gebe, könnte folgendes Modell funktionieren:

Man senkt die Steuerlast, für Bereiche, wo noch echte Handarbeit erbracht werden muß (Dienstleistungssektor, Frisösen, Handwerker etc.)
Im Gegenzug erhöht man die Steuerlast für Unternehmen, die aufgrund ihrer Technologien nur noch wenige Arbeitskräfte beschäftigen.
...man müßte ja so ein Modell nicht unbedingt Subvention nennen!
Stattdessen bezahl beispielsweise D...ler C..sler nur sehr geringen Steuern, weil er durch sein angeschlagene (und nun abgestoßene) Tochter zu viele einbußen erlitten hat, die er nun Gegenrechnen kann.

Jeder der einer versicherungspflichtigen Arbeit nachgeht, soll auch davon leben können.
Ich kenne Kraftfahrer, die 70h pro Woche arbeiten und nebenher Sozialhilfe beziehen! Die sich dann noch vehement gegen Lohnerhöhungen wehren, weil dadurch Sozialeistungen entfallen und sie dadurch noch schlechter gestellt wären.
Letzenendes zahlen Lohnersatzleistungen auch wieder der Steuerzahler.

standard

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Genau darin sehe ich auch eine große Sauerei (anders kann man es wohl kaum nennen).
Die Zahl derer, die voll arbeiten gehen und dennoch auf "Stütze" angewiesen sind, steigt sogar rapide! Aber um die Arbeitslosenstatistik aufzupeppen, reichen eben auch derartige (teilweise schon beinahe sittenwidrig zu nennenden...) Beschäftigungsverhältnisse allemal...
Ansonsten muß ich mich erstmal durch all das während meiner techn. bedingten Abwesenheit geschriebene durchschmökern.
Die beim querlesen aufgestoßenen Vergleiche á la Rumänien helfen hier allerdings nicht wirklich weiter, denke ich. - Sollte es nicht um die BRD und wie es HIER weiterlaufen kann gehen? Wir leben hier und nicht dort - was sollen solche Äußerungen also? (Z.B. zu den Lebenshaltungskosten: vmtl. wird wohl kein Rumäne runde 12500 €uronen für Anschluß- oder Straßenbaugebühren abgedrückt haben in den letzten Jahren. Ich/wir mußten das... )
Fakt ist: solche ziemlich hinkenden Vergleiche werden die Leute vom Unternehmerlager immer wieder sehr erfreuen...
Sachsenring601

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Hallo,

wie heute den Meldungen zu entnehmen war, ist nach Börsenschluss in New York der Ölpreis auf 90,02 Dollar pro Barrel angestiegen. Auch das wird dazu beitragen, dass die Wirtschaft ein Stückweit mehr den Bach runter geht!
Das leider aus banalen Gründen, genannt wurden zum einen die wachsende Nachfrage sowie geopolitische Einflüsse wie zuletzt die Zustimmung des türkischen Parlaments zu einer Militäroffensive gegen kurdische Rebellen im Nordirak.
Analysten erwarten schon bald die strategisch wichtige Marke von 100 Dollar/ Barrel. Sinkende Kraftstoffpreise sind dadurch nicht zu erwarten, bleibt die Hoffnung auf einen Boykott der Verbraucher!
Leute zieht euch warm an und spart Heizöl!

[Bearbeitet von Sachsenring601 (19-10-2007 - 20:37)]

Saxonier

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boykott durch verbraucher:gerne,aber wie.
ich kann ja meinen weg zur arbeit schlecht zu fuß machen,auch wenns hin und retour "nur" 40km sind.unsere bahn mußte ja bahnstrecken wg.mangelnder auslastung schließen und ein bus fährt dort nicht hin.genauso gehts meiner frau.gleiche fahrstrecke,aber andere richtung.Ergo:2 autos,welche pro woche jeweils mind.200km gefahren werden.ich kann demnach nicht die großen benzinkonzerne boykottieren oder wir verzichten auf unsere jobs und liegen dann dem staat auf der tasche
standard

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So sieht´s wohl aus...
Mit dem Heizöl bzw. Gas sparen ist es ähnlich - bei 15° bibbernd in der Bude sitzen wird wohl auch keiner wirklich wollen. Zumal der kommende Winter mit hoher Wahrsteinlichkeit wieder ein "richtiger" werden dürfte - so einen Sparwinter wie den letzten erwarte ich kaum wieder (der momentan erstaunlich genau stimmende 100-jährige Kalender in unserem Küchenkalender sagt ähnliches aus).
Vielleicht sollte sich Vater Staat mal langsam (bevor der Ölpreiswahnsinn die Konjunktur abwürgt) etwas in Richtung Min.öl- bzw. Ökosteuer einfallen lassen?! - Wird er aber nicht...
Porschekiller

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@Standard: So erschreckend, wie es ist, aber du hast Recht.
Warum auch? Noch zahlen wir fleißig die Steuern, auch wenn die Besteuerung aufs Öl eigentlich verfassungswidrig ist. Doppelt besteuern ist laut Grundgesetz eigentlich nicht drin.
Aber warum sollte der Staat was daran ändern? Der Trend geht ja wieder weg vom Energiesparen.
Warum sollte man auch auf Spritschleudern und 100 Meter-Fahrten verzichten?
Wenn ein Arbeitsweg bis 75 Kilometer eine Strecke zumutbar ist, sollte doch wenigstens die Klimaanlage die 2 oder 3 Stunden laufen, die man von Ampel zu Ampel ansteht.
Und warum sollte man beim heimischen PC auf Rechenleistung verzichten, wenn das Rechnernetzteil 650 Watt abgeben kann? Und warum sollte der keine 2 350 Euro-Grafikkarten haben?
"Die anderen machen es auch so, warum sollte ich da mit sparen anfangen?"

Neulich erst wieder gemerkt: "Jammerossimentalität" (Sorry, aber was anderes fällt mir dazu nicht ein.)
So ein Arsch mit einem fast neuen Mondeo hatte mir auf dem Baumarktparkplatz die Vorfahrt genommen und dann noch rumgezetert, was ich denn mit meiner Pappe will.
Im Baumarkt ging dann das geknatsche los, weil vor 6 Jahren die Schrauben 2 Euro billiger waren und er ja sooooooo wenig Geld hat und man eh nur noch ausgenommen wird und so weiter und er überhaupt nicht weiß, wie er das noch bezahlen soll. Ich bin dann lieber gegangen, bevor ich mich zu einem Kommentar hinreißen lasse.

[Bearbeitet von Porschekiller (20-10-2007 - 19:07)]

standard

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Ich glaube nicht unbedingt, daß das beschriebene Verhalten wirklich "jammerossi-gebunden" ist - solche Zeitgenossen findest Du wohl überall...
Andererseits - über die gallopierenden Preiserhöhungen (nicht nur im Baumarkt - aber da fällt´s mir persönlich auch am krassesten auf) kann man wirklich oft nur noch ungläubig staunen...
Fakt ist doch leider, daß sich so manche Preisverhöhnung ( < fiel mir gerade so ein ) auch mit viel sparen kaum noch kompensieren lassen wird.
Porschekiller

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Richtig. Aber wenn ich in einem 32 Doppelkilomarkauto sitze und mich aufführe wie Baron Koks von Nase kann ich dann nicht über 2 Euro rumflennen!
Ich meine mal, wenn jemand, der nichts hat, sich aufregt oder sich Sorgen macht, ist das verständlich. Aber nicht so eine fettgefressene Wanze! Und der war aus Dresden, also Ossi.
Saxonier

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also poki,
ich kann mir nicht helfen,aber irgendwas an deinen kommentaren stößt mir sauer auf.
ich weiß nur noch nicht was!!
du bedienst hier wieder das klischee des jammernden,ach so armen ossi`s.du spielst damit einigen den matchball zu.

[Bearbeitet von Saxonier (20-10-2007 - 22:32)]

Porschekiller

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Sorry, wenn dir das aufstößt.
ABER: Wenn ich jemanden sehe, der rücksichtslos umgeht wie seinerzeit Majestät von Sonstewo und dann wegen 2 Euro jammert, fällt mir nichts anderes ein. Fällt dir da ein anderer Begriff für ein?

Ich meine mal, ich bin nicht Ossi, Wessi, Südi oder Nordi oder gar Mitti, ich bin vorrangig Deutscher und wenn mans genau nehmen will Sachse. Und vom rumflennen ist noch nie was besser geworden. Eher schlechter.

Nee, aber noch mal auf den "Jammerossi": Es gibt auch genug Jammerwessis, die zur Zeit schön von RLT bedient werden. Da gabs um den 7.10. rum einen Beitrag über den Soli.
1. Kams so rüber, als ob nur die alten Bundesländer den Soli zahlen und
2. wurde eine Ruhrpottstadt mit immensen finanziellen Problemen, die am Abgrund stand, mit Freiberg verglichen, was sich echt gemausert hat. Es wurden nur einige entscheidende Fakten vergessen: Die Ruhrpottstadt (der Name ist mir entfallen) war im Strukturwandel und durch die geschlossenen Zechen war die Arbeitslosigkeit ziemlich hoch. Klar.
Aber es wurde dann noch behauptet, dass die Stadt FG durch den Soli nur noch 5 Millionen Euronen Schulden hat. Kann sein, dass es nur noch 5 Millionen sind. Aber der Soli hat der Wirtschaft unter die Arme gegriffen. Die 5 Millionen resultieren daraus, was die Freiberger mit der Kohle gemacht haben! Und das war, wie man sieht, gar nicht blöd!
Und die größte Dreistigkeit: "Vergleichbare Stadt..."!!!
Der Vergleich mit Spremberg, Hoyerswerda, Guben oder Frankfurt Oder währe da definitiv angebrachter gewesen. Sonst kann man Bukarest mit Brüssel vergleichen! 2 Europäische Hauptstädte! Immerhin!
Und es ist nun mal so, dass in Sachsen, vor allem in Dresden und Umgebung die Wirtschaft am stärksten ist! Sollen wir uns jetzt dafür schämen oder was? Auch wieder so ein Deutsches Problem: Ich soll mich dafür schämen, wenns mir gut geht.
Warum soll ich nicht zeigen, dass es mir gut geht?
Warum muss ich meine Erfolge verstecken? Warum soll denn alles klein in klein vonstatten gehen?
Vor wem muss ich mich rechtfertigen, wenn ich es mir leisten kann, mein Unternehmen auszubauen und vor wem muss ich das Auto rechtfertigen, was ich mir durch meinen Erfolg leisten kann? Warum sollte ich mir keine 600er S-Klasse vor die Haustür stellen, wenn ich sie mir leisten kann?
Ich freue mich über jeden, der mit dem normalen Respekt gegenüber einem Menschen zeigt, was er hat. Überhebliche Arschlöcher wird es immer wieder geben, aber die kommen eh irgend wann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Ich werde selbst nach Erfolg streben und das Bestmögliche aus meinem Leben machen. Ich war krank, hatte eine schwere Zeit, aber das ist kein Grund, aufzugeben. Das, was ich bis jetzt erreicht habe, entlockt manchem schon anerkennendes Raunen. Und das, was ich erreichen will, macht mir selbst manchmal Angst. Aber ich werde mich nicht unterkriegen lassen und schon gar nicht untätig auf Hilfe warten.
Mit meiner Ausbildung ist es nicht einfach, da steckt ne Menge dahinter, aber es funktioniert. Da bleibt erst mal nicht viel Zeit für Trabi und Co, aber das wird auch wieder. Und dann hab ich eben viel bessere Möglichkeiten, als wenn ich nen 650 Euro-Hilfsjob machen müsste.

Notfalls werde ich die Welt aus der Bahn werfen, aber aufgegeben wird nicht!

[Bearbeitet von Porschekiller (21-10-2007 - 13:11)]

apollo11

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@Porschekiller "Und vom rumflennen ist noch nie was besser geworden. Eher schlechter."
Warum machst Du dies denn dann?

Man kanns echt nicht mehr lesen.
Du jammerst auf allerhöchstem Niveau.
Erst suchst Du nach ner Prollkiste die nix kosten darf aber hohen Ansprüchen genügt,dann soll Bauschutt gesammelt werden an dem ja evtl.Erinnerungen hängen könnten,weil sich das wohnliche Umfeld verändert und dann wird wissenfrei einseitig geurteilt um somit alten Vorurteilen Futter zu geben.

Du kannst Dich gerne über den Bericht auf RTL aufregen aber zum Teil stimmt dieser leider.
Es wird im Osten fast immer gejammert wie schlecht es einem geht und wie sich doch alles verschlechtert und überhaupt...
Daß es aber im Westen genauso ist,daran denken die wenigsten die dies nur von einer Seite betrachten.
Gut nehmen wir Frankfurt oder Guben.
Prima Beispiel.
Schließlich ist es ja die angestammte Heimat.
Genau genommen geht es Infrastrukturseitig Guben und Frankfurt in den letzten beiden Jahren weit besser wie vielen Gemeinden in den alten Bundesländern.
Denn es ist nunmal kein Geheimniss,daß ein Großteil zur Verfügung(und teils auch nicht zur Verfügung hatten)Gelder nach der Wende in die neuen Bundesländer flossen und viele Gelder auch an den unmöglichsten Stellen vebraten wurden.
Nur wenn ich sehe was in den letzten Jahren in Frankfurt oder erst recht Guben auf die Beine gestellt wurde,so kann man teils echt nur staunen.
Wer Guben die letzten 5Jahre nicht gesehen hat wird teils echt staunen.
In Frankfurt siedelt sich wieder Industrie(Bsp.First Solar,Conergy...) an und die Stadt macht auch wieder mehr aus sich.
Jetzt schau mal in den "goldenen" Westen.
Am besten dort auch in strukturschwache Gegenden wie ins schöne Frankenland.
Da gehts Gemeinden weit schlechter und die Industrie wandert ab.
Beispiele gibts genug.
Schweinfurt,Neustadt,Nürnberg(speziell Fürth) oder Würzburg mal als größere Beispiele!
Da sind die Stadtkassen leerer als leer und Zuwanderungen wird es so schnell nicht geben,weil Firmen lieber auf benachbarter thüringer Seite neu bauen,da dort die Förderungszuschüsse(was zudem auch noch eine ziemliche Unlogik ist,da durch dieses zweierlei Maß gemesse riesen Probleme entstehen) weit höher sind.

Vielleicht erst einmal über den Tellerrand hinaus sehen,
eh Vergleiche angestellt werden die eigentlich keine sind

[Bearbeitet von apollo11 (21-10-2007 - 14:05)]

standard

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- Zumal es bei derartigen Vergleichen und ihrer Beurteilung eigentlich immer auf den Standpunkt (bzw. auch durchaus auf den Wohnort) des Betrachters ankommt.
Eines wird man aber letztenendes nicht bestreiten können: das, was in den gebrauchten Bundesländern doch eher lokal begrenzt
(z.B. Ruhegebiet/Kohle-und Stahlabbau, Teile des ehem. "Zonenrandgebietes") vorkommt, ist in den jüngeren Bundesländern quasi flächendeckend passiert bzw. passiert noch, die unterschiedlich hohen Arbeitslosenquoten in West und Ost verdeutlichen das.
(Die Anzahl und Größe der von Überalterung und Entvölkerung bedrohten Regionen ebenfalls, ebenso die Höhe der jeweils gezahlten Durchschnittslöhne)
Aufbauleistungen, Investitionen, etc. - z.B. eben das erhebliche "Tuning" der Infrastruktur - sind dabei wohlgemerkt völlig unbestritten! Da wurde sehr viel gemacht und auch viel positives erreicht.
(leider sind dabei auch allerhand Millionen "versickert" - was sie allerdings im Westen auch tun und auch schon vor der Wende kräftig taten...sollte man nicht vergessen bei der Diskussion... )
Nur reichen eben bunte Fassaden, schicke Bürgersteige, Plätze und Straßen sowie jede Menge Einkaufszentren auf der grünen Wiese leider nicht aus, um all den Menschen vor Ort ein probates Auskommen zu ermöglichen...
Beispielsweise wurde hierzulande sogar schon recht laut und allen Ernstes über sogenannte "Wegzugsprämien" nachgedacht - um Leuten das Verlassen ihrer heimatlichen (aber eben strukturschwachen) Region schmackhaft zu machen (und perspektivisch in diese Region eben nichts mehr investieren zu müssen). Für mich sind das recht fragwürdige Gedankengänge - kann man die Probleme eines Landes tatsächlich mit der (dann ggf. staatlich subventionierten) "Stillegung" ganzer Regionen lösen? Ich bezweifele das eher...
limokombi

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Natürlich sollte man es mit dem Jammern nicht "übertreiben", aber alles hat eben nun mal seine Gründe! Gerade bei älteren Menschen sollte man nicht darüber urteilen, ohne deren Lebensgeschichte genauer zu kennen. Junge Leute sind nun mal von Natur aus immer positiver und sorgloser eingestellt als ältere Menschen, die auf mehr Lebenserfahrungen und ggf. Enttäuschungen zurückblicken können. Irgendwann sind die Kraftreserven von manchen Menschen nun eben einmal aufgebraucht, und wir "Jungen" haben wohl kein Recht darüber zu urteilen, zumindestens solange wir nicht selbst alt geworden sind, und auf ein fehlerfreies, immer schaffendes Leben zurücksehen können.
Und wann ist "Jammern" eigentlich "Jammern". Ist das nicht auch wieder ein sehr subjektives Empfinden? Ab wann hat man das "Recht" zu jammern? Als jemand, der noch nach "unten" schauen kann, will ich da nicht so schnell den Stab über andere Menschen brechen. Im "meinem" Wohnhaus (welches ich mit über 200 Mietparteien teile) leben viele Menschen mit "sozialen Behinderungen" und ich will mit keinem sein Lebensschicksal tauschen...

Wie gesagt, wenn man irgendwann im Alter zurücksehen kann, ohne eigene Fehler zu sehen, dann kann man vielleicht urteilen... Dann habe ich auch noch einen passenden Grabspruch, entdeckt auf einer Erbgrabstätte auf Dresdens Johannisfriedhof:

"Feiger Gedanken, bängliches Schwanken,
weibisches Zagen, ängstliches Klagen,
wendet kein Elend, macht dich nicht frei,
allen Gewalten, zum Trotz sich erhalten,
nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen,
rufet die Arme des Himmels herbei!

Solange ich also jung bin halte ich es da mit einem anderen Vorbild meinerseits, der da sagt:

"Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden, entweder an seinem Verstand, oder an seinem guten Willen zu zweifeln!"

Fürst Otto von Bismarck

Deluxe

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"Soziale Behinderungen" - nett gesagt...

Leider sind das allzu oft von außen verursachte Behinderungen. Wenn einer seit Jahren versucht, den Arsch an die Wand zu kriegen und die ganze Zeit per anständigem und kontinuierlichem Lebenswandel die Grundlage für soziale Stabilität zu legen gedachte - wenn der es einfach nicht packt und dann innerlich am Ende ist - will/kann/darf man es ihm verübeln?

Ist nicht die auch hier in diesem Thread (durchaus zu Recht) bemängelte "Zufriedenheit mit HIV" (Mossi wars glaub ich, der es sagte) für manchen die allerletzte und einzige Möglichkeit, innerlich zu "überleben"? Muß sich nicht mancher zwingen, damit zufrieden zu sein, um den Absturz in den Alkohol oder gleich den Suizid zu umgehen? Um einfach ruhig zu werden und nicht Tag für tag in Wut und Depression zu verbringen?

Wenn sich einer Tag für Tag sagen (lassen) muß, daß er am Ende der Kette hängt, daß er sozialer Schmarotzer und Abschaum ist und ihn die Gesellschaft das auch deutlich spüren läßt - was bleibt dem übrig? Das alles geschieht demjenigen vielleicht, obwohl er durchaus kein Dummkopf und auch kein Faulpelz ist...auch wenn des Volkes widerwärtiges Schandmaul nichts anderes über ihn hervorrülpst.

Die Mär von Münchhausen, der sich selbst am Zopfe aus dem Sumpfe zog, ist eben eine solche. All die vermeintlichen "Lösungsmöglichkeiten" wie verkrampft-verzweifelte Existenzgründung, Notjobs und all das Zeug, das im (nur allzu wahrscheinlichen) Falle der Pleite nur dafür sorgt, daß er auch wirklich nie wieder vom Existenzminimum wegkommt, sind doch Augenwischerei! Volksverdummung - genauso wie die Story vom selbstverantwortlichen freien Menschen, der sein Schicksal und seinen Sozialstatus selbst erwählen und bestimmen kann.

Nichts kann er!

Arm geboren stirbt nicht reich - das gilt heute und galt immer.

Und was das "Jammern" betrifft:
Solange es Leute gibt, die verlangen, mit Blick auf rumänische Zustände habe der Arme hierzulande zufrieden zu sein, solange wird sich die soziale Schlinge immer weiter zuziehen. Kann man nur hoffen, daß diese Großtöner selbst einmal in die Situation kommen - dann können sie sich ja am rumänischen Beispiel wärmen und sehen, wieviel sie sich dafür hier und heute zu Essen kaufen können.

Diese Verpflichtung zum Vergleich mit Notregionen dieser Erde ist einerseits eine Unverschämtheit und andererseits eine unglaubliche Verunglimpfung all derer, die ohne eigene Schuld im HIV- und Arbeitslosigkeitsloch stecken.

Ich erinnere an den arbeitslosen Ingenieur, der 35 Jahre gutes Geld verdient hat, mit Ende 50 arbeitslos wird und nach einem Jahr noch keinen neuen Job hat. Der Mann wird per Gesetz zur Armut gezwungen. Gezwungen, sein gesamtes Lebenswerk zu vernichten, zu verbrauchen und spurlos zu beseitigen. Erst dann hat er ein Recht auf staatliche Unterstützung unterhalb des Existenzminimums. Dann aber bis ans Ende seiner Tage.

Glück auf!

Sachsenring601

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mal eben dieses Thema wieder hochholen, damit es nicht verschollen geht...
Porschekiller

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@Deli: Das ist die deutsche Gesellschaft. An sich faul, fett und bequem. Und so lange, wie die meisten noch annähernd satt und stockbesoffen werden, wird sich hier nichts ändern. Dazu ist der Deutsche schon viel zu sehr verweichlicht. Traurig aber wahr.

Es gab ja mal in Dresden Demos gegen die Verarmung. Was ist draus geworden? Die NPD hat die Veranstaltung für ihre Schand-Propaganda genutzt. Ich denke mal ganz stark, die wurden da von jemandem dafür bezahlt.

Aber die Leute haben sich mit Hartz IV abgefunden, es kommt regelmäßig, man muss sich nicht mehr rechtfertigen und der arbeitende Nachbar geht 8 Stunden arbeiten und hat auch nicht mehr. Nur das der eben die Fahrtkosten hat, um 6 raus muss und sich nicht jeden Abend randvoll zulaufen lassen kann.

Nicht jeder ist so, nicht jeder denkt so. Aber die Leute, die in diese Armutsschiene reingepresst werden, haben ein wesentlich höheres Risiko, so zu werden.
Wut, Angst und Verzweiflung führen nicht selten zu Resignation und sozialem Abstieg.

Ich verstehe die Leute, die dann irgend wann mal aufgeben. Ich finde es grausam und verantwortungslos, zumal man an jeder Ecke, vor allem auf Ämtern und Behörden gezeigt bekommt, dass man nicht mehr zu der Gesellschaft gehört.

Ich für meinen Teil bin schon seit einiger Zeit der Meinung, dass ich in einer "anderen Welt" besser leben könnte, ich denke ans endgültige Auswandern.
Wenn sich bis 2009 nicht grundlegend was tut, hat's sich.

Ach, bevor noch jemand sagt, dass ich vielleicht sogar noch zu unrecht rumjammere, hier ein kleiner Abriß der vergangen 7 Jahre:
Mitte/Ende 1999:
Ich habe eine Lehre annehmen müssen, für die es zur Zeit kein Arbeitsumfeld gibt, Ausbildungsplatzmangel sei dank. Ich hatte schätzungsweise 250 abgeschickt

2000/2001:
Die Zeit hat ergeben, dass ich eine minimale Chance habe, als "ungelernter" in einem Labor unterzukommen, ich habe mich weitergebildet

2002: Die erste Arbeitsstelle, 3-Schichtsystem, rollende Woche, Stundenlohn: 6,14 Euro, der Lohn ist bis zum heutigen Tage nicht erhöht worden (für die, die noch dort sind)
Ende 2002
Meine erste eigene Wohnung, die die Hälfte meines Nettolohnes verschlingt, der Rest geht fast vollständig für die Lebenserhaltungskosten drauf
kurze Zeit später die Kündigung in der Probezeit
2003: Sozialhilfe, zum Schluß hatte ich noch größzügige 150 Euro/Monat, von denen ich meinen Lebensunterhalt, Bewerbungen und Fahrtkosten zu bestreiten hatte. Das wird erst nachher erstattet, erst mal muss man es haben.
Mitte 2003: Endlich ordentlich bezahlte Arbeit, 1100 netto!
2004: arbeitslos, Armee, arbeitslos, Zivildienst im August
Ende Mai 2004 erster bemerkter epilleptischer Anfall, falsche Diagnose: Schlaganfall, normalerweise hätte ich gründlich untersucht werden müssen und aufgeklärt werden, dass man so erst mal ein halbes Jahr nicht Auto fahren darf
ab Juli jeden Tag mindestens einen
Der Einstellungsarzt wusste von dem Problem, man brauchte aber eine bllige Arbeitskraft.

2005: Unfall, Krankenhaus wegen Epilepsie
OP und Bestrahlung
Aus reiner Dankbarkeit wurde ich mit Sozialhilfe abgespeist und der Psychoterror mit Rentenkasse und BAZ beginnt.
Nach der ganzen Aktion war ich eigentlich schon pschisch wie physisch am Ende und durfte dann noch für eine Reha kämpfen.
2005/06: Die Zeit, in der ich Sozialhilfe bekam und berufs- und arbeitsunfähig war.
Dazu noch der Terror seitens der Ämter und das Bangen, dass nicht noch was teurer wird.
2005/06/07: 22 Wochen Reha mit vielen Fortschritten und tiefsten Rückschlägen haben mich wieder aufgerichtet
2007: Endlich wieder ein Schimmer Hoffnung, die Umschulung.
Mir wurde gesagt, ich könnte das nicht mehr machen, weil meine Einschränkungen zu groß währen, aber ich hab momentan nen Durchschnitt von 2,1. Ich habe für den Durchschnitt gekämpft und werde auch weiterhin machen, was in meiner Macht steht.
Also, an Erfahrungen und vor allem negativen Erfahrungen und Gründen für mein "Jammern" mangelt es mir nicht.
Zumal vorher auch schon Sachen waren, die mich geprägt haben: Meine Eltern mussten 1996 die Firma dicht machen, weil sie betrogen wurden und im selben Jahr ist mein Cousin mit nicht mal 22 Jahren gestorben.

[Bearbeitet von Porschekiller (21-11-2007 - 17:50)]

Deluxe

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Stimmt.

Aber die Leute resignieren nicht, weil sie da nicht raus WOLLEN. Sondern weil sie nicht KÖNNEN und das "Abfinden" mit HIV der einzige Weg ist, die Selbstachtung nicht vollends zu verlieren!

Assis gibts und gabs schon immer - aber ich bin sicher, daß es sich nicht um die Mehrheit derer handelt, die auf Sozialleistungen angewiesen sind.

Mir mißfällt in unserem Lande zunehmend, daß Asozialität und ALG II-Empfang stets in einem Atemzuge genannt und auf eine Stufe gestellt wird.
Die meisten ALG II-Empfänger sind nämlich nicht jeden Abend besoffen, liegen auch nicht jeden Tag bis Mittag im Bett, sondern versuchen, sich und ihren Familen/Kindern trotz allem ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen.

Vielleicht sollte man auch irgendwann mal davon wegkommen, sozialen Status NUR und ausschließlich über die Erwerbstätigkeit und das damit verbundene Einkommen zu definieren. Bleibt es langfristig beim Kapitalismus, müssen wir uns im Abendland von dem Gedanken verabschieden, daß Vollbeschäftigung möglich ist. Der Mensch besteht aus mehr als aus beruflicher Stellung und Kontostand! Nur interessiert das in diesem Gesellschaftssystem keine Sau...

Diesbezüglich finde ich den gedanklichen Ansatz der Linken "Grundeinkommen für alle und jeden vom Staat" nicht uninteressant. Es könnte sein, daß eines Tages genau darin die Lösung des Problems liegen wird.

Alle bekommen das Gleiche - einen Betrag der die Existenz nicht nur wie ALG II knapp sichert, sondern ein normales Leben ermöglicht. Und darüber hinaus kann jeder über Erwerbsarbeit mehr verdienen.

Das würde den Arbeitsmarkt entlasten, soziale Spannungen deutlichst abbauen, Kaufkraft sichern und die Wirtschaft am Laufen halten. Außerdem würden viele, die jetzt eigentlich unzumutbare Arbeitsverhältnisse in Kauf nehmen (müssen), schlichtweg aufhören zu arbeiten.

Damit wäre die Wirtschaft wiederum gezwungen, vernünftige Bedingungen anzubieten. U.a. Löhne, die ÜBER dem Sozialhilfeniveau liegen. Eine künstliche Verknappung von Arbeitskräften könnte in unserem Billiglohn-Ausbeiter-Leiharbeiterstaat nicht schaden.

Und es komme keiner damit, daß dann alle Arbeitgeber abwandern würden...das ist Unsinn.

Ich sage nicht, daß diese Lösung perfekt ist. Aber darüber nachdenken kann man ja wenigstens...

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